DB84 @ 23 Mar 2006, 14:45 hat geschrieben:Es ist klar das es eine Minderheit der 720 000 Fahrgäste ist die wir täglich bei der S-Bahn befördern! Aber es ist eine noch KLEINERE Minderheit die sich für Verspätung aufholen,warten auf daher gerannte Fahrgäste bedankt oder nur ein nettes Hallo/Guten Tag sagt! UND übrigens wenn wir schon beim Gehalt angekommen sind, ist der Job den ich mache bei der S-Bahn unterbezahlt und da lasse ich mir nicht von ein paar vollidioten die meinen etwas besseres zu sein was sagen!!!

Das mit dem Bedanken ist auch nicht immer so einfach. Langer S-Bahn-Zug, Fenster zu, etc. Wenn ich mal irgendwo was frage und dann eine Antwort erhalte, dann bedanke ich mich aber beispielsweise auch - das ist selbstverständlich und hat nichts mit dem Verhältnis der DB zu ihren Kunden zu tun. Und meinem Busfahrer sag ich eigentlich jeden Tag "grüß Gott".
Und Adressat für deine Gehaltsvorstellungen ist nunmal jemand anders. Ich ärgere mich im Zweifelsfall auch über die Kassiererin im Supermarkt - die wird auch nicht gerade ein üppiges Gehalt haben, und im Zweifelsfall den weniger sicheren Job. Aber soll ich mir deshalb gefallen lassen, wenn irgendwas total nicht läuft. Wenn die Schlange zu lang sind, weiß ich auch, daß oft der Marktleiter der Schuldige ist, oder der, der für zuwenig Personal zuständig ist.
Grundsätzlich gilt bezüglich schlecht bezahlter Jobs: ich kann nicht die Welt verbessern (wenigstens nicht alles auf einmal

). Also befasse ich mich mit den Sachen, die mich betreffen und die mir, wenn sie schieflaufen, Schaden zufügen. Meine Solidarität in deiner Gehaltsfrage kannst Du gerne haben - den Ausschlag wird das aber kaum geben. Nur weil ich weiß, daß irgendjemand schlecht verdient, müssen mir aber seine Sprüche über die Kundschaft im Allgemeinen oder im Besonderen noch nicht gefallen.
@ET423: Glaube nicht, daß ich nicht den Frust der Eisenbahner verstehe. Und glaube nicht, daß Fahrgäste unter zerstörten Sitzen, Graffiti, Schuhe auf den Sitzen, allgemeiner Vermüllung, Rauchen an unpassenden Orten, laute Musikgeräte nicht mindestens so leiden wie Mitarbeiter. Die Nutzung der S-Bahn kostet manchmal echt Überwindung, und da sind zu einem Teil auch die Mitreisenden dran schuld. Ich versuche mir einzureden, daß dies ein gesellschaftliches Phänomen ist, und das es die Unterschiede dazu, was vernünftiges Verhalten ist, schon immer gegeben, ggf. auf unterschiedlichen Niveau, und daß man dies je nach Situation nur stärker wahrnimmt. Besser wird es dadurch aber nicht, noch nicht mal mein Gefühl dabei.
Es gibt die Rabauken. Es gibt aber auch die Fahrgäste, die über irgendwas - sei es zu recht oder zu unrecht - so verärgert sind, daß sie diesen Frust einige Zeit mit sich rumschleppen. Und wenn dann die Nackenschläge einigermaßen regelmäßig kommen, ist das so zermürbend, daß man den Frust kaum noch los wird. Deswegen macht man zwar noch keine Sitze kaputt, kooperatives Verhalten gegenüber der Bahn wird aber damit auch nicht unterstützt. Und dann gibt es noch die Seltenfahrer, die sich ihre Meinung aus der Zeitung holen.
Alle zusammen sind aber normalerweise immer noch nicht die Mehrheit (kann aber sicher in Einzelfällen wie in den eingangs zitierten Artikeln geschildert passieren). An den meisten Tagen, steige ich wahrscheinlich recht lethargisch in die S-Bahn, lese etwas SZ, und registriere dann ob wir pünktlich sind oder nicht (bei mehr als +5 setzt wg. drohenden Anschlußverlust regelmäßig der Frust ein). Für mich S-Bahn-Fahren Alltag, da kann ich nicht immer aus allem einen Aufreger machen. Registrieren wird man aber alles, was irgendwie nachteilig wirkt: dreckiger Bahnsteig, zu wenig Licht, deutliches Überfahren der H-Position etc. Registrieren wird man auch irgendwelchen besonderen Durchsagen, oder wenn daraus hervor geht, daß der Tf heute gut drauf ist. Ihr mögt das aus eurer Sicht anders sehen, aber aus dem ganzen dann unterm Strich eine positive Bilanz zu bilden, fällt schwer (es gab mal dies Pünktlichkeitsphase letzten Sommer - das fiel wirklich positiv auf).
Das war jetzt der Versuch der Differenzierung. Und so sollte es ja im Forum auch sein. Nur, daß jeder Beitrag immer in sich ausgewogen ist, kann man nicht verlangen. Man ist halt auch immer vom eigenem Umfeld geprägt. Unter den Kunden meiner Firma gibt es nunmal keine Vollidioten - im Zweifelsfall einfach deshalb, weil meine Firma das so definiert und weil das Halten an diese Definition für mich existenziell ist (solange ich nicht will, daß Firma und ich verschiedene Wege gehen).
Edmund