Bilanzen (privater) Bahnbetreiber

Strecken und Fahrzeuge des Regionalverkehrs (ohne S-Bahn!)
Bayernlover
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Beitrag von Bayernlover »

Autobahn @ 19 May 2010, 19:31 hat geschrieben: Diese Ungleichheit hat eine ihrer Ursachen im fehlenden Mittelstand in den neuen Bundesländern
Ach komm, auch im Osten gibt es einen Mittelstand, der ist vielleicht nicht so riesengroß wie im Westen, aber vorhanden. Dafür gibt es im Osten keine "Altreichen" und weniger "oberste" Oberschicht als im Westen. So pauschal kann man das also nicht sagen.
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Beitrag von Eisenbahnniki »

Bayernlover @ 20 May 2010, 12:24 hat geschrieben: Ach komm, auch im Osten gibt es einen Mittelstand, der ist vielleicht nicht so riesengroß wie im Westen, aber vorhanden. Dafür gibt es im Osten keine "Altreichen" und weniger "oberste" Oberschicht als im Westen. So pauschal kann man das also nicht sagen.
Bayernlover ich gebe dir recht.
Die Unterschiede zwischen Ost und West sind gar nicht mehr so groß. Außerdem sind auch schon eine Wessis in den Osten gegangen und einige Ossis sind schon in den Westen gekommen. Also eigendlich habe sich die Menschen in Ost- und West-Deutschland schon so vermischt, dass man nicht so allgemein reden darf.
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Beitrag von Taschenschieber »

Na ja. Sagen wir es mal so: Es sind ganz viele aus dem Osten in den Westen gegangen und ein paar vom Westen in den Osten. Zynisch gesagt ist der Westen jetzt überaltert, während der Osten wegen der Abwanderungswelle extrem überaltert ist...

Und der Osten ist wirtschaftlich doch noch deutlich hintendran. Das bestätigt jede Arbeitsmarktstatistik. Auch wenn Deutschland kulturell vielleicht schon zusammengewachsen ist, wirtschaftlich sieht es doch noch teilweise gruselig aus.

edit: typos
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Bayernlover @ 20 May 2010, 12:24 hat geschrieben:Ach komm, auch im Osten gibt es einen Mittelstand, der ist vielleicht nicht so riesengroß wie im Westen, aber vorhanden. Dafür gibt es im Osten keine "Altreichen" und weniger "oberste" Oberschicht als im Westen. So pauschal kann man das also nicht sagen.
Es gab sicher gut verdienende Menschen, die sich ein Eigenheim und einen Lada oder Wolga leisten konnten. Das ist aber nicht der Personenkreis, der mit dem Begriff Mittelstand gemeint ist.
Wikipedia @ , hat geschrieben:Die in Deutschland gebräuchliche Bezeichnung Mittelstand steht nach quantitativen Kriterien für die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU bzw. teilweise SME für engl. Small and Medium sized Enterprises) und nach qualitativen Kriterien für die Familienunternehmen.

Der Begriff wird gelegentlich verwechselt mit dem der soziologischen Mittelschicht. Historisch siehe auch Kleinbürger beziehungsweise Bürgertum.

Mangels äquivalenter Übersetzungen hat der Begriff als Lehnwort mittelstand in die englische und spanische Sprache Eingang gefunden.
Und weiter heist es:
Im internationalen Vergleich wird der Small Business oder das mittelgroße Unternehmen anhand einer Obergrenze definiert, die je nach Staat zwischen 100 und 500 Beschäftigten variiert.
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Beitrag von Taschenschieber »

Autobahn @ 20 May 2010, 18:11 hat geschrieben: Es gab sicher gut verdienende Menschen, die sich ein Eigenheim und einen Lada oder Wolga leisten konnten. Das ist aber nicht der Personenkreis, der mit dem Begriff Mittelstand gemeint ist.
Bayernlover redet aber nicht von der DDR-Zeit, sondern von der Jetztzeit.
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Beitrag von Bayernlover »

Taschenschieber @ 20 May 2010, 18:12 hat geschrieben: Bayernlover redet aber nicht von der DDR-Zeit, sondern von der Jetztzeit.
Danke, das wollte ich sagen. Abgesehen davon hatte das in der DDR nichts mit Kapitalmengen einzelner Familien zu tun, sondern mit der Privilegierung einzelner, die dem Unrechtsregime mit hängender Zunge hinterhergerannt sind.
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Bogestra
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Beitrag von Bogestra »

Ich möchte mal ein wenig dazwischengehen.

Mich irritiert, daß es Leute gibt, die einer Fernmeldebehörde (Deutsche Bundespost) auf der einen Seite unterstellen, sie würde vollständig gemeinnützig arbeiten, auf der anderen Seite aber erwarten, daß sie das so effizient tut wie ein Privatunternehmen. Natürlich hätte auch die Deutsche Bundespost Telekom uns nach der ersten Stufe der Postreform Telefon- und Internetflatrates gegeben. Wenn sie nicht die Deutsche Bundespost Postdienst hätte finanzieren müssen. Kein in der Bundesrepublik Deutschland lebender Mensch sollte weiter als zwei Kilometer von einem Postamt entfernt wohnen. Einer Behörde, die Briefmarken verkauft hat. Also das, was die Tankstellen, Schreibwarengeschäfte oder Trinkhallen heute nebenbei machen. Die einschneidende Veränderung war bei der "gelben Post", nicht bei der "grauen Post". Solange die Deutsche Bundespost einerseits Überschüsse erwirtschaften mußte (ja, das hat sie getan), andererseits aber ein riesiges Netz an Briefmarkenverkaufsbehörden betreiben mußte, die teilweise Tagesumsätze im einstelligen D-Mark-Bereich hatten, mußte das Geld irgendwo reingeholt werden. Bei Telefon und Kabelfernsehen.

Und das Telefonmonopol hatte einige seltsame Blüten. Von Gerätemonopol und Siegelbruch ist ja schon gesprochen worden. Ich habe einen Freund, der ist letztes Jahr ungefähr um diese Zeit umgezogen. Etwa sechs Wochen vorher hat er bei der Deutschen Telekom in einem T-Punkt den Umzug beauftragt und kriegte gesagt, daß im neuen Haus ein Techniker an dem und dem Tag erscheinen würde. Sechs Wochen später, einen Tag bevor der Techniker kommen sollte, hat er angerufen und nach der Uhrzeit gefragt. "Wie, Techniker? Ihr Umzug wurde storniert. Von dem T-Punkt, in dem Sie ihn beauftragt haben". Ich will das abkürzen: Nach etlichem Hin und Her hat er der Deutschen Telekom wegen "nicht erbrachter Leistung" gekündigt und hat jetzt alles bei Unitymedia. Hätte man auch bei der Bundespost eine solche Kündigung aussprechen können? Ja! Telefon war ja keine Pflicht.

In Deutschland gibt es im Kabelfernsehen "Mehrnutzerverträge", die bei der Deutschen Bundespost Telekom einst eingeführt wurden und bis heute nicht unüblich sind, ich selbst habe sowas. Da macht der Vermieter einen Vertrag mit dem Kabelnetzbetreiber (die Deutsche Telekom AG mußte das Fernsehkabelnetz verkaufen, ärgert sich mittlerweile aber, daß es nicht das Telefonnetz verkauft hat), für den dann jeder Mieter zahlen muß. Das Kabelfernsehen ist in einem Land wie Deutschland, das eines der dichtesten und leistungsfähigsten Fernsehantennensystem der Welt hat, von Anfang an unwirtschaftlich gewesen. Finanziert durch den Staat hat die Deutsche Bundespost Telekom hier eine weitere Einnahmequelle erschließen können, verbunden mit einer restrikten Gesetzgebung über Satellitenantennen.

Das ganze war wahrscheinlich noch gewinnträchtiger als die Deutsche Telekom AG es heute ist. Nur daß damals eben die gelbe Post quersubventioniert werden mußte. Deren Umwandlung in eine private und gewinnbringende Aktiengesellschaft war der eigentliche Vorteil. Bei der Telefon- und Fernsehnetzprivatisierung sind einige Fehler passiert. Das kennen wir auch von der Liberalisierung der Energienetze: Privatisierung wegen mir, Liberalisierung auf jeden Fall, aber dann brauchen wir Netze (in allen Bereichen), für die der Staat und niemand anders verantwortlich ist. Ein staatliches Telefonnetz ebenso wie ein staatliches Fernsehkabelnetz, staatliche Energieträgernetze, staatliche Wassernetze und nicht zuletzt auch das staatliche Eisenbahnnetz.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

@ Bogestra

Ich möchte da ein paar Anmerkungen machen. Die Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes begann mit der Lizenzierung der D-Netze. Sowohl D1 (T-Mobile) wie auch D2 (privat) hatten hohe Preise die weit über den Festnetzpreisen lagen, und die sich nicht voneinander unterschieden. Damals war es eine Glaubensfrage, für welchen Anbieter man sich entschied.

Erst mit dem Markteintritt von E-Plus und VIAG-Interkom (heute O²) gingen die Preise zurück. Trotzdem hatten Vieltelefonierer noch höhere dreistellige Monatsrechnungen. Erst durch aggressive Werbung, kostenlosen bzw. verbilligten Handys, Pre-Paid Karten und sinkender Preise wurde das Handy zu einem Alltagsgegenstand, den heute fast jeder Mitbürger hat.

Dabei hatten es die Mobilfunkanbieter relativ leicht, eigene Netze aufzubauen, denn es brauchten keine Kabel verlegt und Hausanschlüsse eingerichtet werden.

Bei der Liberalisierung des Festnetzes standen die Mitbewerber (mit einer Ausnahme * ) vor dem großen Problem, über keine eigenen Netze zu verfügen. Sie mussten also die Leitungen der Bundespostnachfolgerin Telekom benutzen und an diese Miete zahlen. Ohne die Netzagentur hätte die Telekom ihre Konkurrenten an der ausgestreckten Hand verhungern lassen. Der einzige Mitbewerber mit einem eigenen Netz war Arcor. Und sinnigerweise ist es das ehemalige bahneigene Telefonnetz. Heute gehört Arcor zu Vodafone. Es dürfte verständlich sein, dass sich die Liberalisierung langsamer vollzog und immer noch noch nicht so richtig abgeschlossen ist.

Es ist aber blauäugig zu glauben, dass die Telekom ohne den Wettbewerbsdruck aus reiner Nächstenliebe Flatrates ausgespuckt hätte, auch nicht, wenn sie eine defizitäre Briefpost nicht mehr alimentieren muss.

Das heute die Kabel(fernseh)netze auch Telefonie und Internet möglich machen, ist ein weiterer Schlag für die Telekom. Ursprünglich waren diese Netze nämlich ohne Rückkanal konzipiert und beim Verkauf wurde eine Einrichtung eines solchen Rückkanals gesetzlich verboten. Erst die Liberalisierung kippte mit einiger (technisch bedingter) Verspätung dieses Verbot.
Ein staatliches Telefonnetz ebenso wie ein staatliches Fernsehkabelnetz, staatliche Energieträgernetze, staatliche Wassernetze und nicht zuletzt auch das staatliche Eisenbahnnetz.
Ich hoffe, Du meinst damit nur die „Hardware“.

*) von regionalen Anbietern abgesehen
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Beitrag von Didy »

Bogestra @ 20 May 2010, 18:29 hat geschrieben:Hätte man auch bei der Bundespost eine solche Kündigung aussprechen können? Ja! Telefon war ja keine Pflicht.
Jein. Sicher hättest du kündigen können, aber dann halt ohne Alternative...
Bogestra @ 20 May 2010, 18:29 hat geschrieben:Ein staatliches Telefonnetz ebenso wie ein staatliches Fernsehkabelnetz, staatliche Energieträgernetze, staatliche Wassernetze und nicht zuletzt auch das staatliche Eisenbahnnetz.
Mit dem staatlichen Telefonnetz hab ich das früher auch so gesehen, als es im Prinzip "nur" um die Kupferstrecken von HVt zu APL bzw. TAE ging. Mit dem VDSL-Ausbau bin ich da skeptisch geworden, ob das der richtige Weg gewesen wäre. Was für einen Grund hätte denn die staatliche Netzgesellschaft gehabt, solch einen Ausbau mit aktiven Komponenten im Feld und Glasfaser bis zu den KVz zu machen?
Autobahn @ 20 May 2010, 20:25 hat geschrieben:Erst mit dem Markteintritt von E-Plus und  VIAG-Interkom (heute O²) gingen die Preise zurück. Trotzdem hatten Vieltelefonierer noch höhere dreistellige Monatsrechnungen. Erst durch aggressive Werbung, kostenlosen bzw. verbilligten Handys, Pre-Paid Karten und sinkender Preise wurde das Handy zu einem Alltagsgegenstand, den heute fast jeder Mitbürger hat.
Sicherlich hat der Wettbewerb da auch mitgespielt. Aber das ist keinesfalls ausschließlich dem Wettbewerb zuzuschreiben. Die Endgerätetechnik ist schlicht und ergreifend Billiger geworden, technischer Fortschritt einfach. Und auch das Netz: Erstens kannst du mit steigender Kundenzahl die Fixkosten auch auf mehr Köpfe umlegen, zweitens wird und wurde auch hier die Technik billiger. Drittens ist das natürlich auch irgendwann mal "abgeschrieben", ein neues Netz kostet halt erstmal n haufen Kohle. Logisch wird das Netz auch gewartet und nie 100% "abgeschrieben", aber die Einrichtungskosten für die Standorte, das ist erstmal ein Batzen, den du nach 10 Jahren einfach nimmer hast.
Autobahn @ 20 May 2010, 20:25 hat geschrieben:Dabei hatten es die Mobilfunkanbieter relativ leicht, eigene Netze aufzubauen, denn es brauchten keine Kabel verlegt und Hausanschlüsse eingerichtet werden.
Ja du sparst dir das Buddeln. So ganz ohne ist das trotzdem nicht, erstmal geeignete Standorte finden, die zu errichten, ...
Es gibt ja schließlich auch schon einen gescheiterten Mobilfunk-Netzbetreiber in Deutschland: Quam.
Autobahn @ 20 May 2010, 20:25 hat geschrieben:Ursprünglich waren diese (Kabel-)Netze nämlich ohne Rückkanal konzipiert und beim Verkauf wurde eine Einrichtung eines solchen Rückkanals gesetzlich verboten. Erst die Liberalisierung kippte mit einiger (technisch bedingter) Verspätung dieses Verbot.
Kann ich mir nicht vorstellen, dass es da ein Verbot gab. Der Verkauf war ja nicht freiwillig sondern wurde Kartellrechtlich angeordet - eben dass nicht zwei Kommunikationsnetze in einer Hand sind. Auch Wikipedia sagt dazu:
Autobahn @ 20 May 2010, 20:25 hat geschrieben:(...) und aufgrund weiteren Drucks der EU- und nationalen Wettbewerbsbehörden verkaufte die Telekom ihr Kabelnetz ab 2000 schrittweise bis 2003 in Form von regionalen Teilnetzen (Kabel BW, Unitymedia, Kabel Deutschland), was den Weg für den Rückkanal-fähigen Ausbau und das Angebot von Kabeltelefonie und Kabel-Internet (Triple Play) über das deutsche Kabelnetz frei machte.
Die Telekom selbst hat's halt nicht rückkanalfähig gemacht. Wozu auch, sie selbst braucht ja keine zwei Datennetze bis zum Endkunden.

Kurzum: Die Privatisierung hat sicher ihre Vorteile, und beim Telefonnetz bin ich (im Gegensatz zum Bahnnetz) jetzt auch nicht (mehr) der, der schreit, das muss unbedingt zurück in staatliche Hand. Gewisse staatliche Regularien (wie z.b. eine Breitband-VersorgungsPFLICHT ab einer gewissen Netzgröße) wären aber hilfreich.
Jedoch find ich's genauso blauäugig zu sagen, *alles* sei nur der Liberalisierung zu verdanken. Viel ist schlicht und ergreifend auch technischer Fortschritt. Dass es 1990 nur C-Netz gab, Telefone noch Impulswahl hatten und 1995 Handytelefonate sauteuer war - nun ich sags mal so: 1960 waren Fernseher auch sauteuer, obwohl es dort nie ein Herstellermonopol gab.

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Beitrag von Bayernlover »

Didy @ 20 May 2010, 22:57 hat geschrieben: Es gibt ja schließlich auch schon einen gescheiterten Mobilfunk-Netzbetreiber in Deutschland: Quam.
Nein, das stimmt nicht, Quam war im E-Plus-Netz mit drin. Am Ende haben sie aber ihren Kunden empfohlen, zu T-Mobile zu wechseln ;)

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Beitrag von Didy »

Bayernlover @ 20 May 2010, 23:04 hat geschrieben: Nein, das stimmt nicht, Quam war im E-Plus-Netz mit drin.
Sie hatten ein GSM-Roaming und wollten wohl das UMTS-Netz irgendwie gemeinsam aufbauen, genau weiß ich das nicht. Ob Quam schon ein eigenes Funknetz (angefangen) hatte weiß ich nicht, ein Backbone hatten sie in jedem Fall.

So wie ich das gerade (auch woanders) lese sind sie wohl v.A. an einem Marketing-Problem gescheitert. Zeigt aber trotzdem, dass es nicht so einfach ist.
Als Späteinsteiger brauchst du neben Frequenzen ja auch noch einen Partner für National Roaming (so wie VIAG das noch bis vor kurzem gemacht hat). Denn so schnell ist der Netzaufbau nicht, und ein Handy wo du erstmal nur in Bruchteilen vom Land empfang hast würd keiner kaufen.
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autolos
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Beitrag von autolos »

Didy @ 20 May 2010, 22:57 hat geschrieben: Jedoch find ich's genauso blauäugig zu sagen, *alles* sei nur der Liberalisierung zu verdanken. Viel ist schlicht und ergreifend auch technischer Fortschritt. Dass es 1990 nur C-Netz gab, Telefone noch Impulswahl hatten und 1995 Handytelefonate sauteuer war - nun ich sags mal so: 1960 waren Fernseher auch sauteuer, obwohl es dort nie ein Herstellermonopol gab.

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Aber der technische Fortschritt wird maßgeblich vom Wettbewerb getrieben. Es gibt nur wenige Idealisten, die aus Spaß an der Sache Dinge entwickeln, die tatsächlich einen Kundennutzen haben und zudem kostensenkend sind.
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Beitrag von Didy »

autolos @ 21 May 2010, 08:59 hat geschrieben:Aber der technische Fortschritt wird maßgeblich vom Wettbewerb getrieben. Es gibt nur wenige Idealisten, die aus Spaß an der Sache Dinge entwickeln, die tatsächlich einen Kundennutzen haben und zudem kostensenkend sind.
Sicher treibt der Wettbewerb da mit, aber eben nicht ausschließlich. Technischer Fortschritt kommt auch so - vielleicht etwas langsamer, ja. Aber Farbfernsehen, ISDN, GSM (Entwicklung, die Entscheidung für Wettbewerb fiel da erst als der Standard schon fast fertig war), ICE, Fallblatt-Zugzielanzeiger an Bahnhöfen, elektronische Stellwerke, das war alles noch zu Monopolzeiten.
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Beitrag von sonne »

Die Bilanzen wie schön Sie auch sein mögen, haben nur deswegen einen hohen Wert weil Sie zulasten der werktätigen bei der Bahn und der Lokführer geht. Die Privatbahnen sparen an den Gehaltszahlungen am Personal, ich kenne Leute die bei der Zittauer Eisenbahn arbeiten und wochenlang auf ihren wenigen Lohn warten müssen.

http://www.verkehrsrundschau.de/privatbahn...eik-913028.html
Demokratischer Sozialismus wie Dubcek ihn haben wollte.

http://www.youtube.com/watch?v=ddhm3qpe7sg
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Beitrag von Bayernlover »

sonne @ 21 May 2010, 14:40 hat geschrieben: Die Bilanzen wie schön Sie auch sein mögen, haben nur deswegen einen hohen Wert weil Sie zulasten der werktätigen bei der Bahn und der Lokführer geht. Die Privatbahnen sparen an den Gehaltszahlungen am Personal, ich kenne Leute die bei der Zittauer Eisenbahn arbeiten und wochenlang auf ihren wenigen Lohn warten müssen.

http://www.verkehrsrundschau.de/privatbahn...eik-913028.html
Du kennst sie ja sowieso alle...

Natürlich ist es nicht richtig, wie mit den Leuten umgegangen wird. Ein bindender Flächentarifvertrag sollte hier Abhilfe schaffen, Dein Gemecker und Gejammer tut es sicher nicht.
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Beitrag von sonne »

Bayernlover @ 21 May 2010, 14:46 hat geschrieben:
sonne @ 21 May 2010, 14:40 hat geschrieben: Die Bilanzen wie schön Sie auch sein mögen, haben nur deswegen einen hohen Wert weil Sie zulasten der werktätigen bei der Bahn und der Lokführer geht. Die Privatbahnen sparen an den Gehaltszahlungen am Personal, ich kenne Leute die bei der Zittauer Eisenbahn arbeiten und wochenlang auf ihren wenigen Lohn warten müssen.

http://www.verkehrsrundschau.de/privatbahn...eik-913028.html
Du kennst sie ja sowieso alle...

Natürlich ist es nicht richtig, wie mit den Leuten umgegangen wird. Ein bindender Flächentarifvertrag sollte hier Abhilfe schaffen, Dein Gemecker und Gejammer tut es sicher nicht.
Das ist kein Jammenr, wo jammere ich ??? Was sollen diese Mutmaßungen ???

Ich habe nur auf eine Fehlentwicklung hingewiesen und auf eine seriöse Informationsquelle wohingegen man sich neutral selbst ein Bild machen kann.

Es gibt aber keine Tarifverträge sonst hätten wir ja so einen schlamassel nicht.
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Beitrag von Eisenbahnniki »

sonne @ 21 May 2010, 14:54 hat geschrieben:
Das ist kein Jammenr, wo jammere ich ??? Was sollen diese Mutmaßungen ???
Du jamerst in Jedem Forum. In dem Forum Politik (das es Deutschland doch sooooo schlecht geht) und eben hier. :rolleyes:
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Beitrag von Bayernlover »

sonne @ 21 May 2010, 14:54 hat geschrieben: Das ist kein Jammenr, wo jammere ich ??? Was sollen diese Mutmaßungen ???
Du jammerst. In jedem Deiner Beiträge.
Ich habe nur auf eine Fehlentwicklung hingewiesen und auf eine seriöse Informationsquelle wohingegen man sich neutral selbst ein Bild machen kann.

Habe ich. Und ich finde es nicht in Ordnung, dass man es nicht schafft, branchenbezogene Tarifverträge abzuschließen.
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Beitrag von autolos »

Bayernlover @ 21 May 2010, 14:56 hat geschrieben: Habe ich. Und ich finde es nicht in Ordnung, dass man es nicht schafft, branchenbezogene Tarifverträge abzuschließen.
Wenn die Mitarbeiter aber nun mal keinen Branchentarifvertrag wollen, braucht man es als Außenstehender auch nicht zu bedauern. Sorge Dich doch nicht so sehr um die anderen, die viellecht selber wissen, was gut für sie ist.
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Beitrag von Autobahn »

@ Didy

Es war schon immer so, dass der Wettbewerb die technische Entwicklung beflügelt. In diesem Fall war es nicht der Wettbewerb unter den Mobilfunkanbietern, sondern der Wettbewerb unter den Handyherstellern. Und die Masse der produzierten und verkauften Geräte senkt letztendlich den Preis. Gleiches gilt natürlich auch für die Netztechnik.

Die richtigen Orte für Sendemasten zu finden, war nicht besonders schwierig, da man ja die Ausbreitung der Funkwellen kennt. Ebenso kennt man die Topografie und die Bebauung. Schwieriger war es, an den geeigneten Orten auch das Grundstück zu erwerben und eine Baugenehmigung zu bekommen oder von den Hauseigentümern die Genehmigung, auf dem Gebäude die Funkmasten zu errichten. Zu den Funkmasten gehören auch noch eine Reihe von Schaltschränken, Transformatoren etc. In der Anfangszeit errichtete jeder Betreiber seine eigenen Anlagen, daher stehen viele Masten dicht beieinander. Mittlerweile ist man aber dazu übergegangen, die Masten gemeinsam zu nutzen.
Jedoch find ich's genauso blauäugig zu sagen, *alles* sei nur der Liberalisierung zu verdanken. Viel ist schlicht und ergreifend auch technischer Fortschritt. Dass es 1990 nur C-Netz gab, Telefone noch Impulswahl hatten und 1995 Handytelefonate sauteuer war - nun ich sags mal so: 1960 waren Fernseher auch sauteuer, obwohl es dort nie ein Herstellermonopol gab.
Ohne die Liberalisierung hätte es sicher auch einen technischen Fortschritt gegeben, schließlich leben wir ja nicht auf einer von der Außenwelt abgeschnittenen Insel. Auf dem Telekommunikationssektor war die Bundespost aber eine Innovationsbremse. Dinge, die in anderen Ländern schon längst Standard waren, wurden hier lange bürokratisch verhindert.

Bei den Fernsehern gab es sicher kein Herstellermonopol, dafür aber ein Sendermonopol. Das wirkt auch als Innovationsbremse, denn für was soll ich z.B. eine Fernsteuerung entwickeln, wenn es nichts zum Umschalten gibt? Für was einen Sendersuchlauf, wenn ein Drehknopf zur Kanaleinstellung ausreicht?
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Beitrag von Autobahn »

sonne @ 21 May 2010, 14:40 hat geschrieben:Die Bilanzen wie schön Sie auch sein mögen, haben nur deswegen einen hohen Wert weil Sie zulasten der werktätigen bei der Bahn und der Lokführer geht. Die Privatbahnen sparen an den Gehaltszahlungen am Personal, ich kenne Leute die bei der Zittauer Eisenbahn arbeiten und wochenlang auf ihren wenigen Lohn warten müssen.
Jeder Mensch sollte monatlich eine Bilanz seiner Finanzen ziehen. Viele Menschen tun dies und nennen es Haushaltsbuch. Es ist nämlich äußerst dumm, wenn am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig ist :lol:

Ich halte Dich nicht für so blöd, als dass Du nicht wüsstest, dass für Unternehmen die Erstellung einer jährlichen Bilanz vorgeschrieben ist, für Aktiengesellschaften auch die Veröffentlichung.

Nur nutzt Du dies auch wieder für billige Polemik. Die Zittauer Eisenbahn ist eine museale Schmalspurbahn in der Rechtsform einer GmbH, die unter dem Namen Sächsisch - Oberlausitzer Eisenbahngesellschaft mbH firmiert und ein eigenes Tarifsystem hat und nach einem saisonalen Fahrplan fährt. Die Tatsache, dass die Tarife des ZVON anerkannt werden, bedeutet nicht, dass die Fahrkarten der Zittauer Eisenbahn (mit Ausnahme der Tageskarte) im übrigen ZVON-Gebiet anerkannt werden und sie Ausgleichszahlungen vom Verkehrsverbund bekommt. Sie ist auch nicht in das Auskunftssystem des ÖPNV eingebunden, denn für die Verbindung Zittau Bahnhof - Bertsdorf (Bahnhof) spuckt mir die Fahrplanauskunft nur einen Bus aus.

Sie ist schlicht und ergreifend eine privat betriebene Museumsbahn. Und wenn es da mal mit den Einnahmen klemmt, ist das übel für die Mitarbeiter. Wenn am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig bleibt, kannst Du Deine Putzfrau auch nicht bezahlen.
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Beitrag von Didy »

Autobahn @ 21 May 2010, 18:12 hat geschrieben:Es war schon immer so, dass der Wettbewerb die technische Entwicklung beflügelt. In diesem Fall war es nicht der Wettbewerb unter den Mobilfunkanbietern, sondern der Wettbewerb unter den Handyherstellern. Und die Masse der produzierten und verkauften Geräte senkt letztendlich den Preis. Gleiches gilt natürlich auch für die Netztechnik.
Keine Frage, der Wettbewerb beschleunigt es. Sag ich ja.
Aber die Entwicklung von C-Netz zu GSM mit dem Wettbewerb unter den Handyherstellern zu begründen find ich doch recht abenteuerlich... (Oder worauf bezogst du dich sonst?)
Und auch die produzierte Masse senkt den Preis, keine Frage, aber was hat das mit Wettbewerb zu tun? Auch ein Monopolist kann im Prinzip billiger produzieren je mehr er absetzt, das setzt keinen Wettbewerb voraus. Schließlich ist das Telefon in Monopolzeiten vom Luxusgut zur Selbstverständlichkeit geworden.
Autobahn @ 21 May 2010, 18:12 hat geschrieben:Die richtigen Orte für Sendemasten zu finden, war nicht besonders schwierig, da man ja die Ausbreitung der Funkwellen kennt. Ebenso kennt man die Topografie und die Bebauung. Schwieriger war es, an den geeigneten Orten auch das Grundstück zu erwerben und eine Baugenehmigung zu bekommen oder von den Hauseigentümern die Genehmigung, auf dem Gebäude die Funkmasten zu errichten.
Das gehört für mich alles dazu, und genau das ist eben die Schwierigkeit die ich meinte: Praktisch geeignete Orte in Form von hohen Gebäuden, wo man auch drauf darf, zu finden. Dass die Theorie bekannt ist, is klar :rolleyes:
Autobahn @ 21 May 2010, 18:12 hat geschrieben:Auf dem Telekommunikationssektor war die Bundespost aber eine Innovationsbremse.
Lange Zeit mag das mit dem Privatmodemverbot etc. durchaus so gewesen sein. Aber trotzdem hat sich einiges bewegt.
Autobahn @ 21 May 2010, 18:12 hat geschrieben:Bei den Fernsehern gab es sicher kein Herstellermonopol, dafür aber ein Sendermonopol. Das wirkt auch als Innovationsbremse, denn für was soll ich z.B. eine Fernsteuerung entwickeln, wenn es nichts zum Umschalten gibt?
Nun, anfangs war das sicher nicht nötig. Aber das ZDF gibts seit 1963, die Dritten wurden 1964-1969 eingeführt. Die erste Ultraschall-Fernbedienung kam 1971. Infrarot gabs damals noch nicht - und auch die fernbediente Frequenzumschaltung war mit der damaligen Technik noch nicht so easy wie heute. Ich behaupte mal, 1963 hing das tatsächlich eher noch an der technischen Möglichkeit. Und ggf. auch an den sozialen Rahmenbedingungen: Da hat man den Fernseher angemacht und eine Sendung geschaut, umgeschaltet oder gar gezappt wurde da eher noch nicht.
Autobahn @ 21 May 2010, 18:12 hat geschrieben:Für was einen Sendersuchlauf, wenn ein Drehknopf zur Kanaleinstellung ausreicht?
Ich kenne noch einen dieser Fernseher mit Ultraschall-Fernbedienung (hört man übrigens schön quietschen) - bei Gelegenheit schau ich mal ob ich an dem ne Jahreszahl find. Der hat für jeden der 9 oder 10 fernbedienbar anwählbaren Sender einen eigenen Drehknopf, das ging damals einfach noch nicht anders (oder wäre alternativ mit damaliger technologie Arschteuer gewesen, und damit meine ich nicht hundert Mark mehr). Dazu ist ein digital steuerbarer PLL-Empfänger nötig. Die mir bekannten Fernseher von Anfang der 1980er, die eine IR-Fernbedienung nach heutigen Standard hatten, hatten auch schon einen Sendersuchlauf.

Außerdem ist das Beispiel mit dem Sendersuchlauf im Zusammenhang mit Wettbewerb denkbar schlecht gewählt - denn einen Wettbewerb zwischen den Geräteherstellern gab es durchaus damals schon, wenn mans kann, wieso hätte man sich also nicht mit diesen technischen Federn schmücken sollen?


Ich sag nicht dass Wettbewerb was schlechtes ist oder so. Aber alles früher-noch-nicht-vorhandene dem fehlenden Wettbewerb zuschreiben, was in der Vergangenheit halt oft am Stand der Technik lag...
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Autobahn @ 20 May 2010, 20:25 hat geschrieben: Es ist aber blauäugig zu glauben, dass die Telekom ohne den Wettbewerbsdruck aus reiner Nächstenliebe Flatrates ausgespuckt hätte, auch nicht, wenn sie eine defizitäre Briefpost nicht mehr alimentieren muss.
Der Staat hätte in so einer Behörde natürlich die Marschrichtung vorgegeben und die Entscheidung über Flatrates wäre eine politische gewesen. Daß wir bei der Deutschen Telekom eine Situation haben, in der die Bundesrepublik als 30%-Aktionär (direkt und indirekt) gar keinen Einfluß nimmt, während der US-Finanzinvestor namens Blackstone mit einem Aktienpaket von 4,5% den Ton im Konzern angeben kann, ist eine für Aktiengesellschaft ungewöhnliche Konstellation. Auch bei der sehr ähnlichen Deutschen Bahn AG steht sowas zu befürchten. Daß irgendein Investor sehr geringe Anteile kauft, vielleicht gerade so eben meldepflichtig (ab 3%) und den Konzern quasi führen kann. Wenn man das schon macht, dann muß alles was mit Infrastruktur zu tun hat, vor dem Zugriff auf externe Investoren geschützt werden, und zwar direkt und indirekt. Auch das jetzige DB/DBML-Modell ist ja nur eine Hilfskrücke und keine glatte Lösung.
Das heute die Kabel(fernseh)netze auch Telefonie und Internet möglich machen, ist ein weiterer Schlag für die Telekom. Ursprünglich waren diese Netze nämlich ohne Rückkanal konzipiert und beim Verkauf wurde eine Einrichtung eines solchen Rückkanals gesetzlich verboten. Erst die Liberalisierung kippte mit einiger (technisch bedingter) Verspätung dieses Verbot.
Die Bundesrepublik Deutschland verfügt(e) über eines der dichtesten und leistungsfähigen Fernsehturmnetze der Welt. Das Kabelfersehen ist eine Erfindung aus Amerika und wurde dort in den 40er Jahren erstmals eingeführt, als relativ abgelegene Ortschaften große Antennen außerhalb aufbauen mußten, um die Bevölkerung mit dem damals neuen Medium Fernsehen zu versorgen. Über Kabel wurden die Signale in die Haushalte geleitet und am Grundprinzip hat sich bis heute nichts geändert, heute redet man von "Kopfstationen". Dort greift der Kabelnetzbetreiber das Signal mit riesigen Satellitenschüsseln ab und liefert es in die Haushalte. In einem Land, das ein so dichtes Antennennetz hat, war so etwas nie nötig. Es war nie etwas anderes als eine weitere Einnahmequelle für die Bundespost. Auch heute würde das Kabelfernsehen wahrscheinlich nur eine Ausnahmeerscheiung sein, wenn die Wohnungswirtschaft nicht immer wieder Mehrnutzerverträge, in denen die Bewirtschaftung der Hausverteilung ("Netzebene 4") enthalten ist, machen würde. Solange die Gerichte die "Zwangsverkabelung" nicht kippen, wird sich daran auch nichts ändern.

In den 80er und 90er Jahren kam zudem das Satellitenfernsehen auf. Eine restriktive Gesetzgebung macht es vor allem Mietern auch Wohnungseigentümern in Hausgemeinschaften sehr schwierig, die notwendigen Parabolantennen zu nutzen. Statt dessen darf, trotz gutem (T- und S-)Antennenempfang fürs Kabelfernsehen gelatzt werden. Ein solches im Grunde unnötiges Netz wäre von niemand anderem als der Behördenpost je aufgebaut worden.
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Beitrag von Bogestra »

sonne @ 18 May 2010, 13:39 hat geschrieben: Unsere Vorfahren haben sich dabei was gedacht, dass man u.a auch so einen Posten vergibt, da wird halt mehr auf Service und Sicherheit wert gelegt, auch wenn das euch Kapitalisten und den Journalisten als langeweiligen Job vorkommt, so wisst ihr eigentlich nicht die wahre Intention so einer wichtigen Aufgabe, da ihr nicht bei der Bahn arbeitet, könnt ihr das am wenigsten beurteilen.


Unsere Vorfahren hatten 1850 einfach keine besseren technologischen Mittel, einen Bahnübergang zu bedienen. Denen ist nichts besseres eingefallen als da jemanden hinzusetzen, der die Schranken hoch und runter macht, wenn der Zug kommt. Die kannten noch keine Spurplan-Drucktasten-Stellwerke mit Bahnübergangsbedienung der Deutschen Bundesbahn, die kannten nur vollmechanisch und komplett analog.

Wenn unsere Vorfahren damals so gedacht hätten wie Du heute, dann würde es heute in Deutschland keine Eisenbahn geben. Die Eisenbahn hat ab ca. 1850 das Postkutschegewerbe vollständig zerstört und hat dort mehr Leute arbeitslos gemacht, als sie (trotz Schrankenwärter Laumann) selbst auffangen konnte. Man hat sich damals für den technischen Fortschritt entschieden, die Eisenbahn ist eine 175jährige Fortschritts- und Technologiegeschichte. Und dazu gehört auch, daß immer weniger Personal nötig wurde. Ein Erfolg! Oder hättest Du lieber wieder Postkutschen und eine Fahrt von Bochum nach Dortmund dauert zehn Stunden statt zehn Minuten mit 45 Minuten Pause zum Pferdewechsel an der Stadtgrenze?
Ich bin sowieso dafür, dass man subventionierte Arbeitsplätze schafft als die Menschen in die Arbeitsämter zu schicken und mit H4 vegetieren zu lassen, oder Sie mit sinnlosen PC Kursen zu demütigen, vom EinEuroJob mal abgesehen.
Was sind Arbeitsgelegenheiten (so heißen die 1€-Jobs offiziell) anderes als subventionierte Arbeitsplätze?
Für mich ist jede Arbeit ein Akt der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben , dass man einer Tätigkeit nachgeht, die Verantwortung mit sich bringt und gutes Einkommen anstatt bis Mittags um 12 Uhr zu schlafen, wie das bei den meisten Arbeitslosen der Fall, ist, darin sind aber nicht die arbeitslosen sondern unser Staat schuld der zulässt dass Menschen in Armut und Arbeitslosigkeit bleiben.
Und den ganzen Tag in einem Häuschen zu sitzen, wo alle zwei Stunden ein Zug kommt und dann mit einer Kurbel die Schranke runterzukurbeln hälst Du für eine ausfüllende Arbeit? Für einen Lebensinhalt?
Es gibt viel mehr Möglichkeiten Menschen in Arbeit zu bringen, die Bahn war nur ein Beispiel, - aber davon habt ihr Studenten keine Ahnung, lebt sich leider mit dem Bafög und der heimlichen Unterstützung von Papi.
Also statt leistungsfähigem Verkehrsmittel eine riesengroße Arbeitsbeschaffungsmaßnahme? Wer in der freien Wirtschaft nichts kriegt, kommt zur Bundesbahn?
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Beitrag von BMI »

Bogestra @ 23 May 2010, 13:27 hat geschrieben: Und den ganzen Tag in einem Häuschen zu sitzen, wo alle zwei Stunden ein Zug kommt und dann mit einer Kurbel die Schranke runterzukurbeln hälst Du für eine ausfüllende Arbeit? Für einen Lebensinhalt?
Und ausserdem gabs schon damals für so einen "Job" eine sauschlechte Bezahlung - Stichwort "Eisenbahnerkühe"...
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Beitrag von autolos »

Didy @ 22 May 2010, 22:22 hat geschrieben: Auch ein Monopolist kann im Prinzip billiger produzieren je mehr er absetzt, das setzt keinen Wettbewerb voraus. Schließlich ist das Telefon in Monopolzeiten vom Luxusgut zur Selbstverständlichkeit geworden.
Er kann bzw. könnte, aber zum einen, warum sollte er und zum zweiten, je mehr Leute im Wettbewerb über eine Sache nachdenken, desto mehr Lösungen kommen zustande. Offenbar liegt hier ein Versagen des Schulsystems vor, das die einfachsten Grundprinzipien des Wettbewerbs in einem seit 60 Jahren marktwirtschaftlich organisierten Wirtschaftsraum den meisten vollkommen fremd sind.
Für die, die sich anmaßen über den Wert und Unwert anderer zu urteilen: Die Würde des Menschen ist unantastbar!
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Beitrag von Boris Merath »

BMI @ 24 May 2010, 17:12 hat geschrieben: Und ausserdem gabs schon damals für so einen "Job" eine sauschlechte Bezahlung - Stichwort "Eisenbahnerkühe"...
Siehe auch meine Signatur :-) Mal von den Arbeitsbedingungen mal ganz abgesehen, 18-Stundendienste mit alle 3 Wochen mal ein Tag frei u.ä. müssen da früher durchaus üblich gewesen sein. Nicht ohne Grund gab es damals auch die Möglichkeit dass erwachsene Familienmitglieder den Wärter zeitweise ablösen durften, allerdings nur bei der Regeltätigkeit, sobalt was besonderes war mussten sie ihn dann wieder wecken.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von Didy »

autolos @ 25 May 2010, 13:15 hat geschrieben:Offenbar liegt hier ein Versagen des Schulsystems vor, das die einfachsten Grundprinzipien des Wettbewerbs in einem seit 60 Jahren marktwirtschaftlich organisierten Wirtschaftsraum den meisten vollkommen fremd sind.
Wenn das eine Bemerkung über meinen Bildungsstand sein soll, müssen wir das bitte nochmal anderweitig klären! :huh:

Aber wie ich irgendwo weiter oben schon geschrieben hab: Mir ist klar was Wettbewerb macht und ich habe nirgens gesagt, dass ich ein Verfechter oder Befürworter von Monopolen bin.
Ich wollte nur klarstellen, dass die Sichtweise "bei der Bundespost gab es nur C-Netz und Mist-Telefone, dank Wettbewerb haben wir nun GSM und geniale Telefone" einfach auch zu guten Teilen Blödsinn ist, weil die Technik zum Ende der Monopolzeit einfach noch nicht weiter war, was sich gerade an GSM durch dessen *weltweite* neuspezifikation zu diesem Zeitpunkt auch recht einfach belegen lässt.
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autolos @ 25 May 2010, 13:15 hat geschrieben: Offenbar liegt hier ein Versagen des Schulsystems vor, das die einfachsten Grundprinzipien des Wettbewerbs in einem seit 60 Jahren marktwirtschaftlich organisierten Wirtschaftsraum den meisten vollkommen fremd sind.
Ähm - nein. Ich sehe das Problem in etwas anderem: Es gibt sehr viele marktwirtschaftliche Dogmas, die viele Leute für absolut richtig und unanzweifelbar halten. Und genau hier bin ich nicht bereit, da so pauschal mitzumachen, sondern mache mir meine eigenen Gedanken und komme auch zu anderen Schlüssen. Klar, momentan funktionierts halt auf eine bestimmte Art und Weise, aber das heißt doch nicht dass man daran nichts ändern kann.

Ich denke gerade das ist in der momentanen Krise eines der Hauptprobleme - dass das jetzige Wirtschaftssystem durch diese ganzen Dogmas zu starr ist um an die momentanen Bedürfnisse angepasst zu werden.
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Beitrag von autolos »

Boris Merath @ 26 May 2010, 02:20 hat geschrieben: Ähm - nein. Ich sehe das Problem in etwas anderem: Es gibt sehr viele marktwirtschaftliche Dogmas, die viele Leute für absolut richtig und unanzweifelbar halten. Und genau hier bin ich nicht bereit, da so pauschal mitzumachen, sondern mache mir meine eigenen Gedanken und komme auch zu anderen Schlüssen. Klar, momentan funktionierts halt auf eine bestimmte Art und Weise, aber das heißt doch nicht dass man daran nichts ändern kann.

Ich denke gerade das ist in der momentanen Krise eines der Hauptprobleme - dass das jetzige Wirtschaftssystem durch diese ganzen Dogmas zu starr ist um an die momentanen Bedürfnisse angepasst zu werden.
Der Angriff auf das Bildungssystem scheint nicht unberechtigt zu sein. Es sind im übrigen nicht marktwirtschaftliche Dogmen (!), die uns im Moment zu schaffen machen, sondern der in den letzten Jahrzehnten überall ausgedehnte Staatseinfluß. Wieso Beamte, Politiker und staatliche Angestellte besser wissen sollen, was gut für einen ist, erschließt sich mir nicht. In immer mehr Bereiche mischt sich die Politik ein, immer weniger Lebensbereiche sind frei gestaltbar. Eine Marktwirtschaft gibt es in Deutschland eigentlich schon nicht mehr wirklich. Zudem mag es sein, daß Du meinst, es ginge um Dogmen, aber in Wirklichkeit ist es die erwiesene Logik menschlichen Handelns. Der Mensch ist kein geborener Altruist, er strebt nach Vorteilen. Schlimm finde ich missionarisches Gutmenschentum von Leuten, die behaupten, sie wüßten was andere wollen und brauchen und auf diese Weise zur zunehmenden Entmündigung breiter Bevölkerungsschichten beitragen.
Für die, die sich anmaßen über den Wert und Unwert anderer zu urteilen: Die Würde des Menschen ist unantastbar!
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