Nach Brno geht es am schnellsten über Wien, und mit dem Europa-Spezial auch recht preisgünstig. Gibt man der Bahn-Seite einen Zwangsaufenthalt in Salzburg Hbf. vor, um den Direktzug München - Wien zu umgehen, erhält man mit etwas Glück das Europa-Spezial 1. Klasse nach Wien für 39 Euro (im Direktzug 59 Euro). Los ging es also am Samstag morgen auf folgender Route:
München Hbf. 7.26h, IC 111 -> Salzburg Hbf
Salzburg Hbf. 9.34h, OEC 561 -> Wien Westbahnhof
Die Fahrt habe ich in beiden Zügen im Businessabteil 1. Klasse genossen, was neben herrlicher Ruhe (das Abteil für mich allein) auch einen fast schon zu großen Sessel beinhaltete. Während im IC auf deutscher Seite kein Zuschlag fällig war, kostete der Spaß im OEC 15 Euro extra. Ich weiß, etwas dekadent, aber das war es mir einfach wert - die Ruhe und der Platz beim Reisen waren Balsam für die Seele.

Mein "Businessabteil" (der Name "Relaxabteil" würde auch passen) - das Getränk am Fenster ist übrigens im Aufschlag von 15 Euro inbegriffen
In Wien Westbahnhof Ankunft um 12:28 Uhr, Transfer mit Bim Nr. 18 zum Südbahnhof. In Wien war ich bisher noch nie, das auf der Bim eingesetzte alte Rollmaterial ist echt der Hammer. Die Straßenbahntunnel am Margaretengürtel mit unterirdischen Abzweigen waren auch sehr interessant, nach Wien werde ich wohl bald noch einmal "extra" fahren.
Ab Wien Südbahnhof ging's weiter mit dem tschechischen Pendolino, SC 72 Johann Gregor Mendel. Relativ unspektakulär im Großraum 2. Klasse, vorab gebucht für 31 Euro inkl. des obligatorischen SC-Zuschlags von 8 Euro bzw. 200 Kronen.

Der Großraum 2. Klasse im CD-Pendolino. Sehr angenehm ist die 2+1-Bestuhlung. Auch der Füllungsgrad war an diesem Tag sehr angenehm, wodurch die obligatorische Platzreservierung...

...eher obsolet war. Bitte trotzdem daran denken: "Der Zug mit pflichtiger Reservation"

Ankunft in Brno am Samstag um 15.05 Uhr, Einchecken ins Hotel. Bis Dienstag mittag verbrachte ich meine Zeit nun mit Sightseeing, hervorragendem Essen, und dem Abfahren fast des gesamten Tramnetzes (nur die Linie 4 hab ich nicht mehr geschafft, aber wenn man sich nur auf die Tram konzentriert, kann man das Brünner Netz in 2 Tagen komplett abfahren). Brno ist eine sehr schöne Stadt, und auch merklich touristisch ausgelegt. In der Fußgängerzone und am Namesti Svobody (mit dicht befahrener Tramstrecke) locken unzählige Straßencafés, Gaststätten und Kirchen. Ein richtig schönes Flair - vielleicht auch deshalb, weil es eine Studentenstadt ist. An die Altstadt schließt sich eine größere "umgebende ältere Stadt", also mit dicht an dicht stehenden Häusern aus dem frühen 20. Jahrhundert, an. Die für "sozialistische" Städte obligatorischen Plattenbauviertel auf der grünen Wiese gibt es natürlich auch, in Brno 4 Stück und allesamt mit Tramanschluß: Bystryc, Lisen, Stary Liskovec und Lesna. Toll an der Stadt auch dass sie recht hügelig ist, das fehlt mir in München immer ein wenig.
Nun aber zur Tram. In Brno sieht man eine unglaubliche Vielfalt an Fahrzeugen und Modernisierungsformen. Leider sind recht viele Fahrzeuge in Brno mit Ganzwerbungen zugekleistert, wobei man wenigstens alle Fenster frei gehalten hat. Soweit ich gesehen habe, "schmückt" man hauptsächlich die noch unmodernisierten Fahrzeuge mit Ganzwerbungen, nur sehr wenige neue bzw. modernisierte Fahrzeuge trugen eine Werbung.
Auf den Linien 7 und 8 fahren derzeit ausschließlich die Zweirichtungsfahrzeuge vom Typ KT8D5. Auf der Linie 8 ist dies durch die (planmäßige) Stumpf-Endstelle Lisen Mifkova bedingt, auf der Linie 7 aktuell durch eine Baustelle, weshalb die Linie an einer provisorischen eingleisigen Stumpf-Endstelle am Silingrovo Namesti endet. Auch auf der Linie 6 waren einzelne Kurse KT8D5 zu beobachten.

Der mit einem Niederflur-Mittelteil nachgerüstete Wagen 1713 in der Endstelle Stary Liskovec. Die Linie 8 verbindet mit Stary Liskovec und Lisen als einzige Linie gleich 2 große Plattenbauviertel miteinander.

In Brno gibt es noch mehrere Hochflur-KT8D5, mindestens 5 dieser Wagen konnte ich zählen. Wie Wagen 1720 tragen leider alle Hochflur-KT8D5 eine Ganzwerbung. Hier die baubedingte Stumpfendstelle am Silingrovo namesti...

...und das aktuelle Liniennetz, das der Strecke vom Hauptbahnhof (Hlavni nadrazi) durch die Fußgängerzone (über den Namesti Svobody) einen besonders dichten Takt beschert.
Dadurch, dass die Linie 7 aktuell als einzige Linie Brünns von der Innenstadt abgehängt ist, ist das Fahrgastaufkommen hier auch sehr gering; eigentlich könnte man die Linie momentan gleich ganz einstellen und mit den verbleibenden Wagen die Linie 8 vorübergehend im Takt verdichten.

Dieser "Füllungsgrad" ist momentan charakteristisch für die Linie 7. Wer den üblichen Besetzungsgrad der Brünner Trambahn kennt, kommt sich hier wie in der Geisterbahn vor. Hier der Hochflur-KT8D5 Nr. 1720.
Ständig anzutreffen sind in Brno die Wagen vom Typ K2. Sie verkehren (nicht immer typenrein) auf den Linien 2, 5, 6, 9, 11, 12 und 13, wobei sie auf den Linien 12 und 13 wohl nur am Wochenende eingesetzt werden.

Ein K2 auf der Linie 11 an der Haltestelle Zoologicka zahrada (Tierpark). Der Fahrer wollte wohl partout nicht aufs Bild...

In der Schleife Komarov stehen ein modernisierter K2 mit neuer Front und als Vergleich ein unmodernisierter K2 mit Ganzwerbung

Nicht alle Tage dürfte einem dieser Dienstwagen vor die Linse fahren, der hier gerade am Mendlovo namesti einen defekten K2-Kurswagen Richtung Betriebshof abschleppt.
Mehr Bilder folgen später im 2. Teil...