Dampflokverbot

Alles über Eisenbahn, was woanders nicht passt.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

146225 @ 22 Dec 2009, 00:31 hat geschrieben: Und natürlich ist es immer ein Denkansatz für die Museumsbahner von morgen, heute nach Möglichkeit die Weichen richtig zu stellen, und Dinge zu erhalten, die noch erhalten werden können, und auch noch zusammen passen.
Es scheitert in der Regel weniger am wollen...
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
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Beitrag von 146225 »

Boris Merath @ 22 Dec 2009, 00:33 hat geschrieben: Es scheitert in der Regel weniger am wollen...
Ich weiß, oftmals am lieben Geld, am Verhalten von diversen EVU (verkehrsrote und andere), auch am Können ... weil wir die frühe Ep. IV hatten, wo die Kombination m-Wagen + Dampflok (012) durchaus noch üblich war: Fast jeder Museumsbahnverein lackiert nur in grün, kobaltblau (Am) und weinrot (WR). Kaum einer traut sich mal was und lackiert mal Popfarben a la Oeftering. Im Stuttgarter Dunstkreis (ich glaube, ist ein SVG-Wagen) wurde dieses Tabu dann das erste Mal gebrochen.
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Beitrag von JeDi »

146225 @ 22 Dec 2009, 00:42 hat geschrieben: Im Stuttgarter Dunstkreis (ich glaube, ist ein SVG-Wagen) wurde dieses Tabu dann das erste Mal gebrochen.
Wobei die SVG ja eigentlich kein Museumsverein ist.
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Beitrag von 146225 »

JeDi @ 22 Dec 2009, 00:43 hat geschrieben: Wobei die SVG ja eigentlich kein Museumsverein ist.
Aber gewisse Ansätze zur Erhaltung für die Region Stuttgart typischer älterer Schienenfahrzeuge (425, 465) erkennen läßt.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

146225 @ 22 Dec 2009, 00:42 hat geschrieben: Ich weiß, oftmals am lieben Geld, am Verhalten von diversen EVU (verkehrsrote und andere), auch am Können
Nicht nur das, auch an den Arbeitskräften - sowas instandzuhalten ist auch ein Aufwand, für die man Leute braucht, die nicht nur rumrennen und fotografieren, sondern auch mal hinlangen.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Michi Greger
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Beitrag von Michi Greger »

146225 @ 21 Dec 2009, 17:25 hat geschrieben:Zumal einfach die geringere Hg und das hohe Alter Museumsdampfloks bei entsprechender Beanspruchung (Fahrt mit v/max über einen längeren Zeitraum) schon höher belasten. Und das kann kaum der Sinn der Sache sein, zig investierte ehrenamtliche Stunden für die Betriebsfähigkeit in einer einzelnen Fahrt kaputt zu machen.
Wobei viele Museumsvereine sich da auch an die eigene Nase fassen müssen; es gibt doch genügend "Hobbylokführer" die ihre Dampflok zwar bewegen, aber nicht richtig fahren können. Dazu dann die falsche Fahrplanung, und schon ist der Schaden da.
Irgendein Dampflokverein hat sich doch diesen Sommer erst auf einer Österreich-Tour ihre Lok ruiniert (Lagerschaden und wohl auch noch mehr) - denn auch eine Schnellzugdampflok kann man nicht mal eben 400km am Stück mit Vmax durch die Gegend treiben; die will spätestens alle 100km mal einen Betriebshalt, Lagerkontrolle und viel Schmieröl. Macht man das auch (so wie es halt früher üblich war - bei jedem Halt der vermutlich länger dauert als 3 Minuten sofort runter und schmieren, putzen, prüfen) wird die Lok ungeachtet ihres Alters lange und störungsfrei funktionieren.
Fährt man dagegen mit Zeitdruck im zu knapp bemessenen Fahrplan und mit Personal ,das sich dieser Probleme nicht 100% bewußt ist, hat man recht schnell die Lok soweit kaputt, dass sie nicht mal mehr abschleppbar ist (Lagerschaden durch Überhitzung --> Treibstange ausbauen).
Und wie manche Leute ihre Lok heizen, braucht man im Münchner Raum glaub ich nicht weiter anprangern... ;)
Des Problemes Lösung liegt für mich in der Kooperation: Wieso eigentlich nicht kombinierte Sonderfahrten E-/V-/Dampf ? z.B. von München mit der E18 nach Übersee, dann mit der Dampflok auf die Nebenbahn nach Marquartstein.
Ähm, die Strecke nach Marquartstein ist vor etwa 20 Jahren abgebaut worden. :)

Gruß Michi
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elchris
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Beitrag von elchris »

Fahrzeuge zum Zwecke des Einsatzes in historischen Zügen (ala E10, E40 usw.) braucht man garnicht erwarten, von der DB kaufen zu können. Die fürchten sofort (tw. ja auch berechtigt) "Konkurrenz" und lassen alles verschrotten.

Zum Thema E-Lok am Zug:

Die meisten Dampfzüge sind für Familien oder den "unbedarften" Fan ausgelegt - daher ist es auch egal, was an Wagenmaterial dranhängt. Wir (das BEM, Nördlingen) fahren gerne mal Züge, deren Fahrzeugpark dem Alter eines durchschnittlichen Nahverkehrszuges in den 90ern entspricht. Schlicht aus folgendem Grund: Die Fahrzeuge sind wesentlich einfacher und angenehmer als Anhängsel. Beispiel eines Fernzuges: DB-Eilzugwagen (8-türer), DR-Mitropa kurzer Speisewagen, Am und Bm aus DB-beständen und von der Tegernseebahn (jüngstes Baujahr: 1987!). Warum fahren diese Fahrzeuge nun absolut unhistorisch in blau oder grün? Weil es passt, so stellt sich jemand nen Dampfzug vor. Fertig. Silberlinge in Museumsbeständen? Träumt ihr?! Die Dinger kosten pro Stück gern mal soviel wie 5 sonstiger Käse, gerade die ÖBB hat ihren Mittelstreckenschrott in den 90ern zu dumpingpreisen veräussert, man meckert zwar heut, weil die Dinger wirklich scheisse sind, dafür passen viele Leute rein, sie sehen einigermassen nach Alt aus und laufen tuns auch - irgendwie.

Ein Fernzug läuft in seiner Entstehung etwa so:

Dampflok wird ausgewählt (bei uns sind das die 01 und die 03 - die 03 hat schwierige Eigentumsverhältnisse und fährt nicht "alles" - wenn die nicht kann/darf/soll muss die gute 01 ran). Danach wird geschaut, wieviel Leute man eig. braucht, damit sich die Fahrt rentiert. Bei unseren typischen Zielen (ab München nach Innsbruck via Rosenheim oder nach Salzburg) sind das etwa 250-300 Leute - wohlgemerkt: RENTIERT, ein € in der Vereinskasse als Plus ist da nicht wirklich. Daneben wird noch geschaut, ob man den Zug bei einer Buchungszahl von weniger als eben genannt nicht doch mit Diesel (V100) oder E-Lok (E94) fahren könnte. Der nächste Punkt: Haben wir Personal für V oder E? Dampfloks fahren können viele, für die "Rückfallebenen" muss meist Cheffe oder der jeweilige Lokwart ran.

Bei jeder Fahrt, bei der dann E oder V dranhängt kann man davon ausgehen, dass locker die Hälfte der Fahrgäste die nächste Fahrt nicht mitmachen - man wollte halt "Dampf" sehen. E und V kann man nicht für die Familie vermarkten - da müsste mehr geboten werden als nur Hinfahren und wieder Zurückfahren. Richtige Bahnfans, die auch für ne E94 oder ne Zehner zahlen reiben sich dann wieder an den Anhängseln auf - ihr erkennt die Zwickmühle?

Die Zukunft ist ungewiss, die Fahrzeuge werden immer älter, irgendwann wird es für einen Verein einfach nicht mehr möglich sein, die Dampfloks im Betrieb zu halten. Man muss eh zweigleisig oder gar dreigleisig fahren:

- Fahrt mit hist. Fahrzeugen
- Museumsausstellung
- Güter-/Personenverkehr mit festen Verträgen (die finanzielle Absicherung, ohne wäre ein Dampfbetrieb eh nicht mehr möglich).

Der dritte Punkt wird immer mehr einnehmen - es gefällt zwar vielen Spielzeugbahnern nicht, dass wir z.B. zu einem Güter-EVU mit angeschlossenem Museum werden - aber ohne eingenommene € keine Möglichkeit, zu fahren - und nur die Kisten im vllt. schön hergerichteten Museum angucken, da kommen die Leute einmal, habens gesehen und kommen vielleicht ein oder zwei Jahre später mal wieder, fahren ist ne Herausforderung (finanziell, organisatorisch und nervlich...), schön isses aber schon - und mit einer guten Fahrt bleibt man gern mal an 300km Strecke in Erinnerung. Seit 1996 weiss in der Vorweihnachtszeit ein jeder: Wenn eine Dampfpfeiffe zu hören ists, sans die Nördlinger mitm Weihnachtsmann on Board auf Stadtrundfahrt. Das funktioniert, die Züge sind rappelvoll, das lohnt sich - aber: ohne Dampflok gehts nicht, ne E-Lok hat jeder, ob die rot, grün oder blau ist und *klack* oder *schepper* oder *dududiidu* macht, das merken die wenigsten. Für das sensibilisiert sind wenige - und es werden wohl auch nicht mehr. Als mein Fazit - ich bin nicht wirklich ein Dampferfan, für mich sind die wiederum alle schwarz und machen nur *tschtschtsch* - kann ich sagen: Ohne Dampfloks wird es fürdahin GARKEINEN Museumsbahnbetrieb mehr geben, ausser man macht eben Erlebnisbahn (für Radl usw.). Nur Fahren geht ohne Dampf nicht.
Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Haben wir Personal für V oder E? Dampfloks fahren können viele, für die "Rückfallebenen" muss meist Cheffe oder der jeweilige Lokwart ran.
Echt, ich dachte das ist heutzutage grad andersrum?
Ohne Dampfloks wird es fürdahin GARKEINEN Museumsbahnbetrieb mehr geben, ausser man macht eben Erlebnisbahn (für Radl usw.). Nur Fahren geht ohne Dampf nicht.
Du hast die Problematik sehr gut auf den Punkt gebracht. Einfach nur einen alten Zug hinstellen, der nicht raucht, ist schwierig. Allerdings wird das Instandhalten und der Betrieb von Dampfloks auch immer schwieriger.

Aber es muss ja dennoch nicht immer um das Fahrzeug gehen, auch die Strecke und das Rahmenprogramm können Leute locken, Stichwort war Erlebnisbahn. Beispielsweise bei meinem Beispiel von gestern, einem Sonderzug mit einer hergerichteten 218er und (redesignten!) n-Wagen auf der Kleber-Express Tour München - Memmingen - Sigmaringen - Freiburg oder auch München - Bodensee - Basel könnte man in etwa 10 Jahren schon einige Leute locken. Es dürfte in den nächsten Jahren einige Elektrifizierungen geben, die Dieseltraktion gilt in der öffentlichen Wahrnehmung nicht mehr als modern, auch heute schon sind mit Dieselloks (!) bespannte Züge selten geworden und die n-Wagen gelten bei den einen als die letzten richtigen Eisenbahnwagen, bei den anderen sind sie das Synonym für die alte Bahn. Neben den ganzen modernen Dieseltriebwagen wirkt z.B. so eine 218er doch ziemlich wuchtig, das wirkt auch sehr gut. Aber besonders ist halt die Streckenführung, hieraus müsste man einen spezielles touristisches Programm zusammen mit den Tourismusregionen und in der Nähe gelegenen Museumsbahnen, Museen, Freizeitparks, etc. entwickeln. Da kann man ja durchaus mehreres gleichzeitig machen. Man müsste sowas halt entsprechend vermarken, wie gesagt sehr verknüpft und ein eingebettet in andere Tourismusprgramme. Als Radlzug bietet sich sowas auch an. Damit haben viele Museumsbahnen so ihre besonderen Probleme, vor allem dann wenn sie nicht so groß, alt und bekannt sind wie eben das BEM oder die Wutachtalbahn.

So ganz aussichtslos an Altfahrzeuge der DB zu kommen, ist es heute auch nicht mehr, mal abgesehen von den meist recht unterschiedlichen Preisvorstellungen von potenziellem Käufer und potenziellem Verkäufer. Die Zeiten kurz nach der Bahnreform waren andere, damals konnte man die Konkurrenz noch ärgern, indem man Altfahrzeuge nicht veräußert hat, aber mittlerweile ist das 10 bis 15 Jahre her und es gibt Alternativen. Wenn man ein Sonderfahrtenprgramm beispielsweise in Kooperation mit dem DB Museum, einer Regiotochter oder/und vielleicht sogar den Aufgabenträgern des Nahverkehrs entwickelt, sodass die das auch (relativ kostengünstig) für das eigene Marketing nutzen können (das DB Museum ist nicht anderes als ein Teil des DB Marketings!), dann würde es sicher auch funktionieren, möglicherweise zweckgebunden an ein, zwei (remotorisierte) 218er und ein paar gut erhaltene Wagen zu kommen, die man dann relativ einfach stilrein auf die 80er oder die frühen 90er Jahren trimmen kann, was spätestens in 10 Jahren ganz klar auch museal interessant ist.

So einen Dieselzug könnte man neben einem festen Programm auch ähnlich einsetzen wie den TEE. Man müsste also auch Charterfahrten vermarkten und eben ein fleißiges Marketing betreiben, also z.B. auch dafür sorgen, dass das Gerät auch mal in einer Joghurtwerbung oder so ganz nebenbei auftaucht... Allerdings wird's wohl schwierig sowas als klassischen nicht kommerziellen Verein aufzubauen, da müsste man wohl eher als richtiges Touristikunternehmen mit angeschlossener Vereinsstruktur unterwegs sein und als Freund und nicht als Feind gegenüber der DB und den anderen EVU auftreten. Allein das alte Fahrzeug reicht aber meistens nicht.
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Beitrag von 146225 »

Michi Greger @ 22 Dec 2009, 10:21 hat geschrieben: Ähm, die Strecke nach Marquartstein ist vor etwa 20 Jahren abgebaut worden. :)

Gruß Michi
Heidanei ! :lol: Da hat der fuzzyinterne Streckenspeicher wohl irgendwie den Verwechsler mit Endorf - Obing eingebaut. :rolleyes:
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JNK
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Beitrag von JNK »

Der Feind der E-Lok: Schnee und Eis.
Der Retter der Fahrgäste: Tornado, eine alte britische Dampflok:
BBC: Steam train's snow rescue 'glory'
Didy
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Beitrag von Didy »

Erstmal sorry für die lange Antwortzeit, aber längere Beiträge mach ich immer ungern zwischen Tür und Angel.
146225 @ 21 Dec 2009, 22:51 hat geschrieben:Das wäre doch eigentlich auch ein Ansatz für Eisenbahngeschichte gewesen, von jeder Redesign-Variante der n-Wagen ein Exemplar aufzuheben, um irgendwann nach deren Planeinsatzende einen "Schauzug" zu haben.
Das ist dann aber doch genau das, was du bei den heutigen Nostalgiezügen anprangerst und auch Boris als Vorteil an den heutigen Zügen sieht, was auch gar nicht so falsch empfinde: Den Gelegenheitsreisenden einen Eindruck von mehreren Generationen vermitteln zu können.

Klar ist auch bei den n-Wagen heute buntgemischt - aber historisch passt ein Wittenberger Steuerwagen zu einem original-Silberling beziehungsweise ein Hasenkasten zu einem Wagen im DBM-Design halt genausowenig oder noch weniger wie manches in heutigen Nostalgiezügen zueinander passt.

Das von den n-Wagen-Varianten vieles wieder untergegangen ist, ist sicher schade. Ob man wirklich jede Splitterbauart aufheben muss und kann, sei da zwar in Frage gestellt - aber gerade bei so elementaren Dingen wie den Hasenkasten (glaube die ersten Nahverkehrs-Steuerwagen überhaupt?) ist das natürlich schade, klar.
146225 @ 22 Dec 2009, 00:09 hat geschrieben:Eigentlich hatte ich gerade mit dem Didy eine nicht unsachliche Diskussion über Teilaspekte der Eisenbahngeschichte bzw. unseres heutigen museumsbahnerischen Umgangs mit der selbigen.
(...)
Ich mache natürlich nicht unbedingt ein Geheimnis aus meinen Abneigungen, aber wie der vorliegende Beitragsbaum (so denke ich) doch ganz ansehnlich belegt, kann ich dieselbigen auch mit sachlicher Diskussion und Ideen unterfüttern, was gerade bei Freakdiskussionen - nun, sagen wir teilweise - nicht immer der Fall ist.
Du sagst zwar von dir, dass du hier sachlich diskutierst - was ja auch grade der Fall ist, da sag ich absolut nichts dagegen. Und das du deine persönliche Meinung kundtust kreidet dir sicher auch keiner an.

Ausgangspunkt der Debatte war hingegen deine Behauptung, dass Dampfloks keinen Platz mehr auf deutschen Schienen abseits von 5km Museumsbahn haben, und zwar auf eine meiner Meinung nach nicht sehr sachliche Art. Das ist für mich und sicher auch genügend andere hier der eigentliche Stein des Anstoßes. Und diese Art von Beiträgen passt in meinen Augen auch nicht so ganz zu dieser deiner Aussage:
146225 @ 22 Dec 2009, 00:27 hat geschrieben:Weiß nicht, ob es rüberkam, aber: Provokation liegt mir ferne.  ;)
Und im übrigen kenne ich noch mehr Forenmitglieder, die nicht viel von Dampfloks und ihren extremen Fans halten. Trotzdem machen die keine derartigen Bemerkungen zum Thema und schließen nicht von den Extrem-Fans auf alle Fans.
146225 @ 22 Dec 2009, 00:09 hat geschrieben:RE 2013 heißt das Zauberwort bzw. die Zugnummer. Womit wir wieder bei der Strecke Ulm-Memmingen und dem Illertal angelangt wären, und an dieser Stelle dorthin einen schönen Gruß vom Neckar, und Danke ! Didy fürs Mitdiskutieren, nicht verunglimpfen.
Ich hab just die Tage wieder überlegt, dass ich den mal wieder fotografieren könnte. In diesem Sinne viele Grüße aus dem Illertal :-)
146225 @ 22 Dec 2009, 00:31 hat geschrieben:Mag durchaus auch so seine Richtigkeit haben, aber andererseits schreiben wir 2010 immerhin das Jubiläumsjahr "175 Jahre Eisenbahn in Deutschland" - da sollten für manche Veranstaltung auch historisch korrekte Zuggarnituren dazugehören (1985 waren jedenfalls solche unterwegs).
Bislang haben wir aber von den "normalen" Sonderzügen geredet, die zwischen 1986 und 2009 unterwegs waren.
Noch haben wir übrigens 2009. Wenn dir das wichtig ist, dass zum 175jährigen historisch korrekte Zuggarnituren unterwegs sind, geh zu den Vereinen, tritt einem oder mehreren bei, geh zum DB Museum, und setz dich dafür ein! Sollte nicht ohnehin schon was in dieser Richtung geplant sein, vielleicht kannst du ja noch was anleiern!
146225 @ 22 Dec 2009, 00:42 hat geschrieben:grün, kobaltblau (Am) und weinrot (WR). Kaum einer traut sich mal was und lackiert mal Popfarben a la Oeftering.
Am Rande: Hat da jemand passende Links oder Literaturempfehlungen? Mit Wagen kenn ich mich bislang leider noch nicht so sehr aus, wie gesagt.
Boris Merath @ 22 Dec 2009, 00:47 hat geschrieben:Nicht nur das, auch an den Arbeitskräften - sowas instandzuhalten ist auch ein Aufwand, für die man Leute braucht, die nicht nur rumrennen und fotografieren, sondern auch mal hinlangen.
Und das ist nämlich genau der Punkt. Es bringt nix, gegen die Dampfbahner zu schimpfen. Wenn jemand sich fast nur für Dampf interessierst, wirst du den nicht zum Erhalt von E-Loks bringen können. Deswegen: Froh sein, dass sich diese Leute um den erhalt der Dampftraktion kümmern. Und sich selbst für die anderen Traktionen einsetzen!!!

Nur das hilft nämlich für den Erhalt, nicht das schimpfen über diejenigen, die das erhalten, was einem selber nicht so gefällt.
Rohrbacher @ 22 Dec 2009, 15:34 hat geschrieben:So ganz aussichtslos an Altfahrzeuge der DB zu kommen, ist es heute auch nicht mehr, mal abgesehen von den meist recht unterschiedlichen Preisvorstellungen von potenziellem Käufer und potenziellem Verkäufer.
Echt? Ich dachte es gilt nach wie vor, dass die DB ihre alten n-Wagen ausschließlich an Länder im Osten abgibt und die IR-Wagen auch nur an Bahnen wie die ÖBB die sicher keine Konkurrenz machen, und auch das nur mietweise?
Rohrbacher @ 22 Dec 2009, 15:34 hat geschrieben:also z.B. auch dafür sorgen, dass das Gerät auch mal in einer Joghurtwerbung oder so ganz nebenbei auftaucht...
Gabs da mit dem TEE mal was? Wenn ja, hast ein Suchwort für Youtube?



Insbesondere ein herzliches Dank an elchris, der die Problematik der Museumsverkehre aus dem Blickwinkel der Veranstalter sehr schön beschrieben hat! :-)

Und eine Bitte an elchris: Wenn ihr mal wieder Fahrten mit ner 194er habt, kannst du mir da Bescheid geben? Mehr als bei nem Bahnhofsfest wenige hundert Meter am Bahnsteig entlang (das dafür im Führerstand) bin ich mit so einer noch nicht mitgefahren...

Viele Grüße,
Didi
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Didy @ 26 Dec 2009, 00:57 hat geschrieben: Und das ist nämlich genau der Punkt. Es bringt nix, gegen die Dampfbahner zu schimpfen. Wenn jemand sich fast nur für Dampf interessierst, wirst du den nicht zum Erhalt von E-Loks bringen können.
Genau. Auch wenn ich zu den Leuten gehöre, die von Dampfloks nicht viel halten (allerdings mehr im Sinn von halt kein besonderes Interesse dafür), Dampfloks gehören genauso zur Geschichte der Bahn wie Elektroloks, Signale, Stellwerke oder auch nur Gepäckkarren, und wenn man gelegentlich so ein Teil irgendwo rumdampfen sieht, ist das auch nicht so übel. Bisher hab ich mich erfolgreich davor gedrückt mich näher damit beschäftigen zu müssen, und hab die Erklärung von den Teilen abgeschoben :-)

Generell würde ich aber sagen dass das Problem, dass sich die Leute nur in Zusammenhang mit Dampfloks interessieren, in erster Linie Sonderfahrten trifft, bei denen das Wort "Dampf" halt ein gewisses Aushängeschild ist, während man bei ner E- oder V-Traktion schon näher erklären muss wo jetzt der Unterschied zum Regelzug ist. Prinzipiell haben aber die Sonderfahrten mim 420 001 finde ich recht schön gezeigt, dass man auch ohne Dampf erfolgreiche Fahrten machen kann, man muss halt etwas kreativer sein. Allerdings werden Museumszüge niemals kostendeckend funktionieren, museale Erhaltung funktioniert nur mit dem massiven Einsatz von ehrenamtlicher Arbeit, Einsatz privaten Geldes und Spenden. Und was auch die wenigsten sehen: Hinter musealer Erhaltung steckt nicht nur ein bisschen das Fahrzeug polieren und Streicheln oder andere Werkstattarbeit, sonder auch das ganze drumrum, angefangen bei der "Kantine" über Keller aufräumen und putzen, Verwaltungsarbeiten, Finanzverwaltung und vieles mehr, darunter auch viele Arbeiten die nicht unbedingt zum Kernbereich des Hobbys gehören, aber eben auch gemacht werden müssen, selbst wenns keinen Spaß macht.

Im reinen Museumsbereich (also Standobjekte) kann ich mich aber eigentlich nicht über mangelndes Interesse an Elektrolokomotiven beschweren. Wir sind in Augsburg in der glücklichen Lage, eine recht große Bandbreite von Elektrolokomotiven verschiedenster Baujahre und Techniken zeigen zu können. Je nachdem, mit wem man redet, gehen die Fragen von ganz einfachen Themen wie grundlegender Bedienung und den Arbeitsbedingungen in den verschiedenen Zeitaltern bis hin zu technischen Details, und die Besucher decken die gesamte Palette vom Hardcore-Eisenbahnfan bis hin zur Familie mit Kindern ab. Absolutes Desinteresse an Elektroloks kenne ich aber eigentlich fast nur eben bei den Hardcore-Bahnfans, gerade für Familien sind die Elektroloks häufig viel interessanter, weil man den Kindern da viel mehr vorführen oder sie auch mal einen Hebel bedienen lassen kann als das bei einer Dampflok möglich wäre.

Ich bin aber teilweise richtig erstaunt wie viele technische Detailfragen teilweise von Leuten kommen, bei denen man es nicht erwarten würde - von einer Gruppe Sekretärinnen ohne näheren Bahnbezug bin ich z.B. mal wirklich Löcher in den Bauch gefragt worden zu den Unterschieden zwischen Drehstrom- und Schaltwerkseloks.

Was das ganze ausmacht ist halt die Mischung, und nicht die einzelnen Komponenten.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
Didy
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Beitrag von Didy »

Boris Merath @ 26 Dec 2009, 02:38 hat geschrieben:Absolutes Desinteresse an Elektroloks kenne ich aber eigentlich fast nur eben bei den Hardcore-Bahnfans,
Welche Art Hardcore-Bahnfans ist das dann vorwiegend? Nur die "Dampf-Extremisten" oder auch andere, und wenn ja, welche Art ungefähr?
Boris Merath @ 26 Dec 2009, 02:38 hat geschrieben:von einer Gruppe Sekretärinnen ohne näheren Bahnbezug bin ich z.B. mal wirklich Löcher in den Bauch gefragt worden zu den Unterschieden zwischen Drehstrom- und Schaltwerkseloks.
Hehe... Konntest du das dann zu deren Zufriedenheit erklären? Hätte mich ja interessiert was du denen erzählt hast :-)
dumsel
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Beitrag von dumsel »

Didy @ 26 Dec 2009, 15:41 hat geschrieben: Hehe... Konntest du das dann zu deren Zufriedenheit erklären? Hätte mich ja interessiert was du denen erzählt hast :-)
Ich frag nächstens auch mal nen Arzt, ob er meine Zylinderkopfdichtung wechselt..
Boeing B 777
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Beitrag von Boeing B 777 »

Hat DIE BAHN noch eigene betriebsfähige Dampfloks?
rabauz
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Beitrag von rabauz »

Ich finde es gut und richtig daß Dampfloks erhalten werden und daß es Leute gibt die sich darum kümmern. Dampf war eine enorm wichtig Epoche die auch die Kunst und Kultur beeinflußt hat. Hier war noch sicht- und erlebbare Technik am Werke, das mag die Faszination zu einem guten Teil ausmachen. Das Konzept E-Lok ist schon viel abstrakter. Ich selbst bin sehr dem Modernen zugeneigt, aber Dampfloks und Dampfmaschinen generell halte ich sehr wichtig auch als didaktisches Mittel um Technik verstehbar zu machen.
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digitalgodzilla
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Beitrag von digitalgodzilla »

Heute bekam ich die Fahrkarten für meine nächste Sonderfahrt mit einer Dampflok.
Dabei war noch ein Brief das die Fahrt nicht wie geplant mit einer Dampflok stattfinden kann sondern mit einer Historischen Disellok.

Der Grund dafür das keine Dampflok fahren darf ist das fehlen der PZB
Hier ein Teil des Briefes als Pdf.
Alexander Mayer
Fahrgastbeirat Westfrankenbahn
AK- Stationen, AK-Fahrzeuge, AK-Fahrplan und Infrastruktur
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