BR_480 @ 6 Jun 2008, 21:52 hat geschrieben:Ganz einfach: Weil die Privaten Geld verdienen wollen, was ein öffentlicher Betreiber für mehr / besseren bahnverkehr ausgeben könnte.
Ich verstehe nicht die Verteufelung eines Unternehmensgewinns. Meines Wissens steckt ein Unternehm eigenes oder auf dem Kapitalmarkt geliehenes Geld in das Unternehmen. Um am Markt bestehen zu können, muss er gute Leistung erbringen. Die mir bekannten privaten EVU´s tun dies in hohem Maße.
Auch jeder Arbeitnehmer will Gewinn machen, er nennt es Lohn. Sonst würde ja freie Kost und Logis reichen
Beispiel S-Bahn Berlin: Der Senat hat vor einigen Jahren die Mittel auf 250 Mio. Euro / Jahr gekürzt. Deshalb zieht die S-Bahn GmbH die Aufsichten ab, lässt die Züge versaut durch die Gegend fahren (Graffiti werden erst nach Tagen oder Wochen entfernt, alle Fenster zerkratzt, der Boden oft von Bier, Urin oder Erbrochenem verklebt). .........
Solche Zustände sind mir von der DB Regio in NRW bestens bekannt.
Nun, die S-Bahn könnte das alles verhindern, indem sie mehr Personal einstellt, die Aufsichten lässt und die Sauberkeit der Fahrzeuge durch mehr Personal und regelmäßigere Reinigung verbessert.
Warum macht sie es nicht? Weil sie jedes Jahr eine gewisse Summe als "Gewinn" an die DB AG abgeben muss. Keiner weiß, wie viel. In einer Tagesspiegelausgabe vom letzten Sommer wurden 20 - 30 Mio.Euro / Jahr geschätzt. Es können auch weit mehr sein.
Die private Regiobahn in Düsseldorf arbeitet mit weniger Personal als die DB, die Züge sind sauber und pünktlich. Komisch, oder ? Es liegt wohl in erster Linie daran, welches Interesse die Mitarbeiter am Auftritt des Unternehmens haben.
Das ist das, was heute ist. Wenn die DB an die Börse geht, kann's noch extremer werden.
Bei der heutigen Konzernleitung schon möglich.
Noch ein Einwurf von mir:
Weshalb eigentlich Wettbewerb auf der Schiene? Was haben wir davon? Der eigentlich Wettbewerb ist Schiene gegen Luftverkehr / Auto!
Den Wettbewerb gegen Flugzeug und Auto hat die Deutsche Bundesbahn als Monopolbehörde schon längst verloren. Mit den Schlechtleistungen als privatwirtschaftlich agierender Staatskonzern kann sie das nicht wieder wettmachen. Wieder die Regiobahn in Düsseldorf: Als 1999 die DB die Strecke stilllegte, fuhren täglich noch 500 Menschen auf dieser Linie. Heute sind es dank hervorragender Leistung des
privaten Betreibers 18600 täglich, davon 80% Stammkunden! Mehr Argumente braucht man nicht.
ABER EGAL: Das, was die die Abgeordneten letzte Woche beschlossen haben, ist nichts von beidem: Keine staatliche Bürgerbahn und kein richtiger Wettbewerb! Die DB bleibt Monopolist. Dem Staat gehört das Netz? Haha! Jaja, es gehört ihm! Aber die DB bestimmt drüber! Kann somit Trassenpreise so hoch legen, wie sie will, sich nicht um Langsamfahrstellen kümmern, etc. und das kann bedeuten, dass eine NE-Bahn, die erfolgreich auf einer Nebenbahn fahren könnte, den Betrieb nicht aufnehmen kann, weil die DB AG die Hürden zu hoch legt und sie diskriminiert.
Sicher ist dieses Gesetz Murks von Anfang bis zum Ende. Aber was kann schon in einer Koalition herauskommen, bei der die Meinungen in dieser Frage so weit auseinander gehen?
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.