Nachdem Dirk Mattner (wir erinnern uns: www.et420-online.de) bei Drehscheibe Online einen herrlichen Beitrag verfasst hat, der hier keinem vorenthalten werden sollte, der nicht bei DSO liest, habe ich mal das Ganze mit Genehmigung von Dirk hier reinkopiert; ihm war es lediglich zu umständlich, sich extra zu registrieren ...
Den Originalbeitrag findet Ihr unter DIESEM LINK.
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Und täglich grüßt das Thema "S-Bahn München"
Autor: Dirk Mattner
Datum: 09.07.03 18:31
Hallo!
Ich denke mal das die Fuzzies erwachsen genug sind um zu entscheiden ob sie nun dieses Thema weiter verfolgen wollen oder nicht.
Also. Für alle die es interessiert oder die gerne dabei sind wenn ich die verbale Keule gegen ein sich permanent lächerlich machendes Unternehmen schwinge, gibt es heute mal wieder Lesestoff.
Das Thema heute dreht sich nur nebensächlich um die Baureihe 423. Im Vordergrund steht die Form der Kommunikation mit der die GmbH die vermeindlich frohe Kunde vermitteln möchte.
Dieses Mittel heisst "S Takt" und steht was Realitätsferne und Volksverdummung betrifft der berühmt berüchtigten "BahnZeit" in nichts nach.
AUSNAHME - Bei der "BahnZeit" weiss der Leser (meist Eisenbahner) das er permanent veräppelt wird. Und noch ein Unterschied: "S-Takt" hat noch nicht einmal eine Rubrik mit Leserbriefen, die für einen kurzen Augenblick den Horizont der Wahrheit erahnen lässt...
Ich beginne also gestern nachmittag in der S1 mit der Lektüre dieses garantiert BSE-Freien Inhalts. 100% BSE-Frei, da keinerlei spuren von Hirn nachgewiesen werden können!
Ganz nebenbei: Der 423er kennt scheinbar keine "Notbeleuchtung" oder sonstige permanente Lichtquellen wie der 420. In dem Tunnelstück zwischen Feldmoching und Moosach wurde es zappenduster, nur die Zielanzeigen unter dem Dachhimmel leuchteten "Moosach" in die Nacht hinaus. Ausleuten tun sie dennoch nichts. Ich vermisse die Lichtdusche der 420er an den Ausstiegen. Selbst im längeren Stammstreckentunnel reichen die aus, wenn der Tf vergisst die Innenbeleuchtung anzuschalten...
Zurück zum "Neues Deutschland", pardon, zum "S-Takt":
Als erstes wird in Pseudo-Bayerischer Sprache ein gewisser "Gustl" auf die Spezies namens Mensch losgelassen. Der feiert ausführlich in seiner niedlichen Kolumne, dass die S5 jetzt auch mehr "Komfort" hätte. Naja in einer Kolumne kann man ja schonmal zu kleinen Scherzen aufgelegt sein...
Interessant ist der Teil in dem er etwas beiläufig erwähnen möchte, warum gerade die S5 als letzte Linie auf 423er umgestellt wurde. Er lässt es dann aber natürlich lieber doch sein, wobei es vielleicht doch auch so manchen Aussenstehenden interessiert hätte.
Ich bin so frei und reiche eine Erklärung dafür an dieser Stelle einfach mal nach.
Die S5 ist was Vandalismus, Vermüllung und sonstige Unannehmlichkeiten betrifft, eine der schlimmsten Linien, wenn nicht sogar die schlimmste in München.
Der Schluß daraus: Wenn man neue Züge bekommt, dann möchte man die ja nicht auf den verruchtesteten Strecken gleich wieder veheizen. Daran ist eigentlich nichts ehrenrühriges, aber es wird dennoch verschwiegen. OK, man kann es ja auch aus bestimmten Gründen verschweigen, aber dann sollte man sich allerdings jegliche Andeutungen sparen.
Mit dem Thema S5 sind wir auch schon bei einer weiteren Meldung. Es wird stolz verkündet, dass nun am Abend die Sicherheit auch auf der S5 gewährleistet ist. Die GmbH schämt sich noch nicht einmal, uns in Erinnerung zu rufen das bis zum Ende des 420-Einsatzes ein Bahnschutzteam für die ganze Linie unterwegs war. Und es ist kein Zufall, das mit dem Start des 423-Betriebs nun möglichst alle Züge begleitet werden sollen. Nun gut, es war den meisten schon in den Monaten vorher bekannt, das der GmbH ihre Plastikmobile wesentlich wichtiger sind, als die Menschen die sie benutzen sollen. Anders kann man diese Handhabung nicht beurteilen.
Dann wird einem Beitrag stolz von der Feuerwehrübung mit 420 033 berichtet.
Grundsätzlich sind solche Übungen ja zu begrüssen, doch die folgende Einschätzung ist wohl ein Stück zu weit gegriffen:
"Dabei lernen die Feuerwehrleute wichtige Details der Fahrzeuge kennen und sehen, an welchen Stellen Stahlschere und Schneidgerät im Ernstfall am schnellsten ins Innere führen."
Zur Info: An 420 033 wurde bei der Übung ein ziemlich großes Loch an einer Seitenwand herausgeschnitten.
Nun sei die Frage aber erlaubt, was diese genau erlernten Kenntnisse bringen, wenn die Baureihe 420 schon nahezu verschwunden ist. Kommt man beim 423 mit der Stahlschere überhaupt sehr weit? Selbst der Laie erkennt ziemlich schnell das sich die Fahrzeuggenerationen in Aufbau und Material erheblich voneinander unterscheiden.
Na gut, das sind ja nur Fragen die sich ein Fuzzy auf einer kurzen S-Bahnfahrt so macht.
Kommen wir zum vielleicht witzigsten Teil. Thema: Das Türsystem des 423.
In einem eine ganze Seite füllenden Artikel wird dem Leser klar gemacht, dass das Ein- und Aussteigen mit den neuen Fahrzeugen "bequemer und einfacher (!) geworden" ist.
Die erste Frage, die einem sogleich dazu einfällt: Wenn das einsteigen um soviel "einfacher" und "bequemer" geworden ist, warum benötigt man dann eine ganze Seite um dies zu Erklären!?
Jedenfalls hat der Beitrag etwas von einer Realsatire und der Leser kann Bauklötze staunen, was er doch alles so beachten muss damit das Einsteigen einfacher und bequemer wird:
1.) Zunächst den Fuß in die S-Bahn setzen, um von der Lichtschranke registriert zu werden.
2.) Kinder an die Hand nehmen und zusammen einsteigen, um bei Gruppenfahrten Trennungen zu verhindern
3.) Keine Gepäckstücke in den gelb markierten Bereich an den Türen stellen, um die Lichtschranke freizuhalten
4.) An allen Türen zusteigen, so kann großes Gedränge an den vorderen und hinteren Türen vermieden werden.
5.) Bei Problemen über eine Sprechanlage Kontakt zum Fahrer aufnehmen.
Alle Punkte, ausser Punkt 4 sind angesprochene Problemfälle, die nur mit der neuen Türtechnik zutun haben. Was in dreigottesnamen ist also "einfacher" oder gar "bequemer geworden? Beim guten 420 hiess es "Zurückbleimbitte" und dann sprangen nochmal etwa 10 Spätkommer rein. Dann: Tür zu und ab. Mit einer Beschreibung dieses Prozedere bekomme ich, selbst mit Fettschrift und Schriftgröße 60 eine Seite nicht gefüllt!
Und zu Punkt 4: Der gilt schon seitdem es S-Bahnzüge mit mehreren Einstiegen pro Fahrzeugseite gibt. Also so etwa seit 1924. Wirklich neu ist das nicht. Geändert hat sich - leider - auch noch nichts an dem Tatbestand des scheinbaren "Gruppenzwangs" beim Einsteigen.
Ganz nebenbei stehen die Punkte 2.) und 4.) ein wenig im Widerspruch. Die Gruppe soll zusammenbleiben, also durch eine Tür gehen. Anderseits sollen ja alle Türen genutzt werden. In der Realität tendieren die Beförderungsfälle dann zu Punkt 2.) und zwängen sich durch die letzte, noch geöffnete Tür. Der 423 lädt ja netterweise mit seiner Türautomatik dazu ein. Das kann aber dann dauern. Dafür kommen alle noch mit!
Doch nicht genug der nützlichen Tipps. In dem Bericht, der den Obertitel "Innovation" trägt (auch das schon ein Ausdruck unfreiwilliger Komik) belehrt Michael Werner, seines Zeichens "Leiter der S-Bahn-Werkstatt Steinhausen" den Fahrgast mit welcher Körperhaltung dieser die Züge betreten soll: "..zunächst den Fuß in die S-Bahn setzen und sich nicht etwa mit dem Oberkörper zuerst hineinlehnen".
OK, das üben wir dann nochmal: "Und eins, zwei - ein Schritt nach vorn - Oberkörper zurückhalten und langsam nachbeugen!"
Eine schöne Übung zum Frühsport.
Wir erinnern uns: das Ein- und Aussteigen ist "bequemer und einfacher geworden".
Wie ist das eigentlich beim Aussteigen? Muss da dann folglich der Oberkörper zuerst aus dem Fahrzeug gebeugt und sodann die Füße nachgezogen werden?
Da lässt uns leider der "Werke Werner" im unklaren...
Herr Görnemann (Leiter Betrieb) lädt schliesslich in einem "Interview" den Fahrgast dazu ein, doch öfters die an der Tür installierte Sprechanlage zu nutzen. Sollte also die bereits erwähnte, in den Zug einströmende Gruppe doch aus versehen eine Lücke aufweisen und damit die Tür zu Schliessung einladen - Kein Problem! Der Tf da vorne droht ja sowieso schon an Vereinsamung zu sterben, seit dem er nicht mehr aus seinem klimatisierten Terrarium herausschauen muss.
Also: "Ruf doch mal an".
Sollten Kinder durch den "bequemen" und "einfacher" zu handhaben Einstieg von ihren Eltern am Bahnhof zurück gelassen werden. Einfach anrufen. Der Tf ruft den Fdl, der Fdl den nachfolgenden Tf, der dann den BahnChef oder das SEK...
Tja, solch einen Service gab es natürlich in diesen alten, ausrangierten S-Bahnfahrzeugen nicht...
Soweit die Botschaft dieser Satire-Zeitschrift.
Oha, da war noch was!
Eine persönliche Botschaft von S-Bahn Chef M. Wuth an unseren "Pasinger"!
In seiner Kolumne (hups, ich dachte das wäre der "Gustl" gewesen - oder ist am Ende sogar Wuth=Gustl!?) auf Seite 2 wendet er sich schon beinahe direkt an unseren DSO-Mitschreiber.
Er macht die Fahrgäste darauf aufmerksam das man seit dem 7.Juni an jedem Samstag bis 20Uhr einkaufen kann. Und das sogar in der Stadt! Es könnte sogar München sein. Vielleicht sogar die Innenstadt von München...
Er erkennt mit detektivischen Scharfsinn, das die Ladenöffnungszeiten also seit nun schon einem Monat mit der Wochenendsperrung kollidieren. Jetzt aber Hallo!
@pasinger: Das Problem ist erkannt und gelöst! Du hast es nur noch mit Deiner beschränkten Sicht eines arbeitenden Bundesbürgers (ja die gibt es! Zitat: Harald Schmidt) noch nicht erkannt!
Denn: Das "Vollzug-Programm" wurde seit dem 7.Juni bis zur Stammstreckensperrung ausgedehnt.
Also, was willst Du eigentlich? Die Ersatzbusse fahren ja auch schon um 19.45Uhr im 5Min Takt zwischen Ost- und Hauptbahnhof.
Du siehst alles ist gut! Du hast gaaaarkein Problem *pendel, pendel, gähn*
Fazit: Wäre die Zeitung nicht so bunt, könnte man damit noch einen Fisch auf dem Markt einwickeln. Hinsichtlich des Farbstoffs und seine den Verstand zersetzende Wirkung, die man an dem Inhalt der Beiträge erkennt, sollte man davon allerdings abstand nehmen.
So, für heut wird die Verbalkeule wieder eingepackt.
Gute Nacht Deutschland sagt
Dirk

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