Autobahn @ 17 Jan 2011, 19:28 hat geschrieben: Da stellt sich wieder die Frage: „Was war zuerst da? Die Henne oder das Ei?“
Warum? Seit wann geht es darum?
Natürlich hat man Autobahnen gebaut. Weil die Leute wie wild die Autos gekauft haben, brauchte man Straßen. Warum haben die Leute sich Autos gekauft? Weil sie eins haben wollten.
Nein, weil das Auto plötzlich als Massenprodukt hergestellt werden konnte und damit für den kleinen Mann erschwinglich war. Daraufhin hat man die Autos auf den Markt geworfen und die Leute haben sie gekauft. Ganz logischer Zusammenhang zwischen Angebot und Nachfrage.
Im Übrigen hat Hitler den Autobahnbau aus kriegstaktischen Gründen vorangetrieben, so konnte er nämlich seine Panzer und andere militärische Fahrzeuge schneller von der einen Seite zur anderen karren - das war der Grund, und nicht der gute Wille.
Durch den Krieg wurde der Autobahnbau unterbrochen und im Westen ab Mitte der 1950er Jahre fortgesetzt. In der DDR wurde dies aus ideologischen Gründen unterlassen, aber selbst dort waren die Menschen verrückt nach Autos und quälten sich über schlecht ausgebaute Fernstraßen.
In der DDR hatte man aufgrund des grandiosen Wirtschaftssystems einfach keine Kohle für Autobahnen - zumindest nicht für das, was wir unter Autobahn verstehen. Wenn man Geld gehabt hätte, wäre man in der DDR der gleichen Linie wie im Westen gefolgt, aber das hatte man nicht. Und verrückt waren die Leute nicht, nur war der ÖPNV auch nicht besser ausgebaut, bis auf ein paar Ausnahmen.
Während in der DDR jede auch noch so unbeutende Nebenstrecke bei der Bahn weiter befahren wurde, hatte die steigende Motorisierung im Westen dazu geführt, dass viele Nebenstrecken leider stillgelegt wurden.
Ja, das war politisch so gewollt und in diese Richtung gelenkt. Heutzutage kann man wunderbar das Erbe dieser Art von Politik bestaunen, siehe Städte wie Ludwigshafen oder auch Stadtautobahnen bei Dir um die Ecke - hässlich wie die Sau, aber man musste ja damals autogerecht sein. Das soll jetzt kein Öko-Gejammer sein, auch ich fahre gern mit dem Auto, wenn es was nutzt, aber bei entsprechender Politik wäre der Wunsch nach dem Auto gar nicht vorhanden, zumindest weniger stark.
Es ist also beileibe nicht so, dass erst der Straßenbau und die Einstellung von öffentlichem Verkehr die Menschen dazu bewogen hat, sich ein Auto zu kaufen.
Oh doch, genau so war es, siehe oben.
Heute stehen wir vor dem Problem, dass durch eine gewachsene Bevölkerungszahl auch die Zahl der Kraftfahrzeuge gestiegen ist und durch fehlende Eisenbahinfrastruktur viele Menschen gar keine Alternative haben, als mit dem Auto zu fahren
Es ist aber auch bei der vorhandenen Infrastruktur noch eine Menge Luft nach oben.
Es stellt sich auch die Frage, wie der öffentliche Verkehr dimensioniert sein müsste, um jeden Bürger zu seinem Ziel bringen zu können. Unter der theoretischen Annahme, es wäre niemals ein Kraftfahrzeug erfunden worden, hätte der Staat naturgemäß in eine Infrastruktur für öffentliche schienengebunde Verkehrsmittel investieren müssen. Diese müsste dann aber ebenso engmaschig sein, wie das heutige Straßennetz
Wo ist das Problem? Ganz so engmaschig müsste es nicht sein, aber ähnlich dicht. Was glaubst Du, wie die Leute dem ÖPNV die Türen einrennen würden?
Überlege mal, überall, wo heute Busse fahren, müssten Gleise für ein Trambahn liegen (ich meine nicht solche Städte, wo die Tram abgeschafft wurde, sondern alle Strecken, wo heute Busse fahren). Für einen Tram-/Eisenbahnfreund sicher das gelobte Land, für einen Politiker, der dafür die finanziellen Mittel bereitstellen muss, aber ein Alptraum.
Ach, und Straßen gibt es umsonst?

Gerade letzte Woche hatten wir im Studium, dass 80 Milliarden Euro im Jahr für das Auto ausgegeben wird (von der öffentlichen Seite her), aber nur 40 Milliarden Euro eingenommen werden, um mal die Mär vom ach so kostendeckenden Automobil ein bisschen einzudämmen.
Es wäre vielleicht finanzierbar, wenn die Fahrgäste den gleichen (kalkulatorischen) Fahrpreis für eine Einzelfahrt zu zahlen bereit wären, was sie ihr Auto für die gleiche Strecke kostet. Nehmen wir einfach nur mal einen Mittelwert von 0,50 € pro Kilometer.
Das wäre viel billiger, was glaubst Du wie billig Trambahnen und Busse wären, wenn man sie plötzlich in Serien von mehreren 1000 Fahrzeugen ordern würde?
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.