Bat @ 23 May 2007, 13:26 hat geschrieben:Natürlich ist es auch notwendig Arbeitgeber und deren Arbeitnehmer an einen Ort zu binden.
Damit könnte man schon mal ein Großteil der Berufspendelei ausklammern.
Wobei gerade das durch die zunehmend geforderte Flexibilität der Arbeitnehmer immer unmöglicher wird... da kenn ich einen Mitarbeiter eines großen Elektronikkonzerns, der zunächst in München arbeitet und wohnt und dann an den Standort Augsburg versetzt wird. Dort kauft er für seine Familie und sich eine Eigentumswohnung - und wird kurz darauf wieder nach München zurückversetzt. Anstatt die für die Familie eingerichtete Eigentumswohnung wieder aufzugeben, pendelt der halt jetzt jeden Tag...
Und gerade bei Großstädten geht diese Bündelung von Arbeitsplatz und Wohnort sowieso nicht mehr. Die Gutverdiener, die in den Bürotürmen sitzen, wohnen nämlich mit ihrer Familie gern im Grünen, mit eigenem Haus und Garten, weg von der schlechten Großstadtluft und den sozialen Brennpunkten, die es auch bei uns vermehrt gibt. Die Folge sind teils erhebliche lange Pendelwege Stadt <-> Umlandgemeinden - und der Trend wird sich sicher nicht umkehren.
mq- @ 23 May 2007, 17:48 hat geschrieben: Dann sind HOV-Spuren, die zumindest auch von Pendlerbussen genutzt werden können (und werden) zumindest eine Alternative zum grenzenlosen Ausbau der Autobahnen und haben insbesondere positive Auswirkungen auf die weitere Siedlungsentwicklung (es wird attraktiver, da zu bauen, wo zumindest Pendlerbusse fahren, und irgendwann ist da vielleicht auch eine S-Bahn drin).
Wo es aber schon einen akzeptablen ÖPNV gibt, sind HOV-Spuren u.Ä. nur eine Konkurrenz zu ihm (genauso wie Park&Ride, wo die Erschließung der Fläche durch den ÖPNV gewährleistet ist) und damit kontraproduktiv.
Ein sehr interessantes Beispiel hierzu ist das Marin County, der Landkreis nördlich von San Francisco mit knapp 250.000 Einwohnern (fast nur Gutverdiener) und erheblichen Pendelströmen von/nach Downtown San Francisco. Leider macht die äußerst schwierige Geländestruktur (Hügelland, dann die tiefe Bucht mit der Golden Gate Bridge) den Bau einer U-Bahn in die Stadt schlicht unmöglich bzw. unbezahlbar, obwohl der Bedarf mehr als da wäre. Somit gibt es nur zwei Möglichkeiten, in die Stadt zu fahren: mit dem Auto oder dem Bus.
Das attraktive Busnetz des GGT (Golden Gate Transit) wird dann auch rege genutzt. Aus dem hat man nämlich das Beste gemacht, was man machen konnte: jede Gemeinde/Stadt im Landkreis hat ihre eigene Pendlerlinie, die morgens von 6 bis 9 Uhr in die Stadt hineinfährt und abends zwischen 16 und 19 Uhr wieder heraus. Die insgesamt 18 Pendlerlinien treffen sich früher oder später alle irgendwann mal auf dem 101, der vollgestopften Autobahn Marin County - San Francisco, und fahren dann gebündelt über die Golden Gate Bridge nach San Francisco. Allein zwischen 8 und 9 Uhr überqueren 44 Busse der verschiedenen Linien die Golden Gate Bridge, das sind bei angenommenen 30 Sitzplätzen je Bus ca. 1.320 Sitzplätze (und die Busse sind auch immer voll). Die Busse benutzen dabei auch die HOV-Lane auf dem 101 mit.
Ich glaube jetzt aber nicht, dass viele Leute wieder von den Bussen aufs Auto umsteigen werden, wenn ein Hybridfahrzeug die Benutzung der HOV-Lane auch ohne Mitfahrer ermöglichen würde. Denn das Problem bleiben auch dann die Kosten der Autofahrt: der Brückenzoll bei der Überquerung der Golden Gate in südliche Richtung (Ri. Norden kostenfrei) beträgt aktuell 5 $ je Auto. Dazu kommt noch eins: es gibt in Downtown San Francisco keine Parkplätze, und die meisten Firmen haben auch keine Tiefgaragenplätze (wie soll das auch gehen bei Hochhäusern mit mehreren tausend Arbeitsplätzen). Es gibt in Downtown nur einige öffentliche Parkhäuser, und die verlangen dann auch satte 15 $ pro Auto und Tag. Somit ist man also schon bei 20 $ Fixkosten am Tag - Benzin noch gar nicht gerechnet.
Der Bus kostet dagegen für Hin- und Rückfahrt "nur" 8 $ am Tag, außerdem sind die Busse bequem und klimatisiert, das Auto kann man an großzügigen Park & Ride-Plätzen stehenlassen. Also ist so eine HOV-Lane nicht wirklich eine Konkurrenz...