Handweichen
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- Jungspund
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Auf vielen Nebengleisen in Bahnhöfen sieht man häufig noch die ein oder andere Handbetätigte Weiche. Jetzt meine Frage, wie verhält sich das mit der neuen Eintrichtung der ETSW, dürfen dort immer noch Handweichen im Einsatz sein oder müssen die alle ausgebaut, gesperrt oder umgebaut werden. Ich hoffe ihr versteht meine Frage.
Natürlich sind Handweichen auch in ESTW-gesteuerten Bezirken erlaubt, jedoch ist bei diversen Weichen (in Hauptgleisen, bei Flankenschutz, um nur ein paar Bedingungen zu nennen) eine Schlüsselabhängigkeit erforderlich, um die Weiche signalabhängig zu machen. Das ist aber nicht erst beim ESTW so - Schlüsselabhänigkeiten gibts es schon sehr lange 

- Boris Merath
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Vielleicht noch ein bisschen laienkompatibler formuliert:
Der Unterschied zwischen Handweichen (=ortsgestellten) und elektrischen (=ferngestellten) Weichen ist erstmal nur, ob jemand hinrennen muss zum umstellen oder obs zentral aus dem Stellwerk geht.
Grundsätzlich gilt aber die Regel, dass alle Weichen in einer Zugstraße signalabhängig sein müssen. Das bedeutet, dass ein Signal erst dann auf Fahrt stellbar sein darf, wenn alle dahinter liegenden Weichen in der richtigen Lage liegen und gegen Umstellen gesichert sind. Das ganze muss in der Regel auch technisch gewährleistet sein.
Bei den ferngestellten elektrischen Weichen meldet die Weiche an das Stellwerk, dass sie die Endlage erreicht hat. Im Stellwerk wiederum wird über elektrische Schaltung, die Programmierung oder mechanische Bauteile (je nach Stellwerkstyp) verhindert, dass diese ferngestellte Weiche umgestellt werden kann.
Bei ortsgestellten Handweichen übernimmt diese Aufgabe ein Schlüssel. An der Weiche ist dazu ein Schloss. Der Schlüssel lässt sich aus dem Schloss nur abziehen, wenn das Schloß abgesperrt ist - das Schloß lässt sich wiederum aber nur absperren wenn die Weiche die richtige Lage dafür hat. Wenn man also den Schlüssel in der Hand hat ist gewährleistet, dass die Weiche die richtige Lage hat, und sich auch nicht mehr umstellen lässt. Den Schlüssel kann man jetzt entweder ins Stellwerk tragen, um dort die Fahrstraße freizuschließen (beim mechanischen Stellwerk), oder in eine elektrische Schlüsselsperre stecken. In diese Schlüsselsperre passt nur dieser Schlüssel, und nach Umdrehen des Schlüssels und Bestätigen eines Tasters wird der Schlüssel in der Schlüsselsperre festgehalten und kann nicht mehr entnommen werden. Auf elektrischem Weg meldet die Schlüsselsperre dann dem Stellwerk, dass der Schlüssel verriegelt ist.
Die Weiche lässt sich dann also nur noch umstellen, wenn der Schlüssel in der Schlüsselsperre freigegeben wurde, und die Schlüsselsperre gibt den Schlüssel nur frei, wenn die technischen Voraussetzungen erfüllt sind (keine Fahrstraße eingestellt) und der Fahrdienstleiter den Schlüssel ausdrücklich freigibt.
Damit sind Handweichen genauso sicher wie elektrische Weichen.
Schlüssel sind übrigends im Bereich der Sicherungstechnik ein gängiges Werkzeug, es ist teilweise ganz ordentlich was so ein Stellwerk an Schlüsseln haben kann. Nicht alle Handweichen sind natürlich mit einem Schlüssel abgesperrt, aber gerade auf reinen Güterzugstrecken hat man häufig ne ganz schöne Schlüsselorgie.
Anschlußgleise (Privatgleise genannt) haben auch heute in der Regel Handweichen mit Schlüsselabhängigkeit, elektrische Weichen für Anschlußgleise sind eher selten.
In Österreich gibts sogar noch ettliche Bahnhöfe, die noch kein Stellwerk haben, sondern den Vorgänger, das sogenannte Zentralschloß. Hier hat der Fahrdienstleiter im Dienstraum nur Signalhebel bzw. -taster, die Weichen im Bahnhof sind Handweichen mit Schlössern, der Fahrdienstleiter muss zum Umstellen also zu den einzelnen Weichen hinlaufen, diese aufsperren, umlegen und in der anderen Lage wieder absperren. Anschließend läuft er mit den Schlüsseln wieder in das Dienstzimmer, steckt die Schlüssel in das Zentralschloß oder in das Schlüsselwerk und kann daraufhin entweder den Signalhebel umlegen (Zentralschloß) oder bekommte aus dem Schlüsselwerk einen Schlüssel mit dem er den Taster für das Lichtsignal freischalten kann.
Der Unterschied zwischen Handweichen (=ortsgestellten) und elektrischen (=ferngestellten) Weichen ist erstmal nur, ob jemand hinrennen muss zum umstellen oder obs zentral aus dem Stellwerk geht.
Grundsätzlich gilt aber die Regel, dass alle Weichen in einer Zugstraße signalabhängig sein müssen. Das bedeutet, dass ein Signal erst dann auf Fahrt stellbar sein darf, wenn alle dahinter liegenden Weichen in der richtigen Lage liegen und gegen Umstellen gesichert sind. Das ganze muss in der Regel auch technisch gewährleistet sein.
Bei den ferngestellten elektrischen Weichen meldet die Weiche an das Stellwerk, dass sie die Endlage erreicht hat. Im Stellwerk wiederum wird über elektrische Schaltung, die Programmierung oder mechanische Bauteile (je nach Stellwerkstyp) verhindert, dass diese ferngestellte Weiche umgestellt werden kann.
Bei ortsgestellten Handweichen übernimmt diese Aufgabe ein Schlüssel. An der Weiche ist dazu ein Schloss. Der Schlüssel lässt sich aus dem Schloss nur abziehen, wenn das Schloß abgesperrt ist - das Schloß lässt sich wiederum aber nur absperren wenn die Weiche die richtige Lage dafür hat. Wenn man also den Schlüssel in der Hand hat ist gewährleistet, dass die Weiche die richtige Lage hat, und sich auch nicht mehr umstellen lässt. Den Schlüssel kann man jetzt entweder ins Stellwerk tragen, um dort die Fahrstraße freizuschließen (beim mechanischen Stellwerk), oder in eine elektrische Schlüsselsperre stecken. In diese Schlüsselsperre passt nur dieser Schlüssel, und nach Umdrehen des Schlüssels und Bestätigen eines Tasters wird der Schlüssel in der Schlüsselsperre festgehalten und kann nicht mehr entnommen werden. Auf elektrischem Weg meldet die Schlüsselsperre dann dem Stellwerk, dass der Schlüssel verriegelt ist.
Die Weiche lässt sich dann also nur noch umstellen, wenn der Schlüssel in der Schlüsselsperre freigegeben wurde, und die Schlüsselsperre gibt den Schlüssel nur frei, wenn die technischen Voraussetzungen erfüllt sind (keine Fahrstraße eingestellt) und der Fahrdienstleiter den Schlüssel ausdrücklich freigibt.
Damit sind Handweichen genauso sicher wie elektrische Weichen.
Schlüssel sind übrigends im Bereich der Sicherungstechnik ein gängiges Werkzeug, es ist teilweise ganz ordentlich was so ein Stellwerk an Schlüsseln haben kann. Nicht alle Handweichen sind natürlich mit einem Schlüssel abgesperrt, aber gerade auf reinen Güterzugstrecken hat man häufig ne ganz schöne Schlüsselorgie.
Anschlußgleise (Privatgleise genannt) haben auch heute in der Regel Handweichen mit Schlüsselabhängigkeit, elektrische Weichen für Anschlußgleise sind eher selten.
In Österreich gibts sogar noch ettliche Bahnhöfe, die noch kein Stellwerk haben, sondern den Vorgänger, das sogenannte Zentralschloß. Hier hat der Fahrdienstleiter im Dienstraum nur Signalhebel bzw. -taster, die Weichen im Bahnhof sind Handweichen mit Schlössern, der Fahrdienstleiter muss zum Umstellen also zu den einzelnen Weichen hinlaufen, diese aufsperren, umlegen und in der anderen Lage wieder absperren. Anschließend läuft er mit den Schlüsseln wieder in das Dienstzimmer, steckt die Schlüssel in das Zentralschloß oder in das Schlüsselwerk und kann daraufhin entweder den Signalhebel umlegen (Zentralschloß) oder bekommte aus dem Schlüsselwerk einen Schlüssel mit dem er den Taster für das Lichtsignal freischalten kann.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.
Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
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Hinzuzufügen ist, dass es auch in Deutschland noch die Variante mit Schlüsselwerken gibt. Dort muss dann nur ein Schlüssel eingesperrt werden, um die ganzen Schlüssel die man für z.B. einen Bahnhof braucht zu bekommen.
Abgesperrt werden nicht nur Weichen - grad bei Gleissperren ist das auch ein beliebtes Spielchen.
Es gibt auch Folgeanhängigkeiten. Erste Weiche durch Schlüsselsperre aufsperren und umstellen, das ergibt dann Schlüssel für zweite Weiche und legt die erste auch gleich wieder fest.
Neu bei ESTWs sind allerdings auch EOW - elektrisch ortsgestellte Weichen. Was früher Handweiche oder von einem extra Stellwerk ferngestellte Weiche war kann sich heute der Tf per Taster direkt umstellen.
Abgesperrt werden nicht nur Weichen - grad bei Gleissperren ist das auch ein beliebtes Spielchen.
Es gibt auch Folgeanhängigkeiten. Erste Weiche durch Schlüsselsperre aufsperren und umstellen, das ergibt dann Schlüssel für zweite Weiche und legt die erste auch gleich wieder fest.
Neu bei ESTWs sind allerdings auch EOW - elektrisch ortsgestellte Weichen. Was früher Handweiche oder von einem extra Stellwerk ferngestellte Weiche war kann sich heute der Tf per Taster direkt umstellen.
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