alphorn @ 12 Jan 2010, 02:13 hat geschrieben:Selbst Fahrten zwischen Ballungsräumen bedingen meist Umsteigevorgänge - die wenigsten wohnen im Hauptbahnhof - und bei nicht planbarer Abfahrtszeit die Wartezeit auf den nächsten Zug. Hier bringen ITF und hohe Frequenz oft mehr als maximale Höchstgeschwindigkeit.
Es wohnen zwar die wenigsten Am Hauptbahnhof. Aber die hoch-frequenten Nahverkehrssysteme in den Ballungsräumen lassen die Fahrgäste nicht allzu lange warten.
Eine hohe Zugfrequenz würde auch auf den Fernverkehrslinien was bringen. Dadurch liessen sich die Anschlusszeiten auch ohne ITF senken. Nur braucht es eine grössere Nachfrage nach Fernverkehrsverbindung bei der Bahn, um mehr Züge fahren lassen zu können. Diese höhere Nachfrage lässt sich aber nur generieren durch kürzere Fahrzeiten und/oder günstigere Preise. Das lässt sich hauptsächlich durch SFSen erreichen. Was du mit nicht planbarer Abfahrtszeit meinst, musst du noch näher erläutern.
alphorn @ 12 Jan 2010, 02:13 hat geschrieben:Orte ausserhalb der Ballungszentren haben zwar schlechtere Kostendeckung, grade mit ITF aber wird's billiger, weil man weniger Züge für die gleiche Zahl Verbindungen braucht: Es muss nur noch EIN Zug zum nächsten Knoten fahren und dort wird in alle Richtungen umgestiegen.
Also wenn ein Zug ausreichend ist, dann wird auch ohne ITF nur ein Zug bestellt. Ich kenne kein Beispiel, wo Zugläufe nur des Anschlusses wegen verlängert werden. Die Länder, die ich kenne, sind froh, wenn sie sparen können.
alphorn @ 12 Jan 2010, 02:13 hat geschrieben:Dem widerspreche ich zweifach: Erstens gibt es keinen Grund, warum ein ITF nicht auch grossräumig funktionieren kann, siehe
Deutschland-Takt. Zweitens ist er nicht teuer: Der landesweite ITF kostete in der Schweiz etwa 4 Mrd Euro, das zum Beispiel halb so viel wie der Gotthardtunnel und billiger als Frankfurt-Köln.
Wenn ich die 4 Mrd Euro auf Deutschland hochrechne, komm ich auf 50 Mrd Euro. Preisstand 2000 bestimmt. Und wenn ich mir die bestehende Infrastruktur so ansehe, wird das wohl nicht mal reichen. In Köln Hbf reichen die Bahnsteigkanten schon im kontinuierlichen Betrieb nicht aus. Da musste man die Bahnhofskapazität und wohl auch deren Zuläufe massiv ausbauen, um alle Züge zeitgleich im Bahnhof zu haben. Ein solcher Ausbau ist am bestehenden Standort aber extrem aufwändig.
In Hamburg und Berlin sieht es nicht anders aus. Die Stadtbahn in Berlin ist wie geschaffen für einen kontinuierlichen Betrieb. Das fahren 4 RE/RB Linien und zwei ICE Linien nacheinander durch. Für einen Taktknoten fehlen dort sowohl die Bahnsteigkanten als auch Kapazität auf der Strecke selbst. Und selbst wenn es diese Einschränkungen nicht gäbe, würden die langen Standzeiten im Taktknoten die Fahrzeiten für die Pendler verlängern. Denn Taktknoten wäre wohl der Lehrter Bf, welcher der unbeliebteste Bahnhof auf der Stadtbahn ist. Hier steigen längst nicht so viele aus und um, als in den anderen grossen Bahnhöfen der Stadtbahn.
Selbst in Erfurt ist es mir noch nicht gelungen, alle Züge gleichzeitig in den Bahnhof zu stellen. Das ist aber die Voraussetzung für einen ITF.
Wo kommen die 50 Mrd Euro her und wie können Umbauten in Köln, Hamburg oder Berlin aussehen?
alphorn @ 12 Jan 2010, 02:13 hat geschrieben:Warum? Die mittlere Reisedistanz in Deutschland (41km) ist trotz ICE kürzer als die in der Schweiz (48km)! Die Reisegeschwindigkeit Zürich-Bern ist vergleichbar mit deutschen HGV, bei zufälliger Ankunftszeit am Bahnhof dank besserem Takt sogar schneller. Weil in der Schweiz mehr Geld für zuverlässigen, hochfrequenten Betrieb da ist.
Der ICE ist in weiten Teilen Deutschlands nur in soweit Hochgeschw-Verkehr, als dass die Bahn HG-Zuschlag verlangt. Die Verkehrsleistung entspricht ausserhalb der wenigen SFSen eher der eines IR, bestenfalls eines IC. Dass man mit solchen Angeboten auf den grossen Distanzen anderen Verkehrsmitteln unterliegt, ist kaum verwunderlich. Die Statistik zeigt doch, dass die Bahn allenfalls mit ihren S-Bahnen punkten kann. Punkten konnte.
alphorn @ 12 Jan 2010, 02:13 hat geschrieben:Warum 70km? ITF sagt nur, alle 30 oder 60 Minuten. Mit HGV können das auch 150 km sein.
Taktknoten sollten nur dort sein, wo es sich anbietet und notwendig ist. Der Fernverkehr sollte nur dort Taktknoten haben, wo Umstieg in gleichrangige Linien wichtig sind. Wenn man alle Nase lang Taktknoten einrichtet, befürchte ich Fahrzeitverlängerungen. Und die sind nicht akzeptabel.
alphorn @ 12 Jan 2010, 02:13 hat geschrieben:Genau da sieht man das Problem: Es wäre mehr gewonnen durch gleichmässigen Ausbau. Ein Ausbau von 125 km/h auf 160 km/h spart genauso viel Zeit wie der Ausbau von 200 auf 300 km/h! Nur ist ersteres wesentlich billiger, also kann man längere Strecken ausbauen, was letztlich mehr bringt.
Aber noch viel wichtiger: Der Durschnittsreisende hat wesentlich mehr davon, wenn er 200 Mal jährlich 10 Minuten auf seinem Arbeitsweg spart als wenn ich 3mal jährlich schnell nach London kann. Am liebsten beides, aber dafür reicht halt das Geld fast nie.
Das glaubst du doch selbst nicht. Ein Ausbau auf 160 km/h bringt den Fernverkehr so gut wie nichts. Da nimmt er immer noch jede Flussbiegung mit und behindert den Nahverkehr. Eine SFS mit 300 km/h ist dem gegenüber doppelt so schnell, da mit einer neuen Trasse in der Regel auch eine Fahrwegverkürzung verbunden ist. Ausserdem werden auf die Weise schneller Fernverkehr vom Nahverkehr getrennt. Das unterbricht die Domino-Kette mit der sich sonst Verspätungen im ganzen System ausbreiten. davon haben auch die Nutzer des NV etwas.
Mit allein 160 km/h hätte man jedenfalls grosse Schwierigkeiten an einem Tag von Dresden nach London zu kommen.
alphorn @ 12 Jan 2010, 02:13 hat geschrieben:Wie oben erwähnt: Die durchschnittliche Reisedistanz in Deutschland ist sogar noch kürzer als in der Schweiz.
Das kann man nur mit dem Bau eines zusammenhängenden SFSen-Netzes ändern. Frankreich hat es vorgemacht.
alphorn @ 12 Jan 2010, 02:13 hat geschrieben:Die Verbindung war vor Einführung von Bahn 2000 langsamer (z.B. 2:09 von Schaffhausen nach Burgdorf). Ausserdem lässt sich dieser Zug in Olten überholen. Wichtiger aber: Es gibt auch ITF-Züge mit Wartezeiten von gerade mal 2 Minuten
dieser in Lausanne - dass ALLE langsamer werden ist definitiv falsch. Ganz so gut klappt es natürlich nur mit massgeschneiderter Infrastruktur, aber so teuer ist die nicht - meist reichen 5-10% Fahrzeitreduktion, um die Knotenzeit bei voller Ausnutzung der Streckengeschwindigkeit exakt zu erreichen.
Das hab ich auch nie behauptet. Ich hab nur gesagt:
firefly @ 28 Dec 2009, 22:26 hat geschrieben:Ein ITF zwingt immer dazu, Strecken langsamer zu befahren, als ohne ITF möglich wäre.
Und die 7 min Standzeit verlängern die Fahrzeit nur wegen des ITF. Auf die Überholung könnte man wahrscheinlich verzichten, wenn nicht alle Züge zur gleichen Zeit im selben Bahnhof sein müssten.