Wettbewerbspolitik im SPNV in Bayern

Strecken und Fahrzeuge des Regionalverkehrs (ohne S-Bahn!)
mic
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Beitrag von mic »

Aus dem Koalitionsvertrag (S. 32) der designierten CSU/FDP-Regierung in Bayern:
Wir werden das flächendeckende SPNV-Angebot durch zügige Ausschreibung weiterer Teilnetze verbessern und den Bayern-Takt weiterentwickeln. Die SPNV-Wettbewerbspolitik aus einer Hand durch die BEG hat sich bewährt.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Und?
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spock5407
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Beitrag von spock5407 »

D.h. nix anderes, als dass die Lohndrückerei weiter geht.... Ich glaub das modernere Wort dafür heisst "Liberalisierung" :(
Daniel-Würzburg
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Beitrag von Daniel-Würzburg »

mic @ 26 Oct 2008, 11:47 hat geschrieben: Aus dem Koalitionsvertrag (S. 32) der designierten CSU/FDP-Regierung in Bayern:
Wir werden das flächendeckende SPNV-Angebot durch zügige Ausschreibung weiterer Teilnetze verbessern und den Bayern-Takt weiterentwickeln. Die SPNV-Wettbewerbspolitik aus einer Hand durch die BEG hat sich bewährt.
Zur ersten Aussage, man wolle weiter ausschreiben:
Bis 2013 (also dem Ende der aktuellen Legislaturperiode) ist der Wettbewerbsfahrplan durch den Verkehrsvertrag aus dem Jahr 2004 ohnehin schon festgelegt. Neben der bereits laufenden Ausschreibung über das E-Netz Franken steht im Prinzip nur noch die Strecke Lindau--Ulm aus, bei der allerdings fraglich ist, ob durch die Verzögerungen bei der Elektrifizierung das Verfahren rechtzeitig starten kann.
Spannend wird es im Bezug auf den neuen Verkehrsvertrag ab 2013, bei dem die FDP ja dann ordentlich mitmischen darf. Große Teile Bayerns sind bisher weitgehend von Ausschreibungen verschont geblieben, z.B. das Allgäu, fast der gesamte Verkehr südlich und östlich von München, alle Neigetechniklinien und natürlich die Regionetze der Südostbayernbahn und der Westfrankenbahn. Das wird sich nach meiner Vermutung grundlegend ändern, ich gehe davon aus, dass die FDP über die Laufzeit des nächsten Verkehrsvertrags alle Verkehre ausschreiben will.

Zur zweiten Aussage, die Wettbewerbspolitik habe sich bewährt:
Für die Staatsregierung hat sie das mit Sicherheit. Das Geld, dass man sich durch Ausschreibungen spart, kann man wunderbar für die Haushaltskonsolidierung verwenden und die CSU mal wieder im besten Licht erscheinen lassen.
Für den Fahrgast hat die Vorgehensweise zwei Seiten. Die Quantität des Angebots verbessert sich zwar meist, die Qualität des Fahrzeugmaterials ist teilweise aber eher mau. Sowohl der LINT in Nürnberg als auch der LIREX in Augsburg sind deutlich enger bestuhlt als ihre Vorgängerfahrzeuge. In dieser Beziehung sollte man künftig mehr auf die Belange der Fahrgäste eingehen, und nicht immer nur die Finanzierung im Blick haben. Auch die eine oder andere Streckenreaktivierung wäre durchaus überlegenswert, z.B. die Mainschleifenbahn oder die fränkische Höllentalbahn. Mit einem privaten Infrastrukturbetreiber und einer sofortigen Ausschreibung der Verkehrsleistungen ist auch das kostengünstig machbar.

Ich bin gespannt, was die kommende Legislaturperiode brint, es kann auf jeden Fall besser werden...
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Wir brauchen neue Straßenbahnstrecken nach Versbach, Lengfeld, Gerbrunn und Höchberg!
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spock5407
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Beitrag von spock5407 »

Irgendwann kriegen wir selbstverladendes Stückgut nur noch Güterwagen....
Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Das Geld, dass man sich durch Ausschreibungen spart, kann man wunderbar für die Haushaltskonsolidierung verwenden und die CSU mal wieder im besten Licht erscheinen lassen. (...) die Qualität des Fahrzeugmaterials ist teilweise aber eher mau.
Bezahlt man damit vielleicht auch das Mehrangebot? :ph34r:
mic
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Beitrag von mic »

Ich bin gar nicht so sicher, ob die Länder überhaupt die Wahl haben. Ich meine vor einiger Zeit mal gehört zu haben, die Länderverkehrsminister hätten sich auf Druck der EU selbstverpflichten müssen, Schienennahverkehr künftig ausschließlich im Wettbewerb zu vergeben. Ich habe aber leider keine Quelle dafür, weiss vielleicht jemand näheres ?
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

mic @ 26 Oct 2008, 16:52 hat geschrieben:Ich bin gar nicht so sicher, ob die Länder überhaupt die Wahl haben. Ich meine vor einiger Zeit mal gehört zu haben, die Länderverkehrsminister hätten sich auf Druck der EU selbstverpflichten müssen, Schienennahverkehr künftig ausschließlich im Wettbewerb zu vergeben. Ich habe aber leider keine Quelle dafür, weiss vielleicht jemand näheres ?
Hier zum Beispiel:

http://www.komba.de/archiv/info_nrw_quovadis.cfm

Dieser Artikel bezieht sich aber auf den örtlichen Nahverkehr, wo Ausnahmen möglich sind. Der Regionalverkehr der Eisenbahn fällt aber nicht darunter. Es stimmt schon, SPNV-Leistungen müssen europaweit ausgeschrieben werden.

Das hierbei immer der preisgünstigste Anbieter zum Zuge kommt, hat mit der Vergabeordnung auch einen gesetzlichen Hintergrund.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
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Beitrag von KBS 855 »

mic @ 26 Oct 2008, 16:52 hat geschrieben: Ich bin gar nicht so sicher, ob die Länder überhaupt die Wahl haben. Ich meine vor einiger Zeit mal gehört zu haben, die Länderverkehrsminister hätten sich auf Druck der EU selbstverpflichten müssen, Schienennahverkehr künftig ausschließlich im Wettbewerb zu vergeben. Ich habe aber leider keine Quelle dafür, weiss vielleicht jemand näheres ?
Die EU ist eine Marionette der Wirtschaft und entscheidet im Zweifel immer gegen die Arbeitnehmer. In Niedersachsen wurde doch im Baugewerbe sogar die Tariftreueregelung durch die EU gekippt. Das zeigt doch wie sehr die EU sich von den Bürgern entfernt und trägt nicht zur EU-Freundlichkeit bei.

Wir sind der Hauptfinanzier der EU und können auch die Richtung der EU bestimmen. Hier mal Druck ausüben würde helfen und Länder wie Frankreich wären sofort mit dabei. Nur ist unsere Regierung doch genauso von Wirtschaftslobbyisten durchzogen, da springt man dem Bürger nicht zur Seite.
Alles ist ein langfristiges Aktionsprogramm um den Mittelstand zu liquidieren. Aber wer kauft dann die schönen Produkte, vom Auto bis zu den neuesten Elektrogeräten?
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Beitrag von Rohrbacher »

Das hierbei immer der preisgünstigste Anbieter zum Zuge kommt, hat mit der Vergabeordnung auch einen gesetzlichen Hintergrund.
Das ist auch sinnvoll so, dazu ist eine Ausschreibung da.
Es ist nur immer die Frage, was für Kriterien in die Ausschreibungen reingeschrieben werden, die die Bewerber erfüllen müssen.
KBS 855

Beitrag von KBS 855 »

Rohrbacher @ 26 Oct 2008, 17:40 hat geschrieben: Das ist auch sinnvoll so, dazu ist eine Ausschreibung da.
Es ist nur immer die Frage, was für Kriterien in die Ausschreibungen reingeschrieben werden, die die Bewerber erfüllen müssen.
Und wieso wählt die Schweiz, auch mit Erfahrungen aus der Vergangenheit, einen anderen Weg? Dort gewinnt eben nicht der günstigste Bieter.
Allerdings darf ruhig der günstigste Bieter im SPNV gewinnen, wenn man Spielregeln wie in Schweden festlegt, z. B.
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Beitrag von Rohrbacher »

Weil die Schweiz nicht in der EU ist?

Ähm ja und dann kommt's drauf an, was ich ausschreibe: Wenn das 'ne Ausschreibung nach dem Motto "Ideenwettbewerb" ist, mach' mal 'nen Vorschlag, wie der neue Hauptbahnhof aussehen soll, dann gewinnt da nicht der günstigste, sonst wäre der nächste Hauptbahnhof eine Gartenhütte von OBI für 500 Euro...

Wenn ich aber eine detailierte Leistung ausschreibe, wüsste ich nicht, warum man bei sorgfältiger Auswahl der Kriterien vorher, der günstigste Bieter nicht gewinnen sollte!? Sag' mir einen Grund.
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Beitrag von KBS 855 »

Rohrbacher @ 26 Oct 2008, 17:47 hat geschrieben: Wenn ich aber eine detailierte Leistung ausschreibe, wüsste ich nicht, warum man bei sorgfältiger Auswahl der Kriterien vorher, der günstigste Bieter nicht gewinnen sollte!? Sag' mir einen Grund.
Du beantwortest es doch schon selber: bei sorgfältiger Auswahl der Kriterien

Ich habs ja auch gesagt, es kann gerne der günstigste Anbieter gewinnen, wenn man vorher genaue Standards festlegt, an die sich alle halten müssen und dazu gehört eben z. B. Übernahme aller Mitarbeiter und ein Mindesttarifniveau (langfristig muss es einen Branchentarifvertrag geben, an den sich alle halten müssen).
Wenn ein Bieter günstiger ist, weil er deutlich niedrigere Verwaltungskosten hat, er innovativer ist usw., dann ist das doch in Ordnung. Es darf nur nicht zulasten der Fahrgäste und des Personals gehen, das ist nicht der eigentliche Sinn von Wettbewerb.
Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Ja, sag' ich ja. Wenn ich die Kriterien nicht genau vorgebe, hab' ich was falsch gemacht oder es war mir nicht so wichtig... Das ändert aber nichts dran, dass man bei einer Ausschreibung rauskriegen will, wer billiger ist. Macht ja jeder Privatmensch auch, da such' ich mir auch, wer mir mein Haus am billigsten streicht und da gewinnt dann keiner, der mir für den halben Preis halt nur das halbe Haus streichen will.
mic
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Beitrag von mic »

...und wenn ich Kriterien vorgebe und damit den günstigsten Wettbewerber suche, mit welcher Logik sollte ich dann vorschreiben, dass dieser seine Leute nach dem teuersten TV (-> LfTV) bezahlen soll, wenn es auch günstigere TV´s gibt. Siehe unsere Diskussion zum Streit zwischen Gewerkschaften drüben im Dieselnetz-Oberfranken-Beitrag.
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Beitrag von KBS 855 »

mic @ 26 Oct 2008, 18:12 hat geschrieben: ...und wenn ich Kriterien vorgebe und damit den günstigsten Wettbewerber suche, mit welcher Logik sollte ich dann vorschreiben, dass dieser seine Leute nach dem teuersten TV (-> LfTV) bezahlen soll, wenn es auch günstigere TV´s gibt. Siehe unsere Diskussion zum Streit zwischen Gewerkschaften drüben im Dieselnetz-Oberfranken-Beitrag.
Der LfTV ist nicht der teuerste TV, schau mal bei einigen klassischen Privatbahnen. Ich kann und darf hier keine Zahlen nennen. Billigere Tarifverträge gibts doch nur, weil sich einige angeblich soziale Gewerkschaften vorm Arbeitgeber prostituieren, auch weil sie ja von Basismitarbeitern wie Zugbegleitern, Lokführern usw. wenig halten. Und die unterste LfTV-Stufe als Vorgabe ist nun wirklich nicht hart, weil sie wirklich weit unten angesetzt ist für derartige Tätigkeiten.
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Beitrag von Rohrbacher »

mic @ 26 Oct 2008, 18:12 hat geschrieben: ...und wenn ich Kriterien vorgebe und damit den günstigsten Wettbewerber suche, mit welcher Logik sollte ich dann vorschreiben, dass dieser seine Leute nach dem teuersten TV (-> LfTV) bezahlen soll, wenn es auch günstigere TV´s gibt. Siehe unsere Diskussion zum Streit zwischen Gewerkschaften drüben im Dieselnetz-Oberfranken-Beitrag.
Nach der selben Logik, warum ein Angebot, wo die Reisezüge mit Güterwagen gefahren werden sollen, was ja billig wäre, trotzdem nicht gewinnen kann. Mal abgesehen von anderen rechtlichen Bestimmungen...
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Beitrag von viafierretica »

Ich meine vor einiger Zeit mal gehört zu haben, die Länderverkehrsminister hätten sich auf Druck der EU selbstverpflichten müssen, Schienennahverkehr künftig ausschließlich im Wettbewerb zu vergeben.


Ehrlich gesagt kann ich mir das nicht vorstellen. Ein Blick in die Nachbarländer: welche Strecke in Österreich ist je ausgeschrieben worden???? Überall fährt die ÖBB, die Länder bestellen schön brav beim Monopolisten. Und was die ÖBB gnadenlos herunterwirtschaftet, z.B. die Pinzgaubahn oder Mariazellerbahn, kaufen schön brav die Länder für viel Geld der ÖBB ab. Vorher bekommt die ÖBB noch Geld für die Sanierung, udn nach der Übernahme wird schon wieder saniert. Frankreich: überall SNCF. Die Regionen bestellen schön brav bei der SNCF, deren Zugkilometer doppelt so viel wie bei der DB kosten. Belgien: überall SNCB. Italien: überall fährt Trenitalia, nur in Südtirol nicht, dies hat aber eher politische Gründe. In der Hauptstadt der EU ist Wettbewerb weit weg. Es sind nur wenige Länder, die so konsequent ausschreiben wie Deutschland. Also kann´s wohl nicht an der EU liegen.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

KBS 855 @ 26 Oct 2008, 16:51 hat geschrieben:Ich habs ja auch gesagt, es kann gerne der günstigste Anbieter gewinnen, wenn man vorher genaue Standards festlegt, an die sich alle halten müssen und dazu gehört eben z. B. Übernahme aller Mitarbeiter und ein Mindesttarifniveau (langfristig muss es einen Branchentarifvertrag geben, an den sich alle halten müssen).
Man muss es auch aus der Sicht derjenigen sehen, die es bezahlen sollen. Und das ist in diesem Fall der Steuerzahler. Und das sind alle Bürger eines Staates, unabhängig davon, ob sie die Bahn nutzen können/müssen oder nicht. Gegen ein Mindesttarifneveau ist ja nichts einzuwenden, aber eine Übernahme aller Mitarbeiter des unterliegenden Mitbewerberbers ist Unsinn. Wenn in der freien Wirtschaft, bleiben wir mal im Transportgewerbe, eine Spedition oder ein Reisebusunternehmen einen lukrativen Auftrag an einen Mitbewerber verliert, schreit niemand nach solchen Vorgaben.
Wenn ein Bieter günstiger ist, weil er deutlich niedrigere Verwaltungskosten hat, er innovativer ist usw., dann ist das doch in Ordnung. Es darf nur nicht zulasten der Fahrgäste und des Personals gehen, das ist nicht der eigentliche Sinn von Wettbewerb.
Bisher ging nach meinen Beobachtungen der Wettbewerb nicht zu Lasten der Kunden/Fahrgäste, eher das Gegenteil war der Fall. Mein Lieblingsbeispiel ist da die Regiobahn von Mettmann nach Kaarst (O.K. nicht Bayern, sondern NRW). Ohne exakte Zahlen über die Entlohnung der Mitarbeiter zu kennen, unzufrieden scheinen sie aber nicht zu sein. Dafür sind sie zu freundlich und kundenbezogen.

Dem ganzen Problem könnten wir entgehen, wenn die Fahrpreise den tatsächlichen Kosten angepasst würden ;)
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Beitrag von Rohrbacher »

Man muss es auch aus der Sicht derjenigen sehen, die es bezahlen sollen. Und das ist in diesem Fall der Steuerzahler.
Wenn der mal eben mit 500 Mrd ein paar Banken stützen kann, allein 5,4 Mrd für die bayerische Landesbank, weil die sich selbst in Schwierigkeiten gebracht haben, können die 6 Mrd Regionalisierungsmittel + ein paar Mrd Investitionen ins Netz jedes Jahr echt nicht das Problem sein. Immerhin zahlen die Bahner ja Steuern und konsumieren nach Dienstschluss fleißig und die Fahrgäste haben auch was davon.

Möchten wir jetzt wirklich noch weiter über "die tatsächlichen Kosten" reden? Okay, wir können gerne beim Straßennetz weitermachen, deren Renditen sind grauslig und das Defizit ist immens. Wenn jeder Auto-Kilometer wirklich das kosten würde, was er wirklich an Kosten verursacht und nicht der Steuerzahler für alles aufkommt, dann kannst du deinen Kleintransporter abstellen und zum Arbeitsamt gehen, um's mal drastisch zu formulieren. :ph34r:
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Beitrag von mic »

Zeit für ein kleines Zwischenfazit:
- Die Mittelfrankenbahn (rund um Nürnberg) schein inzwischen zu laufen. Die BEG hat Zusatzleistungen mit 642ern nachbestellt.
- Der Fugger-Express (rund um Augsburg) scheint inzwischen ebenfalls (mehr oder weniger) zu laufen. Die BEG hat inzwischen Zusatzleistungen mit einem Doppelstock-Zug nachbestellt.
- Die Mainfrankenbahn (rund um Würzburg) scheint ebenfalls mehr oder weniger zu laufen. Die BEG hat zwischen Würzburg und Treuchtlichen drei (und wird evtl. fünf) Wagenzüge (offenbar zur Erhöhung der Platzkapazität) nachbestellt.
- Der ALEX-Nord wurde um sieben Doppelstockwagen "verstärkt" - soweit ich gelesen habe ebenfalls auf Bestellung der BEG.

Meine Frage (hier in den Raum):
Offenbar gibt es bei den genannten Wettbewerbsprojekten der BEG dahingehend gravierende Probleme, dass bei den Ausschreibungen mit zu geringen Platzkapazitäten kalkuliert wurde, die nun durch die BEG nachbestellt werden müssen. Oder täusche ich mich da?
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spock5407
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Beitrag von spock5407 »

Ein Schelm, wer da an systematische Bestellung von zuwenig Kapazität denkt...
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ubahnfahrn
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Beitrag von ubahnfahrn »

Es werden immer ausreichende Platzkapazitäten bestellt, die durch Zählungen ermittelt wurden. Bei besonders starkem Nachfragewachstum wird eben dann auch mal die Kapazität erhöht.
[img]http://img856.imageshack.us/img856/8064 ... eu2011.png[/img]

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Beitrag von BG »

Das wage ich so mal zu bezweifeln, bei der Mittelfrankenbahn gabs zumindest auf der Strecke nach Markt Erlbach raus direkt nach der Umstellung auf die 648 massive Kapazitätsprobleme. Ich glaub kaum dass da von einem Tag auf den anderen plötzlich so viele mehr fahren wollten. Für Details müsst ich nochmal bei jemandem fragen der die Strecke regelmäßig fährt wie das gelaufen is (glaub irgendwie viele n-Wagen auf 1 648er oder so, war von vornherein klar dass das nicht klappt).
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

spock5407 @ 29 Jan 2011, 11:19 hat geschrieben: Ein Schelm, wer da an systematische Bestellung von zuwenig Kapazität denkt...
Nun es wurde auch Mammendorf -Maisach von Seiten des BEG ausgestockt, also an den Sitzplätzen kann es nicht liegen.

Das Problem von Strecken wie Augsburg - München ist die extreme Verteilung über den Tagesverlauf. Während im Pendelerpeak die Fahrgäste sich stapeln wird um 11 h morgens fast nur leere Luft umeinandergefahren. Dieses Phänomen gibt es sicherlich auch woanders aber ist halt extrem auf den Pendlerstrecken in Bayern.
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Beitrag von Electrification »

Iarn @ 29 Jan 2011, 12:22 hat geschrieben: Das Problem von Strecken wie Augsburg - München ist die extreme Verteilung über den Tagesverlauf. Während im Pendelerpeak die Fahrgäste sich stapeln wird um 11 h morgens fast nur leere Luft umeinandergefahren. Dieses Phänomen gibt es sicherlich auch woanders aber ist halt extrem auf den Pendlerstrecken in Bayern.
Gerade die Strecke Augsburg - München ist daher mit Wagenzügen besser zu bedienen, so stellt man nur antriebslose Wagen ab und das wars, abgesehen davon dass man viel flexibler auf Verkehrsspitzen reagieren kann.

Triebwagen sind ja das beste was es gibt für RB-Leistungen und Strecken die eine normale Auslastung haben, aber für Langstrecken (z. B. Alex) oder aufkommensstarke Verbindungen sind einfach Wagenzüge besser.
Wenn man es sinnvoll anstellen würde, könnte man diese Wagen dann wenn sie abgestellt sind als Reservegarnituren nutzen oder am Wochenende damit Sonderzüge fahren.
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Beitrag von tobster »

Aber war es nicht prinzipiell schon, dass mit den meisten Ausschreibungen die Takte verdichtet/verbessert wurden? Dann muss man halt mit einem Zuwachs rechnen, den aber niemand so genau kennt.

Von der BOB meine ich sogar im Kopf zu haben, dass die Fahrgastzahlen von bis zu 5000/Tag auf bis zu 15000/Tag gewachsen über die letzten Jahre.
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spock5407
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Beitrag von spock5407 »

Iarn @ 29 Jan 2011, 12:22 hat geschrieben: Das Problem von Strecken wie Augsburg - München ist die extreme Verteilung über den Tagesverlauf. Während im Pendelerpeak die Fahrgäste sich stapeln wird um 11 h morgens fast nur leere Luft umeinandergefahren.
Genau das dürfte des Pudels Kern sein. In Summe mag genug Kapa pro Tag bestellt sein, aber zu den Stosszeiten passts halt net auf bestimmten Strecken.
Und dazu Züge, wo die Leute zusammengepfercht werden, um die Kosten/Platzkilometer zu drücken.
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Naseweis
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Beitrag von Naseweis »

Electrification @ 29 Jan 2011, 13:09 hat geschrieben:Gerade die Strecke Augsburg - München ist daher mit Wagenzügen besser zu bedienen, so stellt man nur antriebslose Wagen ab und das wars, abgesehen davon dass man viel flexibler auf Verkehrsspitzen reagieren kann.
Die Loks muss man genauso abstellen, schließlich braucht für die HVZ man Zusatzzüge und nicht nur ein paar Zusatzwagen. Die normalen Züge kannst du zur HVZ nämlich nicht endlos verlängern, da einerseits Bahnsteige nicht lang genug sind und anderseits dann die Loks mit den langen, vollen Zügen überfordert wären.

Triebwagen sind ja das beste was es gibt für RB-Leistungen und Strecken die eine normale Auslastung haben, aber für Langstrecken (z. B. Alex) oder aufkommensstarke Verbindungen sind einfach Wagenzüge besser.
Richtig. Nach Augsburg ist aber RB, es soll in Augsburg geflügelt werden. Das spricht wieder für ETs.

Wenn man es sinnvoll anstellen würde, könnte man diese Wagen dann wenn sie abgestellt sind als Reservegarnituren nutzen oder am Wochenende damit Sonderzüge fahren.
Sonderzüge und fürs Wochende ist klar. Das kann man genauso mit Triebwagen machen, insofern kein Unterschied. Reserve wiederum wäre dumm, da, wenn die Reserve mal beansprucht werden muss, dann zur HVZ die Wagen fehlen.
Für gnadenlose Vertaktung und strategische Ausbauten!
Jede Stunde, jede Klasse - willkommen auf der Gäubahn!
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Beitrag von Boris Merath »

BG @ 29 Jan 2011, 12:22 hat geschrieben: bei der Mittelfrankenbahn gabs zumindest auf der Strecke nach Markt Erlbach raus direkt nach der Umstellung auf die 648 massive Kapazitätsprobleme. Ich glaub kaum dass da von einem Tag auf den anderen plötzlich so viele mehr fahren wollten. Für Details müsst ich nochmal bei jemandem fragen der die Strecke regelmäßig fährt wie das gelaufen is (glaub irgendwie viele n-Wagen auf 1 648er oder so, war von vornherein klar dass das nicht klappt).
Davor sind 614er gefahren. Ein 614 ist ziemlich genau doppelt so lang wie ein Lint.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
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