146225 @ 6 Apr 2008, 20:13 hat geschrieben:Das liest sich wie live aus den 50/60/70er Jahren, als man in viel zu vielen Städten Deutschlands die vermeintlich altmodische Tram abgeschafft hat, um die Stadt "autogerecht" zu bekommen. Wie wir heute wissen, war das absoluter und besser nicht zu wiederholender Schwachsinn. Wenn sich Autofahrer in Gegenwart von Tramhaltestellen nicht benehmen können, wie sie eigentlich ihrer Verantwortung nach sollten, muß man eben bauliche Maßnahmen ergreifen, um unschuldige Tramfahrgäste vor Bleifußkünstlern zu schützen.
Ich habe immer den Standpunkt vertreten, und tue es auch heute noch, das
jedes Verkehrsmittel seine Berechtigung hat. Das altmodische an der Straßenbahn/Tram ist ja nicht ihre eigentliche Existenz, sondern die Trassenführung im allgemeinen Verkehrsraum. Die Bimmelbähnchen, die ich aus meiner Kindheit noch kenne, sind doch mit den tonnenschweren und bis zu 80 Km/h schnellen heutigen Fahrzeugen nicht zu vergleichen. Besonders die Doppel- und Dreifachtraktionen der Stadtbahnen in Düsseldorf. Aber selbst die NF10 "Silberpfeile" sind dabei mit fast 40 Metern Länge ein echtes Problem. Dabei geht es mir nicht darum, Straßen- und Stadtbahnen durch Busse zu ersetzen, sondern in erster Linie um eine Trennung der Verkehrswege. Wo es baulich nicht anders möglich ist, sollte der Gleiskörper zumindest als Sperrfläche für Kfz gekennzeichnet und selbstverständlich die Haltestellen mit Ampeln gesichert sein.
Die optimale Stadt ist Auto-, Tram-, Radfahrer- und Fußgängergerecht.
Zur Erinnerung: Die ersten Eisenbahnen verkehrten auch mitten durch bewohnte Gebiete, ohne dass es eine besondere Absicherung gab, mancherorts sogar im Straßenraum. Doch damals gab es noch keine Autos und die Züge machten so einen Lärm, dass die Menschen freiwillig die Flucht ergriffen. Noch gestern sah ich eine (selten befahrene) Güterzugstrecke, die in Erwitte zwischen der L374 und den Wohnhäusern verläuft. Vor einigen Wochen habe ich dort auch einen Güterzug gesehen. Mit Schrittgeschwindigkeit und an jedem Haus hupend bahnte er sich seinen Weg.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.