Börsengang der DB

Alles über Eisenbahn, was woanders nicht passt.
Antworten
Benutzeravatar
Larry Laffer
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2591
Registriert: 15 Dez 2005, 22:47
Wohnort: Witten

Beitrag von Larry Laffer »

Sicher ist der Börsengang auf absehbare Zeit unwahrscheinlicher geworden. Oder doch nicht? Was ist, wenn die Union auf den Koalitionsvertrag pocht und somit den Verkauf von 107.499.999 der 430.000.000 Stückaktien als Stammaktien verlangt? Wie wird sich die Fraktion der SPD im Deutschen Bundestag entscheiden? Wird sie sich dann dagegen stimmen? Oder wird sie sich über den Beschluß des Bundesparteitages hinwegsetzen? Der nächste Bundesparteitag wird kurz nach den Wahlen zum 17. Deutschen Bundestag im Herbst 2009 stattfinden - daß die Deutsche Bahn AG bis dahin an der Börse ist, ist unrealistisch. Herr Tiefensee geht von einem Börsengang 2008 aus, selbst sein Kabinettskollege Steinbrück glaubt das nicht. Möglicherweise sehen wir nach der Wahl eine rot-rot-grüne Koalition. Möglicherweise auch wieder eine große Koaliton oder eine Ampel. Entsprechend denke ich, daß die endgültige Entscheidung, ob der Börsengang kommt oder nicht, in die nächste Legislaturperiode und ggf. auch auf den nächsten SPD-Parteitag geschoben worden ist. Denn sollte es 2009 wider Erwarten für schwarz-gelb reichen (immerhin sind sowohl Merkel und Westerwelle Popstars, wenn die einen unpolitischen Wahlkampf führen wäre das durchaus möglich), dann könnte die SPD sich in der Opposition wunderbar gegen einen Börsengang aussprechen. "Keine Börsen-Bahn mit der SPD!" Daß es SPD-Kanzler Schröder war, der Mehdorn einst den Auftrag gab, die Bahn "börsenfähig" zu machen, was die Abschaffung des InterRegio, MORA C und eine desolate Eisenbahninfrastruktur zur Folge hat, daran wird sich dann niemand mehr erinnern. Auch nicht daß der SPD-Verkehrsminister Tiefensee nach der Abwahl Schröders am Börsenkurs festgehalten hat, wird dann niemanden mehr interessieren.
Kunden - Ein bei der DBAG völlig unbekannter Begriff für "Beförderungsfälle"
Bat
Kaiser
Beiträge: 1501
Registriert: 04 Dez 2006, 15:01

Beitrag von Bat »

Ich kann eigentlich immer wieder nur auf das wohlbekannte Zitat von Altkanzler Bismarck verweisen ... ! :lol:
Doofheit und Ignoranz verpflichten nicht zu Postings!
elba

Beitrag von elba »

In der SZ gibt es heute einen lesenswerten Leitartikel zum Thema: Die bessere Bahn

Michael Bauchmüller sagt u.a. voraus, dass Mehdorn sich eher mit den Privatisierungsgegnern verbündet, als dass er sich die Macht über die deutschen Eisenbahn-Infrastruktur abnehmen läßt.

Nun ja, niemand möchte "um jeden Kunden kämpfen", wenn es auch gemütlicher geht. Dass zeigt auch gleichzeitig den Grundfehler unserer Regierenden: den Herrscher über ein Unternehmen, bei dem was verändern möchte, zum Chefberater in eben dieser Sache zu machen, kann nicht gutgehen.

Schönen Gruß,

Edmund
Benutzeravatar
Fischkutter
Doppel-Ass
Beiträge: 108
Registriert: 20 Okt 2007, 21:29
Wohnort: Erfurt

Beitrag von Fischkutter »

Die grundsätzliche Frage liegt doch sehr viel länger zurück. Aus welchen Beweggründen wurde denn die Bahn"reform" = Privatisierung beschlossen?

Richtig! Um den Bundeshaushalt zu entlasten! Niemand interessierte sich für die Zustände bei der Bahn nach und während der "Reform" und auf welche konkrete Weise diese "Reform" zu praktizieren war.
Alles war darauf ausgerichtet, den Bundeshaushalt zu entlasten. Inwieweit dieses Zielvorhaben in den letzten Jahren eingehalten wurde, kann jeder in den Haushaltsberichten nachlesen.
Wenn man die Milliarden, die in den letzten Jahren in die Bahn investiert wurden, in die funktionierende Behörde gesteckt hätte, könnte ich mir vorstellen, würde die Bahn heute genauso aussehen. Nur nicht mit diesem verkrampften Anspruch, unbedingt an die Börse zu müssen. Denn außer einer großangelegten Modernisierung und Instandsetzung (incl. sinnloser Ausgaben, wie den Verkauf und sehr viel teueren Rückkauf des bahneigenen Telefonnetzes) habe ich bisher nichts wahrgenommen. Das ist keine "Reform". Ich weiß auch nicht, wie man ein schienengebundenes Verkehrsmittel "reformieren" kann.

Außerdem müsste man nicht aus rein steuerrechtlichen Gründen (Betriebsvermögen muss versteuert werden, Staatseigentum nicht!) alle "unwirtschaftlichen" Anschlüsse und Überholungen abbauen. Straßen, auf denen nur einmal die Woche ein Auto fährt, werden doch auch nicht aus wirtschaftlichen Gründen wieder abgerissen.

MfG der Fischkutter
Benutzeravatar
Lazarus
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 21440
Registriert: 06 Aug 2006, 22:38
Wohnort: München

Beitrag von Lazarus »

Mehr Geld für den ÖPNV-Ausbau in München! Es wird höchste Zeit!
Bat
Kaiser
Beiträge: 1501
Registriert: 04 Dez 2006, 15:01

Beitrag von Bat »

Und es steht ja auch ehrlicherweise gleich im Artikel.
Kein Verdienst = kein Angebot mehr!
Doofheit und Ignoranz verpflichten nicht zu Postings!
elba

Beitrag von elba »

Fischkutter @ 31 Oct 2007, 12:37 hat geschrieben:Die grundsätzliche Frage liegt doch sehr viel länger zurück. Aus welchen Beweggründen wurde denn die Bahn"reform" = Privatisierung beschlossen?

Richtig! Um den Bundeshaushalt zu entlasten! Niemand interessierte sich für die Zustände bei der Bahn nach und während der "Reform" und auf welche konkrete Weise diese "Reform" zu praktizieren war.
Alles war darauf ausgerichtet, den Bundeshaushalt zu entlasten. Inwieweit dieses Zielvorhaben in den letzten Jahren eingehalten wurde, kann jeder in den Haushaltsberichten nachlesen.
Wenn man die Milliarden, die in den letzten Jahren in die Bahn investiert wurden, in die funktionierende Behörde gesteckt hätte, könnte ich mir vorstellen, würde die Bahn heute genauso aussehen.
Na, ein bisserl komplizierter ist das schon. Es hat 1994 praktisch niemanden gegeben, der einen vernünftigen Weg mit der alten Bundesbahn weiterzumachen, aufgezeigt hätte. Der Nahverkehr hat profitiert, letztlich weil durch die Reform die Bundesländer zu Fürsprechern seiner Finanzierung wurden. Natürlich schleppt die Bahnreform Altlasten mit sich rum, die in Fehleinschätzungen von vor 1994 beruhen. Z.B. die These des gewinnbringenden Fernverkehrs. Und diese These ist in erster Linie von der Bundesbahn aufgestellt worden - weil das damalige Bahnmanagement etwas behalten wollte, über das es eigenmächtig (weil eigenwirtschaftlich betrieben) verfügen konnte. Direkte Folge war der Tod des IR.

Und da es praktisch keinen Wettbewerb gibt, und weil die DB über das Schienennetz herrscht, wird auch kein anderes Unternehmen Personenverkehr im größeren Maß eigenwirtschaftlich anbieten. Das gilt wohl auch für die hier gerade angesprochenen Autozüge.

Ansonsten gibt es zum Thema Bahnreform natürlich einiges an Literatur. Nett zu lesen z.B. ein Aufsatz von Herrn Pällmann.

Die These, dass eine Behördenbahn mit dem entsprechenden Geld heute mindestens so dastände wie die DB, ist m.E. genauso viel wert, wie die These, dass es ohne Bahnreform nur noch eine kleine Restbahn in D gäbe, weil der Bund auf das Haushaltsrisiko mit Stillegungen im großen Ausmaß reagiert hätte.

Edmund
Bat
Kaiser
Beiträge: 1501
Registriert: 04 Dez 2006, 15:01

Beitrag von Bat »

elba @ 31 Oct 2007, 15:09 hat geschrieben: Die These, dass eine Behördenbahn mit dem entsprechenden Geld heute mindestens so dastände wie die DB, ist m.E. genauso viel wert, wie die These, dass es ohne Bahnreform nur noch eine kleine Restbahn in D gäbe, weil der Bund auf das Haushaltsrisiko mit Stillegungen im großen Ausmaß reagiert hätte.
Leider beide nicht prüfbar ... ! :unsure:
Doofheit und Ignoranz verpflichten nicht zu Postings!
elba

Beitrag von elba »

Bat @ 31 Oct 2007, 15:15 hat geschrieben: Leider beide nicht prüfbar ... ! :unsure:
eben.

Außerdem bringt es sowieso nicht viel, Sachen nachzuweinen, die gelaufen sind. Wo stehen wir heute, und welche Optionen sind realistischerweise drin - das sind die Dinge, die zur Diskussion stehen. Schweizer Verhältnisse bekommt man nur durch einen entsprechenden Wohnortwechsel hin. So ist das nunmal.

Edmund
Bat
Kaiser
Beiträge: 1501
Registriert: 04 Dez 2006, 15:01

Beitrag von Bat »

Und was soll das jetzt??? :blink: :lol:
http://www.jungewelt.de/2007/11-02/050.php
Doofheit und Ignoranz verpflichten nicht zu Postings!
Benutzeravatar
Fischkutter
Doppel-Ass
Beiträge: 108
Registriert: 20 Okt 2007, 21:29
Wohnort: Erfurt

Beitrag von Fischkutter »

Sollte das wahr sein - wäre es im Hinblick auf die Privatisierung ein skandalöser Fall von Subventionierung von Privatinvestoren!!!

Laut Financial Times Deutschland soll ein Sofortprogramm geplant (gewesen?) sein, dass in großem Umfang der Bahn zu einer Kapazität verhilft, wie sie vor der Bahnreform schon einmal dagewesen ist.

Da fragt sich der dumme deutsche steuernzahlende Michel: Warum sind dann mit Steuermillionen die Gleise abgebaut worden, wenn sie jetzt mit Steuermillionen wieder aufgebaut werden sollen?????

MfG der Fischkutter
Benutzeravatar
Larry Laffer
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2591
Registriert: 15 Dez 2005, 22:47
Wohnort: Witten

Beitrag von Larry Laffer »

Nabend!

Nachdem der integrierte Börsengang wohl gescheitert ist, muß man sich überlegen, was man macht. Die Deutsche Bahn AG wurde fast zehn Jahre auf den Börsengang getrimmt. Auf MORA P (inklusive Abschaffung des InterRegio) folgte MORA C, der Güterverkehr beschränkt sich auf hochrentable Edelzüge. Das Netz verliert immer mehr an Leistungsfähigkeit, allein im Kalenderjahr 2006 verschwanden rund 2.000 Weichen.

Wie soll es nun weitergehen? Ich habe mir ein paar Gedanken gemacht.

Die DB Netz AG wird abgewickelt und die Eisenbahninfrastruktur wird unter die Obhut des Eisenbahnbundesamtes gestellt, welches die Zuständigkeit und selbstverständlich auch die Mitarbeiter komplett übernimmt.

Die DB Fernverkehr AG ändert ihre Rechtsform in einen gemeinnützigen Verein. Trotz der bereits gelaufenen Abschaffung des InterRegio und einer Ausdünnung des InterCity-Netzes (MORA P) lag die Eigenkapitalrendite im Geschäftsjahr 2006 bei 5%. Deutlich zu wenig für die Börse. Als gemeinnütziger Verein müßte der SPFV kostendeckend laufen, für Fahrzeugneubeschaffungen müßte es feste Gelder vom Staat geben. Der SPFV würde von DB Fernverkehr e.V. gemeinsam mit dem Bundesverkehrsministerium und den Länderverkehrsministerien organisiert werden. Hier müßte auch die Zuggattung InterRegio wiederkommen. Verkehrsexperte Wolfgang Hesse (tritt u.a. im Film Bahn unterm Hammer auf) schätzt, daß man bundesweit 30 bis 50 neue IR-Linien braucht.

Die DB Regios und S-Bahngesellschaften werden in die Verantwortung der Länder übergeben. Die Länder allein entscheiden, ob sie ihre DB Regios durch Inhouse-Regelungen schützen und deren negatives Betriebsergebnis übernehmen oder ob sie die DB-Regios seperat an die Börse bringen oder anderweitig verkaufen und ihre SPNV-Linien ausschreiben.

Railion, Stinnes und Schenker sind hochrentable Unternehmen. Das wurde durch MORA C erkauft. Ich wäre dafür, Güterzüge weiterhin durch Railion bzw. DB Cargo betreiben zu lassen, diese aber ebenfalls in einen gemeinnützigen Verein umzuwandeln, um wieder mehr Güterverkehr auf die Schiene zu kriegen.

Meinungen?
Kunden - Ein bei der DBAG völlig unbekannter Begriff für "Beförderungsfälle"
ruhri
Kaiser
Beiträge: 1533
Registriert: 23 Mai 2007, 20:05
Wohnort: Bochum

Beitrag von ruhri »

Mal abgesehen davon, dass kein Politiker das Netz und den Bahnverkehr der heutigen Deutschen Bahn durch gemeinnützige Vereine wird betreiben lassen wollen - wie sollen denn da die privaten Gesellschaften hineinpassen? Es ist doch nur wenig übertrieben, wenn man sagen würde, dass alle positiven Entwicklungen im deutschen Bahnnetz auf genau solche privaten Firmen zurückgehen.
Benutzeravatar
Larry Laffer
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2591
Registriert: 15 Dez 2005, 22:47
Wohnort: Witten

Beitrag von Larry Laffer »

Es wäre ja Sache der Ländern, zu entscheiden, ob Strecken ausgeschrieben werden oder nicht. Das wäre auch weiterhin möglich. Manche Länder schreiben Strecken aus, andere nicht. Jetzt gäbe es eine rechtliche Grundlage, SPNV-Strecken ohne Ausschreibung an die DB zu geben.
Kunden - Ein bei der DBAG völlig unbekannter Begriff für "Beförderungsfälle"
ruhri
Kaiser
Beiträge: 1533
Registriert: 23 Mai 2007, 20:05
Wohnort: Bochum

Beitrag von ruhri »

Larry Laffer @ 10 Nov 2007, 00:14 hat geschrieben:Es wäre ja Sache der Ländern, zu entscheiden, ob Strecken ausgeschrieben werden oder nicht. Das wäre auch weiterhin möglich. Manche Länder schreiben Strecken aus, andere nicht. Jetzt gäbe es eine rechtliche Grundlage, SPNV-Strecken ohne Ausschreibung an die DB zu geben.
Mag sein, aber irgendwie bezweifle ich, dass deine Idee funktionieren könnte. Noch mehr bezweifle ich auf jeden Fall, dass es so kommen wird, und wenn es nur des Images wegen wäre.

Herzlichen Willkommen beim Deutschen-Bahn-Verein! Wir hoffen, Sie genießen ihre Fahrt. :lol:

Na, ich weiß ja nicht! B)
Benutzeravatar
Fischkutter
Doppel-Ass
Beiträge: 108
Registriert: 20 Okt 2007, 21:29
Wohnort: Erfurt

Beitrag von Fischkutter »

ruhri @ 10 Nov 2007, 00:58 hat geschrieben:Herzlichen Willkommen beim Deutschen-Bahn-Verein! Wir hoffen, Sie genießen ihre Fahrt.  :lol:

Na, ich weiß ja nicht!  B)
..und noch ein Hinweis in eigener Sache:
Auf der Rückseite Ihrer Fahrkarte finden Sie die Kontonummer für Ihre großzügige Spende! Vielen Dank.
:lol: :lol: :lol: :lol:

Das würde auch das Problem mit dem dringend benötigten Fremdkapital lösen...
Benutzeravatar
Fischkutter
Doppel-Ass
Beiträge: 108
Registriert: 20 Okt 2007, 21:29
Wohnort: Erfurt

Beitrag von Fischkutter »

Larry Laffer @ 9 Nov 2007, 23:13 hat geschrieben:Wie soll es nun weitergehen? Ich habe mir ein paar Gedanken gemacht.

Die DB Netz AG wird abgewickelt... unter die Obhut des Eisenbahnbundesamtes
Die DB Fernverkehr AG ändert ihre Rechtsform in einen gemeinnützigen Verein
Die DB Regios und S-Bahngesellschaften werden in die Verantwortung der Länder übergeben
Railion, Stinnes und Schenker sind hochrentable Unternehmen... ebenfalls in einen gemeinnützigen Verein umzuwandeln, um wieder mehr Güterverkehr auf die Schiene zu kriegen.

Meinungen?
Sehr netter Entwurf eines alternativen Konzeptes.

Leider wird die Umsetzung an einer ganz primitiven Eigenschaft des Menschen scheitern. Diese Eigenschaft ist zugleich auch die stärkste Antriebskraft in unserer Gesellschaft:

Gier

Die Aussichten auf einen verdienten (oder ergaunerten) Gewinn sind für die Beteiligten (Begünstigten?) zu viel versprechend, als dass sich der Verkauf der Bahn wirklich komplett aufhalten ließe.
Die Begründung Herrn Mehdorns, er erfülle lediglich den Auftrag des Bahneigentümers, ist ja wohl an Scheinheiligkeit nicht zu übertreffen. Allerdings macht er aus Sicht einer skrupellosen Geschäftsführung einen Superjob!!
Paul
Tripel-Ass
Beiträge: 160
Registriert: 31 Jul 2006, 14:34

Beitrag von Paul »

Fischkutter @ 10 Nov 2007, 02:10 hat geschrieben: Leider wird die Umsetzung an einer ganz primitiven Eigenschaft des Menschen scheitern. Diese Eigenschaft ist zugleich auch die stärkste Antriebskraft in unserer Gesellschaft:

Gier
wohl war :angry:

Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profil wie die Natur vor der Leere. Mit einsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß, 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens. (Thomas Joseph Dunning, 1799-1873)

Paul
VT 609

Beitrag von VT 609 »

Laut SZ drohen Transnet und GDBA jetzt mit Streiks, falls die DB bei der Privatisierung aufgespalten wird.

Quellen: Süddeutsche Zeitung und http://www.sueddeutsche.de/,tt3l4/wirtscha...kel/363/142054/

Solche Streiks sind m.E. rechtlich bedenklich, da es politische Streiks sind und diese in Deutschland verboten sind. Es geht hier um Angelegenheiten in der Politik und nicht um einen Arbeitskampf.
ET 423
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13072
Registriert: 23 Okt 2002, 12:34

Beitrag von ET 423 »

VT 609 @ 10 Nov 2007, 12:01 hat geschrieben: Quellen: Süddeutsche Zeitung und http://www.sueddeutsche.de/,tt3l4/wirtscha...kel/363/142054/
Jetzt wirds mal richtig spannend. B)
Lokführer-Kampftruppe GDL
==> :lol: :D :P
Ich schaue weg, weil mir hier Einiges nicht paßt.
Benutzeravatar
Larry Laffer
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2591
Registriert: 15 Dez 2005, 22:47
Wohnort: Witten

Beitrag von Larry Laffer »

Die entscheidende Frage ist und bleibt ja, was man mit der Fernverkehrssparte macht. Mit einer Eigenkapitalrendite von 5% im Geschäftsjahr 2006 ist dieses Unternehmen nicht börsenfähig. Es würde an der Börse entweder abgewickelt werden oder aber innerhalb von kürzester Zeit gäbe es kaum noch SPFV in Deutschland. Auf Schnellfahrstrecken würden Edel-ICEs fahren, aber ansonsten wäre relativ bald Schluß damit. Ein gemeinnütziger Verein wäre eine Möglichkeit, flächendeckenden aber trotzdem kostenneutralen SPFV sicherzustellen.

Welche anderen Vorschläge gibt es denn für die DB Fernverkehr AG?
Kunden - Ein bei der DBAG völlig unbekannter Begriff für "Beförderungsfälle"
Benutzeravatar
TramPolin
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12132
Registriert: 17 Feb 2007, 18:29
Wohnort: Hoch über den Dächern, mit einem anderen Blick auf unser Millionendörfchen (197, N45)
Kontaktdaten:

Beitrag von TramPolin »

Angeblich sucht der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn einen Nachfolger für Bahn-Boss Hartmut Mehdorn. Dieser habe mit seinem Rücktritt gedroht, falls sich nicht wie geplant private Investoren an der Deutschen Bahn beteiligen dürften. Aufsichtsratschef Werner Müller soll bereits einen Nachfolger gefunden haben, dessen Namen aber noch der Geheimhaltung unterliegt.

http://www.n-tv.de/878248.html
Benutzeravatar
mellertime
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4574
Registriert: 13 Okt 2002, 16:43
Wohnort: MPFF
Kontaktdaten:

Beitrag von mellertime »

Mhhhmmmm... Hansen? ;)
Benutzeravatar
TramPolin
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12132
Registriert: 17 Feb 2007, 18:29
Wohnort: Hoch über den Dächern, mit einem anderen Blick auf unser Millionendörfchen (197, N45)
Kontaktdaten:

Beitrag von TramPolin »

mellertime @ 12 Nov 2007, 10:36 hat geschrieben: Mhhhmmmm... Hansen? ;)
Wenn es mit er Citigroup nichts wird, tippe ich eher auf Josef "Victory-Zeichen" Ackermann :ph34r: :ph34r: :ph34r:
Benutzeravatar
Larry Laffer
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2591
Registriert: 15 Dez 2005, 22:47
Wohnort: Witten

Beitrag von Larry Laffer »

Das macht der Ackermann nicht. Aber gut, soll Mehdorn gehen, vermissen wird ihn sicher keiner. Ich fürchte eher, daß der Nachfolger nicht besser wird. Vielleicht finden sie einen, der sich besser verkaufen kann als Mehdorn, aber der entscheidende Punkt, nämlich daß der Verkehrsträger Schiene in Deutschland wieder gestärkt wird, der hat nichts mit dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn AG zu tun, sondern da muß sich die Verkehrspolitik grundsätzlich ändern.
Kunden - Ein bei der DBAG völlig unbekannter Begriff für "Beförderungsfälle"
Benutzeravatar
Fischkutter
Doppel-Ass
Beiträge: 108
Registriert: 20 Okt 2007, 21:29
Wohnort: Erfurt

Beitrag von Fischkutter »

Solche Sendungen, wie Frontal21, müssten öfter über die katastrophalen Zustände bei der Bahn hinweisen. Dann würde auf die Politik auch mehr Druck ausgeübt, sich das mit dem vordergründig so lukrativen, weil angeblich Geld-sparenden Börsengang, noch einmal zu überlegen.

Frontal21 vom 13.11.07

Jetzt werden die "sachlichen" Privatisierungsbefürworter wieder zur Höchstform auflaufen:

"Alles nur subjektive Polemik!!"

--leider nein, sondern erschreckende Tatsache. Man muss nur mit offenen Augen hinschauen.

MfG der Fischkutter
VT 609

Beitrag von VT 609 »

Ich setz es mal hier rein, auch wenn es nur bedingt mit dem Börsengang zu tun hat:

Transnet fordert, in die weiteren politischen Beratungen zur Struktur der DB eng eingebunden zu werden
Benutzeravatar
Benicarlo
Routinier
Beiträge: 256
Registriert: 17 Mär 2005, 16:21

Beitrag von Benicarlo »

Angeblich sucht der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn einen Nachfolger für Bahn-Boss Hartmut Mehdorn
Mhhhmmmm... Hansen? 
Diese Chimäre? :blink: ==>>
Offener Brief an den Beirat und Hauptvorstand der TRANSNET

Startseite
9. November 2007

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

als engagierte TRANSNET-Mitglieder haben auch wir in den letzten Tagen und Wochen die politischen Auseinandersetzungen um eine drohende Kapitalprivatisierung der Deutschen Bahn AG aufmerksam verfolgt. Dabei sind uns mehrere Punkte aufgefallen, aus denen sich dringender Klärungsbedarf ergibt. Insbesondere geht es hier um das Verhalten des Kollegen Norbert Hansen in der Öffentlichkeit.

1. In der Debatte auf dem Hamburger SPD-Bundesparteitag am 27. Oktober 2007 über die Bahnprivatisierung sprach sich Norbert Hansen für die Annahme eines Antrags des SPD-Parteivorstands zum Einstieg in die Privatisierung über Volksaktien aus. Eine Woche zuvor hatte Norbert die Bundestagsabgeordneten aufgefordert, dem vorliegenden Entwurf der Bundesregierung für ein Privatisierungsgesetz unverzüglich zuzustimmen.
Für diese eigenmächtigen Aussagen hat der Kollege Hansen kein Mandat unserer Gewerkschaft. Es gibt keinen TRANSNET-Beschluss, der grundsätzlich und explizit die Kapitalprivatisierung fordert und die TRANSNET-Repräsentanten ermächtigt, für eine Privatisierung Stimmung zu machen. Der außerordentliche Gewerkschaftstag in Fulda im Juli 2007 hat lediglich Bedingungen und Kriterien aufgelistet für den Fall, dass die Politik unbedingt am Ziel einer Kapitalprivatisierung festhält. Noch Mitte Oktober widersprach TRANSNET vehement den im ZDF-Magazin Frontal21 gemachten Aussagen („TRANSNET unterstützt Mehdorns Börsenkurs“) und erklärte: „TRANSNET hat nie den Börsengang öffentlich vertreten, sondern hat ihre kritisch-konstruktive Begleitung des Prozesses an konkrete Bedingungen geknüpft.“
Die offene Propagierung der Privatisierung durch Norbert Hansen liegt nicht im Mitgliederinteresse, zumal noch vor wenigen Tagen in TRANSNET-Publikationen zu Recht vor den negativen Folgen eines Renditedrucks durch „Volksaktien“ gewarnt wurde.
Beim Hamburger SPD-Parteitag war zudem eine klare Beschlussfassung gegen jede Form von Privatisierung und Zerschlagung unserer Bahn in greifbare Nähe gerückt, nachdem 11 von 16 SPD-Landesverbänden dies so gefordert hatten. Hätte sich der TRANSNET-Vorsitzende in dieser Debatte klar auf die Seite der Privatisierungsgegner gestellt, dann hätte der SPD-Parteivorstand ein unzweideutiges Nein zur Kapitalprivatisierung schwerlich verhindern können.

2. Der Gewerkschaftstag in Fulda hat sich ausdrücklich gegen eine Zerschlagung des Bahnkonzerns und den Verkauf einzelner Tochterbetriebe ausgesprochen. Dessen ungeachtet wurde die scheibchenweise Zerschlagung unserer Bahn in den letzten Monaten munter fortgesetzt und hat der DB-Aufsichtsrat offenbar den Verkauf der Scandlines und der DB-Immobilientochter Aurelis bestätigt. Wir haben Grund zur Annahme, dass der Kollege Hansen und die anderen TRANSNET-Mitglieder im DB-Aufsichtsrat diese Verkäufe – wie schon andere Veräußerungen zuvor – befürwortet haben. Dies ist ein glatter Verstoß gegen den Fuldaer Beschluss. Nehmen wir einmal an – wofür es keine Hinweise gibt – die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat hätten konsequent „Nein“ gesagt und die Vertreter des Anteilseigners (darunter die direkten Vertreter der Bundesregierung) hätten die Arbeitnehmerbank mit dem doppelten Stimmrecht des Aufsichtsratsvorsitzenden Werner Müller niedergestimmt. Dann hätte der Kollege Hansen auf dem Hamburger Parteitag wie schon auf dem Gewerkschaftstag in Fulda niemals die Behauptung aufstellen dürfen, die SPD und ihr Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee stünden konsequent für den Erhalt eines integrierten Bahnkonzerns. Denn seit Jahren stimmen die Vertreter der SPD-geführten Bundesministerien für Verkehr und der Finanzen im DB-Aufsichtsrat ganz offensichtlich für einen Teilverkauf nach dem anderen und damit für die schrittweise Zerfledderung des DB-Konzerns.

3. Die Aussage von Norbert Hansen, dass eine rasche Verabschiedung des Gesetzentwurfs die einzige historische Chance wäre, um eine Zerschlagung der Bahn zu verhindern, stimmt nicht! Die Tatsachen sprechen eine andere Sprache. Denn laut Gesetzentwurf der Bundesregierung soll die Infrastruktur juristisches Eigentum des Bundes bleiben und von der zu privatisierenden DB AG wirtschaftlich bilanziert werden. Dem Bund soll die Möglichkeit eingeräumt werden, nach 15 Jahren die Infrastruktur, die ihm juristisch schon gehört, für teures Geld von der privatisierten AG wieder „zurückzukaufen“. Was ist das alles – wenn nicht eine weitere Zerschlagung der integrierten Bahn?

4. Als Reaktion auf den jüngsten SPD-Beschluss für ein „Volksaktienmodell“ haben konservative Politiker und Medien jetzt verstärkt die Trennung von Netz und Betrieb gefordert. Darauf kann und muss es nur eine konsequente und sofortige Antwort unserer TRANSNET geben: „Plan B“ (Bahn bleibt beim Bund!). Dies wurde schon früher mehrfach vorgeschlagen – ohne Folgen. Jetzt müssen Taten folgen. Nicht erst nach der nächsten Bundestagswahl, sondern schon hier und heute ist die schleichende Zerschlagung unserer Bahn im Gange. Beirat und Hauptvorstand müssen sich ab sofort eindeutig positionieren und mobilisieren.

5. Der Kollege Norbert Hansen hat mit seinen o.g. öffentlichen Auftritten und eindeutigen Aussagen pro Privatisierung den Interessen unserer Gewerkschaft und aller EisenbahnerInnen massiv geschadet. Norbert Hansen hat sich eigenmächtig und eindeutig über die Positionen und Beschlusslage unserer TRANSNET hinweggesetzt. Dies widerspricht dem gewerkschaftlichen Selbstverständnis. Wir fordern Beirat und Hauptvorstand auf dafür Sorge zu tragen, dass die Gewerkschaft ab sofort gemeinsam mit dem DGB und dem Bündnis Bahn für Alle für „Plan B“ (Bahn bleibt vollständig beim Bund) eintritt. Norbert Hansen hat die politischen und persönlichen Konsequenzen zu ziehen und zurückzutreten.

Mit kollegialen Grüßen

Für die Initiative Bahn von unten
Bat
Kaiser
Beiträge: 1501
Registriert: 04 Dez 2006, 15:01

Beitrag von Bat »

... ups ... ! :blink:

:lol:
Doofheit und Ignoranz verpflichten nicht zu Postings!
Benutzeravatar
Larry Laffer
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2591
Registriert: 15 Dez 2005, 22:47
Wohnort: Witten

Beitrag von Larry Laffer »

Nochmal zu Transnet: Neben einigen Großkommunen und der Stadtsparkasse Siegen sind es auch die großen gelben DGB-Gewerkschaften IG BAU, GdP und auch Transnet, die ihre Post über den für Dumpinglöhne bekannten Briefzusteller PIN (gehört zum Springerverlag) versenden lassen.


Quelle

Gerade durch Zufall gefunden.
Kunden - Ein bei der DBAG völlig unbekannter Begriff für "Beförderungsfälle"
Antworten