Börsengang der DB

Alles über Eisenbahn, was woanders nicht passt.
Antworten
JeDi
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 19026
Registriert: 22 Apr 2006, 18:27
Wohnort: Land der Küchenbauer
Kontaktdaten:

Beitrag von JeDi »

Larry Laffer @ 15 Feb 2008, 01:58 hat geschrieben: Und wieder gibt es neues

Die Bahn schafft Fakten

Tagesspiegel vom 15. Februar 2008

Die Stinnes AG heißt jetzt DB Mobility Logistics AG und einziger Aktionär ist die DB Sechste Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH.
PRESSEMITTEILUNG der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen

NR. 0152
Datum: 15. Februar 2008

Welches Spiel spielt Wolfgang Tiefensee bei der Bahnprivatisierung?

Zum Bericht des "Tagesspiegel", dass die Deutsche Bahn AG (DB AG) bei der
Bahnprivatisierung Fakten schafft, erklärt Winfried Hermann, verkehrspolitischer
Sprecher:

Die Deutsche Bahn AG hat mit der Eintragung der DB Mobility Logistics AG am 6.
Februar Fakten für das Holding-Modell geschaffen. Aus dem Entwurf eines
Privatisierungsvertrags des Bundesverkehrsministeriums, über den die Süddeutsche
Zeitung am Mittwoch berichtet hatte, geht hervor, dass genau diese Gesellschaft
die Holding sein soll, in die die zu privatisierenden Unternehmensbereiche Nah-
und Fernverkehr und das Logistikgeschäft eingebracht werden sollen.

Noch am gleichen Tag hatte das Bundesverkehrsministerium per Pressemitteilung
erklärt, Vorentscheidungen über das Holding-Modell seien noch nicht gefallen.
Weiter hieß es: "Gegenüber der DB AG ist auch vom Eigentümer jetzt noch einmal
deutlich gemacht worden, dass selbst jeder Anschein vermieden werden muss, dass
dort Fakten geschaffen werden sollten." Staatssekretär Achim Großmann erklärte
in der Fragestunde des Deutschen Bundestages, dass die Prüfung der Modelle noch
nicht abgeschlossen sei.
Wir fragen: Wieso wird dann schon eine Holding für das Holding-Modell gegründet,
und wer hat dies veranlasst?

Wir verlangen von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee, dass er die
Öffentlichkeit endlich darüber aufklärt, welches Spiel er spielt. Prüft er
gleichberechtigt das "Volksaktien-Modell" der SPD und das Holding-Modell, oder
lässt er zu, dass schon Fakten für das Holding-Modell geschaffen werden? Oder
hat er von der Schaffung der Holding nichts gewusst und sich einmal mehr von
einer eigenmächtigen Entscheidung von Bahnchef Mehdorn überrumpeln lassen. In
beiden Fällen muss es Konsequenzen geben. Ein Verkehrsminister, der die
Öffentlichkeit falsch informiert, ist genau so wenig tragbar wie ein
Vorstandsvorsitzender, der am Eigentümer vorbei, Entscheidungen trifft.


© Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen

Pressestelle
11011 Berlin

T: 030 / 227 - 5 72 12
F: 030 / 227 - 5 69 62
http://www.gruene-bundestag.de
eMail: presse@gruene-bundestag.de
Benutzeravatar
Larry Laffer
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2591
Registriert: 15 Dez 2005, 22:47
Wohnort: Witten

Beitrag von Larry Laffer »

Kunden - Ein bei der DBAG völlig unbekannter Begriff für "Beförderungsfälle"
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9524
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

elba @ 10 Feb 2008, 10:36 hat geschrieben: Und irgendwelche Extremfälle sind prinzipiell gesetztlich abgedeckt. Wenn ich mich nicht täusche gibt es sogar Einberufungsbescheide für LKWs (kann sein, dass sowas seit Ende des kalten Krieges entfallen ist). Wenn man solche Argumente braucht, komm man nicht weit ... Und wohin, weiß ich sowieso nicht.
Du täuscht Dich nicht, ich habe selbst einen solchen "Einberufungsbescheid" für einen LKW in der Hand gehabt. Auch heute gibt es zumindest für den Katastrophenfall eine freiwillige Verpflichtung deutscher Spediteure zur Hilfeleistung mit Fahrzeugen und Personal!

http://www.bag.bund.de/cln_009/nn_46210/Sh...agazin_1_03.pdf
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9524
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

Und wieder gibt es neues

Die Bahn schafft Fakten

Tagesspiegel vom 15. Februar 2008

Die Stinnes AG heißt jetzt DB Mobility Logistics AG und einziger Aktionär ist die DB Sechste Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH.
Juristisch ist daran nichts auszusetzen. Wer einen Zusammenhang mit dem Holdingmodell herstellen will, kann sich auch irren. Vielleicht ist es ja auch nur die Erkenntnis von Hartmut, dass er langfristig seine Macht über die Infrastruktur verlieren wird. Über eines müssen sich alle Privatisierungsgegner im Klaren sein, eine "Königlich Preussische Eisenbahn" (als Synonym für Staatsbahn) wird es nicht mehr geben. Und da spielt es auch keine Rolle mehr, ob 49% der DB Mobility Logistics AG an die Börse gebracht werden. Doch die naive Vorstellung der SPD-Linken, mit einer stimmrechtslosen Volksaktie bringt uns keinesfalls weiter.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Benutzeravatar
Larry Laffer
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2591
Registriert: 15 Dez 2005, 22:47
Wohnort: Witten

Beitrag von Larry Laffer »

Die stimmrechtslose Vorzugsaktie hat den Börsengang sehr wohl weitergebracht. Alle wußten im Herbst 2007, daß der SPD-Parteitag eine Ablehnung des Börsengangs beschließen würde. Und da haben es die Genossen um die vermeintlichen Privatisierungsgegner Hermann Scheer und Thilo Sarrazin mit ihrer "Volksaktien"idee dazu gebracht, daß eben doch für einen Börsengang gestimmt wird. Scheer und Sarrazin haben verhindern, daß die SPD-Basis ihre Parteiführung zur Verhinderung des Börsengangs auffordert.
Kunden - Ein bei der DBAG völlig unbekannter Begriff für "Beförderungsfälle"
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9524
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

Larry Laffer @ 13 Mar 2008, 21:56 hat geschrieben:Die stimmrechtslose Vorzugsaktie hat den Börsengang sehr wohl weitergebracht. Alle wußten im Herbst 2007, daß der SPD-Parteitag eine Ablehnung des Börsengangs beschließen würde.
Kein Schw... , das etwas von der Wirtschaft versteht, würde eine stimmrechtslose Aktie der Deutschen Bahn AG kaufen :D
Und da haben es die Genossen um die vermeintlichen Privatisierungsgegner Hermann Scheer und Thilo Sarrazin mit ihrer "Volksaktien"idee dazu gebracht, daß eben doch für einen Börsengang gestimmt wird. Scheer und Sarrazin haben verhindern, daß die SPD-Basis ihre Parteiführung zur Verhinderung des Börsengangs auffordert.
Solche parteitaktischen Spielchen habe ich schon vor dreißig Jahren mitgemacht <_< Dabei ging es zwar nicht um die Privatisierung der Bahn, aber das spielt sicher hier keine Rolle.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Benutzeravatar
Larry Laffer
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2591
Registriert: 15 Dez 2005, 22:47
Wohnort: Witten

Beitrag von Larry Laffer »

Doch, und zwar solche Leute, die drauf spekulieren, daß eben doch keine Dividende bezahlt wird. Und drei Jahre ohne ausschüttungsfähigen Gewinn sind bei der Deutschen Bahn AG nicht nur möglich, sondern auch wahrscheinlich.
Kunden - Ein bei der DBAG völlig unbekannter Begriff für "Beförderungsfälle"
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9524
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

Larry Laffer @ 13 Mar 2008, 22:43 hat geschrieben:Doch, und zwar solche Leute, die drauf spekulieren, daß eben doch keine Dividende bezahlt wird.
Also da ist mir ein Sparbuch mit gesetzlicher Kündigungsfrist lieber :D .Das bringt mit Sicherheit eine Dividende und ich habe kein Kursrisiko. Sei doch mal ehrlich, das Modell der Volksaktie hat die Gemüter der Genossen beruhigt, weil auch sie wissen, das kein Investor zugreifen wird. Und auch kein Normalsparer (es sei denn, er wird von "Anlageberatern" verar.....)!
Und drei Jahre ohne ausschüttungsfähigen Gewinn sind bei der Deutschen Bahn AG nicht nur möglich, sondern auch wahrscheinlich.
Bist Du optimistisch <_< . Gib mir vier Jahre, und .................... dann warte auf Dein Geld.

Aber im Ernst, die DB AG ist als Logistikunternehmen (ohne Netz) durchaus lukratriv für konstitionelle Anleger, aber kaum für Privatpersonen. Erstere wollen aber verständlicherweise mitreden, wenn es um strategische Entscheidungen geht.

Mit den Genossen kriegen wir diese Kuh nicht vom Eis :lol:
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Benutzeravatar
Larry Laffer
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2591
Registriert: 15 Dez 2005, 22:47
Wohnort: Witten

Beitrag von Larry Laffer »

Also ich würde auch keine DB-Aktie kaufen, ein ähnlicher Kursverfall wie bei der Deutschen Telekom AG wäre wahrscheinlich. Über Bahnanleihen mit etwa 3,5% jährlicher Verzinsung könnte man aber sehr wohl nachdenken.

Die DB als Logistikunternehmen, okay, da müssen wir gucken:

DB Regio AG: Total ineffizient: Verliert eine Ausschreibung nach der anderen, und das gerade nicht, weil die Eisenbahner überbezahlt wären, sondern weil die einen unter Transnet-Bestandsschutz (wie es hier jemand so schön formuliert hat) Wasserkopf haben, an dem sich wohl so ohne weiteres nichts tun wird. DB Regio gewinnt nur da Ausschreibungen, wo es politisch gewollt ist. Wo wirklich Wettbewerb stattfindet, hat DB Regio nichts zu melden. Für institutionelle Anleger also uninteressant.

DB Fernverkehr AG: Der InterRegio ist weg, der InterCity steht ebenfalls vor seiner Abschaffung, der ICE fährt auf absolut unwirtschaftlichen Schnellfahrstrecken hohe Gewinne ein und trotzdem, die Rendite von 5% im Geschäftsjahr 2006 ist deutlich zu gering. Was also tun? Wird sich der eigenwirtschaftliche Fernverkehr auf ein paar hochrentable Edelzüge beschränken? Ein ICE von Paris über Liège, Aachen und Köln nach Frankfurt am Main zur Hauptverkehrszeit, schön und gut. Aber was ist mit dem InterCity, der sonntags morgens nach Stralsund fährt oder samstags nachmittags nach Marktredwitz? Gera, Lindau, Stendal, Gotha, Eisenach, Schwäbisch Gmünd, Itzehoe, Puttgarden, welcher private Investor wird da eigenwirtschaftliche Fernzüge hinschicken? Wäre es nicht besser, die DB Fernverkehr AG in einen gemeinnützigen Verein umzuwandeln mit ganz klaren Finanzierungsvereinbarungen mit dem Bund, um zu gewährleisten, daß der Fernverkehr nicht der Rendite geopfert wird, wie das z.B. auf der Franken-Sachsen-Magistrale passiert ist?

DB Schenker AG: Ja, das ist eine hochrentable Edelspedition. Der Preis war hoch: MORA C hat dafür gesorgt, daß sich der Güterverkehr auf der Schiene auf wirklich rentable Züge beschränkt, von "mehr Verkehr auf die Schiene", der Parole, die die Kohl-Regierung bei der Auflösung der Deutschen Bundesbahn ausgegeben hat, war da keine Rede mehr. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder, man bringt im großen Stil wieder Verkehr auf die Schiene durch Reaktivierung von Gleisanschlüssen, Aus- und Neubauten von Rangierbahnhöfen, mehr Güterumgehungstrassen und vielem mehr oder aber man läßt Schenker das bleiben, was es ist, eine wirklich hochrentable Edelspedition, die muß dann tatsächlich nicht in Staatshand sein. Damit wäre aber jede staatliche Steuerungsmöglichkeit, um Güter auf die Schiene zu bringen, weg.
Kunden - Ein bei der DBAG völlig unbekannter Begriff für "Beförderungsfälle"
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9524
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

Larry Laffer @ 13 Mar 2008, 23:23 hat geschrieben:Die DB als Logistikunternehmen, okay, da müssen wir gucken:

Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder, man bringt im großen Stil wieder Verkehr auf die Schiene durch Reaktivierung von Gleisanschlüssen, Aus- und Neubauten von Rangierbahnhöfen, mehr Güterumgehungstrassen und vielem mehr oder aber man läßt Schenker das bleiben, was es ist, eine wirklich hochrentable Edelspedition, die muß dann tatsächlich nicht in Staatshand sein. Damit wäre aber jede staatliche Steuerungsmöglichkeit, um Güter auf die Schiene zu bringen, weg.
Du darfst nicht vergessen, dass der Bund 51% der Anteile behält! Deine Befürchtungen bezüglich des Personenverkehrs teile ich daher nicht. Die Abschaffung der Interregio und demnächst IC-Züge ist eine strategische Entscheidung, die ich nicht bewerten kann und will. Für Fernstrecken würde ich persönlich ohnehin einen ICE bevorzugen, der nicht an jedem Bauernhof hält <_<

Über die Gründe, warum die Bahn im Gütertransport immer mehr Marktanteile verliert, habe ich an anderer Stelle schon geschrieben. Eine Reaktivierung von Gleisanschlüssen und Neu- oder Ausbau von Rangierbahnhöfen wird nicht ein Gramm mehr Fracht auf die Schiene bringen, weil die Verlader nicht mitmachen. Diese verlangen konkrete Zusagen über den Zustellungstermin und bei Überschreitung sind ggf. Konventionalstrafen fällig. Der wirklich einzige Weg, mehr Fracht von der Straße zur Schiene umzuleiten, ist ein Ausbau der Containerterminals, fahrplanmäßig verkehrende Güterzüge und ein beschleunigter Umschlag. Zudem muss es preisgünstiger und mindestens ebenso schnell sein, wie der LKW-Transport. Da wir aber in einer Wirtschaftsgemeinschaft leben und die Güter an der Grenze nicht halt machen, kann dies nur gesamteuropäisch gelöst werden.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9524
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

Boris Merath @ 13 Feb 2008, 15:15 hat geschrieben: Es gibt mehr als einen Spitzenverdiener in Deutschland.
Selbst wenn man allen Spitzenverdienern ihren Verdienst nehmen würde, kämen weniger als 2 Euro für jeden dabei raus. Und dieses Beispiel sollte auch nur dazu dienen, den Schwachsinn derartiger Umverteilungsideen darzustellen.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Benutzeravatar
Larry Laffer
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2591
Registriert: 15 Dez 2005, 22:47
Wohnort: Witten

Beitrag von Larry Laffer »

Autobahn @ 14 Mar 2008, 19:36 hat geschrieben: Du darfst nicht vergessen, dass der Bund 51% der Anteile behält!
Wieso eigentlich? Die gesetzliche Regelung ist, daß der Bund 50% und eine Aktie an der Infrastruktur halten muß, mehr nicht. Wenn Du also den Logistikkonzern Deutsche Bahn AG ohne seine Eisenbahninfrastrukturunternehmen betrachtest, dann steht nirgendwo geschrieben, daß nur eine Minderheitsbeteiligung an der Börse oder an einen strategischen Investor verkauft werden kann.
Deine Befürchtungen bezüglich des Personenverkehrs teile ich daher nicht.
Es geht zunächst einmal um den Personenfernverkehr, der ja eigenwirtschaftlich und trotz massiven Zusammenstreichens nur mit einer sehr geringen Rendite betrieben wird. Da ein privater Investor deutlich mehr als die 5% der DB Fernverkehr AG sehen will, werden wohl Züge gestrichen oder aber es findet sich niemand, der da einsteigt. Und wie wir z.B. bei der Deutschen Telekom AG sehen, kann ein Investmentunternehmen wie Blackstone bereits mit einer 4%-Beteiligung das Sagen im Konzern übernehmen, obwohl die Bundesrepublik Deutschland mit 14,83% und 16,87% über die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau nach wie vor der größte Anteilseigner des Konzerns ist. Auch bei der Deutschen Bahn AG ist zu befürchten, daß der Schwanz mit dem Hund wedeln wird.
Für Fernstrecken würde ich persönlich ohnehin einen ICE bevorzugen, der nicht an jedem Bauernhof hält  <_< 
Das hat jetzt nicht mehr viel mit dem Börsengang, sondern mit Verkehrspolitik allgemein zu tun. Entscheidend ist gar nicht die Reisegeschwindigkeit zwischen zwei Hauptbahnhöfen, wobei man auch hier sagen muß, daß z.B. die Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen den Hauptbahnhöfen von Köln und Frankfurt am Main bei unter 140km/h liegt, also einer Geschwindigkeit, über die Autofahrer ohne Geschwindigkeitsbegrenzung in vielen Fällen nur lachen. Entscheidend muß sein, die Reisezeit zwischen möglichst vielen Quell- und Zielorten durch optimale Vertaktung und Umsteigerelationen möglichst gering zu halten. Es nutzt nichts, wenn ich zwischen Siegburg (das ist die Kleinstadt in der Nähe von Köln, hier beginnt die Schnellfahrstrecke) und dem Frankfurter Flughafen 300 fahre, aber auf meiner Gesamtrelation im Vergleich zur Altbaustrecke keine Zeit gewinne. Neben dem Rheintal wäre insbesondere die Ertüchtigung der Siegstrecke sowie auch der Ruhr-Sieg-Strecke und Fernverkehr auf diesen Strecken Alternativen gewesen. Vom östlichen Ruhrgebiet nach Frankfurt am Main muß man nicht über Köln fahren, man kann auch über Siegen fahren. Wenn ich z.B. von Hanau nach Bonn will, dann nutzt es mir relativ wenig, wenn ich auf der Zwischenstrecke Frankfurt am Main - Siegburg mit 300 Sachen fahre, dann aber mit der Straßenbahn weiterfahren muß. Um zu erreichen, daß möglichst viele Quell- und Zielbahnhöfe optimal miteinander verknüpft werden muß man nicht so schnell wie möglich, sondern so schnell wie nötig fahren um ideale Umsteigerelationen zu erzielen, weder Turnschuhanschlüsse noch übermäßige Warterei. Dazu braucht man aber auch eine Infrastruktur, die in der Lage ist, einen seriös geplanten Fahrplan aufzunehmen, dazu muß das Schienenetz so flexibel und nicht so "effizient" wie möglich sein.

Grundsätzlich ist Hochgeschwindigkeitsverkehr die einzige Möglichkeit, um Personenverkehr auf Relationen von über 300 Kilometern auf der Schiene zu halten und nicht an die Luft zu verlieren. Dieser Hochgeschwindigkeitsverkehr muß sich aber in einen deutschlandweiten ITF integrieren und wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, daß weit über 90% aller Eisenbahnfahrten auf Relationen von unter 200 Kilometern stattfinden, der Regional- und Mittelstreckenverkehr also sehr viel wichtiger ist, und hier liegt, wie Du ja selbst aus eigener Erfahrung weißt, einiges im Argen. Die Eisenbahn braucht nicht einen Glaspalast im Umland der Hauptstadt, sondern viele funktionierende Bahnhöfe. Nicht eine Schnellfahrstrecke zwischen zwei Agglomerationen, sondern viele Strecken um viele Punkte möglichst optimal zu verknüpfen.
Eine Reaktivierung von Gleisanschlüssen und Neu- oder Ausbau von Rangierbahnhöfen wird nicht ein Gramm mehr Fracht auf die Schiene bringen, weil die Verlader nicht mitmachen. Diese verlangen konkrete Zusagen über den Zustellungstermin und bei Überschreitung sind ggf. Konventionalstrafen fällig.
Eben, und wie kriegt man schnelleren Güterverkehr? Doch nur, indem man die Standzeit auf überfüllten Rangierbahnhöfen verkürzt und indem man dem Güterverkehr mehr Trassen einräumt, aber ohne daß der Personenverkehr leidet. Also braucht man doch mehr Güterumgehungen und mehr Rangierbahnhöfe für beschleunigten Umschlag. Aber natürlich auch mehr Containerterminals und noch mehr Lokomotiven, die in mehreren europäischen Ländern zugelassen sind, damit man eben nicht an der Grenze jedesmal ne halbe Stunde steht um die Lok zu wechseln, während der LKW fröhlich weiterfährt.
Kunden - Ein bei der DBAG völlig unbekannter Begriff für "Beförderungsfälle"
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9524
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

@ Larry Laffer
Es geht zunächst einmal um den Personenfernverkehr, der ja eigenwirtschaftlich und trotz massiven Zusammenstreichens nur mit einer sehr geringen Rendite betrieben wird. Da ein privater Investor deutlich mehr als die 5% der DB Fernverkehr AG sehen will, ......
Zunächst wird ein Investor den Wasserkopf der Verwaltung erheblich ausdünnen. Denn damit verdient er nicht einen müden Euro. Zudem wird er den Servicebereich verstärken, um die Kundenzufriedenheit zu erhöhen und letztendlich mehr Kunden in die Bahn zu holen.
Entscheidend ist gar nicht die Reisegeschwindigkeit zwischen zwei Hauptbahnhöfen, ....... zwischen den Hauptbahnhöfen von Köln und Frankfurt am Main bei unter 140km/h liegt, also einer Geschwindigkeit, über die Autofahrer ohne Geschwindigkeitsbegrenzung in vielen Fällen nur lachen.
Köln-Deutz Messe - Frankfurt Hbf: ICE 1:04h; Köln Hbf - Frankfurt Hbf 2:20h, PKW 1:44h (lt. Mobilcheck der DB AG)
Entscheidend muß sein, die Reisezeit zwischen möglichst vielen Quell- und Zielorten durch optimale Vertaktung und Umsteigerelationen möglichst gering zu halten.
Zweimal im Jahr fahre ich zu betrieblichen Veranstaltungen nach Hamburg. Reisezeit Wohnung - Hotel: Bahn 5:12h, davon 0:35h Fußwege! und 0:37h Wartezeit. Mit dem PKW brauche ich door to door 3:36h. (auch wieder Mobilcheck der DB AG). Da lohnt sich auch der Flieger nicht. Erst ab 400 Km sollte man den Flieger in seine Überlegungen einbeziehen.
Um zu erreichen, daß möglichst viele Quell- und Zielbahnhöfe optimal miteinander verknüpft werden muß man nicht so schnell wie möglich, sondern so schnell wie nötig fahren um ideale Umsteigerelationen zu erzielen
Das hört sich vernünftig an, aber dazu müsste das Schienennetz fast ebenso dicht (und verknüpft) sein, wie das Straßennetz (Autobahnen, Bundes-, Landes- und Stadtstraßen). Darüber hinaus wäre eine dichte Taltfolge notwendig. Dies ist aber weder kostenmäßig zu bewältigen, noch ist es sinnvoll.
......der Regional- und Mittelstreckenverkehr also sehr viel wichtiger ist, und hier liegt, wie Du ja selbst aus eigener Erfahrung weißt, einiges im Argen.
Hier sind die Zeitrelationen noch gravierender, als im Fernverkehr. Innerhalb der Landeshauptstadt verlängert sich auf einer für mich relevanten Relation die Reisezeit um den Faktor 2, für einen Verwandtenbesuch am Wochenende in die Nachbarstadt um den Faktor 4. Vom "Wohlfühleffekt" in der S-Bahn rede ich jetzt mal besser nicht.
Eben, und wie kriegt man schnelleren Güterverkehr? Doch nur, indem man die Standzeit auf überfüllten Rangierbahnhöfen verkürzt und indem man dem Güterverkehr mehr Trassen einräumt, aber ohne daß der Personenverkehr leidet.
Beim Güterverkehr müssen wir zunächst einmal unterscheiden, um welche Art Güter es sich handelt. Massengüter wie Erze, Kohle oder flüssige Güter können sehr gut auf der Bahn transportiert werden. Der größte Teil aller in Europa transportierten Waren entfällt aber auf das so genannte Stückgut oder auf Lebensmittel. Die Warenmenge, die z.B. das Zuliefererwerk der Automobilindustrie im Bergischen täglich verlässt, füllt kaum einen Sattelzug und ist zudem noch für verschiedene Hersteller bestimmt. Bei der heutigen Just in time Produktion ist es undenkbar, solche Güter mit der Bahn zu transportieren. Schon die Deutsche Bundespost hat ihren Paketverkehr von der Bahn auf LKW verlagert. Speditionen, Kurier- und Paketdienste arbeiten heute mit Hub´s, wo die Ware Nacht für Nacht umgeschlagen und weitergeleitet wird. Die Hub´s sind durch ein ausgeklügeltes Netzwerk miteinander verbunden. Die dort eintreffenden und abfahrenden LKW kommen und fahren sternförmig ihre Routen. Auf die Bahn übertragen, jedes Hub müsste über mehrere Gleisanschlüsse verfügen und in jede Richtung führe nur ein Güterwagen! Das dies nicht wirtschaftlich ist, wirst Du verstehen.

Im Containerverkehr werden andere Waren transportiert. Hier kommen z.B. Container aus Übersee, die im Hafen umgeschlagen und sehr gut mit der Bahn zu einem Terminal transportiert werden können. Da sie oft wochenlang mit dem Schiff unterwegs sind, kommt es auf einen Tag mehr oder weniger kaum noch an. Hier ist auch die Binnenschiffahrt stark vertreten. Die Fordwerke in Köln verschiffen ihre Neufahrzeuge über den Rhein nach Rotterdam, Zulieferteile kommen ebenfalls mit dem Schiff. Was ich mit einem Ausbau der Terminals angesprochen habe, bezog sich in erster Linie auf den innereuropäischen Verkehr, beispielsweise Komponenten der Automobilindustrie zwischen den einzelnen Werken (VW-Motoren aus Kassel in die anderen europäischen Werke, Airbuskomponenten usw.). Hier ist die Bahn aber nicht in der Lage, Just in time zu arbeiten und verliert damit gegen den LKW.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Benutzeravatar
Larry Laffer
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2591
Registriert: 15 Dez 2005, 22:47
Wohnort: Witten

Beitrag von Larry Laffer »

Autobahn @ 16 Mar 2008, 10:48 hat geschrieben: Zunächst wird ein Investor den Wasserkopf der Verwaltung erheblich ausdünnen. Denn damit verdient er nicht einen müden Euro.
Das wird zweifelsohne passieren, und damit wird Regio vielleicht wieder konkurrenzfähig. Wenn das nicht passiert, wird man Regio nur noch da sehen, wo das Unternehmen politisch gewollt ist. Überall da, wo reguläre Ausschreibungen stattfinden, wird die DB nichts mehr zu melden haben. Davon werden trotzdem keine Fernzüge mehr am Sonntagmorgen von Stralsund nach Lindau oder am Samstagsnachmittag von Itzehoe nach Marktredwitz fahren. Ganz einfach, weil man mit diesen Zügen, völlig egal, wie effizient die Verwaltung geworden ist, keine Rendite einfahren kann. Man sollte sich Gedanken drum machen, ob der SPFV nicht ebenfalls ein Fall von Marktversagen ist, wie das beim SPNV ja unbestritten der Fall ist.
Zudem wird er den Servicebereich verstärken, um die Kundenzufriedenheit zu erhöhen und letztendlich mehr Kunden in die Bahn zu holen.
Bei der Deutschen Telekom AG ist das Gegenteil passiert ...
Köln-Deutz Messe - Frankfurt Hbf: ICE 1:04h; Köln Hbf - Frankfurt Hbf 2:20h, PKW 1:44h (lt. Mobilcheck der DB AG)

Zweimal im Jahr fahre ich zu betrieblichen Veranstaltungen nach Hamburg. Reisezeit Wohnung - Hotel: Bahn 5:12h, davon 0:35h Fußwege! und 0:37h Wartezeit. Mit dem PKW brauche ich door to door 3:36h. (auch wieder Mobilcheck der DB AG). Da lohnt sich auch der Flieger nicht. Erst ab 400 Km sollte man den Flieger in seine Überlegungen einbeziehen.
Du wohnst aber vermutlich nicht am Kölner Hauptbahnhof, aller Wahrscheinlichkeit nach nichtmal am Düsseldorfer Hauptbahnhof sondern irgendwo in der Stadt und Du wirst auch sicher keinen Urlaub im Frankfurter Hauptbahnhof machen. Wenn Du aber von Relationen von über 400 Kilometern sprichst, dann mußt Du dir darüber klar sein, daß wir uns über ein Nieschenprodukt auf der Schiene unterhalten, ein winzig kleines Nieschenprodukt. Auf den Relationen von 5 bis 100 und in wenigen Fällen bis 200 Kilometer findet, wie gesagt, der meiste Bahnverkehr statt. Hierzu schreibst Du
Hier sind die Zeitrelationen noch gravierender, als im Fernverkehr. Innerhalb der Landeshauptstadt verlängert sich auf einer für mich relevanten Relation die Reisezeit um den Faktor 2, für einen Verwandtenbesuch am Wochenende in die Nachbarstadt um den Faktor 4. Vom "Wohlfühleffekt" in der S-Bahn rede ich jetzt mal besser nicht.
Und genau das ist das Problem. Einerseits der Zustand des Rollmaterials, das tun wir ja an anderer Stelle ausführlich. Es ist richtig, daß das Auto innerhalb einer Agglomeration u.U. schneller sein kann. Das wäre es aber nicht, wenn die tausende von Menschen, die innerhalb Düsseldorfs jeden Tag mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, mit ihren Autos unterwegs wären, weil die Straßen dann hoffnungslos verstopft wären. Eine Straßenbahn mag einen Autofahrer ärgern, wenn sie eine Vorrangschaltung an der Ampel hat, die Standzeit wäre aber wesentlich länger, wenn die Fahrgäste darin alle mit eigenen Autos auf der Straße wären. Selbiges gilt für geschlossene Bahnübergänge und ähnliches.
Das hört sich vernünftig an, aber dazu müsste das Schienennetz fast ebenso dicht (und verknüpft) sein, wie das Straßennetz (Autobahnen, Bundes-, Landes- und Stadtstraßen). Darüber hinaus wäre eine dichte Taltfolge notwendig. Dies ist aber weder kostenmäßig zu bewältigen, noch ist es sinnvoll.
Das wäre nach der VCD-Studie Bahn21 sehrwohl finanziell zu bewältigen. Voraussetzung ist allerdings, daß man Investitionsmittel nicht in Prachtbauten verballert, sondern in der Fläche investiert. Wie der Mitbegründer des VCD Heiner Monheim von der Universität Trier kürzlich erst wieder gesagt hat, nicht ein großes, sondern tausend kleine Projekte. Die Studie heißt Bahn21 ist im Internet verfügbar, erfordert aber mehrere Stunden Zeit sie ausführlich durchzulesen. Im wesentlich kommt man ohne Neubaustrecken aus, allerdings sind auf Relationen, auf denen einst eine Eisenbahnlinie verkehrte, u.U. Neutrassierungen notwendig. Die Möglichkeit bestünde also sehr wohl, somit könnte man mehrere Millionen Menschen näher an die Bahn bringen.
Bei der heutigen Just in time Produktion ist es undenkbar, solche Güter mit der Bahn zu transportieren.
Du schreibst doch selbst, daß es notwendig sei, regelmäßig im Taktverkehr laufende Güterzüge, fahren zu lassen. Dann dürfte das klappen. Notwendig ist aber eine Infrastruktur, die das verträgt. Momentan ist der Güterverkehr auf der Schiene nicht schneller als ein Fahrradfahrer, das geht natürlich nicht. Und auch hier braucht man keine prestigeträchtigen Neubaustrecken, aktuell redet man ja über eine neue Nord-Süd-Verbindung auf der rechten Rheinseite zwischen rechter Rheinstrecke und Schnellfahrstrecke. Auf die Idee, die Siegtalstrecke zu ertüchtigen, vollständig zweigleisig auszubauen, ein paar Überholstellen reinzubauen, Gleiswechselbetrieb zu ermöglichen und eine südliche Güterumgehung bei Siegen zu bauen, scheint niemand zu kommen. Erneut werden Investitionsmittel gebunden, die man an anderer Stelle viel sinnvoller ausgeben würde.
Schon die Deutsche Bundespost hat ihren Paketverkehr von der Bahn auf LKW verlagert. Speditionen, Kurier- und Paketdienste arbeiten heute mit Hub´s, wo die Ware Nacht für Nacht umgeschlagen und weitergeleitet wird. Die Hub´s sind durch ein ausgeklügeltes Netzwerk miteinander verbunden. Die dort eintreffenden und abfahrenden LKW kommen und fahren sternförmig ihre Routen. Auf die Bahn übertragen, jedes Hub müsste über mehrere Gleisanschlüsse verfügen und in jede Richtung führe nur ein Güterwagen! Das dies nicht wirtschaftlich ist, wirst Du verstehen.
Das ist das andere Extrem und das Ziel ist es ja nicht, LKWs abzuschaffen, sondern es geht darum, die Folgen von MORA C rückgängig zu machen. Da wurden keine Gleisanschlüsse abgebaut, die eh nicht mehr befahren wurden, sondern da wurden benutzte Gleisanschlüsse abgebaut, das war nicht rentabel genug, die Kunden wurden auf die Straße gesetzt.
Im Containerverkehr werden andere Waren transportiert. Hier kommen z.B. Container aus Übersee, die im Hafen umgeschlagen und sehr gut mit der Bahn zu einem Terminal transportiert werden können. Da sie oft wochenlang mit dem Schiff unterwegs sind, kommt es auf einen Tag mehr oder weniger kaum noch an. Hier ist auch die Binnenschiffahrt stark vertreten. Die Fordwerke in Köln verschiffen ihre Neufahrzeuge über den Rhein nach Rotterdam, Zulieferteile kommen ebenfalls mit dem Schiff. Was ich mit einem Ausbau der Terminals angesprochen habe, bezog sich in erster Linie auf den innereuropäischen Verkehr, beispielsweise Komponenten der Automobilindustrie zwischen den einzelnen Werken (VW-Motoren aus Kassel in die anderen europäischen Werke, Airbuskomponenten usw.). Hier ist die Bahn aber nicht in der Lage, Just in time zu arbeiten und verliert damit gegen den LKW.
Die Bahn muß aber in der Lage sein, so zu arbeiten. Und das kann sie werden, dazu darf aber die Eisenbahninfrastruktur nicht nach Gewinn betrieben werden, sondern sie muß möglichst viele Züge aufnehmen können und zwar möglichst problemlos. Im Ruhrgebiet ist z.B. die Güterstrecke der Rheinischen Eisenbahn verschwunden, die CME-Strecke ist damit jetzt stärker belastet. Wenn man aber im großen Stil, und sei es zunächst wirklich nur Containerverkehr, auf die Schiene bringen will, dann muß man die Schiene dafür ertüchtigen und darf die Schiene nicht an die Börse bringen. Und das Ziel ist ja momentan, selbst das Schienennetz an die Börse zu bringen.
Kunden - Ein bei der DBAG völlig unbekannter Begriff für "Beförderungsfälle"
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9524
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

@ Larry Laffer

Zäumen wir einmal das Pferd von hinten auf <_<
...................Und das kann sie werden, dazu darf aber die Eisenbahninfrastruktur nicht nach Gewinn betrieben werden, sondern sie muß möglichst viele Züge aufnehmen können und zwar möglichst problemlos. …………………….. Wenn man aber im großen Stil, und sei es zunächst wirklich nur Containerverkehr, auf die Schiene bringen will, dann muß man die Schiene dafür ertüchtigen und darf die Schiene nicht an die Börse bringen. Und das Ziel ist ja momentan, selbst das Schienennetz an die Börse zu bringen.
Wie ich schon früher und auch an anderer Stelle geschrieben habe, gehört die Infrastruktur der Eisenbahn (wie die Bundesfernstraßen und auch die Landes- und Kommunalstraßen) in öffentliche Hände!!!!
Du schreibst doch selbst, daß es notwendig sei, regelmäßig im Taktverkehr laufende Güterzüge, fahren zu lassen. Dann dürfte das klappen. Notwendig ist aber eine Infrastruktur, die das verträgt. Momentan ist der Güterverkehr auf der Schiene nicht schneller als ein Fahrradfahrer, das geht natürlich nicht.
Das ist leider die Realität. Gemeint waren aber in erster Linie Containerzüge, falls ich das nicht erwähnt habe.
.......................... sondern es geht darum, die Folgen von MORA C rückgängig zu machen. Da wurden keine Gleisanschlüsse abgebaut, die eh nicht mehr befahren wurden, sondern da wurden benutzte Gleisanschlüsse abgebaut, das war nicht rentabel genug, die Kunden wurden auf die Straße gesetzt.
Betriebswirtschaftlich verständlich, oder nicht?
Es ist richtig, daß das Auto innerhalb einer Agglomeration u.U. schneller sein kann. Das wäre es aber nicht, wenn die tausende von Menschen, die innerhalb Düsseldorfs jeden Tag mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, mit ihren Autos unterwegs wären, weil die Straßen dann hoffnungslos verstopft wären.
Könnte ich von meiner Stadtrandlage mit einer (sauberen und pünktlichen) S-Bahn (z.B. S28) meinem Arbeitsplatz in Bahnhofsnähe erreichen, wäre das wunderbar. Leider ist aber mein Arbeitsplatz die Autobahn <_< . Da kommt es auf ein paar Kilometer mehr oder weniger nicht an, die ich zur Fahrzeug- oder Sendungsübernahme brauche. Zudem muss ich zeitliche extrem flexibel sein, auch zu Zeiten außerhalb der HVZ. "Verstopft" sind übrigens nur die Hauptachsen. Ortskundige finden immer eine Ausweichstrecke, Profis (wie ich :D )kennen sogar die Zeiten, wann sie welche Strecken meiden müssen und sogar die Ampelschaltungen. Aber grundsätzlich hast Du Recht.
Du wohnst aber vermutlich nicht am Kölner Hauptbahnhof, aller Wahrscheinlichkeit nach nichtmal am Düsseldorfer Hauptbahnhof sondern irgendwo in der Stadt und Du wirst auch sicher keinen Urlaub im Frankfurter Hauptbahnhof machen. Wenn Du aber von Relationen von über 400 Kilometern sprichst, dann mußt Du dir darüber klar sein, daß wir uns über ein Nieschenprodukt auf der Schiene unterhalten, ein winzig kleines Nieschenprodukt. Auf den Relationen von 5 bis 100 und in wenigen Fällen bis 200 Kilometer findet, wie gesagt, der meiste Bahnverkehr statt.
Nein, genau dazwischen :D . Aber immerhin 9 Minuten Fußweg zu einem (heruntergekommenen) S-Bahn Haltepunkt. Aber irgendwie macht mich Deine Wortwahl betroffen. Was hat die Stadt mit der Bahnhofskapelle mit der schönen Landeshauptstadt gemein? <_< .
Sicher hast Du Recht, wenn Du davon ausgehst, dass sich der Bahnverkehr hauptsächlich auf Relationen bis 200 Km beschränkt. Und in diesen Relationen ist der Faktor Reisezeit sicher noch ungünstiger zu Lasten der Bahn, als in meinem Beipiel DUS - HAM
Davon werden trotzdem keine Fernzüge mehr am Sonntagmorgen von Stralsund nach Lindau oder am Samstagsnachmittag von Itzehoe nach Marktredwitz fahren. Ganz einfach, weil man mit diesen Zügen, völlig egal, wie effizient die Verwaltung geworden ist, keine Rendite einfahren kann.
Wenn ich Deiner vorherigen Aussage folge, besteht ja auch keine Nachfrage, oder?

Aber wenn es Dich interessiert, im "Mutterland" des MIV, den USA gibt es eine private EVU, die ihre Homepage auch auf Deutsch anbietet. Sogar Jobs werden dort angeboten!

http://deutsch.amtrak.com/amtrak/ende/24/_...Amtrak/HomePage
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9524
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

@ Larry Laffer

Ich habe mir gerade einmal die Studie des VDC angesehen. Die Ansätze für den Personenverkehr finde ich absolut in Ordnung (wobei ich im Bezug auf die Kosten einige Zweifel habe). Die theroretisch machbare Verlagerung des LKW-Verkehrs geht jedoch an der Realität vorbei. Es reicht nicht, wenn man die Tonnenkilometer gegeneinander aufrechnet und dabei zu dem Schluß gelangt, die Bahn könne das bewältigen. Viel entscheidender ist doch, wie sich diese Tonnen stückeln und in welche Richtungen sie gehen, und das unter Berücksichtigung des vom Verlader und Empfänger gewollten Zustelltermins. Nur ein Bruchteil der heutigen Verlader schafft es, einen einzigen Waggon pro Tag mit seinen Produkten zu füllen, der dann auch noch an den gleichen Empfänger geht. Da nützt auch das schönste Anschlußgleis nichts. Der VCD schreibt ja selbst, dass 91% der Transporte unter 250 Km liegen. Für die Relation Düsseldorf Reisholz - Frankfurt Fechenheim (225 Km) benötigt ein LKW 3:15h. Erst wenn die Bahn bei marktgerechtem Preis damit gleichziehen kann, hat sie eine Chance! Aber auf dieser Relation ist noch nicht einmal der Einsatz des Containerverkehrs sinnvoll!

Der liebe Herr Monheim mag zwar in seinen theoretischen Berechnungen richtig liegen, die Verlader und Empfänger hat er aber wohl nicht gefragt, jedenfalls nicht nach ihren Zeitvorstellungen.

Ich gehe sogar soweit zu sagen, dass alle Relationen mit einer Komplettladung, die innerhalb einer Schichtzeit (2 * 4,5 Std + 45 Min. Lenkzeitpause) nicht mit der Bahn transportiert werden können. Erst darüber hinaus mache ich mir als Disponent Gedanken, ob ein Containertransport mit der Bahn zum gleichen Ergebnis führen würde. Völlig ausgeschlossen wäre jedoch der Transport mit herkömmlichen Waggons. Schau Dir doch einfach mal die Beladungskriterien an. Bei einem Sattelzug wird die seitliche Schiebeplane geöffnet und in maximal 45 Minuten ist er (mit dem Stapler) oder über eine Rampe, an die er rückwärts angesetzt hat, beladen . Ein Waggon hat in der Regel nur eine oder mehrere seitliche Türen und kann daher nur seitlich beladen werden. In der Regel steht er auch an längs zu einer Rampe. Die Beladung ist deutlich zeitaufwändiger, als bei einem LKW. Für das Entladen gelten die gleichen Kriterien.

Der Gütertransport gehört zu meinen "beruflichen Pflichten" <_< , daher bin ich davon überzeugt, dass ich durch den ständigen Kontakt mit unseren Auftraggebern deren Wünsche besser kenne, als der VCD. Dabei ist mir auch bekannt, dass viele von ihnen gerne die Bahn auwählen würden, wenn sie ..... siehe oben.

Die Ausführungen des VCD bezüglich der Trassierung halte ich im Zusammenhang mit dem Containerverehr jedoch für richtig.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Benutzeravatar
Larry Laffer
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2591
Registriert: 15 Dez 2005, 22:47
Wohnort: Witten

Beitrag von Larry Laffer »

Autobahn @ 16 Mar 2008, 23:34 hat geschrieben: Wie ich schon früher und auch an anderer Stelle geschrieben habe, gehört die Infrastruktur der Eisenbahn (wie die Bundesfernstraßen und auch die Landes- und Kommunalstraßen) in öffentliche Hände!!!!
Da sind unser Bahnchef und sein Adjudant (der Bundesverkehrsminister) aber leider anderer Meinung. Aber es stimmt, Eisenbahninfrastruktur muß nicht "effizient" sein, sie muß flexibel sein. Kreuzungen oder Überholungen müssen sich auch mal auf einen anderen Bahnhof verlegen lassen, wenn die Fahrplansituation es verlangt, dazu muß aber entsprechend Infrastruktur vorgehalten werden, mit der man eben keinen Gewinn erwirtschaften kann, die sich finanziell nicht mal selbst tragen kann. Ja, manche Dinge können sich finanziell nicht selbst tragen, trotzdem brauchen wir sie. Schulen, Kindergärten, Universitäten, Polizeistationen, Feuerwehren, Krankenhäuser, Bibliotheken, Jugendzentren, Spielplätze, Schwimmbäder, Theater, aber eben auch Straßen, Autobahnen die Bundeswasserstraßen und auch die Eisenbahn.

Wie ist das mit MORA C denn gelaufen? Da wurden eben nicht nur Gleisanschlüsse ausgebaut, die sowieso nicht mehr benutzt wurden, sondern benutze Gleisanschlüsse. Firmen, aus denen jeden Tag Waren über die Schiene geholt wurden, bekamen irgendwann einen Brief, daß man bedauerlicherweise nicht mehr in der Lage sei, den Gleisanschluß zu bedienen, weil es sich betriebswirtschaftlich nicht lohnt. Und deswegen sage ich, daß wir (neben dem unbestreitbar wichtigen Containerverkehr) die Folgen rückgängig machen müssen. Es gibt eben nicht nur einzelne LKW, die weniger als 200 Kilometer fahren. Es gibt auch Relationen, auf denen mehrere LKW deutlich über 200 Kilometer unterwegs sind, Verkehr, der vor MORA C ganz selbstverständlich auf der Schiene war. Und deswegen sage ich, daß DB Cargo, Railion, DB Schenker oder wie auch immer die Bude gerade wieder heißen mag, mehr sein muß als eine hochrentable Edelspedition, die auch Güterzüge betreibt.

Zum Thema Containerverkehr: Ein Container braucht von Peking nach Hamburg auf dem Wasserweg etwa einen Monat. Über die transsibirische Eisenbahn nur etwa 14 bis 16 Tage. Auch hier hat die Schiene also gewaltig Potential, dabei geht es nicht ausschließlich darum, umweltfreundlicher zu sein, sondern auch schneller. Aber wie geht es dann im Hamburger Hafen oder an der Landesgrenze weiter? Wenn die Güterzüge die abgebauten Gütergleise nicht mehr nehmen können, wenn die Güterzüge ewig in Bahnhöfen stehen müssen, weil sie die nächsten 40km nicht mehr überholt werden können. Auch hier muß sich, da sind wir uns sicher einig, eine Menge tun. Aber da heißt es immer "nicht förderungsfähig". Die vielen, vielen kleinen Projekte. Hier ein zweigleisiger Ausbau, da eine Güterumgehung, hier noch eine Überholstelle und vieles mehr. Erst wenn wir das flächendeckend haben, wird die Schiene als Güterverkehrsträger wieder konkurrenzfähig sein. Wir haben in der Europäischen Union einen Schienenanteil von 14% im Güterverkehr, im Auto-Eldorado USA sind es 40%. Die wollen ihre Eisenbahn aber auch nicht privatisieren.
Könnte ich von meiner Stadtrandlage mit einer (sauberen und pünktlichen) S-Bahn (z.B. S28) meinem Arbeitsplatz in Bahnhofsnähe erreichen, wäre das wunderbar. Leider ist aber mein Arbeitsplatz die Autobahn.
Wenn Du mit Deinem Privat-PKW auf der Autobahn arbeitest oder mit Deinem Firmen-PKW nach Hause fährst, dann ist das sicher richtig. Aber wenn Du z.B. erst zur Firma mußt um da Deinen Privatwagen gegen Deinen Firmenwagen zu tauschen, dann wäre eine "Anreise" mit der S-Bahn ja auch möglich. Da Du aber die Wahl hast, muß die S-Bahn für Dich in einem Zustand sein, in dem sie attraktiv ist. Das ist die S6 nicht, die S28 ist es sehr wohl und die Züge fahren ja bis nach Mitternacht und morgens ab vier wieder. Wenn Du natürlich nachts um 2 Feierabend hast, dann ist eine Anreise mit dem Auto sicher auch aus gesamtwirtschaftlichen Überlegungen heraus sinnvoller.
wenn Du davon ausgehst, dass sich der Bahnverkehr hauptsächlich auf Relationen bis 200 Km beschränkt. Und in diesen Relationen ist der Faktor Reisezeit sicher noch ungünstiger zu Lasten der Bahn
Gerade darum brauchen wir ja einen verläßlichen Deutschlandtakt. Der wird sich aber nicht erzielen lassen, wenn man mit dem Fernverkehr Gewinne erzielen muß.

Art. 87e (4) GG

Der Bund gewährleistet, daß dem Wohl der Allgemeinheit, insbesondere den Verkehrsbedürfnissen, beim Ausbau und Erhalt des Schienennetzes der Eisenbahnen des Bundes sowie bei deren Verkehrsangeboten auf diesem Schienennetz, soweit diese nicht den Schienenpersonennahverkehr betreffen, Rechnung getragen wird. Das Nähere wird durch Bundesgesetz geregelt.

Leider existiert das geforderte Bundesgesetz nicht. Aber wir brauchen sie, die klare Regelung zur Organisation des SPFV, der sich eben nicht auf ein paar Edel-ICE beschränken darf. Es gibt eben doch Züge, für die Nachfrage besteht, obwohl sich damit kein Geld verdienen läßt, bzw. nicht genug Geld, um eine entsprechende Rendite abzuwerfen. Offensichtlich ist der SPFV viel näher am Marktversagen als es die Politik zugeben möchte. Beispiel Franken-Sachsen-Magistrale: Am 9. Dezember 2006 fuhr dort der letzte InterCity, seitdem verkehrt ein InterRegioExpreß mit 612ern, also mit Rollmaterial das für den Fernverkehr absolut ungeeignet ist. Die Qualität nahm weiter ab, finanziert wird der Zug aus öffentlichen Geldern, das Verkehrsbedürfnis ist da, und von Nürnberg nach Dresden, das ist beim besten Willen keine Nahverkehrsrelation. Selbiges gilt für einige andere Züge.
Ich habe mir gerade einmal die Studie des VDC angesehen. Die Ansätze für den Personenverkehr finde ich absolut in Ordnung (wobei ich im Bezug auf die Kosten einige Zweifel habe).
Man darf sich natürlich nicht von einem EVU einen unseriösen Verkehrsvertrag andrehen lassen, wie das beim VRR passiert ist. Hier ist es zwar zunächst Ländersache, wie dieser organisiert wird, allerdings wird der bürokratische Überbau der Deutschen Bahn AG zu großen Teilen aus den Regionalisierungsmitteln für den SPNV finanziert. Dazu kommt, daß ein nicht geringer Teil der hoheitlichen Aufgaben der Deutschen Bundesbahn heute von staatlichen Stellen getätigt wird. Es gibt keine Bundesbahndirektionen mehr, die den SPNV vor Ort planen, sondern Zweckverbände. Die Verwaltungsmitarbeiter gibt es aber über weite Strecken immer noch. Hier hat die Marktöffnung etwas gebracht: Die DB, so sie nicht Verträge kriegt, die gegen europäisches Wettbewerbsrecht verstoßen (derzeit wird in der Region Berlin-Brandenburg von der Europäischen Kommission diesbezüglich ermittelt), wird entweder sehr viel effizienter werden oder aber aus dem SPNV-Geschäft verschwinden. Da nutzt es auch nichts, daß sie sich, wie z.B. derzeit bei der Ausschreibung der Rhein-Sieg-Expreß, als DB Heidekrautbahn bewirbt, um sehr viel niedrigere Löhne zu bezahlen. Das ist übrigens genau das, was der DB-Vorstand den Privatbahnen immer vorwirft: Man würde Ausschreibungen gewinnen, indem man sittenwidrig geringer Löhne bezahlt. Am Ende wird doch Westigo das Rennen machen und die Leute werden mehr verdienen als sie bei der DB Heidekrautbahn verdient hätten. Wenn die Aufgabenträger dann irgendwann Sozialstandards bei den Ausschreibungen setzen, um zu verhindern, daß auf den Staat "versteckte Kosten", z.B. in Form von Kombilöhnen zukommen, ist es für die DB dann eh vorbei.
Kunden - Ein bei der DBAG völlig unbekannter Begriff für "Beförderungsfälle"
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9524
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

Da sind unser Bahnchef und sein Adjudant (der Bundesverkehrsminister) aber leider anderer Meinung. Aber es stimmt, Eisenbahninfrastruktur muß nicht "effizient" sein, sie muß flexibel sein. Kreuzungen oder Überholungen müssen sich auch mal auf einen anderen Bahnhof verlegen lassen, wenn die Fahrplansituation es verlangt, dazu muß aber entsprechend Infrastruktur vorgehalten werden, mit der man eben keinen Gewinn erwirtschaften kann, die sich finanziell nicht mal selbst tragen kann.
Zur Meinung der Genannten möchte ich mich nicht weiter äußern. Glücklicherweise bestimmen sie nicht allein, was mit der Infrastruktur geschieht. Leider ist es aber in unserer "Konsensdemokratie" üblich, absolut unbrauchbare Strukturen zu finden, damit überhaupt ein Beschluss mehrheitsfähig ist. So ist der Gedanke, die Infrastruktur im Besitz des Bundes zu belassen, die wirtschaftliche Nutzung aber der Bahn zu übertragen, absoluter Schwachsinn. Wenn ich dann auch noch lese, dass die Netz AG im Jahre 2007 einen Gewinn erwirtschaftet hat, gleichzeitig aber Millionen staatlicher Mittel in diese geflossen sind, frage ich mich, welche buchhalterischen Tricks dazu angewandt wurden.
Firmen, aus denen jeden Tag Waren über die Schiene geholt wurden, bekamen irgendwann einen Brief, daß man bedauerlicherweise nicht mehr in der Lage sei, den Gleisanschluß zu bedienen, weil es sich betriebswirtschaftlich nicht lohnt.......
Ohne jetzt Einzelfälle zu kennen, kann ich zu der Richtigkeit aus betriebswirtschaftlicher Sicht keine Stellung nehmen. Eine pauschale Bewertung ist mir da zu vage. Zumindest in der Landeshauptstadt haben die großen Unternehmen, die auch die entsprechende Tonnage versenden, einen Gleisanschluss (z.B. Henkel, der Neuss-Düsseldorfer Hafen u.v.m.) Infrastruktur ist das eine, Betriebswirtschaftlichkeit der Bedienung das andere Problem.
Wenn die Güterzüge die abgebauten Gütergleise nicht mehr nehmen können, wenn die Güterzüge ewig in Bahnhöfen stehen müssen, weil sie die nächsten 40km nicht mehr überholt werden können. Auch hier muß sich, da sind wir uns sicher einig, eine Menge tun.
Stichwort "Eiserner Rhein", "Betuweline" sind eklatante Beispiele für wichtige und geplante Projekte, die durch unser Planungsrecht (aber auch an anderer Stelle) mehr als erträglich hinausgezögert oder verhindert werden.
Erst wenn wir das flächendeckend haben, wird die Schiene als Güterverkehrsträger wieder konkurrenzfähig sein. Wir haben in der Europäischen Union einen Schienenanteil von 14% im Güterverkehr, im Auto-Eldorado USA sind es 40%. Die wollen ihre Eisenbahn aber auch nicht privatisieren.
Sind die amerikanischen Eisenbahnen nicht seit Beginn an privat? So weit ich weiß, ist dort sogar die Infrastruktur niemals verstaatlicht worden.
Wenn Du mit Deinem Privat-PKW auf der Autobahn arbeitest oder mit Deinem Firmen-PKW nach Hause fährst, dann ist das sicher richtig. Aber wenn Du z.B. erst zur Firma mußt um da Deinen Privatwagen gegen Deinen Firmenwagen zu tauschen, ...
Kommt beides vor und ist nicht planbar. Dazu muss ich zeitlich extrem flexibel sein, was mit dem ÖPNV leider kaum möglich ist.
Da Du aber die Wahl hast, muß die S-Bahn für Dich in einem Zustand sein, in dem sie attraktiv ist. Das ist die S6 nicht, die S28 ist es sehr wohl und die Züge fahren ja bis nach Mitternacht und morgens ab vier wieder. Wenn Du natürlich nachts um 2 Feierabend hast, dann ist eine Anreise mit dem Auto sicher auch aus gesamtwirtschaftlichen Überlegungen heraus sinnvoller.
Die S28 kann ich leider nicht nehmen. Da müsste ich erst 14 Km mit dem Auto fahren <_< . Hinzu käme noch eine mindestens 15 Min. Fahrt mit der Straßenbahn. Aber selbst bei einem Feierabend nach 20:00h steigt die Reisezeit mangels abgestimmter Fahrpläne auf 1,5 Std. für ca. 25 Km (6 m/h)
Gerade darum brauchen wir ja einen verläßlichen Deutschlandtakt. Der wird sich aber nicht erzielen lassen, wenn man mit dem Fernverkehr Gewinne erzielen muß.
Warum soll ein verläßlicher Takt keine Gewinne erzielen können? Wenn er vernünftig geplant und auf die Bedürfnisse der Reisenden abgestimmt ist, steht dem Nichts im Wege. Nur muss man die Bedürfnisse vorher ergründen. Und es kann auch nicht im Sinne der Allgemeinheit sein, dass ein ICE/IC/IR oder sonst ein Zug mit zehn oder zwanzig Reisenden zu unchristlicher Zeit von X nach Y fährt.
Aber wir brauchen sie, die klare Regelung zur Organisation des SPFV, der sich eben nicht auf ein paar Edel-ICE beschränken darf. Es gibt eben doch Züge, für die Nachfrage besteht, obwohl sich damit kein Geld verdienen läßt, bzw. nicht genug Geld, um eine entsprechende Rendite abzuwerfen.
Wenn Du damit die eingestellen IR (und die geplante Einstellung des IC) meinst, ist dies lediglich eine Frage des Fahrpreises. Und das kann man ohne Verluste sogar ändern, in dem man die Preise für den ICE senkt (oder eine 3. Klasse mit geringerem Komfort anhängt). Alles darunter ist Regionalverkehr, der ohnehin bezuschusst wird.
Dazu kommt, daß ein nicht geringer Teil der hoheitlichen Aufgaben der Deutschen Bundesbahn heute von staatlichen Stellen getätigt wird.
Na Gott sei Dank. Es war der größte Fehler der Vergangenheit, der Eisenbahn hoheitliche Aufgaben zu übertragen. Wobei die Aufgaben nicht einmal das Schlimmste sind, sondern die Befugnisse.
Es gibt keine Bundesbahndirektionen mehr, die den SPNV vor Ort planen, sondern Zweckverbände. Die Verwaltungsmitarbeiter gibt es aber über weite Strecken immer noch.
Das sind die die Nachwehen einer schlecht durchgeführten Umstellung von einer Behörde zu einer AG
Am Ende wird doch Westigo das Rennen machen und die Leute werden mehr verdienen als sie bei der DB Heidekrautbahn verdient hätten.
Na hoffentlich, auch wenn ich davon nicht profitiere.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Benutzeravatar
Larry Laffer
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2591
Registriert: 15 Dez 2005, 22:47
Wohnort: Witten

Beitrag von Larry Laffer »

Autobahn @ 26 Mar 2008, 21:39 hat geschrieben: Wenn ich dann auch noch lese, dass die Netz AG im Jahre 2007 einen Gewinn erwirtschaftet hat, gleichzeitig aber Millionen staatlicher Mittel in diese geflossen sind, frage ich mich, welche buchhalterischen Tricks dazu angewandt wurden.
So kompliziert ist das gar nicht. Mehrere Milliarden Euro pro Jahr fließen ja direkt in die Instandhaltung, die werden als Einnahmen wie Ausgaben verbucht, so daß so das Saldo nicht stören. Die DB Netz AG bezahlt ja selbst aus den laufenden Trasseneinnahmen nur relativ wenig. Nur kleinere Instandhaltungsarbeiten, wenn etwas erneuert werden muß, springt der Bund ein. Das ist auch der Grund für die vielen Langsamfahrstellen: Solange nur ein bißchen in Stand gehalten werden muß, müßte man es selbst bezahlen, wenn es so verrottet ist, daß es erneuert werden muß, bezahlt der Bund. Und der Gewinn ist genau die Summe, die die DB Netz AG mehr an Trassenbenutzungsgebühren eingenommen hat als sie Kosten hatte.

Daß das Netz trotzdem strukturell defizitär ist, wie ja auch die Autobahnen, die Bundes- und Landstraßen, die Bundeswasserstraßen, die Polizei, die Feuerwehr, Schulen, Universitäten, Kindergärten, Schwimmbäder, Theater oder Bibliotheken nicht in der Lage sind, Gewinne zu erzielen. Wir müssen uns also immer vor Augen halten, daß die Angabe, die DB Netz AG hätte Gewinne erzielt nur dann aufrecht erhalten werden kann, wenn man sich vor Augen hält, daß diese Gewinne mit massiver staatlicher Alimentierung, demnächst von privaten Investoren, erkauft worden sind.
Zumindest in der Landeshauptstadt haben die großen Unternehmen, die auch die entsprechende Tonnage versenden, einen Gleisanschluss (z.B. Henkel, der Neuss-Düsseldorfer Hafen u.v.m.) Infrastruktur ist das eine, Betriebswirtschaftlichkeit der Bedienung das andere Problem.
Ja, eben. Es gibt nach wie vor Gleisanschlüsse und es gab früher viel mehr. Also, warum nicht für Firmen, die Interesse haben, eine Reaktivierung oder Neubau von Gleisanschlüssen? Natürlich muß auch gewährleistet sein, daß die Eisenbahninfrastruktur nennenswerten zusätzlichen Güterverkehr aufnehmen kann.

Es gibt ja Überlegungen, eine Neubaustrecke östlich der rechten Rheinstrecke und westlich der Schnellfahrstrecke durch den Westerwald für den steigenden Güterverkehr zu bauen. Wie würdet Ihr anderen denn die Möglichkeit sehen, zunächst einmal die Siegstrecke zu ertüchtigen und dann in Siegen eine Güterumgehung südlich der Stadt zu bauen? Billiger wäre es allemal.
Stichwort "Eiserner Rhein", "Betuweline" sind eklatante Beispiele für wichtige und geplante Projekte, die durch unser Planungsrecht (aber auch an anderer Stelle) mehr als erträglich hinausgezögert oder verhindert werden.
Der Eiserne Rhein wird nicht durch das deutsche Planungsrecht hinausgezögert oder verhindert, sondern durch einen nordrhein-westfälischen Verkehrsminister der sagt, die Straße sei in allen Fällen und immer ausnahmslos ein besserer Verkehrsträger und wer das nicht einsieht ist automatisch ein verblendeter Ideologe. Wenn man einen Verkehrsminister hat, der die Schiene für nicht notwendig hält, dann nutzt das beste Planungsrecht nichts.
Sind die amerikanischen Eisenbahnen nicht seit Beginn an privat? So weit ich weiß, ist dort sogar die Infrastruktur niemals verstaatlicht worden.
Die Eisenbahn spielte bei der Erschließung des Westens eine große Rolle, inzwischen sind sie staatlich. Die Amtrack betreibt dort die meisten Züge. Aber eine Bedeutung haben sie kaum. Dabei wäre der Transrapid dort eine sinnvolle Sache. Die Amerikaner könnten sogar als Alternative zum Flugverkehr über ein Transrapidnetz nachdenken.
Die S28 kann ich leider nicht nehmen. Da müsste ich erst 14 Km mit dem Auto fahren  <_< . Hinzu käme noch eine mindestens 15 Min. Fahrt mit der Straßenbahn. Aber selbst bei einem Feierabend nach 20:00h steigt die Reisezeit mangels abgestimmter Fahrpläne auf 1,5 Std. für ca. 25 Km (6 m/h)
Das betrifft jetzt Dich. Aber die S28 hat ja mit einer Vervierzigfachung der Fahrgäste in deutlich weniger als zehn Jahren gezeigt, daß es sehr viele Leute gibt, die mit der Bahn fahren würden. Dazu gehört aber neben dem Taktverkehr, den langen Betriebszeiten, der zuverlässigen Infrastruktur auch eben sauberes Rollmaterial.
Warum soll ein verläßlicher Takt keine Gewinne erzielen können? Wenn er vernünftig geplant und auf die Bedürfnisse der Reisenden abgestimmt ist, steht dem Nichts im Wege. Nur muss man die Bedürfnisse vorher ergründen. Und es kann auch nicht im Sinne der Allgemeinheit sein, dass ein ICE/IC/IR oder sonst ein Zug mit zehn oder zwanzig Reisenden zu unchristlicher Zeit von X nach Y fährt.
Gewinne vielleicht schon. Aber Renditen, mit denen man private Aktionäre zufriedenstellen könnte? Im Nahverkehr ist es auch nicht möglich und bereits jetzt werden aus dem Nahverkehrsetat Züge bezahlt, die eigentlich aufgrund ihrer Relation dem Fernverkehr zuzuordnen sind. Wer mal freitags nachmittags um 16 Uhr mit dem NRW-Expreß von Köln oder Düsseldorf ins Ruhrgebiet reingefahren ist, der weiß wovon ich rede. Oder z.B. die Franken-Sachsen-Magistrale. Ist ein Zug von Dresden nach Nürnberg etwa Nahverkehr?

Der IR war die am stärksten nachgefragte Zuggattung, die es in Deutschland gab, sie hat aber keine Gewinne abgeworden bzw. nicht genug. Es sind viele Züge, für die es Bedarf gibt, die aber nicht gewinnträchtig genug sind und nicht nur der ICE mit acht Fahrgästen. Die Regionalisierungsmittel sind nicht dafür da, Züge zu finanzieren, die die DB Fernverkehr AG wegen einer zu geringen Rendite eingestellt hat. Wenn der Bund seine eigene Aktiengesellschaft nicht zwingen kann oder will zu fahren, dann muß er seine im Grundgesetz festgeschriebene Pflicht anders erfüllen. Es kann nicht Aufgabe der Länder sein, InterRegio-Ersatzzüge oder gar InterCity-Ersatzzüge aus dem Etat für den Nahverkehr zu finanzieren.
Wenn Du damit die eingestellen IR (und die geplante Einstellung des IC) meinst, ist dies lediglich eine Frage des Fahrpreises. Und das kann man ohne Verluste sogar ändern, in dem man die Preise für den ICE senkt (oder eine 3. Klasse mit geringerem Komfort anhängt). Alles darunter ist Regionalverkehr, der ohnehin bezuschusst wird.
Nahverkehr ist dann, wenn die Gesamtreisezeit weniger als eine Stunde beträgt. Und wenn man (I)RE-Züge hat, die drei oder vier Stunden und hunderte von Kilometern fahren, etwa Aachen - Gießen oder Münster - Emden oder Düsseldorf - Minden, dann stellt sich schon die Frage, ob das klassische Nahverkehrszüge sind oder ob diese Züge nicht zeigen, daß der InterRegio vorne und hinten fehlt.
Kunden - Ein bei der DBAG völlig unbekannter Begriff für "Beförderungsfälle"
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9524
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

Larry Laffer @ 28 Mar 2008, 18:02 hat geschrieben:Ja, eben. Es gibt nach wie vor Gleisanschlüsse und es gab früher viel mehr. Also, warum nicht für Firmen, die Interesse haben, eine Reaktivierung oder Neubau von Gleisanschlüssen? Natürlich muß auch gewährleistet sein, daß die Eisenbahninfrastruktur nennenswerten zusätzlichen Güterverkehr aufnehmen kann.

Es gibt ja Überlegungen, eine Neubaustrecke östlich der rechten Rheinstrecke und westlich der Schnellfahrstrecke durch den Westerwald für den steigenden Güterverkehr zu bauen. Wie würdet Ihr anderen denn die Möglichkeit sehen, zunächst einmal die Siegstrecke zu ertüchtigen und dann in Siegen eine Güterumgehung südlich der Stadt zu bauen? Billiger wäre es allemal.
Ein Gleisanschluss nur dann sinnvoll, wenn die entsprechende Tonnage angeliefert bzw. abgeholt wird. Einmal in der Woche ein Güterwägelchen bringt kein Geld. Wenn ein Unternehmen der Bahn Bedarf anmeldet, der sich wirtschaftlich rechnet, wäre die Bahn schön blöd, wenn sie es nicht machte. Aber wie schon erwähnt, dazu liegen mir keine Zahlen vor.

Heute hatte ich in Warstein zu tun. Bei meiner Fahrt über die B55 fiel mir eine eingleisige Bahnstrecke auf, die an mehreren Stellen die Bundesstraße kreuzte. In Warstein selbst verlief sie unmittelbar neben der B55 "durch die Vorgärten" der Anwohner. An meinem Ziel trennte sie sogar das Bürogebäude vom übrigen Firmengelände. Und just in diesem Moment kam auch ein Güterzug mit fünf Waggons aus einem nahe gelegenen Kalkwerk.

Welche Strecke (Westerwald oder Sieg) letztendlich die bessere ist, kann ich nicht beurteilen. Wichtig ist vor allem, das der Güterverkehr beschleunigt wird. Und das geht nicht auf bereits hoch belasteten Strecken mit Personenverkehr.


Der Eiserne Rhein wird nicht durch das deutsche Planungsrecht hinausgezögert oder verhindert, sondern durch einen nordrhein-westfälischen Verkehrsminister der sagt, die Straße sei in allen Fällen und immer ausnahmslos ein besserer Verkehrsträger und wer das nicht einsieht ist automatisch ein verblendeter Ideologe. Wenn man einen Verkehrsminister hat, der die Schiene für nicht notwendig hält, dann nutzt das beste Planungsrecht nichts.
Da habe ich in der Presse etwas Anderes gelesen. Herr Wittke hat sich für eine neue Trasse entlang der A52 stark gemacht. Dabei haben die Mönchengladbacher aufgeamtmet, viele Landwirte an der angedachten Trasse fürchten aber um die Ertragskraft ihres Milchviehs (Kein Witz, wirklich so vorgebracht).


Die Eisenbahn spielte bei der Erschließung des Westens eine große Rolle, inzwischen sind sie staatlich. Die Amtrack betreibt dort die meisten Züge. Aber eine Bedeutung haben sie kaum. Dabei wäre der Transrapid dort eine sinnvolle Sache. Die Amerikaner könnten sogar als Alternative zum Flugverkehr über ein Transrapidnetz nachdenken.
Nicht nur die Amerikaner. Wenn ich die Reisezeiten mit dem ICE oder anderen Schnellzügen dem innereuropäischen Flugverkehr gegenüberstelle, wäre er auch hier nicht verkehrt. Aber darüber habe ich schon mit einigen Bajuwaren diskutiert <_<
Das betrifft jetzt Dich. Aber die S28 hat ja mit einer Vervierzigfachung der Fahrgäste in deutlich weniger als zehn Jahren gezeigt, daß es sehr viele Leute gibt, die mit der Bahn fahren würden. Dazu gehört aber neben dem Taktverkehr, den langen Betriebszeiten, der zuverlässigen Infrastruktur auch eben sauberes Rollmaterial.
Und (zumindest im Zuständigkeitsgebiet <_< ) saubere Bahnhöfe. In der Tat, die S28 ist ein Erfolgsmodell. Aber soll ich deshalb umziehen? Man kann nur die Verantwortlichen der DB Regio jeden Tag zum Frühstück mit dem Kontrastprogramm konfrontieren. Ich befürchte aber, dass denen das Frühstück trotz ihrer versifften Züge und Hp´s noch schmecken wird. Die kommen sicher mit einem A6 oder einer S-Klasse ins Büro :(
Gewinne vielleicht schon. Aber Renditen, mit denen man private Aktionäre zufriedenstellen könnte? Im Nahverkehr ist es auch nicht möglich und bereits jetzt werden aus dem Nahverkehrsetat Züge bezahlt, die eigentlich aufgrund ihrer Relation dem Fernverkehr zuzuordnen sind. Wer mal freitags nachmittags um 16 Uhr mit dem NRW-Expreß von Köln oder Düsseldorf ins Ruhrgebiet reingefahren ist, der weiß wovon ich rede. Oder z.B. die Franken-Sachsen-Magistrale. Ist ein Zug von Dresden nach Nürnberg etwa Nahverkehr?
Frage: Der Regionalexpress gehört doch vom Tarif zum Nahverkehr? Da erscheint es mir logisch, dass er auch aus dem Nahverkehrsetat bezahlt wird. Das er oftmals auf Strecken fährt, die in ihrer Gesamtlänge Fernverkehrsrelationen sind, darf dabei keine Rolle spielen.
Der IR war die am stärksten nachgefragte Zuggattung, die es in Deutschland gab, sie hat aber keine Gewinne abgeworden bzw. nicht genug. Es sind viele Züge, für die es Bedarf gibt, die aber nicht gewinnträchtig genug sind und nicht nur der ICE mit acht Fahrgästen. Die Regionalisierungsmittel sind nicht dafür da, Züge zu finanzieren, die die DB Fernverkehr AG wegen einer zu geringen Rendite eingestellt hat. Wenn der Bund seine eigene Aktiengesellschaft nicht zwingen kann oder will zu fahren, dann muß er seine im Grundgesetz festgeschriebene Pflicht anders erfüllen. Es kann nicht Aufgabe der Länder sein, InterRegio-Ersatzzüge oder gar InterCity-Ersatzzüge aus dem Etat für den Nahverkehr zu finanzieren.
Wenn ich der der Reiseauskunft der Bahn "nur Nahverkehr" angebe, "spare" ich auf der Relation Düsseldorf Hbf - Hamburg Hbf 29,00 Euro. Dafür muss ich aber drei bis vier mal Umsteigen und bin zwei Stunden länger unterwegs. Natürlich kann ich jetzt sagen, toll, für 29 Euro weniger Eintritt, darf ich zwei Stunden länger Bahn fahren :D . Aber ich gebe Dir recht, die Einstellung des IR war falsch. Hintergrund dürfte aber gewesen sein, dass Mehdorns Liebling nicht im gewünschten Maße ausgelastet war. Mein Bedarf an "Fernreisen" ist ohnehin nicht sehr ausgeprägt. Wenn ich also vor der Wahl stehe, entscheide ich mich immer für das schnellere Verkehrsmittel.
Nahverkehr ist dann, wenn die Gesamtreisezeit weniger als eine Stunde beträgt. Und wenn man (I)RE-Züge hat, die drei oder vier Stunden und hunderte von Kilometern fahren, etwa Aachen - Gießen oder Münster - Emden oder Düsseldorf - Minden, dann stellt sich schon die Frage, ob das klassische Nahverkehrszüge sind oder ob diese Züge nicht zeigen, daß der InterRegio vorne und hinten fehlt.
So könnte man auch argumentieren, wenn man die Laufzeiten so mancher S-Bahn betrachtet. S6 Köln Nippes - Essen Hbf: 1:42h, auf der Relation Dortmund - Düsseldorf taucht die S1 auch dann nicht in der Reiseauskunft auf, wenn man ausschließlich Nahverkehr angibt. Mit 0:59h - 1:10h tauchen hier nur RE-Verbindungen auf (ein ICE wäre mit 53 Min. nur unwesentlich schneller). Die Grundsatzfrage hierbei lautet aber, wer nutzt diese Züge auf der gesamten Relation? Diese können wir beide nicht beantworten.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Benutzeravatar
Larry Laffer
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2591
Registriert: 15 Dez 2005, 22:47
Wohnort: Witten

Beitrag von Larry Laffer »

Ein Gleisanschluss nur dann sinnvoll, wenn die entsprechende Tonnage angeliefert bzw. abgeholt wird. Einmal in der Woche ein Güterwägelchen bringt kein Geld. Wenn ein Unternehmen der Bahn Bedarf anmeldet, der sich wirtschaftlich rechnet, wäre die Bahn schön blöd, wenn sie es nicht machte. Aber wie schon erwähnt, dazu liegen mir keine Zahlen vor.
Es hat auch vor MORA C keine Gleisanschlüsse gegeben, bei denen das Gütervolumen auch mit einem oder zwei LKW pro Woche abgewickelt werden konnte. Es waren in der Tat Anschlüsse, bei denen sich ein Transport über die Schiene sowohl für das beauftragende Unternehmen als auch aus gesamtwirtschaftlichen Überlegungen heraus gelohnt hat, nur eben nicht für die DBAG, wie das im Falle von Marktversagen nunmal vorkommen kann.
Welche Strecke (Westerwald oder Sieg) letztendlich die bessere ist, kann ich nicht beurteilen. Wichtig ist vor allem, das der Güterverkehr beschleunigt wird. Und das geht nicht auf bereits hoch belasteten Strecken mit Personenverkehr.
Man muß natürlich auch die Kosten und den Nutzen in ein Verhältnis zueinander bringen. Stark befahren ist die Siegstrecke nicht, östlich von Hennef (Sieg) sind es gerade mal zwei Zugpaare pro Stunde, der RE9 und die S12/RB95, der RE9 wird zur Hauptverkehrszeit noch verstärkt, mehr ist aber aufgrund der eingleisigen Abschnitte nicht drin. Ein vollständiger zweigleisiger Ausbau mit mehreren Überholstellen, so daß der RE9 (S12 und RB95 sind ja geschwindigkeitsmäßig etwa gleichauf mit dem Güterverkehr) die Güterzüge überholen kann. Es geht ja erstmal noch gar nicht um die Beschleunigung des Güterverkehrs, die ist ganz ohne Frage notwendig, sondern es geht ja primär darum, eine Infrastruktur zu schaffen, die den zunehmenden Güterverkehr in den nächsten Jahren aufnehmen kann. Selbst wenn man den Güterverkehr noch nicht beschleunigen will, ist das Rheintal trotz seiner Entlastung durch die Rennstrecke im Westerwald, nicht in der Lage, die in den nächsten Jahren ansteigenden Nord-Süd-Verkehr aus Benelux oder Nordeuropa aufzunehmen. Hier wäre eine Ertüchtigung der Siegstrecke zunächst die logische Alternative, die von der Landesverkehrsplanung leider abgelehnt wurde. Die bereits vorbereiteten Ausschreibungen mußten zurückgezogen werden, aktuell erneuert das Land Rheinland-Pfalz seinen Teil der Siegstrecke gerade alleine, leider liegen die eingleisigen Abschnitte allesamt auf nordrhein-westfälischer Seite.
Da habe ich in der Presse etwas Anderes gelesen. Herr Wittke hat sich für eine neue Trasse entlang der A52 stark gemacht. Dabei haben die Mönchengladbacher aufgeamtmet, viele Landwirte an der angedachten Trasse fürchten aber um die Ertragskraft ihres Milchviehs (Kein Witz, wirklich so vorgebracht).
Das ist wieder so ne Sache. Wo doch eine vorhandene und über weite Strecken nicht mal stillgelegte Strecke genutzt werden kann, will Herr Wittke eine neue bauen. Also, gerade der Güterverkehr, der aus den Beneluxländern nach Süden geht, der kann über den Eisernen Rhein kommen, muß dann aber nicht durchs Rheintal, sondern kann genauso gut über die Siegstrecke, südlich von Siegen über eine Güterumgehung und von da weiter nach Süden fahren.
Nicht nur die Amerikaner. Wenn ich die Reisezeiten mit dem ICE oder anderen Schnellzügen dem innereuropäischen Flugverkehr gegenüberstelle, wäre er auch hier nicht verkehrt. Aber darüber habe ich schon mit einigen Bajuwaren diskutiert  <_<
Die Bajuwaren hätten ihn ja nur durchs Erdinger Moos fahren lassen, vom Hauptbahnhof zum Franz-Josef-Strauß Flughafen. Dafür wurde der Transrapid aber nicht erfunden, sondern für andere Relationen. Auch nicht für die von Dir an anderer Stelle vorgeschlagene Strecke Köln-FFM, da hätte man wirklich die gesamte Eisenbahnachste Paris-FFM als Transrapid bauen müssen, eine neue Transrapidstrecke von Paris nach Frankfurt am Main. Das wäre eine Relation gewesen, auf der man einen Transrapid hätte einsetzen können.

Aber wo wir schon soviel über die Westerwaldrennstrecke geschrieben haben: Die hat ja eine Steigung von bis zu 4%, weswegen Thalys und TGV keine Zulassung haben. Das hat die DBAG ja klever gemacht. Sie selbst läßt ihren ICE bis Paris fahren, aber der Thalys kommt nicht weiter als Köln oder maximal zum Flughafen Köln/Bonn. Dabei wäre diese Situation tatsächlich eine der wenigen, in der im SPFV Wettbewerb hätte entstehen können. Fahre ich mit dem Thalys oder dem ICE von FFM nach Köln? Oder von Liège nach Paris?

Heute stand in der FAZ, daß der Transrapid bereits 1985, als die Deutsche Bundesbahn den ICE vorstellte, gestorben sei. Was auch immer man davon halten mag.
Frage: Der Regionalexpress gehört doch vom Tarif zum Nahverkehr? Da erscheint es mir logisch, dass er auch aus dem Nahverkehrsetat bezahlt wird. Das er oftmals auf Strecken fährt, die in ihrer Gesamtlänge Fernverkehrsrelationen sind, darf dabei keine Rolle spielen.
Erst nach der Abschaffung des InterRegio führten viele Länder eigene verbundüberschreitende Nahverkehrstarife ein, die den alten DB-Nahverkehrstarif abgelöst haben. Das Problem ist nicht der Berufspendler, der von Wattenscheid nach Duisburg fährt, wohl aber der Wochenendpendler, der von Wattenscheid nach Köln oder gar Aachen fährt. Der hätte zu IR-Zeiten für eine einfache Fahrt wahrscheinlich nicht weniger bezahlt als heute im verbundüberschreitenden NRW-Tarif (einfache Fahrt Wattenscheid - Aachen 24,50€).
Hintergrund dürfte aber gewesen sein, dass Mehdorns Liebling nicht im gewünschten Maße ausgelastet war.
Wie gesagt, der InterRegio war die am stärksten nachgefragte Zuggattung im deutschen SPFV. Aber auf den Relationen, auf denen heute statt dessen der InterCity fährt, kann man deutlich mehr Geld machen. Es ist ein besonderer Hohn, daß es teilweise dieselben Waggons in anderer Lackierung sind, die nun als InterCity viel teurer fahren. Der Kardinalfehler dürfte aber gewesen sein, daß die meisten (I)RE direkt und ohne Ausschreibung bei DB Regio bestellt wurden. So konnte die DB dieselben Züge ohne unternehmerisches Risiko und mit höherer Rendite weiterbetreiben.
So könnte man auch argumentieren, wenn man die Laufzeiten so mancher S-Bahn betrachtet.
Das ist aber was anderes. Warum? Die S-Bahnen übernehmen Zubringerverkehr zu mehreren Hubs. Daß sie über mehrere Hubs als gleiche Linie fahren bedeutet eben nicht, daß einer mit der S1 von Dortmund nach Düsseldorf fährt oder mit der S5/8 von Dortmund nach Mönchengladbach oder gar mit der S2 von Dortmund nach Essen.
Kunden - Ein bei der DBAG völlig unbekannter Begriff für "Beförderungsfälle"
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9524
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

Larry Laffer @ 29 Mar 2008, 00:57 hat geschrieben: Es hat auch vor MORA C keine Gleisanschlüsse gegeben, bei denen das Gütervolumen auch mit einem oder zwei LKW pro Woche abgewickelt werden konnte. Es waren in der Tat Anschlüsse, bei denen sich ein Transport über die Schiene sowohl für das beauftragende Unternehmen als auch aus gesamtwirtschaftlichen Überlegungen heraus gelohnt hat, nur eben nicht für die DBAG, wie das im Falle von Marktversagen nunmal vorkommen kann.
Ohne konkrete Beispiele kann ich dies nicht bestätigen, aber auch nicht ausschließen. Möglicherweise spielt da auch die Länge des Gleisanschlusses zur Hauptstrecke eine Rolle.
Aber wo wir schon soviel über die Westerwaldrennstrecke geschrieben haben: Die hat ja eine Steigung von bis zu 4%, weswegen Thalys und TGV keine Zulassung haben. Das hat die DBAG ja klever gemacht. Sie selbst läßt ihren ICE bis Paris fahren, aber der Thalys kommt nicht weiter als Köln oder maximal zum Flughafen Köln/Bonn. Dabei wäre diese Situation tatsächlich eine der wenigen, in der im SPFV Wettbewerb hätte entstehen können. Fahre ich mit dem Thalys oder dem ICE von FFM nach Köln? Oder von Liège nach Paris?
Ein schöner Traum :D
Heute stand in der FAZ, daß der Transrapid bereits 1985, als die Deutsche Bundesbahn den ICE vorstellte, gestorben sei. Was auch immer man davon halten mag.
Das ist durchaus richtig. Die Bahn hat sich immer gegen die Magnetschwebebahn gewehrt. Vor allem, weil sie nach Auffassung der Altgedienten keine Eisenbahn ist. Ich vergleiche das mit dem Bauern, der bei der Vorstellung des ersten Unimog sagte, die Räder sind ja gleich klein :D
Das ist aber was anderes. Warum? Die S-Bahnen übernehmen Zubringerverkehr zu mehreren Hubs. Daß sie über mehrere Hubs als gleiche Linie fahren bedeutet eben nicht, daß einer mit der S1 von Dortmund nach Düsseldorf fährt oder mit der S5/8 von Dortmund nach Mönchengladbach oder gar mit der S2 von Dortmund nach Essen.
Eine andere Bedeutung sehe ich in den RE´s auch nicht. Reisen bedeutet für mich in erster Linie, mein Ziel innerhalb der kürzesten Zeit mit dem geringsten (körperlichen) Aufwand zu erreichen. Nur allein danach richtet sich die Wahl des Verkehrsmittels. Aber dass die Einstellung des IR ein Fehler war, mag richtig sein.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Rohrbacher
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14635
Registriert: 10 Apr 2006, 23:21
Wohnort: ja

Beitrag von Rohrbacher »

Vor allem, weil sie nach Auffassung der Altgedienten keine Eisenbahn ist.
Ich bin jung. Für mich ist der Transrapid auch keine Eisenbahn, denn das charakteristische der Eisenbahn fehlt: Die Eisenschienen und die Eisenräder. Die Schwebebahn von Wuppertal ist eine Eisenbahn, quasi nur andersrum, eine Seilbahn (keine Standseilbahn) und der Transrapid sind keine Eisenbahnen. Letzterer hat sich vielleicht daraus entwickelt, ist für mich aber was neues oder halt 'ne Art Horizontalfahrstuhl. ;)
Ich vergleiche das mit dem Bauern, der bei der Vorstellung des ersten Unimog sagte, die Räder sind ja gleich klein
Aber der Unmog hat ja immerhin noch Räder und ist auch sonst wie seine Vorgänger (Verbrennungsmotor, vier Räder, mechanische Kraftübertragung), nur eben in Teilen verbessert und neu konzeptioniert. Beim Transrapid sieht das ja 'n bissl anders aus, da ist ja spätestens ab Unterkante Fußboden abwärts alles, aber auch alles außer der blanken Physik anders, oder nicht?

Vergleich's eher damit, als man den Kunden den ersten BMW E65 vorgestellt hat, das kommt hin. :lol:
Es hat auch vor MORA C keine Gleisanschlüsse gegeben, bei denen das Gütervolumen auch mit einem oder zwei LKW pro Woche abgewickelt werden konnte.
Das halte ich für ein Gerücht. Selbst wenn's sonst überall so sein sollte: Klöpferholz in Wolnzach kriegt hin und wieder ein paar Güterwagen Holz, wenn's denn überhaupt mehrere sind. Auch heute noch, obwohl das Firmengelände selbst keine Gleise mehr hat. Im Schwarzwald kannste die selbe Menge Holz, die Klöpfer im Monat per Bahn kriegt, gleichzeitig an einer einzigen Steigung in Form von ein oder zwei Lkw vor dir haben, weiß ich aus leidlicher Erfahrung. :rolleyes:
Erst nach der Abschaffung des InterRegio führten viele Länder eigene verbundüberschreitende Nahverkehrstarife ein
Sofern sie denn "Verbünde" hatten/haben...
Natürlich kann ich jetzt sagen, toll, für 29 Euro weniger Eintritt, darf ich zwei Stunden länger Bahn fahren  :D
Ja, sowas tolles geht nur bei der Bahn. Stell' dir vor, die größeren Autos wären billiger als die kleinen.^^
Das ist wieder so ne Sache. Wo doch eine vorhandene und über weite Strecken nicht mal stillgelegte Strecke genutzt werden kann, will Herr Wittke eine neue bauen.
Gründe würd's haben, auch wenn's nur parteipolitische sind. Der Transrapid wäre Bayern allein ja auch billiger gekommen als die SE-Bahn, hab' ich vernommen, trotz anderer Gesamtkosten. Da kann man die Regierenden schon verstehen, für sie sieht das nach Schnäppchen aus und man muss weniger Geld aus seinem Haushalt streichen, kann nachher sagen wie toll man ist, etc.
Benutzeravatar
Larry Laffer
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2591
Registriert: 15 Dez 2005, 22:47
Wohnort: Witten

Beitrag von Larry Laffer »

Autobahn @ 30 Mar 2008, 18:18 hat geschrieben: Eine andere Bedeutung sehe ich in den RE´s auch nicht. Reisen bedeutet für mich in erster Linie, mein Ziel innerhalb der kürzesten Zeit mit dem geringsten (körperlichen) Aufwand zu erreichen. Nur allein danach richtet sich die Wahl des Verkehrsmittels. Aber dass die Einstellung des IR ein Fehler war, mag richtig sein.
Eine andere Bedeutung sollte der RE als Nahverkehrszug auch nicht haben. Daß er eben doch auf Mittelstreckenrelationen IR-Funktionen übernimmt ist ja eine Folge dessen Abschaffung. Nur mit dem Unterschied, daß das Rollmaterial nicht geeignet ist. Sobald einer mit ner größeren Reisetasche oder gar einem Koffer kommt, steht der im Weg rum, weil es keine Ablagemöglichkeiten gibt. Und ohne selbst mit 1,79m ein Riese zu sein, stoßen meine Kniegelenke regelmäßig an den Vordersitz. Das ist einfach für eine mehrstündige Fahrt nicht zumutbar, und da muß der InterRegio einfach wieder her, und zwar öffentlich bestellt, wie das im Grundgesetz vorgesehen ist.
Gründe würd's haben, auch wenn's nur parteipolitische sind. Der Transrapid wäre Bayern allein ja auch billiger gekommen als die SE-Bahn, hab' ich vernommen, trotz anderer Gesamtkosten. Da kann man die Regierenden schon verstehen, für sie sieht das nach Schnäppchen aus und man muss weniger Geld aus seinem Haushalt streichen, kann nachher sagen wie toll man ist, etc.
Daß unsere Politiker entweder nicht rechnen können, nicht rechnen wollen oder aber komplett verwirrt sind, ist ja nichts neues. Und es ist schon fragwürdig, daß der Bund sich weigert, eine ES-Bahn zu bezahlen, obwohl das für ihn deutlich billiger als der Transrapid wäre.
Kunden - Ein bei der DBAG völlig unbekannter Begriff für "Beförderungsfälle"
Benutzeravatar
Woodpeckar
Kaiser
Beiträge: 1440
Registriert: 31 Jul 2005, 08:34

Beitrag von Woodpeckar »

Larry Laffer @ 31 Mar 2008, 00:48 hat geschrieben:Das ist einfach für eine mehrstündige Fahrt nicht zumutbar, und da muß der InterRegio einfach wieder her, und zwar öffentlich bestellt, wie das im Grundgesetz vorgesehen ist.
In dem mir vorliegenden Grundgesetz steht vom InterRegio nichts drin. Auch Zumutbarkeitsanforderungen an mehrstündige Bahnfahrten in Form der Fahrzeugausstattung, wie z.B. Sitzabstand, sind in meiner Ausgabe des Grundgesetzes nicht geregelt.
Man sollte das Grundgesetz als Beleg einer Forderung nur heranziehen, wenn die Thematik der Bedeutung des Grundgesetzes unseres Landes auch tatsächlich gerecht wird.
Larry Laffer @ 31 Mar 2008, 00:48 hat geschrieben:Daß unsere Politiker entweder nicht rechnen können, nicht rechnen wollen oder aber komplett verwirrt sind, ist ja nichts neues. Und es ist schon fragwürdig, daß der Bund sich weigert, eine ES-Bahn zu bezahlen, obwohl das für ihn deutlich billiger als der Transrapid wäre.
Das ist die folgerichtige Konsequenz von geordneten Zuständigkeiten. Diese Zuständigkeiten nach persönlichem Gutdünken außer Kraft zu setzen ist Rosinenklauberei, also jeder sucht sich rücksichtslos die für ihn besten Sachen aus.
Benutzeravatar
autolos
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2040
Registriert: 26 Jul 2004, 14:08
Wohnort: Aschaffenburg

Beitrag von autolos »

Larry Laffer @ 29 Mar 2008, 00:57 hat geschrieben:
Wie gesagt, der InterRegio war die am stärksten nachgefragte Zuggattung im deutschen SPFV.
Das gehört zu den Legenden, die manche Eisenbahnfreunde gerne verbreiten, ohne aber in der Lage zu sein, diese zu belegen. Wären die IR tatsächlich so stark nachgefragt gewesen, wären sie nicht eingestellt worden. Warum sollte sich ein Unternehmen wie die DB denn dieser Einnahmequelle berauben?
Für die, die sich anmaßen über den Wert und Unwert anderer zu urteilen: Die Würde des Menschen ist unantastbar!
tobster
Haudegen
Beiträge: 632
Registriert: 07 Sep 2007, 00:00

Beitrag von tobster »

Nur mit dem Unterschied, daß das Rollmaterial nicht geeignet ist. Sobald einer mit ner größeren Reisetasche oder gar einem Koffer kommt, steht der im Weg rum, weil es keine Ablagemöglichkeiten gibt.
Das kann man so pauschal nicht sagen. Wirklich eng mit Gepäck ist es nur in Dostos, wobei es auch bei denen etliche Sitze gibt, die Rücken an Rücken zueinander gebaut sind, da kann man ganz gut auch einen größeren Koffer drunter abstellen. In den allermeisten "einstöckigen" Zügen (so z.B. Talent, ET420/423/425/426, n-Wagen) ist genügend Platz, lediglich der Integral von der BOB würd mir da einfallen wos bisserl eng ist, weil die Gepäckablage zu flach ist.
Benutzeravatar
josuav
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3523
Registriert: 20 Dez 2006, 19:20
Wohnort: Moosburg

Beitrag von josuav »

autolos @ 31 Mar 2008, 08:43 hat geschrieben:
Larry Laffer @ 29 Mar 2008, 00:57 hat geschrieben:
Wie gesagt, der InterRegio war die am stärksten nachgefragte Zuggattung im deutschen SPFV.
Das gehört zu den Legenden, die manche Eisenbahnfreunde gerne verbreiten, ohne aber in der Lage zu sein, diese zu belegen. Wären die IR tatsächlich so stark nachgefragt gewesen, wären sie nicht eingestellt worden. Warum sollte sich ein Unternehmen wie die DB denn dieser Einnahmequelle berauben?
Weil die Ausgaben hoeher waren. Man muesste halt den Interregio komibiniert finanzieren, ein Teil wie ein Fernzug eigenwirtschaftlich und ein Teil als Zuschuss, dann wuerd er sich lohnen. Fuer Reisen mit dem Interregio ueber ein Bundesland hinaus muesste man dann einen Zuschlag verlangen, um den richtigen Fernzuegen keine grosse Konkurrenz zu machen. So vllt. 8 Euro pro Person und Fahrt. Fuer Verkehrsverbuende sollte es eine Tageskarte fuer den Interregio-Aufpreis zum Preis von 3 Euro geben, ausserdem Laendertickets mit Interregio fuer 35 Euro.
Natuerlich muessten neue Wagen her mit Zulassung auf 200 km/h, als Loks koennte man die 101er verwenden, die im Fernverkehr wegen IC-Treibwagen groesstenteils nicht mehr gebraucht werden.
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9524
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

@ Larry Laffer

Hier einige Fotos von unbenutzten Gleisanschlüssen in Dormagen. In diesem recht neuen Gewerbegebiet sind fast alle größeren Firmen mit Gleisanschlüssen ausgestattet, aber nur sehr weinige werden benutzt. Der Aufwand, alle zu fotografieren wäre aber zu groß gewesen.

Bild

Bild

Bild

Bild
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Benutzeravatar
Larry Laffer
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2591
Registriert: 15 Dez 2005, 22:47
Wohnort: Witten

Beitrag von Larry Laffer »

Woodpeckar @ 31 Mar 2008, 08:18 hat geschrieben: In dem mir vorliegenden Grundgesetz steht vom InterRegio nichts drin. Auch Zumutbarkeitsanforderungen an mehrstündige Bahnfahrten in Form der Fahrzeugausstattung, wie z.B. Sitzabstand, sind in meiner Ausgabe des Grundgesetzes nicht geregelt.
Man sollte das Grundgesetz als Beleg einer Forderung nur heranziehen, wenn die Thematik der Bedeutung des Grundgesetzes unseres Landes auch tatsächlich gerecht wird.
Aber es steht drin, daß das nähere durch Bundesgesetz geregelt wird. Daß die Regierung(en) seit dem 1.1.1994 nicht in der Lage waren, ein solches zu erlassen, ist schlichtweg ein Verfassungsbruch.
Kunden - Ein bei der DBAG völlig unbekannter Begriff für "Beförderungsfälle"
Antworten