JNK @ 26 Apr 2008, 09:43 hat geschrieben:Willkommen im Sozialismus! Warum bemühen wir die Gerichte und lassen nicht gleich das Arbeits-/Wirtschaftsministerium die Löhne festlegen?
Sicher? Wenn der Richter am nächsten Tag mit der Bahn fahren will? Oder endlich seine Post haben will?
Wenn wir uns an die Einstweiligen Verfügungen im Umfeld des Bahnstreiks erinnern: Das AG gab statt, dass LAG schon wieder nicht. Was hätte die nächsten Instanz gemacht? Vielleicht hätte man würfeln sollen...
Fair für wen? Für den Kunden? Ja. Für den Arbeitnehmer? Er ist ENTMÜNDIGT. "Wenn du nicht brav bist, kommt der Richter und urteilt!" Für den Arbeitgeber? Seine Aktie gehen vllt. in den Keller nach dem Richterspruch, weil der Tarifabschluss höher war, als er glaubte verhandeln zu können.
und für wie lange gelten die Richtersprüche?
Ich gebe zu das der Bahnstreik extrem war, aber: Bahn und Post sind sehr wichtig (und privatisiert), sodass es uns allen auffällt, was geschieht. Weißt du wie viele Tarifabschlüsse es in diesem Jahr schon gab? Völlig ohne unsere Beachtung und mit WarnStreiks?
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Wer von uns unabhängig ist, liest dies hier nicht! Der lebt auf seiner Hütte und hat keinen Kontaktur Aussenwelt! Glaubst du, dass du und ich andere entscheiden können wieviel Wochenarbeitszeit angemessen ist? denn wenn's nach mir ginge, könnte die Post auch Sonntags ausliefern...
BLÖD-Zeitungsmeinung wäre für viele doch auch relevant. Morgens BLÖD kaufen, abstimmen (nach Lesen der Überschrift, und sich einen Kaffee kaufen :ph34r:
@Autobahn:Ist es nicht auch Erpressung, wenn z.B.: der Fahrgastverband ProBahn sagt: Nicht auf dem Rücken der Kunden! Das darf man nicht blablabla.?
JNK, ich habe den Eindruck, dass Du mein Konzept nur überflogen und auch nicht darüber nicht nachgedacht hast. Das finde ich irgendwo schade, dass jetzt mit Polemik und halbseidenen Argumenten versucht wird, den Vorschlag zu diskreditieren.
Ich werde nach einander auf Deine Argumente eingehen:
Sozialismus ist andere Baustelle, aber so richtig. Was ist so schlimm daran, wenn man sich einer Schiedstelle bemüht, wenn man nicht weiterkommt? In vielen anderen Bereichen ist das schon längst Gang und Gäbe. Mir fallen spontan die KFZ-Schiedstelle, das Sozialgericht etc. ein.
Du hast anscheinend etwas falsche Eindrücke über die Integrität von Richtern. Diese entscheiden nicht aufgrund ihres persönlichen Gutdünken sondern anhand des Gesetzes und vorliegender Präzedenzfälle. Und wenn man mit der Entscheidung nicht einverstanden ist, kann man in die Berufung gehen. Fällt die dortige Entscheidung genauso aus, so sollte man seinen eigenen Standpunkt mal überdenken und nicht Sozialismus und Unfair schreien. Richter sind fähige, intelligente und vor allem unabhängige Entscheider.
Die Struktur ist klar. Eine Entscheidung und eine Möglichkeit der Berufung. Dann ist Schicht und das ewige "Hüh-Hott" ist Geschichte.
Irgendeiner wird immer schreien, dass die Entscheidung unfair etc. ist. Was ändert sich also zu heute? Meckerer wirds immer geben. Und wo bitte wird entmündigt? Wenn man sich nicht einigen kann, entscheidet jemand anderes und unabhängiges. Oder fühlst Du Dich entmündigt, wenn Du Deinen Streit mit dem Nachbarn vor dem Gericht austrägst oder ein KFZ-Gutachter Deinen Unfallschaden bewertet? Die Internetforen sind übrigens voll von Fällen, in denen sich eine Partei bei meinen beiden genannten Beispielen unfair behandelt fühlt. Schaffen wir deswegen KFZ-Gutachter ab? Und was ist überhaupt fair, dass es die richtige Entscheidung gibt, oder eine Entscheidung, bei der so viel wie möglich für mich herausspringt?
Wenn beide Parteien schon wissen, dass u. U. eine Entscheidung von höherer Stelle ergeht werden beide Parteien 1) verhandlungs- und kompromissbereiter sein (damit ein evtl. ungünstigerer Richterspruch erst gar nicht erfolgt) und 2) mit realistischeren Forderungen in die Verhandlung gehen (nicht nach dem Motto "er 25%, ich 5% und in der Mitte treffen wir uns dann"). Mit anderen Worten wird es die Tarifverhandlungen sogar erleichtern.
Ich weiss, dass die Masse der Tarifabschlüsse funktioniert. Dementsprechend gibt es dort auch keinen Handlungsbedarf. Nur an den Abschlüssen, die nicht reibungslos laufen, ist Unterstützung angesagt. Wie gesagt: Möchtest Du Deinem Arbeitgeber wirklich gerne Schaden zufügen, um Deinen Willen durchzusetzen? Wo liegt das Problem, dass der evtl. ungerechtfertigt hohe Tarifwunsch nicht durchgedrückt werden kann? Dass vielleicht in einigen Monaten herauskommt, dass der niedrige Tarifabschluss der Transnet durch Schmiergeldzahlungen erkauft wurde? Man lese die Zeitungen: Gewerkschaften und Arbeitgeber sind einander oft näher, als es dem Arbeitnehmer lieb ist...
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Trennung:
Zu meinem anderen Geistesblitz (hierbei handelt es zugegebenermaßen um einen "Deutschuss"): Warum existieren Demokratien zum Teil schon viele hundert Jahre, während in anderen Ländern die Regierungsformen ständig wechseln? Ganz einfach: weil sie funktionieren und das Volk in der Regel die richtigen Entscheidungen trifft.
Ein kleiner Exkurs: Vor den letzten Wahlen haben sich fast alle in meinem Freundeskreis intensiv mit dem Thema beschäftigt und sich ihre Gedanken gemacht, um eine sinnvolle Wahlstimme abgeben zu können. Und da war vom Dachdecker bis zum Banker alles vertreten. Daher behaupte ich, dass es im Großen auch funktioniert und die Mehrheit die richtige Entscheidung fällt (auch wenn ich nicht mit der Entscheidung konform gehe). Aus diesem Grund halte ich es für möglich, dass Flächentarifverträge als Volksentscheid (in der betreffenden Region) ausgeführt werden können. Wenn die Mehrheit des Volkes entscheidet dass eine Arbeit den Betrag X Euro wert ist, was ist daran auszusetzen? Zumal die Masse eh arbeitnehmerfreundlich ist.
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2. Trennung:
Etwas zu mir: Ich befürworte selbstverständlich, dass jeder einen fairen Lohn für seine Arbeit bekommt. Hungerlöhne lehne ich genauso ab, wie überzogene Forderungen des Angestellen. Hier sollte der Satz "Miteinander statt gegeneinander" mehr Beachtung finden. Immerhin gehts nicht (wie so oft behauptet) um das Klischeebild "der raffgierige Chef und der faule Mitarbeiter". Und mit ein bissl reden, kann man oft schon viel erreichen. Die Welt ist nunmal Grau...
Life is not a Ponyhof...