»Das Auto macht uns total verrückt«

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elba

Beitrag von elba »

Hinweis auf ein längeres Interview in der Zeit mit dem in Wien lehrenden Verkehrswissenschaftler Knoflacher

Ich zitiere mal ein paar Aussagen, die mir auffielen:
  • Ich lehne das Auto nicht ab. Aber ich bin mir bewusst, was es für unsere Gesellschaft bedeutet.
  • Das Auto ist wie ein Virus, das sich im Gehirn festsetzt und Verhaltenskodex, Wertesystem und Wahrnehmung total umkehrt.
  • Die Idee des Mobilitätswachstums beruht auf einer unvollständigen Betrachtung des Systems.
  • In Anbetracht der Bedingungen, die sich der Mensch für sein Auto geschaffen hat, ist Autofahren eindeutig die angenehmste Form der Mobilität und daher durchaus rational.
  • Wir haben Strukturen gebaut, die die Menschen zum Autofahren zwingen!
  • Wenn dem Fußgänger verboten wird, eine Straße zu überqueren, wo er will, ist das ganz normal.
  • Das Auto versetzt uns in ein Raum-Zeit-Gefüge der Verantwortungslosigkeit, das wir weder begreifen noch bewältigen können.
  • Grundsätzlich ist Fliegen die entwürdigendste Art des Transports überhaupt.
Schönen Gruß,

Edmund
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Ich finde den Artikel interessant und er hat ein paar nachdenkenswerte Ansätze. In ein paar Punkten greift er allerdings zu kurz, zum Beispiel beim bildenden Charakter von Fernreisen. Denke von mir sagen zu können mein Schüleraustausch mit den USA hat mir damals die Augen geöffnet und ich verstehe 15 Jahre danach noch vieles besser auch wenn mein Hirn trotzdem manchmal Krämpfe bekommt.
Und zum entwürdigenden Charakter des Fliegens: ich will es nicht ganz von der Hand weisen, aber wenn man für nen Flug 40 Euro zahlt, reist man dementsprechend. Wenn man mit ner guten Linie fliegt und vielleicht noch in ner höheren Klasse wirds eher dekadent statt entwürdigend. Bahnfahren in Indien auf dem Dach kann man nicht mit 1.Klasse ICE vergleichen. Nur unser Geiz verlockt viele zum Fliegen wie die Inder Bahnfahren.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Dem Artikel kann ich so nur zustimmen. Gerade die Einschränkung des Fußgängers ist schon sehr heftig - und ich bin hier in München sehr viel zu Fuß unterwegs. Leider wird das viel zu wenig gesehen wie eingeschränkt die Nicht-Áutofahrer so sind. Wenn ich überlege was allein das an Ampeln stehen an Zeit kostet, was für ein großer Aufwand es teilweise ist wenn man nur mal schnell zu einem Geschäft auf der anderen Straßenseite will.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von elba »

Iarn @ 6 Feb 2008, 13:34 hat geschrieben: Denke von mir sagen zu können mein Schüleraustausch mit den USA hat mir damals die Augen geöffnet
Als ich das erste Mal in USA war, hatte ich auch so ein Erlebnis. Ich hatte ein Zimmer in einem Holiday Inn. Das Hotel lag an der Kreuzung eines Highways mit einer anderen Straße. Diagonal über dies Kreuzung auf der anderen Seite lag eine Bank. Diese Bank war vom Hotel aus in keinster Weise zu Fuß zu erreichen, sondern nur mit dem Auto.

Ein andermal war ich in einem Hotel, das genau gegenüber der Firma lag, wo ich zu tun hatte. Dazwischen - natürlich - ein Highway. Luftlinie vielleicht 200 m - mit dem Auto mußte man aber gut 2 km fahren, um das Firmengelände zu erreichen.

Da sind wir in Europa nicht - auch weil es inzwischen viele gegenläufige Tendenzen gibt. Selbst in Eching zwischen Ikea und Roller gibt es inzwischen einen Fußgängerüberweg (ampelgesichert mit entsprechenden Wartezeiten). Ich kann mich aber auch noch an die Zeit erinnern, wo es schon recht komisch war, im Euro-Industriepark von (damals) Wertkauf zu (damals) Suma zu Fuß zu gehen. Das war nicht vorgesehen.

und @Boris: es ist halt so, daß man Umwege und Wartezeiten relativ zu seiner Gesamtwegelänge empfindet. Da man als Fußgänger eher kürzere Weg hat, als bei einer Autofahrt, werden Ampelaufenthalte entsprechend negativ wahrgenommen. Ähnlich ergeht es mir als Radfahrer bei Umwegen, die ich im Auto kaum wahrnehmen würde.

Ebenfalls subjektiv ist das Mobilitätsempfinden. Meine Eindruck ist, daß hier der Zeitfaktor eine größere Rolle spielt, als die zurückgelegte Entfernung. Meinen Mobilitästbedarf kann ich mit einer Stunde zu Fuß unterwegs genauso (oder besser) befriedigen, als mit einer Stunde im Auto. Nur die Entfernungen sind halt unterschiedlich (und die Kosten, die Einflüsse auf Umwelt und Mitmenschen, etc.). Rücken beispielsweise die Einkaufsmöglichkeiten weiter weg, bin ich aber zum Autofahren gezwungen - da hat Knoflacher sicher recht. Und da Geiz geil ist, wird halt auch wegen tlw. nur scheinbarer Einsparmöglichkeit der Lidl/Aldi/... im Gewerbegebiet aufgesucht, anstatt der Laden um die Ecke (wobei ich hier schon bei bestimmten Bevölkerungsgruppe mehr, bei anderen weniger Wahlmöglichkeit sehe).


Edmund
Rathgeber
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Beitrag von Rathgeber »

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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

elba @ 6 Feb 2008, 15:23 hat geschrieben:Ebenfalls subjektiv ist das Mobilitätsempfinden. Meine Eindruck ist, daß hier der Zeitfaktor eine größere Rolle spielt, als die zurückgelegte Entfernung. Meinen Mobilitästbedarf kann ich mit einer Stunde zu Fuß unterwegs genauso (oder besser) befriedigen, als mit einer Stunde im Auto. Nur die Entfernungen sind halt unterschiedlich .........

Edmund
Meinen Mobilitätsbedarf kann ich mit einem Spaziergang in das naheliegende Naturschutzgebiet befriedigen. Die an mich gestellten Mobilitätsanforderungen bedingen aber, dass ich andere Verkehrsmittel nutzen muss.

Früher lebten und arbeiteten die Menschen am selben Ort, vielfach sogar im gleichen Haus. Die Orte waren klein und überschaubar. Aber bereits zu Zeiten Napoleons gab es getrennte Verkehrsräume für Fußgänger und Kutschen.

Mit Beginn der Industrialisierung stiegen die Anforderungen an die Mobilität. Die Eisenbahn war das erste nicht von Muskelkraft angetriebene Verkehrsmittel. Und sie hatte Vorfahrt! Mit steigender Bevölkerungsdichte und der Ausweitung der Städte stiegen auch die Mobilitästsanforderungen und die Entfernung zu den Arbeitsplätzen. Dass das Auto auf Grund seiner Flexibilität gegenüber der Bahn im Vorteil war, wurde schon in den 20er Jahren erkannt.

Sicher muss man nicht alles mit dem Auto erledigen. Sicher wäre es besser, man könnte in Wohnungsnähe seinen Bedarf decken. Man muss auch nicht die Kinder mit dem Auto zu Schule fahren usw. Früher liefen die Hausfrauen (berufstätig waren ja nur wenige) täglich zum Bäcker, dann zum Metzger und anschließend noch zum "Tante Emma" Laden. Heute wird einmal in der Woche ein Großeinkauf gemacht. Und die Mengen kann man wahrlich nicht auf dem Buckel schleppen.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Man muss auch unterscheiden zwischen Stadt und Land. In der Stadt haben Autos in meinen Augen nichts verloren, sofern nicht zum Transport von größeren Gegenständen gebraucht werden (und dabei denke ich nicht an die Einkäufe fürs Wochenende, sondern an Möbel, Waschmaschinen, Baumaterial etc.). Ich lebe seit 22 Jahren ohne Auto und hab selbiges so gut wie nie vermisst - umso häufiger aber verflucht. Hier in der Stadt ist einfach nicht der Platz für sowas - die großen Straßen, Parkplätze etc. könnte man viel besser für andere Dinge benutzen.

Und ich sehe auch einen Unterschied zwischen der Vorfahrt eines Zuges, der hunderte bis tausende Menschen befördert, und der Vorfahrt eines Autos, in dem teilweise nur eine Person sitzt. Und die Gesetze, die einen Fußgänger zur Nutzung von Fußgängerüberwegen zwingt, sowie die Geschwindigkeit und Machtverhältnisse auf der Straße sind de fakto eine Dauervorfahrt für Autos.

Auf dem Land kann man auf das Auto nicht verzichten, man kann nicht jedes Kaff mit einem guten ÖPNV anbinden - hier sollte sich die Autofahrt aber auf eine Fahrt bis zum nächsten Knotenpunkt beschränken.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Das schöne in diesem Artikel ist, dass sich Leute mit unterschiedlichen Positionen wiederfinden. Ich zum Beispiel erfreue mich am Abschnitt zur Notwendigkeit zur Reurbanisierung :)
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Beitrag von Münchner Kindl »

Boris Merath @ 6 Feb 2008, 18:51 hat geschrieben: Auf dem Land kann man auf das Auto nicht verzichten, man kann nicht jedes Kaff mit einem guten ÖPNV anbinden - hier sollte sich die Autofahrt aber auf eine Fahrt bis zum nächsten Knotenpunkt beschränken.
Hast Du dir schonmal vorgestellt, dass es einfach unendlich viel Spaß machen kann mit dem richtigen Auto Kurven zu räubern oder auf der german Autobahn die v-max auszufahren? :rolleyes:
-
ChristianMUC

Beitrag von ChristianMUC »

Münchner Kindl @ 6 Feb 2008, 19:41 hat geschrieben: Hast Du dir schonmal vorgestellt, dass es einfach unendlich viel Spaß machen kann mit dem richtigen Auto Kurven zu räubern oder auf der german Autobahn die v-max auszufahren? :rolleyes:
Öhm - nö?
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Münchner Kindl @ 6 Feb 2008, 19:41 hat geschrieben: Hast Du dir schonmal vorgestellt, dass es einfach unendlich viel Spaß machen kann mit dem richtigen Auto Kurven zu räubern oder auf der german Autobahn die v-max auszufahren? :rolleyes:
Es gibt viele schöne Dinge die sind amoralisch, verboten oder machen dick. Gut letzteres trifft am wenigsten drauf zu.
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Beitrag von TramPolin »

Münchner Kindl @ 6 Feb 2008, 19:41 hat geschrieben: Hast Du dir schonmal vorgestellt, dass es einfach unendlich viel Spaß machen kann mit dem richtigen Auto Kurven zu räubern oder auf der german Autobahn die v-max auszufahren? :rolleyes:
Auf Grund der Überlastungen der Straßen, der sehr begrenzten Möglichkeit, v-max zu fahren, der allgemeinen Aggressivität auf den Straßen und der hohen Unterhaltskosten eines Automobils macht es mir persönlich keinen Spaß mehr.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Boris Merath @ 6 Feb 2008, 18:51 hat geschrieben:Man muss auch unterscheiden zwischen Stadt und Land. In der Stadt haben Autos in meinen Augen nichts verloren, sofern nicht zum Transport von größeren Gegenständen gebraucht werden (und dabei denke ich nicht an die Einkäufe fürs Wochenende, sondern an Möbel, Waschmaschinen, Baumaterial etc.). Ich lebe seit 22 Jahren ohne Auto und hab selbiges so gut wie nie vermisst - umso häufiger aber verflucht. Hier in der Stadt ist einfach nicht der Platz für sowas - die großen Straßen, Parkplätze etc. könnte man viel besser für andere Dinge benutzen.

Und ich sehe auch einen Unterschied zwischen der Vorfahrt eines Zuges, der hunderte bis tausende Menschen befördert, und der Vorfahrt eines Autos, in dem teilweise nur eine Person sitzt. Und die Gesetze, die einen Fußgänger zur Nutzung von Fußgängerüberwegen zwingt, sowie die Geschwindigkeit und Machtverhältnisse auf der Straße sind de fakto eine Dauervorfahrt für Autos.

Auf dem Land kann man auf das Auto nicht verzichten, man kann nicht jedes Kaff mit einem guten ÖPNV anbinden - hier sollte sich die Autofahrt aber auf eine Fahrt bis zum nächsten Knotenpunkt beschränken.
@ Boris

Ob Stadt oder Land, bei einer vernüftigen Trennung der Verkehrswege mit annehmbaren (möglichst planfreien) Übergängen ist ein Miteinander durchaus möglich. Wie ich erwähnte, hat ja bereits Napoleon eine Art Straßenverkehrsordnung eingeführt. Diese räumte den Kutschen auf den Straßen den Vorrang ein. Fußgänger hatten den Gehweg zu benutzen. Nur das muskelbetriebene Verkehrsmittel Kutsche (bzw. das Fuhrwerk) ist durch das motorgetriebene Automobil verdrängt worden. Ohne die Erfindungen von Diesel und Otto würdest Du Dich bei der heutigen Bevölkerungsdichte über die unendlichen Karawanen von Kutschen und Fuhrwerken ärgern <_< . Der Bedarf an Verkehrsfläche wäre mindestens der gleiche. Ob man aber mehrstöckige Remisen und Ställe bauen würde? Was würden die Pferde davon halten <_< ?

P.S.: In Wohnvierteln gilt meist 30 Km/h oder Schrittgeschwindigkeit. Da kannst Du auch gefahrlos an jeder Stelle die Straße überqueren.
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Beitrag von Münchner Kindl »

ChristianMUC @ 6 Feb 2008, 19:47 hat geschrieben: Öhm - nö?
Na dann fang am besten gar nicht erst damit an, es ist nämlich wie bei fast allen Dingen die Spaß machen,
wenn man mal auf den Geschmack gekommen ist, kann man sich ein Leben ohne nur noch schwer vorstellen. B)
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Münchner Kindl @ 6 Feb 2008, 19:41 hat geschrieben:Hast Du dir schonmal vorgestellt, dass es einfach unendlich viel Spaß machen kann mit dem richtigen Auto Kurven zu räubern oder auf der german Autobahn die v-max auszufahren? :rolleyes:
Beruflich muss ich mit dem Auto fahren. Also hab ich auch privat keine Probleme damit.

Meine Geschwindigkeit richtet sich nach folgenden Kriterien:
1. Witterung
2. Beladung
3. Verkehrsverhältnissen/Straßenauslastung
4. bestehenden Geschwindigkeitsbeschränkungen

Beruflich bedingt fahre ich (unter Berücksichtigung der Punkte 1-4) auch v-max. Aber besonderen Spaß empfinde ich nicht dabei.
Privat fahre ich eher gemäßigt, und auch nur absolut notwendige Touren. Und verrückt bin ich auch nicht <_< .
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Autobahn @ 6 Feb 2008, 20:14 hat geschrieben: P.S.: In Wohnvierteln gilt meist 30 Km/h oder Schrittgeschwindigkeit. Da kannst Du auch gefahrlos an jeder Stelle die Straße überqueren.
Also die Rosenheimer Straße hier ist keine Tempo-30-Zone. Der Innsbrucker Ring auch nicht. Die Anzinger Straße auch nicht. Alle diese Straßen führen durch Wohngebiete, ich kann diese Straßen nicht gefahrlos überqueren, und sie machen nen Heidenlärm sowie schlechte Luft. Und bei den dazwischen liegenden Anwohnerstraßen (Tempo 30) parken die Autos halb aufm Gehsteig, so daß man kaum zu zweit nebeneinander gehen kann.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Hot Doc
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Beitrag von Hot Doc »

@Autobahn: Entweder hast du das Interwiev nicht ganz gelesen oder nicht ganz kapiert!

Es ist tatsächlich so, dass die Zeit die wir mit Mobilität verbringen seit jahrhunderten ungefähr gleich geblieben ist. Nur legen wir dabei immer größere Strecken zurück.
Das ist ja in meinen Augen noch nicht schlechtes, wenn wir das z.B. für Urlaube etc. nutzen.
Aber gerade im Innerstädtischen Bereich (aber auch auf dem Land) sorg eine immer weiter ausufernde Bevorteilung des motorisierten Verkehrs für einen Wandel der Umwelt drum herum.
Ins Auto muss man doch zum Einkaufen nur deshalb, weil der Tante Emma Laden um die Ecke nicht mehr existiert. Der war vielleicht teurer, aber dass man dabei die km-Kosten der Autofahrt von mindestens 30 Cent vernachlässigt, interessiert keinen.
Und vielleicht sind mehrere kleinere Einkäufe um die Ecke auch nicht wesentlich zeitaufwändiger, als 1-2x pro Woche einige km zu fahren und sich dann ordentlich abzuschleppen. Aber der Mensch sitzt halt lieber im Auto als neben den Autos in deren Abgasen entlang zu gehen.

Ausserdem drehst du einige Zusammenhänge um. Es war nicht so, dass die Städte wuchsen und damit ein Autoverkehr (z.B. zum Arbeitsplatz notwendig wurde). Im Gegenteil, durch das Auto (und seine "allumfassende" Vorfahrt) wurde eine Expansion der Städte und ein Wohnen fern vom Arbeitsplatz erst möglich.
Und heute ist das Auto schon so alltäglich und selbstverständlich, dass keiner mehr rechnet, ob sich es nicht vielleicht lohnt auf das Auto zu verzichten und sich eine Wohnung in Laufentfernung zu Arbeit und Einkaufen zu einem etwas höheren Preis zuzulegen.

Fazit: Nur weil Napoleon einen Fehler gemacht hat, müssen wir nicht bis heute daran festhalten!!
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Lazarus
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Beitrag von Lazarus »

Also ich denk mal, das die Bahn den Zweikampf mit dem Auto längst verloren hat. Vorallem wenn man grössere Entfernungen zurücklegen muss, ist die Bahnfahrt heute teilweise schlicht zu teuer. Von daher kann ich jeden verstehen, der aus finaziellen Gründen lieber das Auto wählt
Mehr Geld für den ÖPNV-Ausbau in München! Es wird höchste Zeit!
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Beitrag von Auer Trambahner »

Ich hab seit letzten März kein Auto mehr. Der Karren hat mich regelmäßig verrückt gemacht, alle drei Monate,
wenn ich der Versicherung ca. 140 Euro überweisen durfte oder einmal jährlich das Finanzamt so 400 Euro wollte.
Oder an der Tankstelle, wenn wiedermal 15-20 Liter auf 100 Km durchgelaufen sind. Tja, das sind die Leiden der Freude.

Im Spätsommer hab ich mir dann wieder einen Roller angeschafft, der reicht für die meisten Fahrten im Umkreis bis ca. 100 Km einfach.
Wenns ein Auto sein muß gibts StadtAuto oder Autovermietung.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Hot Doc @ 6 Feb 2008, 20:51 hat geschrieben:@Autobahn: Entweder hast du das Interwiev nicht ganz gelesen oder nicht ganz kapiert!
@ Hot Dog

Kapieren und die Meinung teilen sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Verstanden habe ich dieses Interview schon, aber ich teile die Auffassung nicht.

Die Umweltbelastung durch den Verbrennungsmotor ist unbestritten. Ich habe nichts gegen alternative Antriebskonzepte.

Das veränderte Käuferverhalten ist nicht wegen des Automobils entstanden. Vermehrte Berufstätigkeit von Frauen, viele Single-Hauhalte usw. bedingten eine Veränderung. Ich persönlich fahre (oder laufe) nicht wegen irgendwelcher Sonderangebote durch die Gegend, sondern verbinde meine Einkäufe mit der Heimfahrt vom Job. Aber diese Möglichkeit hat nicht jeder. Bei so genannten „Doppelverdienern“ bleibt nur der Samstag als Einkaufstag.

Tatsache ist, dass die Städte mit der Industrialisierung wuchsen. Der Trend, auf „dem Land“ zu wohnen, aber in der Stadt zu arbeiten, kam erst Mitte der 1970er Jahre auf. Derzeit wird ja ein Rückzug in die Stadt beobachtet.

Die „Laufentfernung“ zum Arbeitsplatz wird aber dennoch kaum realisierbar sein. Das wäre dann, wenn der Schuster oder Schmied, (überspitzt ausgedrückt) neben den Leisten oder dem Amboss schläft. Ich glaube kaum, dass Du als Mitarbeiter eines Stahlproduzenten direkt neben dem Hochofen wohnen möchtest.

Kurzum: Die Welt hat sich verändert. Damit müssen wir leben und das Beste daraus machen.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Auer Trambahner @ 6 Feb 2008, 20:55 hat geschrieben:Ich hab seit letzten März kein Auto mehr. Der Karren hat mich regelmäßig verrückt gemacht, alle drei Monate,
wenn ich der Versicherung ca. 140 Euro überweisen durfte oder einmal jährlich das Finanzamt so 400 Euro wollte.
Oder an der Tankstelle, wenn wiedermal 15-20 Liter auf 100 Km durchgelaufen sind. Tja, das sind die Leiden der Freude.

Im Spätsommer hab ich mir dann wieder einen Roller angeschafft,  der reicht für die meisten Fahrten im Umkreis bis ca. 100 Km einfach.
Wenns ein Auto sein muß gibts StadtAuto oder Autovermietung.
Hat Dein Roller auch ´ne Standheizung ?

:D
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Münchner Kindl
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Beitrag von Münchner Kindl »

Autobahn @ 6 Feb 2008, 22:05 hat geschrieben: Der Karren hat mich regelmäßig verrückt gemacht, alle drei Monate,
wenn ich der Versicherung ca. 140 Euro überweisen durfte oder einmal jährlich das Finanzamt so 400 Euro wollte.
Oder an der Tankstelle, wenn wiedermal 15-20 Liter auf 100 Km durchgelaufen sind. Tja, das sind die Leiden der Freude.
Darf man fragen was Du fährst, bei 20 litern Verbrauch??? :o
-
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Beitrag von Oliver-BergamLaim »

Hot Doc @ 6 Feb 2008, 20:51 hat geschrieben: Ins Auto muss man doch zum Einkaufen nur deshalb, weil der Tante Emma Laden um die Ecke nicht mehr existiert. Der war vielleicht teurer, aber dass man dabei die km-Kosten der Autofahrt von mindestens 30 Cent vernachlässigt, interessiert keinen.
Und vielleicht sind mehrere kleinere Einkäufe um die Ecke auch nicht wesentlich zeitaufwändiger, als 1-2x pro Woche einige km zu fahren und sich dann ordentlich abzuschleppen. Aber der Mensch sitzt halt lieber im Auto als neben den Autos in deren Abgasen entlang zu gehen.
Also ich hab bei mir in der Straße einen richtigen, "klassischen" Tante Emma-Laden, der für seine kleine Größe ausgesprochen gut sortiert ist. Ich kauf da auch gerne mal was ein, morgens meine Breze/Butterbreze, vielleicht mal ne Apfelschorle und Obst fürs Büro wenn mir selbige Waren zu Hause gerade ausgegangen sind.

Für den "großen" Wocheneinkauf ist so ein Tante Emma-Laden aber das denkbar ungeeignetste. Warum? Weil einfach die Auswahl fehlt. Liegt hauptsächlich daran, dass dem Tante Emma-Laden naturgemäß die Tiefkühltruhen fehlen und in meinem Fall auch eine normale Kühltheke. Tiefkühlpizza, Fertiggerichte, Fruchtjoghurt, Schokoladenpudding, Truthahnbrust, Streichwurst - für mich unter der Woche abends und oft auch am Wochenende abends elementare Dinge. Die kann ich nur leider allesamt nicht im Tante Emma-Laden kaufen.

Darum fahr ich am Ende doch einmal die Woche in den Großmarkt und hau den Kofferraum voll. Ist ja nicht aus Spaß an der Freude. Wenn ich bei mir in der Straße nen Großmarkt hätte würd ich mir das Autofahren auch gerne sparen.
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Beitrag von Rathgeber »

Oliver-BergamLaim @ 6 Feb 2008, 22:55 hat geschrieben:Darum fahr ich am Ende doch einmal die Woche in den Großmarkt und hau den Kofferraum voll. Ist ja nicht aus Spaß an der Freude. Wenn ich bei mir in der Straße nen Großmarkt hätte würd ich mir das Autofahren auch gerne sparen.
Wohnst Du alleine?

Ich bestreite meinen Wochenendeinkauf mit Rucksack und max. zwei Tragetaschen und suche verschiedene Läden auf...
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Beitrag von viafierretica »

@Autobahn
Das veränderte Käuferverhalten ist nicht wegen des Automobils entstanden. Vermehrte Berufstätigkeit von Frauen, viele Single-Hauhalte usw. bedingten eine Veränderung. Ich persönlich fahre (oder laufe) nicht wegen irgendwelcher Sonderangebote durch die Gegend, sondern verbinde meine Einkäufe mit der Heimfahrt vom Job. Aber diese Möglichkeit hat nicht jeder. Bei so genannten „Doppelverdienern“ bleibt nur der Samstag als Einkaufstag.


Genau das ist ja das schlimme. Wer in München zentral wohnt, muss nicht am Samstag den Kofferraum voll stopfen. Das kann man auf dem Nachhauseweg mitnehmen - wenn´s´denn noch Läden gibt.
Aber hier fängt der Teufelskreis an. Fahr mal raus aus München, Taufkirchen, Sauerlach - aber es reichen auch schon Daglfing oder Allach. Da gibt´s keinen (brauchbaren) Laden mehr. Die stehen alle am Kreisverkehr am Ortsausgang, schön brav nebeneinander, Lidl, Tengelmann, Plus, Aldi. Schaut alles gleich aus, alle gleich scheußlich (das Thema Schönheit wär ein anderes - man vergleiche die durch M-Preis ausgelöste Inflation an wirklich tollen neuen Supermärkten in Tirol:)
http://www.mpreis.at/standorte/architektur...esign/index.htm

Und überall ein Riesenparkplatz davor.

Musterbeispiel: Waldperlach. Ein einsamer Tante-Emma-HL an der alten Busendstation. Und an der Stadtgrenze: Kreisverkehr, Aldi, Lidl, Tengelmann und die ganze Scheisse einträchtig nebeneinander. Das war NUR durch das Auto möglich, kein Mensch fährt freiwillig in diese Ödnis. Bus kannste (noch:-) vergessen (nach Putzbrunn fährt bald der 55er :-), ist aber die Ausnahme.
Und das hat man quer durchs ganze Land, egal ob Hof oder Aschau oder Immmenstadt. Alles zugeschissen die letzten Jahre, nur dank Auto. Und es geht nicht mehr ohne. Das geänderte Einkaufsverhalten IST nur durch das Auto entstanden.
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Beitrag von Fastrider »

Rathgeber @ 6 Feb 2008, 23:01 hat geschrieben:Ich bestreite meinen Wochenendeinkauf mit Rucksack und max. zwei Tragetaschen und suche verschiedene Läden auf...
Als ich noch in Österreichs Hauptstadt gewohnt habe, gabs einen SPAR, an dem ich auf dem Weg zur Arbeit vorbeigekommen bin. Da bin ich dann immer nach Feierabend auf dem Heimweg einkaufen gegangen. Jetzt in München kann ich meine Einkäufe meist in Pasing erledigen, woich auch mit der Tram hinfahre. Deshalb bin ich so für einen 29-er zur Westendstrasse :)
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Beitrag von viafierretica »

@Rathegeber
Ich bestreite meinen Wochenendeinkauf mit Rucksack und max. zwei Tragetaschen und suche verschiedene Läden auf...


weil Du wohl das Glück hast, in einem Stadtteil zu leben oder zu arbeiten, wo es noch "verschiedene" Läden gibt.
Viele erreichen die halt leider nur noch per Auto und können froh sein, wenn ein Lidl kombiniert mit Vinzezmurr und Müller Brot in 1 km Entfernung ist:-) Und in Daglfing wäre man selbst darum überglücklich und buhlt um einen Discounter :-)
So weit sind wir leider schon.
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Beitrag von 3247 »

Autobahn @ 6 Feb 2008, 21:53 hat geschrieben: Die „Laufentfernung“ zum Arbeitsplatz wird aber dennoch kaum realisierbar sein. Das wäre dann, wenn der Schuster oder Schmied, (überspitzt ausgedrückt) neben den Leisten oder dem Amboss schläft. Ich glaube kaum, dass Du als Mitarbeiter eines Stahlproduzenten direkt neben dem Hochofen wohnen möchtest.
Mit der Laufentfernung wird es spätestens dann schwierig, wenn mehrere Personen in einem Haushalt wohnen wollen... und verschiedene Arbeitsplätze/Schulen/Kindergärten benötigen.

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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Wo in München isses nicht mehr möglich ohne Auto einzukaufen?
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Beitrag von Iarn »

Der Rewe in der Denninger Straße wäre nicht schlecht als Discounter für Daglfing wenn die Schranke nicht immer zu wäre. Klar kann man sein Fahrrad drunter (unterführung) durchtragen aber mach das mal mit nem Wochenendeinkauf auf dem Gepäckträger. Daglfing ist ob der Schranke ein Ort, wo ich trotz positiver Einstellung zur Bahn fast sagen muss, die stört fast wie der Straßenverkehr. Ich habe da mher als 20 Jahre gelebt.
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