Die FDP sprach sich schon vor Jahren für eine Stillegung der 310 auf Wittener Stadtgebiet aus und statt dessen will man die U35 entlang der Fachhochschule Bochum am Kemnader See vorbei über die jetzige Trasse der 310 bis zum Wittener Hauptbahnhof verlängern. Siehe
hier. Dabei macht man den Vorschlag, die U35 auf den Gleisanlagen der Deutschen Bahn AG enden zu lassen, entsprechend dem Karlsruher Modell. Es wird nicht gesagt, an welchem Bahnsteig eine im 10-Minuten-Takt verkehrende U-Bahn wenden soll, man müßte dazu mit Sicherheit einen der beiden Bahnsteige einkalkulieren, ebenso wird nicht gesagt, an welcher Stelle denn ein Übergang zur bestehenden DB-Trasse gebaut werden soll, auch die Oberleitungsfrage wird nicht geklärt. Sollen B-Wagen, die 600V Gleichstrom haben von einer 15.000V Wechselspannungsleitung gespeist werden? Für die FDP offensichtlich kein Problem, mit Einzelheiten kann man sich später noch befassen. Hier wird ein längst überholtes Tram contra U-Bahn Denken ebenso aufgewärmt wie eine auf den MIV zentrierte Verkehrspolitik, in der Straßenbahnen nur Autos behindern, statt dessen können auch Busse fahren oder vielleicht auch gar nichts, daß die FDP staatliche Daseinsvorsorge für unmodern hält wissen wir bereits seit dem Lambsdorff-Papier.
Man fordert eine Verbesserung der Anbindung des Bochumer Hauptbahnhofes an das mittlere Ruhrgebiet. Okay, dann fangen wir mal an: Die Linie (30)5, der oberirdische Vorläufer der heutigen U35, war ursprünglich eine Gemeinschaftslinie der Vestischen Straßenbahnen und der Bogestra zwischen Bochum über Herne nach Recklinghausen. Bereits einige Jahre vor der Einführung der U35 wurde die Linie in Herne gekappt, die Vestischen haben die Straßenbahnen abgeschafft, wohl aber mit der Aussicht, die sich damals schon in Bau befindliche U35 bis Recklinghausen zu führen. Zu teuer, größenwahnsinnig und sowieso nicht zeitgemäß sind die Argumente, mit denen man auch heute den Bau einer U35 bis Herne verhindern würde, damals war man noch anderer Meinung. Von Herne kann man den Bochumer Hauptbahnhof in nur 14 Minuten mit der U35 erreichen, eine Anbindung nach Recklinghausen fehlt. Allein die S2, die alle Stunde über eine in den 90er Jahren reaktivierte Verbindungskurve von Herne nach Recklinghausen fährt kann man weiter in Richtung Norden.
Die S5 und die Ruhr-Lenne-Bahn sollten einst auf die andere Ruhrseite verlegt werden. Nach der Ausfahrt aus dem Bahnhof (heute Haltepunkt) Wetter (Ruhr) sollte eine Ruhrbrücke gebaut werden, die Linien sollten die ehemaligen DB-Bahnhöfe Wetter-Wengern Ost und Witten-Bommern Höhe bedienen um so auch den Wittener Süden an den SPNV des Ruhrgebietes anzuschließen. Mit der Ruhr-Lenne-Bahn hätte man dann eine direkte Verbindung zwischen dem Wittener Süden und dem Bochumer Hauptbahnhof, aber auch dieses Vorhaben ist im Rahmen der IGVP abgelehnt worden, so werden beide Linien dauerhaft zwischen Wetter (Ruhr) und Witten Hbf durch unbewohntes Gebiet fahren.
Also wenn man schon über die schlechte Anbindung des Bochumer Hauptbahnhofes an das mittlere Ruhrgebiet polemisiert, dann sollte man sich auch Gedanken machen, wie man das löst und nicht in einer längst überholten Ideologie die Stillegung der letzten verbliebenen Wittener Straßenbahn fordern.