professorexabyte @ 5 Feb 2010, 18:02 hat geschrieben: Und ich glaube unsere "hasser" der n Wagen kennen scheinbar nur die siffige version. der RE zwischen Hannover und Badharzburg ist was den Wagenbestand betrifft, sagen wir mal immer zu 80% gut gepflegt und intakt. und an dem OFV-Design kann man doch nun wirklich nicht meckern. und auch gegen das DBM-Design habe ich nichts.
Ich würde ganz entspannt darauf wetten, daß ich n-Wagen-Versionen kenne und benutzt habe (besser: erduldet habe), von deren Existenz Du noch nicht einmal gewußt hast. So schlecht pflegt Regio Württemberg seine Fahrzeuge auch nicht, aber das Alter sieht man einfach und es ist nicht mehr wegzudiskutieren. Einzig das DBM-Design wirkt noch ein bißchen freundlich, aber schon OFV wirkt nach einem Jahrzehnt wieder verbraucht. Von "Hannover grün" will ich gar nicht mehr reden. Wenn Du eine Weile in diesem und anderen Beiträgen blätterst, wirst Du finden, was ich mal wieder klar feststellen muß: Ich lehne das n-Geraffel zwischenzeitlich als unzulänglich ab, weil ich schon zigtausende km damit hinter mir habe. Und weil es einfach besseres gibt.
Nun was ich meinte is folgende situation. Man will nach Hause, sitzt am Spätnachmittag im "noch stehenden" Zug in Hannover auf dem Hauptbahnhof, anfang des Sonnenuntergangs, Fenster offen, lauwarme Luft draussen und drinnen, die Ansage "Meine Damen und Herren auf Gleis 3, bitte steigen sie ein, ihr Zug fährt jetzt ab. Vielen Dank." Aufbruchstimmung, der fette Diesel fängt an hochzudrehen. Der Schaffner steigt ein an den Bedienelementen am Bahnsteig schaltet jemand professionell herrum, es wird noch irgendwas besprochen abgeklärt, dann die Freigabe vom Schaffner. Tür kracht zu, der Diesel dreht auf Vollast, und die Reise beginnt.
so diese Stimmung könnte niemals in einem Triebwagen vorkommen.
Ich erzähl' Dir mal meine Versionen dieser Stimmung:
1.) Der Sommertag geht in den Spätnachmittag über, die Sonne schickt eine drückende Schwüle über die Stadt. Eigentlich sollte man gar nicht arbeiten, aber das liegt ja selten in eigener Entscheidung. Doch die Erlösung aus der Qual steht bereits am Bahnsteig, schon beim Einstieg in den Dosto ist durch die gleichmäßige Klimatisierung das Körpergefühl schlagartig besser. Platz nehmen, und der Sitz gibt nicht unter einem bis in die Kniekehlen nach wie vom n-Gedöns jahrelang gewohnt. Panoramablick inklusive. Zur Abfahrtszeit dauert es noch einen Moment, weil ein Anschlußzug abgewartet sein möchte. Ab mit +3 - na und ? Sanft und ruckfrei gleitet der Zug aus dem Bahnhof, er schlingert nicht, er schaukelt und dröhnt nicht. Ein sanftes Rollgeräusch und ein angenehmes Wiegen in der Weichenstraße erinnern genügend an die Tatsache daß man auf Schienen fährt. Von der Lok ist im ersten Wagen noch ein leises Summen vernehmbar, im hinteren Zugteil nichts mehr. Wenn wir das Gleisvorfeld verlassen haben und auf der freien Strecke sind, ruft der Tf die enorme Kraft seiner Drehstromlok ab: Deutlich ist zu spüren, wie der Zug rasch beschleunigt, das geschmeidige Gefühl purer Kraft überträgt sich in Bewegung. Dennoch bleibt der Wagenlauf gleichmäßig und ruhig, man kann auch weiterhin sich in Zimmerlautstärke unterhalten oder Musik auf eine Art und Weise hören, die dem Trommelfell eine Chance läßt. Bereits zwei Halte später ist der Zug aufgrund der großen Reserven bei Beschleunigung und Verzögerung wieder pünktlich...
2.) Ausflug in die Bodenseeregion. Für einen kleinen Standortwechsel wird einer der im dichten Takt verkehrenden, S-Bahn-ähnlichen "Seehasen" benutzt. Ruhig gleitet er heran, der weiß-rot-graue Elektrotriebwagen von den SBB (Stadler, 4-teiliger FLIRT). Eintreten durch breite, durch leichten Knopfdruck aufschwingende Portale heißt die Devise, Einsteigen durch enge und schwergängige Türen war gestern. Ein angenehmes Raumklima, große Panoramafenster für den Seeblick, und in den bequemen Sitzgruppen genügend Platz auch bei stärkerer Besetzung. Leichtfüßig wie eine Katze sprintet der Zug los, ohne jedoch dabei eine enorme Geräuschkulisse produzieren zu müssen. Gehör und Nerven werden geschont, die Fahrt, weil ruck- und schlingerfrei, wird zum Vergnügen. Und beim Aussteigen fragt man sich schon ein wenig neidvoll, warum man sich auf dem Weg zur Arbeit eigentlich immer noch Waggons antun muß, die seit 15 Jahren abgestellt sein sollten...
Merke: Drehstrom. Alles andere ist nur Saft.
Und wenn es unbedingt ein Diesel sein muß: Es ist erstaunlich, mit wieviel weniger Emissionen aller Art eine 1223 der 1218 gleichziehen kann. Sichtbarer Fortschritt !