Also ein paar Beiträge hier wirken, als wäre das hier ein Fahrgastbeschimpfungsforum. Einige Leute hier sollten mal ihr Kundenbild hinterfragen, und welchen Job sie mit dieser Einstellung machen wollen. Wir leben nunmal nicht in einer perfekten Welt mit perfekten Menschen und man kann ein System nicht so auslegen, als ob dies so wäre. Und natürlich tut auch das EBA so (Behörden tendieren zu sowas), weil, egal was man macht, Unfälle nicht 100%tig vermeidbar sind.
Trotzdem ist bei TAV aber mehr schiefgelaufen als es sollte. Gerade große Organisationen wie die DB haben immer so etwas selbstbestätigendes. Man entscheidet sich für etwas und dadurch definiert man das als richtig, alle Kritiker als blöd, und Einwände werden abgetan anstatt sie konstruktiv in die eigenen Prozesse einzubinden. Ein solches Verhalten führt dazu, daß (eigene) Fehler wegdefiniert werden und es in Folge viel zu lange dauert, bis analysiert sind und man zu Korrekturen schreiten kann. Man investiert mehr Zeit in die Abwehr von Kritik, als darin, das Kritisierte vielleicht doch zu verbessern.
Bei TAV - Version ET423 - kommt folgendes zusammen:
- Mit TAV kam schnell die Parole auf, die Tfs dürfen nicht mehr rausschauen, weil sie sich dann eine Verantwortung aufhalsen, die man durch Wegschauen vermeiden kann.
Nun - Verantwortung kann man nicht durch einen Zaubertrick verschwinden lassen. Sie ist da, und alle Verfahren sollten sich danach richten, wie man ihr am Besten gerecht wird.
- Die Drucktasten am ET423 geben keinerlei fühlbares Feedback. Die Lichter in den Tasten sind je nach Beleuchtung arg unscheinbar.
- Ein zufahrende Tür kann nicht durch Tastendruck aufgehalten werden.
- Ein Fahrgast weiß nicht, wieviel Zeit bis zur Rücknahme der Türfreigabe bleibt. Selbst die Rücknahme selber erkennt man nur, wenn man die Lichter am Taster erkennt. Während des Zulaufens der Tür erkennt man sie gar nicht.
- TAV führt zu einer zumindest subjektiven Verschlechterung der Anschlußsicherung. Beim Kunden entsteht durch TAV wieder ein bißchen mehr der Eindruck, er ist dem Anbieter und seinen Mitarbeitern egal. Es gibt nicht viele Firmen, die sich sowas leisten können.
Es stellt sich die Frage, ob das insgesamt der richtige Weg ist. Ich glaube nicht, daß mehr Technik es wirklich deutlich besser macht. Für viel Geld macht man einen kleinen Schritt. Das ist kaum effizient - eine Behörde wie das EBA wird auch an Effizienz kaum interessiert sein. Es ist aber ein Problem der DB, daß sie es hat soweit kommen lassen, daß sie erst reagiert, wenn das EBA dreinschlägt. Damit nimmt man sich als Firma selber die Handlungsoptionen.
Vielleicht wäre es besser gewesen, sich mal die Stationen anzuschauen, und festzustellen, wo es wirklich problematisch ist, und was man da tun kann. Vielleicht wäre es besser gewesen, sich zu überlegen, wie man den Tf bei der Abfertigung unterstützt (Fenster, Kamera, Fahrschalter ...) anstatt zu versuchen, daß sich selbst abfertigende Fahrzeug zu erfinden.
Und wenn TAV wirklich ein Problem hat, dann ist es eine Schande, daß man solange gebraucht hat, es zu bemerken.
Edmund