Neuer Bahnhof in Guangzhou
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Tja - in China entsteht halt noch Neues, entsteht halt noch Großes. In Deutschland hat man zwar auch viel in der Schublade, das scheitert heute aber entweder an Anwohnerklagen oder fehlenden Finanzmitteln, oder an beidem. Deutschland war in den 60er und 70er Jahren sicherlich spannend - wer heute Neues entstehen sehen will, muß woanders hin.
Der neue Berliner Hbf ist schon nicht schlecht, aber DAS ist echt beeindruckend. :blink:
Das wirkt nicht wie ein Bahnhof, sondern mehr wie ein Flughafen.
Insgesamt bin ich auch der Meinung, moderne Bahnhöfe + vernünftige Fahrpläne + saubere Züge steigern die Attraktivität des Eisenbahnpersonenverkehrs beträchtlich.
Das wirkt nicht wie ein Bahnhof, sondern mehr wie ein Flughafen.
Insgesamt bin ich auch der Meinung, moderne Bahnhöfe + vernünftige Fahrpläne + saubere Züge steigern die Attraktivität des Eisenbahnpersonenverkehrs beträchtlich.
Äh, naja, erstens: die Sachen sehen in der Realität selten so schön aus wie auf Modellen. Man vergleiche die fast schwerelos wirkenden Brücken im Modell mit den real existierenden Betonklötzen auf den Fotos weiter unten. Und zweitens: es ist leicht, sich für solche Projekte zu begeistern, wenn nicht das eigene Haus dafür abgerissen wird (und zwar ohne Entschädigung). Insofern bin ich schon froh, in Deutschland zu leben und nicht in China.
Über das grundsätzliche Design mag man sich streiten können. Das will ich jetzt garnicht werten.
Was aber auffällt: Dort legt man den Bahnhof höher, man sieht als ankommender Gast also schonmal die Stadt. Hierzulande ist man bestrebt, Bahnhöfe tieferzulegen und soweit oberirdisch die Strecken in Schallschutzwände einzukasteln.
Sicherlich ist das höherlegen was den Lärm für die Anwohner betrifft auch suboptimal. Ich verlang ja auch garnicht dass man Bahnhöfe hierzulande höherlegt. Aber es ist ja wohl unstrittig, dass Schallschutzwände auch für die Anwohner nicht nur Vorteile haben - so ne Monsterwand vorm Haus und den Schatten im Garten bzw. Fenster sind ja auch nicht der Brüller. Von der städtebaulichen Optik mal abgesehen. Und in Neu-Ulm hat man mit dem tiefergelegten Bahnhof jetzt wohl erst Recht Lärmprobleme.
Für die Fahrgäste sind die Wände sowieso ein Greul. Es ist ja nichts so unattraktiv wie Ewigkeiten zwischen solchen Wänden zu fahren. Und wie repräsentativ ist es denn für die Stadt, wenn die Gäste in sowas ankommen? Schaut euch nur mal Neu-Ulm an. Oder fahrt weiter nach Ulm, früher hatte man einen wunderbaren Donau- und Münsterblick vom Zug aus. Letzteres hat man heute fast nur noch vom Oberstock im DoSto. Von den Regionalgleise aus sieht man noch die obere Hälfte. Und DoStos fahren mit dem Fugger-Express dann auch nicht mehr viel.
Und wenn dann eine Schallschutzwand zwischen Industriebetrieb-Hinterhof und Gleisanlagen steht, hab ich vollends das Gefühl, das Geld wäre in ein paar K-Sohlen besser investiert gewesen...
Soll jetzt aber nicht nur Gemecker über Schallschutzmaßnahmen sein, sondern generell: Dort wir noch auf Prestige geachtet, hierzulande muss es offenbar nur noch funktional sein. Super Beispiel: Ulm und Neu-Ulm haben sich sogar dafür eingesetzt, dass die Schallschutzwände an der Donaubrücke - wenn sie denn wirklich sein müssen - wenigstens aus Glas sind. Pustekuchen.
Und auch die Funktionalität ist nicht immer auf das Wohl des Fahrgastes optimiert. Neu-Ulm 21 hat zwar eine Bahnsteigüberdachung, die erreicht man von der Treppe aus aber nicht trockenen Fußes... :ph34r:
Aber nochmal zurück zum Chinesischen Bahnhof: Mich würden mal die weiteren Gleispläne im Vorfeld interessieren. Das was man hier sieht lässt ja nicht viel Flexibilität in der Gleiswahl etc. zu?
Was aber auffällt: Dort legt man den Bahnhof höher, man sieht als ankommender Gast also schonmal die Stadt. Hierzulande ist man bestrebt, Bahnhöfe tieferzulegen und soweit oberirdisch die Strecken in Schallschutzwände einzukasteln.
Sicherlich ist das höherlegen was den Lärm für die Anwohner betrifft auch suboptimal. Ich verlang ja auch garnicht dass man Bahnhöfe hierzulande höherlegt. Aber es ist ja wohl unstrittig, dass Schallschutzwände auch für die Anwohner nicht nur Vorteile haben - so ne Monsterwand vorm Haus und den Schatten im Garten bzw. Fenster sind ja auch nicht der Brüller. Von der städtebaulichen Optik mal abgesehen. Und in Neu-Ulm hat man mit dem tiefergelegten Bahnhof jetzt wohl erst Recht Lärmprobleme.
Für die Fahrgäste sind die Wände sowieso ein Greul. Es ist ja nichts so unattraktiv wie Ewigkeiten zwischen solchen Wänden zu fahren. Und wie repräsentativ ist es denn für die Stadt, wenn die Gäste in sowas ankommen? Schaut euch nur mal Neu-Ulm an. Oder fahrt weiter nach Ulm, früher hatte man einen wunderbaren Donau- und Münsterblick vom Zug aus. Letzteres hat man heute fast nur noch vom Oberstock im DoSto. Von den Regionalgleise aus sieht man noch die obere Hälfte. Und DoStos fahren mit dem Fugger-Express dann auch nicht mehr viel.
Und wenn dann eine Schallschutzwand zwischen Industriebetrieb-Hinterhof und Gleisanlagen steht, hab ich vollends das Gefühl, das Geld wäre in ein paar K-Sohlen besser investiert gewesen...
Soll jetzt aber nicht nur Gemecker über Schallschutzmaßnahmen sein, sondern generell: Dort wir noch auf Prestige geachtet, hierzulande muss es offenbar nur noch funktional sein. Super Beispiel: Ulm und Neu-Ulm haben sich sogar dafür eingesetzt, dass die Schallschutzwände an der Donaubrücke - wenn sie denn wirklich sein müssen - wenigstens aus Glas sind. Pustekuchen.
Und auch die Funktionalität ist nicht immer auf das Wohl des Fahrgastes optimiert. Neu-Ulm 21 hat zwar eine Bahnsteigüberdachung, die erreicht man von der Treppe aus aber nicht trockenen Fußes... :ph34r:
Aber nochmal zurück zum Chinesischen Bahnhof: Mich würden mal die weiteren Gleispläne im Vorfeld interessieren. Das was man hier sieht lässt ja nicht viel Flexibilität in der Gleiswahl etc. zu?
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Ich finde dass der Bahnhof genial aussieht, auch der Eintrittsbereich mit den Grünflächen und den Wasserbecken. Solche visionären Projekte wären bei uns nicht möglich, weil man oftmals gegen moderne Bauten eingestellt ist und viel zu konservativ denkt, hinsichtlich einer Städtearchitektur. Städte die Leben müssen sich verändern. Zwar den historischen Kern bewahren, aber alles andere muss austauschbar sein und sich wandeln können.
Es gibt hier sicher konträre Meinungen, aber eins muss man sagen, das Projekt ist mutig. Einen langweiligen Zentralbahnhof 08/15-Bauart kann man überall hinstellen, die gibts wie Sand am Meer.
Es gibt hier sicher konträre Meinungen, aber eins muss man sagen, das Projekt ist mutig. Einen langweiligen Zentralbahnhof 08/15-Bauart kann man überall hinstellen, die gibts wie Sand am Meer.
Ein architektonisch sehr schönes Projekt. Wie man an den Baustellenfotos aber erkennen kann, wird dieser neue Bahnhof auf der "grünen Wiese" gebaut. Von daher hat man viel mehr Möglichkeiten, als wenn man in einer dicht besiedelten Stadt ein solches Projekt planen würde.
Google-Karte
Über das Höher- oder Tieferlegen von Strecken oder Lärmschutzwände kann man trefflich streiten. Wenn ich aber so manche Hinterhöfe aus dem Zug heraus betrachte, ist eine Lärmschutzwand doch schöner
. Und wenn ich an manchen Stellen ohne Lärmschutzwand stehe und den Lärm vorbeirasender ICE höre, dann erst recht. Und warum soll den Anliegern an Bahnstrecken nicht das gleiche Recht zustehen, wie den Anwohnern in Flughafennähe?
Google-Karte
Über das Höher- oder Tieferlegen von Strecken oder Lärmschutzwände kann man trefflich streiten. Wenn ich aber so manche Hinterhöfe aus dem Zug heraus betrachte, ist eine Lärmschutzwand doch schöner

Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Ich finde den Bahnhof schön und wenn es keine Anwohner gibt (siehe Bild von Autobahn), die der Lärm stört, warum nicht geständert? Und vom Namen her ist eh anzunehmen, dass rundrum Hochhäußer als Schallschutzwände hinkommen werden 

Autonome Volksfront für die Wiedererrichtung der klassischen 22er Tram in München
Nicht zu verwechseln mit der Populären Front
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Nun das ist jetzt Geschmackssache. Industriebetriebs-Hinterhöfe sind zumindest mal abwechslungsreicher und billiger als SchallschutzwändeAutobahn @ 2 Mar 2009, 15:56 hat geschrieben:Wenn ich aber so manche Hinterhöfe aus dem Zug heraus betrachte, ist eine Lärmschutzwand doch schöner.

Ausnahme, es geht um die Reflektion in die andere Richtung, d.h. eine glatte reflektierende Wand durch eine schallschluckende zu ersetzen, um die gegenüberliegende Seite zu "schützen". Im mir bekannten Beispiel zweifel ich da aber auch ein wenig daran.
Ich möchte ja keineswegs in Abrede stellen, dass Lärmschutz unwichtig wäre, ganz im Gegenteil. Ich denk mir nur, mit einer forcierten Einführung der Flüsterbremse an Güterwagen wäre zunächst mal flächendeckend eine Verbesserung möglich - ohne entsprechende optische Nachteile.
Und auch gegen Fluglärm helfen keine Wände, sondern Schallschutzfenster. Auch ohne die optischen Nachteile. Wenngleich ich hier leider keinen Kostenvergleich habe, ist sicher an einigen Stellen teurer. Dafür auch in den höheren Stockwerken wirksam, die vermutlich von Schallschutzwänden nichts haben.
Eigentlich wollte ich auch keine Diskussion um Schallschutz allgemein losbrechen - sondern vielmehr dies als Beispiel heranziehen, dass seitens der DB vieles nur "funktional & billig" gemacht wird, ohne auch mal darüberhinaus zu denken. Bestes Beispiel die Schallschutzwände entlang der Donaubrücke Ulm - Neu-Ulm. Transparente Wände wären technisch möglich gewesen...
Ich will das hier auch nicht vertiefen, ich meinte Hinterhöfe von Wohnhäusern, deren Anblick auch nicht immer einladend ist.Didy @ 2 Mar 2009, 16:35 hat geschrieben:Nun das ist jetzt Geschmackssache. Industriebetriebs-Hinterhöfe sind zumindest mal abwechslungsreicher und billiger als SchallschutzwändeUnd ein Schallschutz in diese Richtung ist nicht nötig.
Ein Kollege von mir hat eine Zeit lang in der Abflugschneise des Flughafens Düsseldorf gewohnt. IM Haus hörte man tatschächlich nichts von den startenden Maschinen, doch wehe, man ging vor die Tür oder hatte das Fenster offen. Die Lärmschutzfenster hat der Flughafen bezahlt. Ich könnte in Düsseldorf so einige Stellen aufzeigen, wo entlang der Bahnstrecken durch schnelle ICE der Lärmpegel im Freien durchaus mit dem in einer Abflugschneise vergleichbar ist. Transparente Lärmschutzwände sind natürlich besser, da gebe ich Dir recht. Ich bin jedenfalls froh, dass zwischen der Bahnlinie und meinem Wohnhaus nicht nur eine Lärmschutzwand, sondern auch noch einige Gebäude liegen

Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Da ist dann eine Schallschutzwand ja auch gerechtfertigt (wegen den Anwohnern). Ich sprach ja explizit von einer Wand richtung Industriebetrieb, wo ich persönlich einfach den Sinn nicht erkenne...Autobahn @ 2 Mar 2009, 17:50 hat geschrieben:Ich will das hier auch nicht vertiefen, ich meinte Hinterhöfe von Wohnhäusern, deren Anblick auch nicht immer einladend ist.
Nichtsdestotrotz schau ich persönlich lieber Hinterhöfe an als Kilometerweit nur graue Wände, da kann ich mich auch daheim vor die Wand setzen oder mir die Fenster im Zug sparen. Aber darum gehts nicht.
Nun, wenn man schon so in Lärmschutz investiert, wäre eine Lüftungsanlage doch eine Überlegung wert, sodass man die Fenster eben nicht öffnen muss. Hat ja auch noch weitere Vorteile, wie Pollenfilter und Wärmerückgewinnung.Autobahn @ 2 Mar 2009, 17:50 hat geschrieben:doch wehe, man ging vor die Tür oder hatte das Fenster offen.
Lärm von schnellen ICE muß ich aktuell passen. Aber die Neubaustrecken mit >230km/h sind ja i.d.R. auch nicht im Ort.
Ich persönlich kann nur sagen, dass an einer Altbaustrecke (v_max = 120-140) aus 400m Entfernung im Freien Reisezüge akustisch gerade so zu erahnen sind, Güterzüge hingegen deutlich hörbar.
Sicher liegt das auch an der ungünstigeren Bauform der Wagen (Strömungsgeräusche), aber eine K-Bremssohle soll ja auch durch weniger Radaufrauhung die Laufruhe verbessern. Und dass das Bremsgeräusch herkömmlicher Bremsklötze eine Katastrophe ist, sollte ohnehin klar sein. Deswegen würd ich mir mehr Priorisierung in die Richtung wünschen.
"Transparente Wände besser": Technisch nicht unbedingt, ein glattes Glas absorbiert den Schall natürlich im Gegensatz zu speziellen Wänden nicht. Aber an "Prestigestellen" wie einer Flussquerung mit Blick auf die nächste Stadt (wo jeder Zug auch hält) wäre es doch wünschenswert. Sofern es überhaupt was bringt...
Aber eigentlich sind wir gerade ziemlich Off-Topic geworden. :ph34r:
Das war zu erwartenDidy @ 2 Mar 2009, 18:04 hat geschrieben:Aber eigentlich sind wir gerade ziemlich Off-Topic geworden. :ph34r:

Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Um ehrlich zu sein, beeindrucken die Chinesen nicht so sehr. Wir haben in Deutschland die Infrastruktur, die sich die Chinesen jetzt aufbauen, schon seit Jahrzehnten und sie ist im Grossen und Ganzen in Ordnung.
Und was Bahnhofsneubauten angeht, so brauchen wir uns nicht zu verstecken. Mit dem neuen Bahnnetz in Berlin sind in den letzten 15 Jahren mehrere neue Bahnhöfe entstanden. Die sind alle schön und funktionell, von Details mal abgesehen.
In Stuttgart wird es demnächst auch einen neuen Bahnhof geben, über den wir staunen könnten. Machen wir aber nicht, weil wir lieber über Sinn und Unsinn des Projekts diskutieren. In China wird nicht diskutiert, sondern nur gestaunt und alles für grandios befunden.
Und wo brauchen wir eigentlich neue Bahnhöfe in Deutschland? Köln könnte sicher ein paar Gleise mehr vertragen. Und in München könnte man vielleicht einige Wege optimieren. Aber sonst?
Und was Bahnhofsneubauten angeht, so brauchen wir uns nicht zu verstecken. Mit dem neuen Bahnnetz in Berlin sind in den letzten 15 Jahren mehrere neue Bahnhöfe entstanden. Die sind alle schön und funktionell, von Details mal abgesehen.
In Stuttgart wird es demnächst auch einen neuen Bahnhof geben, über den wir staunen könnten. Machen wir aber nicht, weil wir lieber über Sinn und Unsinn des Projekts diskutieren. In China wird nicht diskutiert, sondern nur gestaunt und alles für grandios befunden.
Und wo brauchen wir eigentlich neue Bahnhöfe in Deutschland? Köln könnte sicher ein paar Gleise mehr vertragen. Und in München könnte man vielleicht einige Wege optimieren. Aber sonst?