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Bei der Benützung von Handys in öffentlichen Verkehrsmitteln gehen die Meinungen - vor allem die veröffentlichten - weit auseinander. Die einen lehnen sie nach wie vor strikt ab, fühlen sich belästigt und befürchten Gesundheitsschäden; andere behaupten, ohne Handynutzung würden sie kein öffentliches Verkehrsmittel benutzen. Wieder andere haben zwar eins, nutzen es aber selten und möchten auch nicht immer und überall damit konfrontiert sein. Diese Meinungsvielfalt macht es für uns als Verkehrsunternehmen nahezu unmöglich, für die Nutzung von Handys in öffentlichen Verkehrsmitteln eine Regelung zu finden, die allen Ansprüchen gerecht wird.
Bisher galt in München in den Bussen und Trambahnen der MVG ein Handyverbot. In der U-Bahn war nichts verboten, aber es fehlten die technischen Voraussetzungen für eine Handynutzung.
[Gruende fuer das Verbot: Technische Bedenken durch die Fahrzeughersteller und gesundheitliche Bedenken wegen erhoehter Strahlung in Fahrzeugen]
[..]
[Stand der Gruende heute: technische Bedenken durch umfangreiche Tests der Fahrzeughersteller ausgeraeumt, gesundheitliche Bedenken durch das Referat für Umwelt und Gesundheit nahezu ausgeschlossen]
Im U-Bahnbereich war das anfängliche Interesse der Mobilfunkbetreiber, in entsprechende Ausrüstungen zu investieren, zunächst erlahmt. Inzwischen ist wieder eine grundsätzliche Bereitschaft gegeben. Wir haben daher im Frühjahr diesen Jahres zum nunmehr dritten Mal eine Repräsentativbefragung durch das Peinelt-Institut durchführen lassen. (Eine weitere Befragung hatte das Institut selbst durchgeführt, so dass nunmehr die Ergebnisse von vier Befragungen seit 1996 vorliegen.) Auch unsere Hypothese war, dass sich mit dem zunehmenden Handy-Besitz die Haltung unserer Kunden wandeln könnte.
[Zahl der Handyesitzer etc.]
# Nahezu zwei Drittel der Münchner (62%) bzw. der Handybesitzer (63%) lehnen das Telefonieren mit Handys in der U-Bahn weiterhin ab. Von allen Münchnern ist nur jeder Fünfte (21%) dafür, dass die technischen Voraussetzungen in der U-Bahn geschaffen werden.
# Durch das Telefonieren in der U-Bahn würden sich 54% der Münchner (53 % der Handybesitzer) belästigt fühlen.
[..]
# Der Anteil derer, die die Strahlung von Handys für sehr schädlich halten, hat von 2000 mit 16% auf 20% in 2003 sogar zugenommen.
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Klar ist: Man kann es nicht allen Recht machen. Klar ist aber auch: Wir sind ein kundenorientiertes Unternehmen, richten uns also, wo immer möglich, nach den Wünschen der größtmöglichen Zahl unserer Kunden.
Wir haben in den letzten Wochen auch noch sorgfältig geprüft, ob es andere, z.B. betriebliche Gründe für eine Ausrüstung der U-Bahnanlagen für Handys geben könnte. Diese Frage ist derzeit klar zu verneinen.
Nach sorgfältiger Abwägung haben wir uns deshalb nun zu folgendem Vorgehen entschlossen:
# [b]Das bisherige Handy-Verbot in unseren Bussen und Trambahnen werden wir mit Wirkung ab heute probeweise aufheben[/b], weil die hier maßgeblichen technischen Gründe nunmehr ausgeräumt wurden.
# Wir appellieren an unsere Kunden in Bus und Tram, mit Rücksicht auf die Mitreisenden, aber auch auf ihre eigene Gesundheit, vom Handy in den Fahrzeugen nur sparsam Gebrauch zu machen.
Nach wie vor ist nämlich unstrittig, dass die Sendeleistung und damit die Strahlung der Handys in Fahrzeugen ungleich größer ist als im Freien oder in Gebäuden.
# Wir werden in den nächsten Monaten sehr sorgfältig beobachten, ggf. auch durch eine weitere Befragung untermauern, ob die Freigabe der Handys in Bus und Tram zu größeren Problemen und Beschwerden führt oder ob ein verträgliches Miteinander trotz Handy-Benutzung möglich ist und wie sich das Meinungsbild der Kunden dazu entwickelt.
# Im U-Bahnbereich respektieren wir die eindeutige Kundenmeinung. D. h.: [b]Die Ausrüstung der Anlagen mit Empfangsantennen unterbleibt zunächst.[/b] Sollten die Erkenntnisse bei Bus und Tram ergeben, dass ein verträgliches Miteinander möglich ist, werden wir diese Erfahrung im Verlauf des nächsten Jahres entsprechend kommunizieren und daran anschließend die Repräsentativbefragung für den U-Bahnbereich nochmals wiederholen. Sollte sich dann ein anderes Bild ergeben, wäre auch eine andere Entscheidungssituation gegeben. Sicher wird die Entwicklung des Meinungsbildes auch davon abhängen, wie sich die öffentliche Diskussion um das Thema "Handy-Strahlen" in der nächsten Zeit weiter entwickelt.
Wir haben uns unsere Entscheidung wirklich nicht leicht gemacht und denken, mit dieser neuen Regelung für das sehr divers diskutierte Thema einen guten Kompromiss im Sinne unserer Fahrgäste gefunden zu haben, der für die Zukunft verschiedene Optionen offen lässt. Last but not least: Die durchschnittliche Fahrzeit in der Münchner U-Bahn beträgt 8 Minuten! Nach wie vor glauben wir nicht, dass die Frage der Handy-Erreichbarkeit für das Gros unserer Kunden einen solchen Stellenwert hat wie dies manche Äußerungen glauben machen.
Dass das Verbot in Bus und Tram aufgehoben wurde finde ich sehr begruessenswert, dass eine Nachruestung der U-Bahn erstmal ausgeschlossen wird aber schade.
Interessant finde ich auch den Satz "Sollten die Erkenntnisse bei Bus und Tram ergeben, dass ein verträgliches Miteinander möglich ist, werden wir diese Erfahrung im Verlauf des nächsten Jahres entsprechend kommunizieren und daran anschließend die Repräsentativbefragung für den U-Bahnbereich nochmals wiederholen". Das klingt ja so wie wenn die erwarten wuerden dass die Mobilfunkbenutzer und -gegner kuenftig aufeinander losgehen werden und sich zwefleichen oder so. Ausserdem tun die ja so wie wenn das Erlauben des Telefonierens ein Pilotprojekt in Deutschland waere und noch keine Erfahrunden woanders existieren...
Auch die Behauptung, dass man ja eh nur 8 Minuten im Schnitt mit der U-Bahn faehrt ist ein Witz (Von Wartezeiten haben die wohl noch nichts gehoert?). Gut, im Normalfall braucht man in der U-Bahn kein handy, aber wenn man sich mit jemanden verabredet hat und es kommt was dazwischen (z.B: Stoerung in der U-Bahn) waere das schon ne praktsche Sache, mal ganz abgesehen von mit als U-Bahn-Interessierter, der teilweise stundenlang da unten ist

Naja, wenigstens ist jetzt in allen Bereichen wo man telefonisch erreicht werden kann dies auch gestattet, so dass dieses alberne Fluestern "ich bin im Bus" wegfaellt. Ich bin nur gespannt wie lange es dauert bis auch die Fahrer von der Aufhebung des Verbots wissen...
Boris