Eine Minderheitsregierung ist tendenziell instabil. Dennoch kann sie funktionieren, wie Beispiele immer wieder zeigen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie eine ganze Legislaturperiode durchhält, ist aber eher gering.Boris Merath @ 18 Jun 2010, 01:02 hat geschrieben:Ich als ebenfalls politisch sehr interessierter Mensch (wieso muss man das eigentlich betonen? macht das aus der eigenen Aussage was besseres?) sehe ich das ganz anders.
Zuerst mal: Was für einen Sinn soll es haben direkt nach einer Wahl ne Neuwahl zu machen? Das ist doch Blödsinn. Die Bevölkerung hat gewählt, also müssen sich die Politiker gefälligst zusammenreißen und versuchen was konstruktives draus zu machen. Wenn sie das versucht haben und es wirklich nichts wird, DANN kann man Neuwahlen machen, dann ist auch genug passiert, was die Wahlentscheidungen beeinflussen kann.
Ich persönlich finde auch eine Minderheitsregierung nicht von sich aus schlecht. Klar, in einer Minderheitsregierung kann man sicherlich nicht so viel "abarbeiten" wie in einer Koalition mit Mehrheit, aber das muss auch nicht unbedingt schlecht sein. Eigentlich ist es doch die ureigene Aufgabe der Abgeordneten, SACHentscheidungen zu treffen, und das durch Mehrheitsabstimmungen. Von Koalitionen steht in der Verfassung jedenfalls nichts. Klar, da wird viel Verhandlungsarbeit gefordert sein, aber wenn die Abgeordneten sich wie erwachsene Leute und nicht wie Kindergartenkinder (in Richtung "Ich bin dafür, aber ich mag xy nicht, also muss ich dagegen stimmen) benehmen, dann kann das funktionieren. Vielleicht führt das ja auch dazu dass es wieder mehr um Inhalte und weniger um Kasperletheater geht.
Ich finde, einen Versuch ist das auf jeden Fall wert. Sollte es dann doch schieflaufen - ja und? Dann kann man immer noch Neuwahlen machen, wo ist das Problem?
Irgendein Land wird sich jedenfalls an dieses Experiment mal rantrauen müssen, schließlich werden wir diese Situation künftig wohl öfter haben, und ich bin jedenfalls schon mal ziemlich gespannt wie das läuft.
Der Kommentator bei RTL Aktuell meinte gestern, dass Frau Kraft bereits für ihren Haushalt keine Mehrheit bekommen wird und es dann zu Neuwahlen kommen wird. Immerhin braucht sie bei jeder Abstimmung mindestens 1 Stimme aus dem gegnerischen Lager. Schauen wir mal, ob es wirklich so kommen wird.
Ja. Ab dem 4. Wahlgang reicht die einfache Mehrheit. Da die Linkspartei sich wahrscheinlich enthalten wird, aber keinesfalls Herrn Rüttgers wählen wird, sollte es für Frau Kraft im 4. Wahlgang locker reichen, da SPD und Grüne deutlich mehr Abgeordnete haben als CDU und FDP zusammen.Boris Merath @ 18 Jun 2010, 01:02 hat geschrieben:Ja und? Wo ist das Problem? Irgendwer ist jedenfalls hinterher Ministerpräsident, und zwar demokratisch gewählter.