Europas Eisenbahnsysteme

Alles über Eisenbahn, was woanders nicht passt.
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Musikus
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Beitrag von Musikus »

firefly @ 9 Feb 2009, 19:33 hat geschrieben:Du offenbarst, wie wenig du dich auskennst. Natürlich gibt es im UK Anschluss-Züge. Was glaubst du eigentlich, wie dort die Bahnen fahren?
Entschuldige, war nicht verständlich. Damit meinte ich, dass im UK aufgrund des dünnen Netzes viel mehr Reisewege garnicht von der Bahn abgedeckt werden können, als in der Schweiz.
Im Gegensatz zu meinen Fahrplan-Recherchen, sind die Zahlen, die Naseweis hier präsentiert nicht vollständig nachvollziehbar. Ich weiss z.B. nicht, was alles als Bahnverkehr gilt? Zählen da U- und Strassenbahnen auch dazu?
Zum 3. Mal ein Lob auf deine Recherchen. Aber die werden erst dann aussagekräftig, wenn du in jedem der Länder 100 oder noch mehr Reisewege auf die selbe Art untersuchen würdest. Deine jetzigen Beispiele mögen richtig sein, hätten aber bei zufällig anderen Strecken (Bsp. Kleinstadt - Großstadt) völlig andere Ergebnisse bringen können, das ist dir doch klar, oder?
Und wie bereits erwähnt, ist die Entscheidung, die Bahn zu benutzen nicht vom Modalsplit abhängig.
Natürlich nicht, sondern umgekehrt, je mehr Entscheidungen pro Bahn, desto höher ihr Anteil am Modal Split, vereinfacht.
Und Japans Bahnen geben sich nicht die Blösse, Reisegeschwindigkeiten von unter 100 km/h im Intercity-Verkehr anzubieten.
Bei der im Vergleich riesigen Ausdehnung können sie sich das nicht erlauben, richtig.
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Beitrag von viafierretica »

Übrigens stinkt die Schweiz mit ihren Schienenverkehrsanteil gegen den in Japan voll ab. Und Japans Bahnen geben sich nicht die Blösse, Reisegeschwindigkeiten von unter 100 km/h im Intercity-Verkehr anzubieten.


So, woher weisst Du das? Übrigens: in Japan gibt es keinen Intercity. Entweder den Shinkansen, vergleichbar mit dem TGV, der auf wenigen Hauptachsen durch das Land rast, oder aber schmalspurige Limited-trains, Schnellzüge auf Altbaustrecken mit max. 130 km/h, die aber wohl nicht auf 100 km/h Reisegeschwindigkeit kommen. Übrigens DER wirkliche Tip für Japan, wenn man das Land entdecken will, und nicht die langweiligen Hochgeschwindigkeitszüge.
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Naseweis
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Beitrag von Naseweis »

Iarn @ 9 Feb 2009, 19:38 hat geschrieben: Wenns nach Modal Split geht, muss Bahnfahren in Indien ja super sein. :lol:
Wieso? Stimmt doch. Wer kein Auto hat, für den ist Bahnfahren sicher super. Andernfalls kann er ja mit dem Fahrrad oder zu Fuß ...

Japan hat es recht einfach, da liegen von den 10 größten Städten 8 am Tōkaidō-Shinkansen (Tokio-Osaka) oder ganz in der Nähe, wahrscheinlich sogar die Hälfte der Bevökerung Japans. Und das sind dann 60 Mio Leute. Dazu kommt noch, dass Japan nicht gerade als Milch- oder Ölexporteur sein Geld macht, sprich es sicher auch viele Geschäfts- und sonstwie Reisende gibt. Entsprechend gibt es Schnellverkehr auf der Neubaustrecke schon seit den 60ern.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Naseweis @ 9 Feb 2009, 23:08 hat geschrieben: Wieso? Stimmt doch. Wer kein Auto hat, für den ist Bahnfahren sicher super. Andernfalls kann er ja mit dem Fahrrad oder zu Fuß ...
Nunja es ging ja eigentlich ums beste Bahnsystem und nicht über die Verfügbarkeit in einzelnen Ländern. ICh habe nur ausdrücken wollen, der Modal Split sagt nichts über die Qualität des Bahnsystems aus.
Japan hat es recht einfach, da liegen von den 10 größten Städten 8 am Tōkaidō-Shinkansen (Tokio-Osaka) oder ganz in der Nähe, wahrscheinlich sogar die Hälfte der Bevökerung Japans. Und das sind dann 60 Mio Leute.
In Deutschland sind auch fast alle Bevölkerungszentren entlang der Sichel München - Stuttgart - Frankfurt - Köln - Ruhr - Hamburg - Berlin.
Dazu kommt noch, dass Japan nicht gerade als Milch- oder Ölexporteur sein Geld macht, sprich es sicher auch viele Geschäfts- und sonstwie Reisende gibt.
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Beitrag von firefly »

Musikus @ 9 Feb 2009, 19:58 hat geschrieben: Entschuldige, war nicht verständlich. Damit meinte ich, dass im UK aufgrund des dünnen Netzes viel mehr Reisewege garnicht von der Bahn abgedeckt werden können, als in der Schweiz.
So dünn ist das Netz im UK nicht, zumindest nicht dort, wo die Leute wohnen. Es ist nur im ländlichen Raum kaum noch vorhanden. Dort, wo die Bahn gegen das Auto ohnehin keine Chance hat.
Musikus @ 9 Feb 2009, 19:58 hat geschrieben: Zum 3. Mal ein Lob auf deine Recherchen. Aber die werden erst dann aussagekräftig, wenn du in jedem der Länder 100 oder noch mehr Reisewege auf die selbe Art untersuchen würdest. Deine jetzigen Beispiele mögen richtig sein, hätten aber bei zufällig anderen Strecken (Bsp. Kleinstadt - Großstadt) völlig andere Ergebnisse bringen können, das ist dir doch klar, oder?
Das stimmt schon. Meine Auswahl ist subjektiv. Ich meine aber dennoch, dass das Ergebnis beispielhaft ist. Die Intercity-Verbindungen von und nach Paris und London sind bei Weitem besser als das was wir hier in dezentralen Ländern haben. Und das sind genau die Verbindungen, die stark nachgefragt werden.
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Naseweis
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Beitrag von Naseweis »

Iarn @ 10 Feb 2009, 09:58 hat geschrieben:Nunja es ging ja eigentlich ums beste Bahnsystem und nicht über die Verfügbarkeit in einzelnen Ländern. ICh habe nur ausdrücken wollen, der Modal Split sagt nichts über die Qualität des Bahnsystems aus.
Ja, aber es geht ja nicht darum, dass du hypotetisch oder irgendwelche Touristen das Bahnsystem benutzen willst, sondern die Einwohner.
In West- und Mittel-Europa ist der Lebensstandard fast überall gleich, dadurch lässt sich die Eingangsfrage auf beide Arten interpretieren.
In Deutschland sind auch fast alle Bevölkerungszentren entlang der Sichel München - Stuttgart - Frankfurt - Köln - Ruhr - Hamburg - Berlin.
Deshalb gibt bes ja auch Würzburg-Hannover, Stuttgart-Mannheim, Wolfsburg-Berlin, Frankfurt-Köln und Ingolstadt-Nürnberg. Und Bamberg-Erfurt und Erfurt-Leipzig sind in Bau. Gut ich weiß, es gab mal ein geteiltes Deutschland, es gab mal die Vorstellung, die ersten NBS mehrheitlich für Güterverkehr nutzen zu können. Im Bezug auf die HGV-Netzplanung muss man sagen leider, leider, leider.

[OT]Ein HGV-Achse könnte so aussehen: München - Stuttgart - Frankfurt - Köln - Dortmund - Hannover - Berlin. Dazu käme noch Hannover - Hamburg. Erst in zweiter Linie käme die Frage nach einem Erfurter Strern: München - Nürnberg - Erfurt - Hannover und Frankfurt - Erfurt - Leipzig - Berlin.[/OT]
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Beitrag von Musikus »

firefly @ 10 Feb 2009, 10:22 hat geschrieben: So dünn ist das Netz im UK nicht, zumindest nicht dort, wo die Leute wohnen. Es ist nur im ländlichen Raum kaum noch vorhanden. Dort, wo die Bahn gegen das Auto ohnehin keine Chance hat.
Uralte Behauptung, von der Schweiz oder Beispielen wie dem Ringzug zigfach wiederlegt.

Hier die Zahlen von der UIC zum Modal Share. Schon interessant, vor allem der riesige Vorsprung Japans. Dort wird natürlich die Bahnnutzung von der geographischen Struktur begünstigt, in der Schweiz dagegen nicht. (Kurze Reisewege, geringere Bevölkerungsdichte)
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Beitrag von Fastrider »

Musikus @ 10 Feb 2009, 12:00 hat geschrieben: Uralte Behauptung, von der Schweiz oder Beispielen wie dem Ringzug zigfach wiederlegt.

Hier die Zahlen von der UIC zum Modal Share. Schon interessant, vor allem der riesige Vorsprung Japans. Dort wird natürlich die Bahnnutzung von der geographischen Struktur begünstigt, in der Schweiz dagegen nicht. (Kurze Reisewege, geringere Bevölkerungsdichte)
obwohl so dünn ist die Bevölkerungsdichte in der Schweiz gar nicht. Wenn man die unbewohnten Berggebiete abzieht dürfte sie sogar um ein vielfaches höher sein, als in Deutschland. Im Kanton Aargau zum Beispiel 4 mal so hoch wie in Niederbayern.


Edit: Fehler
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Musikus
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Beitrag von Musikus »

Deutschland: 231, 4
Schweiz : 181,2
Japan: 338, 7

Die unbewohnten Berggebiete kann man in Japan genauso abziehen. Und in Deutschland dann halt die Uckermark und den Frankenwald. :P
Fastrider
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Beitrag von Fastrider »

Musikus @ 10 Feb 2009, 12:30 hat geschrieben: Deutschland: 231, 4
Schweiz : 181,2
Japan: 338, 7

Die unbewohnten Berggebiete kann man in Japan genauso abziehen. Und in Deutschland dann halt die Uckermark und den Frankenwald. :P
Um an Aussagekräftige Zahlen zu kommen, muss man das schon nach Kantonen bzw. Regierungsbezirken betrachten. Und Alpines Gelände begünstigt den ÖV (wenige Siedlungsachsen und keine flächige Verteilung, viel Schnee im Winter) Man braucht bloss mal nach Österreich schauen und Tirol und das Burgenland in Sachen ÖV vergleichen.
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Beitrag von viafierretica »

Man braucht bloss mal nach Österreich schauen und Tirol und das Burgenland in Sachen ÖV vergleichen.
Tirol dürfte nicht sonderlich toll abschneiden. Das Land wird leider derart zersiedelt, dass der ÖV keine Chance hat. Das Inntal und das Zillertal sind eine einzige suburbane Agglomeration mit mittelmässigem ÖV. Die Siedlungsentwicklung ist überhaupt nicht an der Bahn orientiert. Der Busverkehr ist nur mittelmässig.

Was hat der Schnee im Winter mit dem ÖV zu tun?

Da ist Graubünden das komplette Gegenteil, kompakte geschlossene Ortschaften rund um die Bahnhöfe......
Hier die Zahlen von der UIC zum Modal Share.
Die km-Leistung per Kopf ist in der Schweiz und Japan der gleichen Quelle nach gleich hoch.
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Beitrag von JeDi »

viafierretica @ 10 Feb 2009, 14:48 hat geschrieben: Das Inntal und das Zillertal sind eine einzige suburbane Agglomeration mit mittelmässigem ÖV.
Nen Halbstundentakt find ich nicht sonderlich schlecht...
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Beitrag von glemsexpress »

Fastrider @ 10 Feb 2009, 12:44 hat geschrieben:Und Alpines Gelände begünstigt den ÖV (wenige Siedlungsachsen und keine flächige Verteilung, viel Schnee im Winter) Man braucht bloss mal nach Österreich schauen und Tirol und das Burgenland in Sachen ÖV vergleichen.
Das würde ich jetzt nicht so sagen:

Schauen wir uns mal den Schwarzwald an:

Viele Strecken fahren Umwege oder sind Sackgassen, Siedlungen liegen für die Bahn unerreichbar auf den Berg und Steilstrecken setzten die Geschwindligkeit herab.
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Dave
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Beitrag von Dave »

@firefly: Statistisch sind deine Erhebungen und Vergleiche absoluter Blödsinn. In der Schule, in der Universität, bei einem Marktforschungsinstitut noch sonst wo - außer in der Politik (!) - könntest du mit deinen Vergleichen froh sein, wenn man dich dafür nicht auslacht. Wer meint, das herausgreifen von einzelnen Verbindungen würde irgendwas aussagen, liegt deutlich falsch. Und bitte komme nicht mit dem Argument, "ich kenne UK ja gar nicht". Doch ich kenne die britischen Bahnen und habe sie, positiv wie negativ, sprichwörtlich erfahren.
Iarn @ 10 Feb 2009, 09:58 hat geschrieben:Nunja es ging ja eigentlich ums beste Bahnsystem und nicht über die Verfügbarkeit in einzelnen Ländern. ICh habe nur ausdrücken wollen, der Modal Split sagt nichts über die Qualität des Bahnsystems aus.
Angesichts der recht homogenen Einkommenssituation in Europa dürfte der Modal Split sehr wohl ein guter Vergleichsmaßstab sein.
Iarn @ 10 Feb 2009, 09:58 hat geschrieben:In Deutschland sind auch fast alle Bevölkerungszentren entlang der Sichel München - Stuttgart - Frankfurt - Köln - Ruhr - Hamburg - Berlin.
Entlang dieser gibt es ja inzwischen auch schon ganz gute Reisezeiten, Verbesserungen sind geplant. Das Problem ist nur: Wir sind in Westdeutschland in der Regel sehr gut übers Land verteilt - Baden-Württemberg ist besonders stark zersiedelt. Und da hilft HGV allein zur ökologisch sinnvollen Erschließung nicht unbedingt.
Iarn @ 10 Feb 2009, 09:58 hat geschrieben:Auch wenn es die CSU manchmal nicht glauben will, ist das in Deutschland genauso.
Genauso wenig wie die Milchwirtschaft in Bayern (oder Deutschland) in der Wirtschaft dominierend ist, sind Geschäftsleute im Individual- und Reiseverkehr dominierend.
[font=Times]"Die Abwrackprämie soll die deutsche Wirtschaft ankurbeln. Von wegen. Warum die Prämie den Falschen hilft, viele Kunden foppt und zum Betrügen geradezu einlädt." Artikel Politik abgewrackt! auf taz.de[/font]
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sonne
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Beitrag von sonne »

ganz klar das Schweizer Eisenbahnnetz ist das beste , integraler Taktverkehr , guter Service im Zug, nette Zugbegleiter, übersichtliches Tarifssystem, sehr gute beqeme Fern und Regionalzüge , von den Sitzen bis zum Gepäckablage stimmt alles !!!!

Genau sowas müssten wir übernehmen, und wenn ich eine persönliche anmerkung erlauben darf, wenn die schweiz noch ihre kilometerstände in den Fahrschein eintragen würde, wie in Tschechien dann wäre es super !!!

www.reisezuege.ch

aber auch das Stromnetz ist okay, gut konzipiert und durchdacht.
Demokratischer Sozialismus wie Dubcek ihn haben wollte.

http://www.youtube.com/watch?v=ddhm3qpe7sg
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