Didy @ 12 Dec 2008, 00:21 hat geschrieben: Und bezüglich Unterföhring: Dann sind die Angaben auf stellwerke.de aber falsch. Dort steht nämlich, die beiden Bahnhöfe seien ferngestellt ohne eigene Stellwerksanlagen; tauchen außerdem nicht eigenständig in der Liste auf.
Ja, die sind falsch - stellwerke.de ist auch nicht perfekt - auch wenn es sich bessert.
@Boris: Ja klar ein wenig Wartung braucht der Tisch schon. Wie oft muß man das checken, weißt du das? Allzuviel Aufwand dürfte es aber nicht sein...
Ne, leider nicht - die Reirigungsvorschriften von Siemens werden vermutlich jedenfalls nicht eingehalten
Bezüglich Fernsteuereinrichtungen schon vorhanden: Sind das die Stellwerke die bereits aus der S-Bahn-BSZ ferngesteuert wurden?
Ein Teil. Die BSZ steuert momentan die Strecken nach Geltendorf, Herrsching und Tutzing fern. Die Strecke nach Herrsching soll eine neue Fernsteuerung erhalten und als Relaisstellwerke beibehalten werden - die Strecken nach Geltendorf und Tutzing dagegen werden auf ESTW umgestellt. Damit geht dann natürlich auch die BSZ außer Betrieb - und das ist auch Sinn der Sache, das Ding ist dermaßen unzuverlässig inzwischen, dass ein Ersatz durch was neues dringend nötig ist.
Stell ich mir schon interessant vor so ne Relais-BSZ

Ist relativ unspektakulär, und auch nicht Relais, das Ding arbeitet bereits PC-gesteuert. Bedient wird das ganze durch ne "Dateneingabetastatur" über Steuerbefehle (wie auch bei den ältesten ESTWs wie Murnau sowie die neueren "Nummernpulte", die bei den jüngeren Relaisstellwerken mit Panoramawand eingesetzt werden), zur Anzeige dienen Farbmonitore (ja, das "Farb" war damals noch was besonderes

).
Der Bedienraum ist der letzte Rest des einstigen Herzstückes des Münchner Eisenbahnetzes. IN dem Raum saßen früher der Fahrdienstleiter West, der für den westlichen Teil der S-Bahn-Stammstrecke zuständig war, sowie die fünf Zugüberwacher, das sind die Personen, die die Zugläufe überwachen und die grundlegenden Entscheidungen über Überholungen, Kreuzungen etc. treffen und diese Weisungen an die Fahrdienstleiter weitergeben, wobei die Überwachungsbereiche über den Bereich des MVV herausgingen.
Im vorderen Teil des Raumes hatte man eine große Panoramatafel, die den Innenstadtbereich des Bahnnetzes dargestellt hat, die Stammstrecke war dabei auf der Panoramatafel als Stellwerk ausgeführt, der Rest nur als Darstellung. Über die Außenabschnitte der Strecken wurden die Zugüberwacher über Monitore informiert.
Im hinteren Eck dieses Raumes hatte man später die Bedienplätze für die genannten drei Strecken eingebaut, geplant war wohl noch weitere Außenäste auf ähnliche Weise fernzusteuern, Platz dafür müsste es glaube ich gegeben haben.
Übriggeblieben ist von dem ganzen nur noch das, was man heute als BSZ kennt (damals stand die BSZ für die gesamten genannten Anlagen), nämlich die Fernsteuerung dieser drei Streckenäste. Der Rest ist inzwischen aus dem Raum herausgerissen, auch die Panoramatafel ist Geschichte. Der Raum selber ist recht bedrückend, da nur das Eck in dem die beiden Fahrdienstleiter und der Helfer der BSZ sitzen beleuchtet ist, der Rest des Raumes ist unbeleuchtet.
Und vor allem dann find ich's schon interessant: Ein Tisch der ohnehin nur für Havariefälle da war jetzt plötzlich zurückzubauen. Bislang war man also der Meinung das zu brauchen und jetzt plötzlich nimmer....
Die ferngesteuerten Stellwerke sind größtenteils älter als die Fernsteuerung. Man hatte früher was das betrifft aber ne andere Mentalität als heute - Rückfallebenen waren damals noch deutlich wichtiger als heute, und man hat lange (gut, das war deutlich vor der BSZ) überlegt, ob man Rangierbetrieb in ferngesteuerten Stellwerken will oder diese dafür örtlich besetzt wenn rangiert werden soll.
(Oder war die Relais-BSZ tatsächlich so viel anfälliger als ESTW-Fernsteuerungen heute sind?)
Die BSZ war eine der ersten Fernsteuerungen auf Prozessrechnerbasis, schon allein deswegen war man damals vermutlich vorsichtiger. Bei der BSZ Saarbrücken z.B. hatte man vier Jahre lang (von 1978 bis 1982) die ferngesteuerten Stellwerke örtlich mit Fahrdienstleitern besetzt, die die Stellwerke überwacht haben und im Fehlerfall eingreifen sollten. Wann die Münchner BSZ gebaut wurde find ich leider momentan grad nicht, die ist aber etwas jünger als die Saarbrückener.
Allgemein ist die BSZ aber wie gesagt sehr unzuverlässig, es kommt inzwischen alle paar Wochen mal vor dass die aussteigt und die S5, S6 und S8 in Pasing enden. Allerdings ist das ein Fehler, den man auch nicht durch Stelltische vor Ort beheben kann - wer soll die ganzen Stellwerke denn bedienen?
Das Stellwerk Maisach, das die Stelllwerke Olching sowie Mammendorf ferngesteuert hat, hatte auch eine sehr unzuverlässige Fernsteuerung verbaut - dort kam es immer wieder vor dass eines der beiden ferngesteuerten Stellwerke wegen eines Defekts örtlich besetzt werden musste, meist durch den zweiten Mann von Maisach (tagsüber war Maisach mit zwei Personen besetzt), der sich dann einfach ins Auto gesetzt hat und zu dem Stellwerk mit der ausgefallenen Fernsteuerung gefahren ist.
Die meisten Fernsteuerungen laufen aber sehr zuverlässig, so dass örtliche Besetzungen meist nur bei Bauarbeiten oder besonderen Vorkommnissen durchgeführt werden. Das können arbeiten an den Stellwerksanlagen selbst sein, die eine Fernsteuerung verhindern, aber auch Veranstaltungen und ähnliches. Das Stellwerk Übersee (normal ferngesteuert aus Traunstein) wird zum Beispiel recht gern während des Chiemsee Reggea-Sommers örtlich besetzt, da gehts an dem kleinen Bahnhof extrem zu. Bei Bauarbeiten dagegen ist der Fahrdienstleiter für die Bauarbeiter als Ansprechpartner bei Ortsbesetzung auhc besser erreichbar als wenn er aufm fernsteuernden Stellwerk sitzt.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.
Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876