50 bis 70 Grad im ICE

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Taschenschieber

Beitrag von Taschenschieber »

Bayernlover @ 19 Jul 2010, 15:20 hat geschrieben: Doch, darum ging es dauernd, es ging sogar soweit, dass die Menschheit ihre kompletten Gewohnheiten umstellen muss.
Es ging in der Presse natürlich um die Aschewolke. Aber es wurde nie die Untauglichkeit des Systems Flugzeugs konstatiert oder Bashing betrieben - die Wolke war halt ein notwendiges Übel. Niemand tat öffentlich laut schreiend seine Meinung kund, dass er wegen dieser Demonstration der Unzuverlässigkeit in Zukunft nur noch Bahn fahren würde.
Doch, ist es, da es genug Klimaanlagen gibt, die auch bei 40 Grad noch funktionieren. In wessen Haus das Problem entstanden ist, sei mal dahingestellt.
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Beitrag von Bayernlover »

Taschenschieber @ 19 Jul 2010, 15:34 hat geschrieben: Niemand tat öffentlich laut schreiend seine Meinung kund, dass er wegen dieser Demonstration der Unzuverlässigkeit in Zukunft nur noch Bahn fahren würde.
Nein, aber es wurde ganz lautstark darüber diskutiert, wie man in Zukunft weniger Abhängigkeit vom Flugzeug erreichen könnte. Was sollte man da auch groß bashen? Der Vulkan ist nicht wegen eines geplanten Börsenganges oder aufgrund unglaublich drastischer Sparmaßnahmen ausgebrochen...
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Beitrag von Taschenschieber »

Bayernlover @ 19 Jul 2010, 15:39 hat geschrieben: Jap - und der liefert das, was man bestellt. Kann mir auch keiner erzählen, dass das keiner gewusst hat, dass die Dinger bei den Temperaturen teilweise den Geist aufgeben.
Und schon beißt sich die Katze in den Schwanz. NATÜRLICH hat jede Klimaanlage ihre Belastungsgrenze! Die einzige Frage, über die man letzten Endes debattieren kann, ist, wo man diese ziehen soll.

Und da spielen auch so unwichtige und irrelevante Faktoren wie Gewicht oder Ausmaße der Technik, wie auch Energieverbrauch et cetera rein. Das Stichwort lautet auch hier "Verhältnismäßigkeit".

Und um den Thread um noch eine Debatte zu erweitern:
Der von der Zeit interviewte Berliner Professor (der Link wurde hier schon mehrfach genannt) meinte doch, ein Ausfall der Klimaanlage im ganzen Zug sei quasi nur bei Ausfall der Zugsammelschiene möglich - das hieße im Umkehrschluss, dass a) die Klimaanlagen an sich unproblematisch sind und dass B) auch die erwähnte 32°C-Norm unschuldig ist... Gibt es da schon Untersuchungsergebnisse? Ansonsten sollte man sich mit Gemeckere über die angebliche Unterdimensionierung etwas zurückhalten.
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Beitrag von Ilja »

Dann lies aber auch mal ein paar Beiträge weiter vorne was in der UIC-Norm steht, an die man sich beim Bau der die ICE2-Anlagen gehalten haben will:
Die UIC553 schreibt vor, dass die Klimaanlage bei einer Außentemperatur von 32 Grad die Wagen auf 26,5 Grad herunterkühlen muss. Bei höheren Außentemperaturen wird es auch im Wagen wärmer. Bei über 45 Grad Außentemperatur kann es zu Abschaltungen der Klimaanlage kommen.
Da es letzte Woche keine 45° hatte müssen ja wohl Bedien- oder Konstruktions- oder Wartungsfehler für die Ausfälle verantwortlich sein...
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mapic
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Beitrag von mapic »

Ilja @ 19 Jul 2010, 16:05 hat geschrieben: Da es letzte Woche keine 45° hatte müssen ja wohl Bedien- oder Konstruktions- oder Wartungsfehler für die Ausfälle verantwortlich sein...
Das kommt drauf an. Die hinteren Wagen bekommen unter Umständen die ganze Klima-Abwärme der vorderen ab, dazu kommt die nicht unerhebliche Sonneneinstrahlung, und dann können das bestimmt auch ganz schnell 45° rund um den Wagen werden denke ich mal. :unsure:
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Beitrag von DumbShitAward »

Richtig... nur weil es im Schatten keine 45° hat, heißt es nicht, dass es bei den relevanten Teilen der Klimaanlage nicht deutlich heißer ist.
Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB

Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
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Beitrag von Bayernlover »

DumbShitAward @ 19 Jul 2010, 17:22 hat geschrieben: Richtig... nur weil es im Schatten keine 45° hat, heißt es nicht, dass es bei den relevanten Teilen der Klimaanlage nicht deutlich heißer ist.
Die Frage ist halt, was die mit der Angabe gemeint haben^^
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Beitrag von DumbShitAward »

Meistens ist bei solchen Geräten wohl die Ansauglufttemperatur gemeint...
Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB

Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
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Beitrag von Ilja »

Der genaue Wortlaut der Norm liegt mir leider nicht vollständig vor, sonst könnte man da etwas mehr Aufklärung betreiben.
Bei dem Zitat handelte es sich ja um die Zusammenfassung eines Journalisten.


Ich habe aber noch etwas gefunden. Aus einer Studie der DB Systemtechnik in München von 2002.
Es geht darum die Empfehlungen der Norm anstatt mit aufwändigen Tests in Klimakammern auch mittels Strömungssimulation überprüfen zu können. Ein Schelm wer Böses dabei denkt ;)


Vorwort:

Standards und Regelungen wie die UIC 533 oder die neue EN 13129 beschreiben den thermischen Komfort für Passagiere in Fahrzeugen der Bahn. Sie legen nicht die Kühl- oder Heizenergie oder den Entwurf der Anlagen direkt fest; sie setzen die gerade noch annehmbaren Begrenzungen für die verschiedenen Komfortparameter fest, d.h. was die Passagiere "empfinden".
Diese Parameter müssen einschließlich ihre Interaktionen untereinander im Detail überprüft werden. Zusätzlich zu den klassischen Funktionen (Heizung, Abkühlung, Lüftung, Trocknung), müssen Klimaanlagen auf zusätzlichen Funktionen wie Gewährleistung des Druckkomforts im Hochgeschwindigkeitbereich oder dem Abkühlen der entscheidenden elektrischen Bestandteile geprüft werden.
Mit diesen Anforderungen erhöht sich die Komplexität, wohingegen die Wirtschaftslage die Hersteller zwingt, Kosten und Zeit auf auf dem Markt zu verringern, was weniger Zeit für Prüfung und Optimierung bedeutet. Dieses hat zu verschiedene Probleme im Betrieb und während der letzten Funktionsprüfungen in der Klimakammer vor der Auslieferung auf die Schiene geführt.

Für ein angenehmes und gesundes Umgebungsklima für Passagiere muss es jedoch möglich sein, verschiedene Konzepte zu prüfen und verschiedene Parameter zu unterscheiden, um die Leistung und die Wirksamkeit der Klimaanlagenanlagen festzusetzen, bevor das Konzept festgelegt und der Entwurf eingefroren wird. Danach sind Änderungen sehr teuer oder sogar unmöglich und lassen nur Raum für Justagen und nicht für Verbesserungen oder die Optimierung des Systems.

Für den thermischen Komfort der Passagiere in modernen Zügen sind thermodynamische Parametern wie Druck, Temperatur und relative Luftfeuchtigkeit wichtig, aber auch technische Eigenschaften wie Position, Geschwindigkeit und Richtung der Luft, die an die Einheit geliefert wird, dürfen nicht vernachlässigt werden. Indem man Strömungssimulationen (CFD) an der Simulation des Innenluftstroms beteiligt, kann die Testzeit und Rentabilität signifikant verbessert werden. In einer frühen Entwicklungsphase, in der Änderungen von Entwurf und Konzept mit niedrigem, zusätzlichem Aufwand noch möglich sind, kann die Klimaanlage auf effektive Kosten und Entwicklungszeit hin sehr optimiert werden. Indem man so die Notwendigkeiten der Norm übersteigt, wird den Anforderungen der Passagiere genauer und leichter entsprochen. Nach Zulassung der Methode und des numerischen Modells durch vollständige Berechnungen, wird ein leistungsfähiges und stichhaltiges Werkzeug für Parameterveränderungen und den Entwurf und Aufbau der Klimaanlagen erreicht. Der Innenluftstrom im 1. Klasse Abteil eines regionalen Zugs wurde numerisch simuliert. Thermodynamische und aerodynamische Parameter wurden in einem kompletten Testzug für die Zulassung gemessen.
Die Resultate zeigen die Fähigkeit von CFD, Parameterveränderungen und die Vorhersage des thermischen Komforts zu simulieren. Vorteile und Beeinträchtigungen und die Begrenzung der Anwendung von CFD sind ausgearbeitet worden.




Außerdem eine kurze Zusammenfassung der Empfehlungen der UIC 553:


- Auslegung der Anlagen für eine Lufttemperatur von 32 °C und 40 Prozent relative Feuchte

- Maximale Innentemperatur von 26° darf nicht regelmäßig überschritten werden

- Bei mehr als 36° Lufttemperatur sollte mindestens 90% der Anlagenleistung noch vorhanden sein und die Innentemperatur
mindestens 6 Kelvin unter der Außenlufttemperatur liegen

- Bei Lufttemperaturen über 45° ist bei dieser Auslegung der Anlagen mit Ausfällen zu rechen



Wickie sagt: Als Lufttemperatur wird jene Temperatur der bodennahen Atmosphäre bezeichnet, die weder von Sonnenstrahlung noch von Bodenwärme oder Wärmeleitung beeinflusst ist. Ich denke die ist hier gemeint.

Bei den Anlagen des ICE 3 war ja neben der zu kleinen Dimensionierung das Problem, dass die Abluftöffnungen zu nah an den Zuluftöffnungen platziert waren. Das dann die Anlage 45° warme Luft ansaugt ist logisch, aber mit Sicherheit nicht der Fall, den man sich in der Norm vorstellt.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Bis 32° volle Kühlleistung bedeutet übrigends NICHT dass die Klimaanlage über 32° ausfällt. Dass die Klimaanlage es irgendwann nicht mehr schafft die Temperatur auf einem festen Wert zu halten sollte ja wohl klar sein.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Roadie
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Beitrag von Roadie »

Interessante Video-Beiträge sind auch auf den Seiten des WDR zu finden:

Hightech am Ende: http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/...stunde-bahn.xml
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Immer mehr Bahnmängel: http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/...ahn-maengel.xml
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
50 Grad und mehr: http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/...lage-kaputt.xml
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Mieses Klima: http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/...klimaanlage.xml
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Auch die ARD informierte:

Klimaanlagen nur bis 32 Grad: http://www.tagesschau.de/multimedia/video/...itrag60258.html
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Nach Ausfall von Klima-Anlagen wächst der Druck auf die DB: http://www.tagesschau.de/multimedia/video/...itrag59974.html
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Bahn rätselt über Gründe für Sauna-Temperaturen: http://www.tagesschau.de/inland/bahn1212.html (zum Video weiter nach unten scrollen)

Darin:

>>Zitat von Dr. Grube: "ICE 2 ist für ein Spektrum von Minus 20 auf Plus 32 Grad ausgelegt"

>>anschließend Zitat von U. Homburg (Vorstand Personenverkehr): "...Das heißt übrigensnicht,dass die Klima-Anlage über 32° ausfällt, dass bedeutet nur, dass wenn die Ausßentemperatur höher ist (als 32°), der Wert von 24° im Innenraum nicht mehrgehalten wird, sondern die Innenraum-Temperatur, denn fast im linearen Zusammenhang (mit der Außentemperatur) etwas höher ist. Warum diese Klimaanlagen ausfallen, das ist für uns nach wie vor noch nicht geklärt..."
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Interview mit Dr. Rüdiger Grube: http://www.tagesschau.de/multimedia/audio/...audio55750.html
-----------------------------------------------------------------------------------------------------


Grüße,
Chris.
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Bogestra
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Beitrag von Bogestra »

Boris Merath @ 20 Jul 2010, 01:20 hat geschrieben: Bis 32° volle Kühlleistung bedeutet übrigends NICHT dass die Klimaanlage über 32° ausfällt. Dass die Klimaanlage es irgendwann nicht mehr schafft die Temperatur auf einem festen Wert zu halten sollte ja wohl klar sein.
Das ist mittlerweile verstanden worden. Aber es bedeutet, daß die Innentemperatur immer noch sechs Grad niedriger sein soll als die Außentemperatur. Macht bei 39°C Außen immer noch 33°C innen und Frischluftzufuhr.

Eine Stunde nachdem der ICE in Bielefeld zum Halten gekommen ist, hat die Feuerwehr gemessen und 70°C festgestellt. Hat der Vater eines kollabierten Mädchens bei Illner gesagt. Also waren offensichtlich sowohl Klimaanlage als auch Frischluftzufuhr nicht in Ordnung. Und bei solchen Außentemperaturen (einen lieben Gruß nach Bonn) ist eine Klimaanlage eben doch sicherheitsrelevant.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Bogestra @ 20 Jul 2010, 11:53 hat geschrieben: Eine Stunde nachdem der ICE in Bielefeld zum Halten gekommen ist, hat die Feuerwehr gemessen und 70°C festgestellt. Hat der Vater eines kollabierten Mädchens bei Illner gesagt. Also waren offensichtlich sowohl Klimaanlage als auch Frischluftzufuhr nicht in Ordnung.
Das ist inzwischen ja auch von Seiten der DB bestätigt worden - womit dieses Ereignis dann doch wieder ein Einzelfall war. Die Presse vermischt momentan aber den Totalausfall (auch der Lüftung) mit den "normalen" Klimaanlagenproblemen, und behauptet, dass ab 32˚ Außentemperatur in jedem ICE solche Verhältnisse herrschen wie in dem in Bielefeld evakuierten Zug. Das stimmt so aber nunmal nicht.
Weder ist die Klimaanlage dermaßen schwach dimensioniert (wenn auch offenbar nicht ausreichend genug), noch führt jede Reduzierung der Kühlleistung sofort zu katastrophenähnlichen Zuständen.

Konkret bedeutet das aber auch, dass das Personal des betreffenden Zuges eben nicht wissen konnte, dass neben dem (häufigen) Ausfall der Klimatisierung auch der (seltenen) Ausfall der Belüftung vorlag, und damit die Situation deutlich kritischer war als normal.
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Beitrag von TramPolin »

Airdinger
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Beitrag von Airdinger »

Ein zwar länglicher, aber doch unterhaltsamer Kommentar von Horst von Buttlar bei wissen.de

Deutsche Bahn und deutscher Wahn
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Beitrag von pippo946 »

Airdinger @ 20 Jul 2010, 18:20 hat geschrieben: Ein zwar länglicher, aber doch unterhaltsamer Kommentar von Horst von Buttlar bei wissen.de

Deutsche Bahn und deutscher Wahn
ein meiner Meinung nach sehr treffender Kommentar!!
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Teef
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Beitrag von Teef »

Eben wurden bei Frontal 21 Interviews mit anonymisierten Beschäftigten in ICE-Betriebswerken gezeigt - die Zustände und der Druck von oben sind demnach katastrophal. Die Bahn weiß, dass die Züge zu kurz für mehr als provisorische Problemlösungen in den Betriebswerken stehen.
Sofern nämlich die Bahn Kenntnis darüber hat, dass eine prominente Person mit einem bestimmten Zug fahren wird, wird dieser Zug besonders gründlich gereinigt und eine rgesonderten Inspektion unterzogen.
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Beitrag von pippo946 »

Teef @ 20 Jul 2010, 21:27 hat geschrieben:
Sofern nämlich die Bahn Kenntnis darüber hat, dass eine prominente Person mit einem bestimmten Zug fahren wird, wird dieser Zug besonders gründlich gereinigt und eine rgesonderten Inspektion unterzogen.
das können dann aber nur wenige "Promis" pro Jahr sein, denn anders wäre das ein viel zu großer, kaum zu vertretender Aufwand. Oder glaubt ihr, daß man das hinterste Klo in der 2.Klasse dann anders putzt als vorn in der 1.Klasse, wo der Ramsauer Beda und ein paar Reporter mitfahren?
Hab Frontal21 eben auch gesehen und kann wirklich sagen: Alle Pseudo-Probleme werden dort zu Riesenskandalen aufgebauscht. Alle Themen der Sendung. Dafür soll man GEZ-Gebühren zahlen. Sollte. *hüstel*
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Boris Merath @ 20 Jul 2010, 12:56 hat geschrieben:Das ist inzwischen ja auch von Seiten der DB bestätigt worden - womit dieses Ereignis dann doch wieder ein Einzelfall war.
Als Einzelfall kann man es allenfalls sehen, wenn man die Folgen im Einzelnen betrachtet (44 Personen wurden ärztlich behandelt, davon 9 stationär). Ich darf daran erinnern, das zuvor breits zwei Züge mit defekter Klimaanlage in Hannover gestrandet sind.

Unberücksichtigt bleibt auch, dass an vielen Stellen die Netztechnik wegen der Hitze ihren Geist aufgegeben hat (Ich mache mir jetzt nicht die Mühe, die Links heraus zu suchen).

Von Insidern hörte ich, dass ein privat beschaffter Ventilator Teile der Stellwerkstechnik (Zugmeldeanlage) kühlen muss, um einen Ausfall zu verhindern.
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Beitrag von Lukas97 »

Weis den jemand warum die Klimaanlage in denn ICE`s ausfält?
Taschenschieber

Beitrag von Taschenschieber »

Lukas97 @ 20 Jul 2010, 23:16 hat geschrieben: Weis den jemand warum die Klimaanlage in denn ICE`s ausfält?
Nö. Mögliche Ursachen wären simple Überlastung (der Standardfall), ein technischer Defekt der Klimaanlage (wie auch immer der aussehen könnte), ein Ausfall der zentralen Stromversorgung (Zugsammelschiene, m. E. das logischste in diesem Fall) und so weiter...

Die Untersuchung wird's zeigen - auch wenn manche hier ganz genau zu wissen scheinen, was los war.

Gruß,
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Beitrag von Michi Greger »

Kaputt zwecks wegen weil defekt.
Achtung! Entladezeit länger als 1 Minute!
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Beitrag von Taschenschieber »

Michi Greger @ 20 Jul 2010, 23:26 hat geschrieben: Kaputt zwecks wegen weil defekt.
So kann man's natürlich auch formulieren :P
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Lukas97 @ 20 Jul 2010, 23:16 hat geschrieben:Weis den jemand warum die Klimaanlage in denn ICE`s ausfält?
Ich bin kein Klimaanlageningenieur/-techniker/-mechatroniker und was es das sonst noch gibt. Ich weiß zum Thema genau so viel, wie die DB AG nach ihren eigenen Aussagen.

Ich weiß aber, dass es den Betroffenen wirklich sch... ging und sich solche Situationen nicht wiederholen dürfen. Morgen müssen wir noch durchhalten, dann wird es wieder richtig kalt. Nur noch 24 - 27 Grad? Ein wirkliches Aufatmen geht durch den Bahnvorstand. Aber bald kommt das Herstlaub und dann der Winter.

Alle reden vom Wetter, wir nicht! (Werbespruch der Bundesbahn in den späten 1960er Jahren)

Wer Sarkasmus erkennt, darf sich ein Eis kaufen. Das kühlt ungemein. Warmes Wasser hingegen bewirkt das Gegenteil.
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Beitrag von Taschenschieber »

Autobahn @ 20 Jul 2010, 23:38 hat geschrieben: Ich weiß aber, dass es den Betroffenen wirklich sch... ging und sich solche Situationen nicht wiederholen dürfen.
Können vor Lachen.

(Ich weise übrigens erneut darauf hin, dass die reihenweise Dehydrierung von Fahrgästen mit folgendem Notarzteinsatz ein Einzelfall ist, der weder in der Vergangenheit gehäuft vorkam noch - da lege ich mich gerne fest - sich in der nahen Zukunft häufen wird. Passende Sofortmaßnahmen wurden seitens der DB AG bereits durchgeführt.)

Und ja - den Sarkasmus habe ich erkannt.

Gruß,
Stephan
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Beitrag von Boris Merath »

Autobahn @ 20 Jul 2010, 23:06 hat geschrieben: Als Einzelfall kann man es allenfalls sehen, wenn man die Folgen im Einzelnen betrachtet (44 Personen wurden ärztlich behandelt, davon 9 stationär). Ich darf daran erinnern, das zuvor breits zwei Züge mit defekter Klimaanlage in Hannover gestrandet sind.
Und auch Du versuchst den Anschein zu erwecken, wie wenn die große Menge ohnmächtiger Fahrgäste in letzter Zeit dauernd aufgetreten wäre.

Also nochmal für Dich zum mitschreiben:
Die Totalausfälle waren im Gegensatz zu den Teilausfällen Einzelfälle. Bei einem Zug (dem in Bielefeld ist der Totalausfall gesichert, bei zwei anderen wäre es denkbar. Den Anschein zu erwecken dass jede einzelne Klimaanlagenstörung so schlimm war wie die in Bielefeld trifft es aber soweit ich das bisher überblicke ziemlich sicher nicht.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Taschenschieber @ 20 Jul 2010, 23:42 hat geschrieben:Passende Sofortmaßnahmen wurden seitens der DB AG bereits durchgeführt.
Das ist definitiv falsch. Wenn Sofortmaßnahmen eigeleitet worden wären, hätte

1. der Zug an einem passenden Bahnhof außerplanmäßig gestoppt werden müssen (dafür standen vier zur Auswahl)
2. mindestens in Bielefeld bereits bei Ankunft des Zuges ausreichend Rettungskräfte zur Verfügung gestanden.

Beides ist nicht erfolgt. Erst die ersten (von der Lehrerin) am "Tatort" angeforderten Einsatzkräfte lösten den Großalarm aus. Und genau darum ermittelt die Staatsanwaltschaft, zu Recht.

Das ist nun mal eine (aus der Informationslage begründete) juristische Bewertung. Und ich freue mich, dass die Staatsanwaltschaft in gleicher Weise wie ich den Anfangsverdacht bewertet.
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Beitrag von Moskau »

Autobahn @ 21 Jul 2010, 00:45 hat geschrieben: Das ist definitiv falsch. Wenn Sofortmaßnahmen eigeleitet worden wären, hätte

1. der Zug an einem passenden Bahnhof außerplanmäßig gestoppt werden müssen (dafür standen vier zur Auswahl)
2. mindestens in Bielefeld bereits bei Ankunft des Zuges ausreichend Rettungskräfte zur Verfügung gestanden.

Beides ist nicht erfolgt. Erst die ersten (von der Lehrerin) am "Tatort" angeforderten Einsatzkräfte lösten den Großalarm aus. Und genau darum ermittelt die Staatsanwaltschaft, zu Recht.

Das ist nun mal eine (aus der Informationslage begründete) juristische Bewertung. Und ich freue mich, dass die Staatsanwaltschaft in gleicher Weise wie ich den Anfangsverdacht bewertet.
Leider ist die Deutsche Bahn für manche hier eine heilige Kuh und jegliche Kritik ist sogleich "Bahn-Bashing".
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Teef
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Beitrag von Teef »

Ich habe für heute bewusst einen ICE 1 gebucht. Ich hoffe, es geht gut.
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Beitrag von Airdinger »

Lukas97 @ 20 Jul 2010, 23:16 hat geschrieben: Weis den jemand warum die Klimaanlage in denn ICE`s ausfält?
Klimaanlagen können (theoretisch) auch ausfallen (bzw. sich abschalten) ohne im klassischen Sinne defekt zu sein.

Sie können bei extremer Beanspruchung so stark vereisen, dass keine Luft mehr durch den Wärmetauscher strömen kann, da hilft dann auch das beste Gebläse nicht mehr. Für solche Fälle besitzen hochwertige Klimaanlagen eine Selbstdiagnose und eine Selbstabschaltung. Einige wenige Klimaanlagen können auch auf Heizbetrieb umschalten um so das Eis abzuschmelzen, welches den Luftstrom blockiert... dann könnte das System nach 15 bis 30 Minuten wieder "online" gehen.

Das wurde im Thread auch schon mehrfach angesprochen. Wie das bei den Klimaanlagen in ICEs technisch gelöst ist, das entzieht sich meiner Kenntnis... die öffentlich diskutierten "Indizien" sprechen für Notabschaltung und blockierten Luftstrom (den Wahrheitsgehalt der "Indizien" kann bislang niemand verifizieren).

Die Bedingungen waren bei den betroffenen Zügen jedenfalls extrem, da die Kühlkompressoren aufgrund der hohen Aussentemperatur sicher mit Maximallast gelaufen sind... dadurch wird der Wärmetauscher innen extrem weit heruntergekühlt. Andererseits waren die Züge extrem vollgepfercht mit stark schwitzenden Menschen, welche die Luftfeuchtigkeit dank Atmung und Transpiration sicherlich locker auf 80% bis 90% hochgetrieben haben (das passiert in einem mit nur einer Person besetzten Auto eher selten).

Aufgrund der hohen Aussentemperatur, wird vermutlich nicht nur trockene Aussenluft angesaugt, abgekühlt und ins Wageninnere befördert, sondern es wird sicherlich ein gewisser Anteil "kühlerer" (aber hier sehr feuchter) Luft aus dem Wagen (sog. Umluft) mit über den Wärmetauscher geführt.

Was macht diese feuchte warme Luft nun, wenn Sie an einem extrem kalten Wäremtauscher vorbeiströmt?
Durch die Abkühlung kann die Luft (absolut gesehen) nicht mehr so viel Feuchtigkeit speichern wie vorher. Das Wasser kondensiert bzw. friert am Wärmetauscher fest und verstopft dadurch in kürzester Zeit den Luftkanal. (Das ist auch der Grund, warum man Gefrierschränke und Gefriertruhen immer mal wieder abtauen muß... und zwar um so häufiger je öfter sie geöffnet werden und je öfter dadurch feuchte Aussenluft ins System kommt).

Ich könnte mir vorstellen, dass das ziemlich schnell geht, wenn an einem Haltepunkt hunderte zusätzliche schwitzende Fahrgäste in die Wagen steigen.

Vermutlich kann man die Anlagen auch so umkonfigurieren, dass sie weniger Komfort liefern (geringere Temperaturdifferenz zur Aussentemperatur) und dafür aber durchlaufen ohne wegen Vereisung abzuschalten.

Die Selbstabschaltung ist aber (bei vereisten Anlagen mit blockiertem Luftstrom) auf jedenfall notwendig, da das System sonst so heiß werden würde, dass Kompressor und/oder Lüfter im ungünstigsten Fall evtl. sogar so überhitzen, dass sie durchbrennen.

Was ich eigentlich erwarten würde ist aber ein Bypass-System, welches über separate Luftkanäle alternativ auch ungekühlte Aussenluft in die Wagen befördern kann. Gibt es sowas im ICE(1/2/3)?
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