Hot Doc @ 26 Apr 2010, 01:20 hat geschrieben: Das bisschen Licht geht den Energieversorgern doch am Hintern vorbei.
Nö, ganz so irrelevant sind die Privathaushalte dann auch wieder nicht.
Ne Umstellung von 10 auf 5 Minuten Takt in der Früh bei der U-Bahn und Tram innerhalb von kurzer Zeit, dass ist mal n Anstieg des Energieverbrauchs.
Grade der Bahnbereich ist nicht ganz unproblematisch, weil hier der Verbrauch stark schwankend ist - und das immer, und nicht nur zu Taktänderungen. Da brauchts nur ne Betriebsstörung, und schon geht der Verbrauch in den Keller, und ein Ende der Betriebsstörung, und der Verbrauch rauscht hoch.
Klar, viele Schwankungen mitteln sich aus, und viele Schwankungen sind auch planbar, eine gewisse Unsicherheit bleibt aber trotzdem.
Dann gibt es aber eben noch einen Punkt den Du beharrlich ignorierst: Es reicht nicht nur, eine Prognose zu haben, sondern man muss auch die Möglichkeit haben, auf die Prognose zu reagieren - und das geht eben nicht so einfach wie Du immer behauptest.
Und die Allianz-Arena ruft bei den Stadtwerken an bevor die die Stadionbeleuchtung an- bzw. ausknipsen.
Woher hast Du diese INformation? So schlimm dürfte der Verbrauch der Beleuchtung IMHO dann auch nicht sein.
Eine Lösungsmöglichkeit ist das zusammenschließen mehrerer verschiedener kleiner Kraftwerke zu einem virtuellen Kraftwerk.
Bei den konventionellen Kraftwerken hat man das doch eh schon, und die Anlagen der erneuerbaren Energien von den großen Kraftwerksbetreibern sind mit Sicherheit ebenfalls zentral gesteuert. Das Problem sind hier mehr die Anlagen von kleinen/privaten Betreibern, da hier die Betreiber kein Interesse haben, weniger Leistung zu liefern als technisch möglich, und die Stromversorger auch keine Möglichkeit, die Leistung abzulehnen. Welche Kleinkraftwerke willst Du also über ein virtuelles Kraftwerk noch groß steuern? Da bleiben eigentlich nur noch Biomasse-Anlagen übrig.
Dieses hat dann eine gesicherte Leistung, mit der man rechnen kann
Die gesicherte Leistung ist im Fall von Anlagen von regenerativen Energien allerdings leider nicht grade groß. In den meisten Berechnungen liegt ja die Jahresenergieproduktion oder die Nennleistung oder ähnliches zugrunde, die gesicherte Leistung wird gerne ignoriert.
und gleichzeitig im besten Fall die Möglichkeit, überschüssig produzierte Energie zu speichern.
Stimmt, das wäre der beste Fall - ist nur momentan leider technisch noch nicht realisierbar.
Das ist auch nichts anderes als ein Kohlekraftwerk mit drei Blöcken. Hier geht man (vereinfacht) davon aus, dass ein Block immer in Wartung ist, ein zweiter einen Ausfall haben könnte, also das Kraftwerk eine gesicherte Leistung von einem Block hat, obwohl in Wirklichkeit auch mal alle 3 Blöcke laufen können und bei wirklichen Problemen auch mal das ganze Kraftwerkt steht.
Wie kommst Du denn auf den Käse? Zum einen dauert die Revision eines Blockes nicht 4 Monate, zum anderen plant natürlich jeder Kraftwerksbetreiber innerhalb seines Kraftwerkparks die Revisionen so, dass nicht mehrere Blöcke gleichzeitig ausfallen. Wenn jetzt ein Betreiber 4 Anlagen zu 3 Blöcken hat, und eine Revision einen Monat dauert (fiktive Werte, wenn ich mich richtig erinnere dauert ne Revision von nem Kohleblock weniger als nen Monat), dann fällt also immer nur einer von 12 Blöcken aus. Wenn jetzt der lokale Stadtwerkebetreiber nicht so viele Blöcke hat, dann stimmt er sich natürlich im voraus mit anderen Kraftwerksbetreibern ab, so dass man unterm Strich den gleichen Effekt hat.
Genauso hält auch nicht jeder Kraftwerksbetreiber dermaßen viel Ersatzleistung vor. Wenn bei den Stadtwerken München ein Kohleblock überraschend ausfällt, dann übernehmen halt Kraftwerke in Augsburg und Nürnberg kurzfristig die Leistung. Außerdem rechnet auch keiner damit, dass gleichzeitig in jedem Kraftwerk in Deutschland die Hälfte der Leistung ausfällt.....
Wenn man jetzt z.B. ein Wasserkraftwerk, ein Erdwärmekraftwerk, ein paar Windräder, Solarkollektoren und ein paar Biogasanlagen und Blockheizkraftwerke zusammen zu einem virtuellen Kraftwerk verbindet, dann können die
1. zusammen bei gleicher Gesamthöchstleistung eine größere gesicherte Leistung haben als das Kohlekraftwerk,
wie soll das gehen, wenn Windräder und Solarkollektoren regelmäßig ausfallen, nämlich die Solarkollektoren einmal täglich, die Windräder bei jeder Flaute?
Erdwärmekraftwerke sind in Deutschland momentan nicht sinnvoll zur Stromerzeugung einsetzbar, der abfallende Strom ist eigentlich mehr ein Nebenprodukt der Warmwasserförderung zu Heizzwecken. Geothermie ist für Heizzwecke ne sehr sinnvolle Sache, und das bisserl elektrischen Strom, den man nebenbei nochgewinnen kann, sollte man auf jeden Fall nutzen, eine nennenswerte Größe wird das aber ziemlich sicher nicht werden.
2. deutlich besser auf Bedarfsschwankungen reagieren als diese Großkraftwerke,
Dafür haben Blockheizkraftwerke einen deutlich schlechteren Wirkungsgrad als Großkraftwerke, was sie für den Betrieb im Sommer - wo man die Abwärme nicht sinnvoll nutzen kann - relativ unattraktiv macht. Nur im Winter sind sie ne sinnvolle Sache.
Du nicht, andere schon.
Damit meinst Du vermutlich mich - ich habe das aber genausowenig behauptet. Es ging bei dem Thema um das Szenario, alle Atomkraftwerke sofort abzuschalten, und nicht um den Istzustand. Außerdem habe ich auch nie etwas zum Thema import/Export gesagt, sondern nur, dass die dann in Deutschland nicht mehr produzierte elektrische Energie dann in anderen Ländern produziert werden muss - und das mit hoher Wahrscheinlichkeit in konventionellen Kraftwerken. Ob Deutschland danach immer noch exportiert oder dann importiert ist für diese Art der Betrachtung irrelevant.
Bummelbahn @ 26 Apr 2010, 12:08 hat geschrieben:Denn wie gesagt braucht man immer noch Kohle und Gas für die konventionellen Backup-Kraftwerke, wenn man dafür keine KKWs will. Doch gerade in Zeiten, wo Energie immer mehr zu politischen Waffe wird, kann und darf sich ein Industrieland wie Deutschland nicht noch mehr vom Ausland abhängig machen!
Kohle- und KKWs (alle thermischen Kraftwerke) sind als Backupkraftwerke ohnehin ziemlich ungeeignet, da nicht für stark wechselnde Lasten verwendbar - welche Probleme man hier heute bereits hat sieht man ja schon am Strompreis - und die PRobleme entstehen nicht nur durch schlechten Netzausbau, der Strompreis ist ja ein Durchschnittswert. Dazu kommt, dass die stark schwankende Leistung der konventionellen Kraftwerke (inklusive der (Pump-)Speicherkraftwerke) den Maschinen sehr zusetzt, was sich auf Dauer auch im Strompreis niederschlagen wird.
Wirklich brauchbar dürften hier nur Gasturbinenanlagen sein, die sehr gut auf schwankende Last reagieren können.
Wie man es dreht und wendet, an der Kernenergie führt kein Weg vorbei.
Auf Dauer muss ein Weg dran vorbeiführen - prinzipiell ist der Umstieg auf regenerative Energien nötig und sollte möglichst rasch erfolgen. Wogegen ich mich hier wehre ist nicht die regenerative Stromerzeugung selber, sondern die Behauptungen, dass es überhaupt keine PRobleme beim Umstieg gibt. Außerdem wäre es in meinen Augen wichtig, als erstes die Kohlekraftwerke zu beseitigen, und wenn das gelungen ist, an die KKWs ranzugehen.
Doch es müssen neuen Reaktortypen wie der "sanfte Brüter" her, die noch sicherer sind und vor allem auch mit abgereichertem Uran 238 laufen und damit die ganzen abgebrannten Brennstäbe aus den heuten KKWs wieder verwehrten können, so dass das Endlagerproblem damit erheblich entschärft wäre.
Da stimme ich absolut zu - vorallem sollte man die Forschung was die Weiterverarbeitung des jetzigen Atommülls betrifft nochmal intensivieren. Wenn sich eine Möglichkeit findet, den Atommüll weiter zu spalten, hätte man das Endlagerproblem nahezu gelöst. Ideen, wie man das anstellen könnte, gibt es jedenfalls in Forscherkreisen einige.
Hot Doc @ 26 Apr 2010, 15:46 hat geschrieben:Ich kenne keinen echten Fachmann, der nicht im Dienste der Energieriesen steht, der ernsthaft behauptet an der Atomenergie führe kein Weg vorbei, oder der vor der Windenergie warnt.
Dass Du dazu neigst, allen Fachleuten, die nicht Deine Meinung vertreten, Korruption vorzuwerfen, ist ja hier inzwischen gut bekannt...
Auch dann bleibt das Problem, dass man das praktisch nicht regeln kann.
Nicht jedes Kraftwerk muss gut regelbar sein - solange es die Energie zuverlässig liefert. Außerdem lassen sich Fusionskraftwerke durchaus regeln.
Und für einen Ausfall eines solchen Kraftwerkes noch viel mehr Backup braucht.
Nö, wieso?
Zumindest wird aber noch etwa eine Generation Forschung nötig sein, um hier ernsthafte Mengen Energie stabil zu Verfügung zu stellen.
Ja, das ist das Hauptproblem.
Oder eben die Blockheizkraftwerke, die mit Biogas aus sowieso massenweise entstehenden biologischen Abfällen geheizt werden, die Strom und Wärme gleichzeitig erzeugen.
Du überschätzt offenbar die Menge der biologischen Abfälle.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.
Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876