c-a-b @ 11 May 2010, 08:08 hat geschrieben: Ja, das sieht man ja leider auch hier immer wieder ganz gut. Wehe wenn ein Zug nicht überall hält...
Mal abgesehen daß ich weiß wer hier als erster lautstark schreit, sollte die DB jemals auf die Idee kommen, Augsburg und Ulm als ICE-Halte zu streichen, weiß ich bei aller Wertschätzung kurzer Fahrzeiten durchaus zu differenzieren. Ich überschätze nämlich nicht die Wichtigkeit der wenigen Städte > 500.000 EW in Deutschland maßlos um gleichzeitig zu glauben daß die übrigen Großstädte von ab 100.000 EW bis unter 500.000 EW sowie deren Umland keine bzw. vernachlässigbare Fahrgäste bringen.
Von daher ist deine Aussage "Wehe wenn ein Zug nicht überall hält" so nicht haltbar. Züge die dort wo es vom Netz her sinnvoll ist, nicht halten, schließen Teile der Kundschaft von deren Benutzung aus. Wer derart ausgeschlossen wird, ist als Kunde verloren und nur schwer aus dem Potenzial der überschätzten Großballungsräume zu holen. Ein Zug allein ist nur ein Faden, sinnvoller aber sind viele Fäden, die ineinander laufen und füreinander arbeiten.
Unter diesem Gesichtspunkt sollten auch Verbindungen über lange Strecken mit wenigen Halten stehen. Es ist in Ordnung, wenn nicht jeder ICE München-Berlin in der SFS-Zukunft in Ingolstadt hält, aber Nürnberg kann man nicht ignorieren, ebensowenig Erfurt oder Halle (Saale), insbesondere dann wenn der Zug nicht via Leipzig fährt (
dann muß nämlich z.B. in Erfurt eine bahnsteiggleiche Korrespondenz her mit einem Zug Frankfurt (Main) - Leipzig - Dresden). Zwischen Stuttgart und Frankfurt (Main) ist eigentlich alles verzichtbar - aber niemals Mannheim. Zwischen Hamburg und Nürnberg bzw. Frankfurt (Main) sind Hannover, Kassel-Wilhelmshöhe und Würzburg unverzichtbar, Fulda nur dann verzichtbar wenn die Verbindung Erfurt - Frankfurt ausreichend besteht. Köln - Hamburg kann sicherlich auf Duisburg oder Bochum verzichten, auch auf Münster, aber eben nicht auf Düsseldorf, Essen, Dortmund, Bremen. Und so weiter, und so weiter.
Fragen wir uns also, wo das größte Potenzial drin verborgen liegt, und das liegt für mich immer noch in besseren und schnelleren Taktknoten. Kann ich z.B. [acronym title="TS: Stuttgart Hbf <Bf>"]TS[/acronym] - [acronym title="RM: Mannheim Hbf <Bf>"]RM[/acronym] und [acronym title="RM: Mannheim Hbf <Bf>"]RM[/acronym] - [acronym title="FF: Frankfurt (Main) Hbf <Bf>"]FF[/acronym] bzw. [acronym title="FFLF: Frankfurt am Main Flughafen Fernbahnhof <Bf>"]FFLF[/acronym] in jeweils knapp unter 30 Minuten zurücklegen, habe ich unter diesem Aspekt z.B. mehr den ganzen Tag über gewonnen als mit einzelnen Sprintern, die letztendlich [acronym title="TS: Stuttgart Hbf <Bf>"]TS[/acronym] - [acronym title="FF: Frankfurt (Main) Hbf <Bf>"]FF[/acronym] auch nicht so viel mehr unterhalb der 60 Minuten ermöglichen.
Wirklich verzichtbar bzw. in Deinem Sinne verächtlich sind nur Halte, die einem politischen Selbstgeltungsbedürfnis dienen, also Limburg (Süd) oder Montabaur als Klassiker, aber auch Darmstadt wird mir nie ganz erklären können, wieso ohne eigenen ICE-Halt die Welt untergeht, wenn es zu jeder Tageszeit genügend Anschlüsse nach [acronym title="FF: Frankfurt (Main) Hbf <Bf>"]FF[/acronym] gibt, dito Hanau. Derartige Fälle aber in einen Topf zu werfen mit Halten, die ohne wenn und aber Fernverkehrsnotwendig sind ist nicht innovativ, sondern schlampig.
Schaffen wir vor neuen Superlativen also erstmal verläßliche Grundlagen, ein stabiles Kernnetz, das zuverlässig von 5 - 24 Uhr Tag für Tag (mindestens) jede Stunde in jeder Richtung mit immer gleichen Systemhalten samt ausreichenden Anschlüssen und Taktknoten verfügbar ist. Wenn dieses Fundament einmal Realität ist, dann kann man über weitere Schritte "nach oben" gerne mal nachdenken.