Ramsauer plant radikalen Umbau der Bahn

Alles über Eisenbahn, was woanders nicht passt.
Benutzeravatar
Iarn
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 24620
Registriert: 20 Jul 2007, 13:22

Beitrag von Iarn »

SpOn
ftd
Handelsblatt

Im Wesentlichen sind es drei Kernpunkte:

Mehr Wettbewerb
Mit einem Maßnahmenpaket, ministeriumsintern als "Eisenbahnpaket" bezeichnet, will der CSU-Politiker mehr Wettbewerb auf die Schiene bringen.
Dies soll über eine Stärkung der Bundesnetzagentur geschehen.
Keine Mittel mehr aus dem Netz entnommen
Außerdem will Ramsauer sicherstellen, dass Gewinne aus den Trassenentgelten, die bei der Bahntochter DB Netz anfallen, künftig ausschließlich in die Schieneninfrastruktur investiert werden. "Wir werden einen Finanzierungskreislauf Schiene schaffen", sagt Ramsauers Staatssekretär Klaus-Dieter Scheurle.
Vor allem die Bahn-Tochter DB Netz soll künftig unabhängiger von der Mutter operieren können. Dazu soll der "Beherrschungs- und Ergebnisabführungsvertrag" gekappt werden. So können Gewinne, die DB Netz erwirtschaftet, wieder in das Netz investiert werden. Auch der Wettbewerb würde gestärkt.
Geringeren Umfang der Privatisierung
Noch weiter gehen die Pläne, die derzeit in den Koalitionsfraktionen im Bundestag diskutiert werden. Sie sehen vor, dass nur noch die Logistik- und Auslandssparte der Bahn privatisiert werden sollen. Das lukrative Geschäft mit Netz und Zugverkehr soll im Staatseigentum bleiben.
Autonome Volksfront für die Wiedererrichtung der klassischen 22er Tram in München
Nicht zu verwechseln mit der Populären Front
Centennial

Beitrag von Centennial »

Er will der Bahn mit Fernbussen konkurrenz machen, ja ganz geil, noch mehr Fahrzeuge auf den Straßen. Weiter so :ph34r:

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Das der Zugverkehr in Staatshand bleibt und nicht Privatisiert wird heißt doch; dass langfristig die Gewinne aus dem Zugverkehr
auch wieder in den Regio, Fern und Güterverkehr fließen und nicht mehr in andere Bereiche. Somit würde die DB wieder
zuverlässiger, pünklicher und serviceorientierter :)
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9526
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

Centennial @ 15 Jan 2011, 15:55 hat geschrieben:Er will der Bahn mit Fernbussen konkurrenz machen, ja ganz geil, noch mehr Fahrzeuge auf den Straßen. Weiter so :ph34r:

Die Eisenbahntrassen werden wir dringend für den Güterverkehr brauchen, wenn wir nach dem Willen der EU handeln.
Centennial @ 15 Jan 2011, 15:55 hat geschrieben:Das der Zugverkehr in Staatshand bleibt und nicht Privatisiert wird heißt doch; dass langfristig die Gewinne aus dem Zugverkehr
auch wieder in den Regio, Fern und Güterverkehr fließen und nicht mehr in andere Bereiche. Somit würde die DB wieder
zuverlässiger, pünklicher und serviceorientierter :)
Der Güterverkehr gehört zum Logistikbereich und soll verkauft werden.
Vor allem die Bahn-Tochter DB Netz soll künftig unabhängiger von der Mutter operieren können. Dazu soll der "Beherrschungs- und Ergebnisabführungsvertrag" gekappt werden. So können Gewinne, die DB Netz erwirtschaftet, wieder in das Netz investiert werden. Auch der Wettbewerb würde gestärkt.
Das ist zwar ein guter Ansatz, geht mir aber nicht weit genug.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Centennial

Beitrag von Centennial »

Autobahn @ 15 Jan 2011, 16:15 hat geschrieben:Die Eisenbahntrassen werden wir dringend für den Güterverkehr brauchen, wenn wir nach dem Willen der EU handeln.
Und was genau ist der Wille der EU?? Das wir Güter großteils auf der Schiene transportieren wie die USA??
Autobahn @ 15 Jan 2011, 16:15 hat geschrieben:Der Güterverkehr gehört zum Logistikbereich und soll verkauft werden.
Okay, mein Fehler :ph34r:
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9526
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

Centennial @ 15 Jan 2011, 16:21 hat geschrieben:Und was genau ist der Wille der EU?? Das wir Güter großteils auf der Schiene transportieren wie die USA??
Genau das will sie:
Auf harsche Kritik stößt bei der Deutschen Bahn eine Gesetzesvorlage der EU-Kommission, die Güterzügen auf bestimmten Strecken Vorrang einräumen soll.
Quelle: http://www.wiwo.de/politik-weltwirtschaft/...etungen-389917/

Edit:
Google-Karte
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Benutzeravatar
Iarn
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 24620
Registriert: 20 Jul 2007, 13:22

Beitrag von Iarn »

Autonome Volksfront für die Wiedererrichtung der klassischen 22er Tram in München
Nicht zu verwechseln mit der Populären Front
Centennial

Beitrag von Centennial »

Autobahn @ 15 Jan 2011, 16:31 hat geschrieben: Edit: (Karte)
Wieso will die EU nur durch D-Land den Güterverkehr bevorzugen??

Edit (Daniel): Keine Bilder, Karten etc mitzitieren!
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9526
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

Centennial @ 15 Jan 2011, 22:15 hat geschrieben:Wieso will die EU nur durch D-Land den Güterverkehr bevorzugen??
Nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen EU. In meiner Karte habe ich nur die Hauptkorridore in Deutschland eingetragen, weil sie für uns relevant sind. Einge Länder, wie die Niederlande und die Schweiz, haben ihre Hausaufgaben gemacht oder sind dabei, die lezten Lücken zu schließen. In den Niederlanden ist die Betuwe fertiggestellt, in der Schweiz geht in wenigen Jahren die NEAT in Betrieb. Nur in Deutschland planen und bauen wir Stückwerke von Hochgeschwindigkeitsstrecken (die nicht unbedingt falsch, aber für den Güterverkehr nicht nutzbar sind) und erfreuen uns ansonsten des Mischverkehrs auf überlasteten Strecken. Und da wundert man sich dann, dass der LKW-Verkehr zunimmt.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Benutzeravatar
chris232
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 6049
Registriert: 30 Jul 2005, 20:04
Wohnort: Myunkhen

Beitrag von chris232 »

Und wieder einmal beweist unser oberster Verkehrsexperte sein Wissen im Bereich des Populismus und sein Unwissen im Bereich des Verkehrs. Große Töne spucken während man alles nur verschärft. Eigentlich ein klarer Fall von Unwählbarkeit... :angry:
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
Otto von Bismarck

Daher hat die Bahn dem Gemeinwohl und nicht privaten Profitinteressen zu dienen, begreifen Sie es doch endlich mal!
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9526
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

chris232 @ 15 Jan 2011, 22:44 hat geschrieben:Und wieder einmal beweist unser oberster Verkehrsexperte sein Wissen im Bereich des Populismus und sein Unwissen im Bereich des Verkehrs. Große Töne spucken während man alles nur verschärft. Eigentlich ein klarer Fall von Unwählbarkeit...  :angry:
Und welcher Entscheidungsträger ist Deiner Meinung nach kompetent genug, um alle Verkehrsbedürfnisse diskriminierungsfrei zu befriedigen? Mit alle meine ich auch die Bedürfnisse des MIV sowohl im Personen, wie auch im Güterverkehr.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Benutzeravatar
ubahnfahrn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 5377
Registriert: 18 Sep 2005, 12:47
Wohnort: MMB

Beitrag von ubahnfahrn »

Autobahn @ 15 Jan 2011, 23:18 hat geschrieben: Und welcher Entscheidungsträger ist Deiner Meinung nach kompetent genug, um alle Verkehrsbedürfnisse diskriminierungsfrei zu befriedigen? Mit alle meine ich auch die Bedürfnisse des MIV sowohl im Personen, wie auch im Güterverkehr.
In den letzten 50 Jahren bestand ja die Bedürfnisbefriedigung für den MIV darin, überall Autobahnen zu bauen.
Daß man einen Teil der Energiesteuer auch den Gemeinden für ihre Straßen geben könnte, darauf ist noch keiner gekommen. :ph34r:
[img]http://img856.imageshack.us/img856/8064 ... eu2011.png[/img]

Grüße vom Holledauer Tor
Bayernlover
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13814
Registriert: 02 Aug 2009, 16:49
Wohnort: Dresden (4, 6, 10, 12, 65, 85)

Beitrag von Bayernlover »

Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
Benutzeravatar
chris232
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 6049
Registriert: 30 Jul 2005, 20:04
Wohnort: Myunkhen

Beitrag von chris232 »

Autobahn @ 15 Jan 2011, 23:18 hat geschrieben: Und welcher Entscheidungsträger ist Deiner Meinung nach kompetent genug, um alle Verkehrsbedürfnisse diskriminierungsfrei zu befriedigen? Mit alle meine ich auch die Bedürfnisse des MIV sowohl im Personen, wie auch im Güterverkehr.
Moment - mein Hauptkritikpunkt lag und liegt dabei, dass er zum wiederholten Mal große Töne spuckt, ohne dabei ansatzweise (!) Kompetenz für seinen Fachbereich zu zeigen. Und dafür brauch ich keinen gut bezahlten Minister, da kann ich auch Bodo Baggerfahrer aus Castrop-Rauxel nehmen.


Edit: Das gilt übrigens genauso für den SZ-Artikel. Ich hab selten einen so schlechten Artikel zu dem Thema gelesen. Was "die Bahn" angeblich alles will, faszinierend. <_<
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
Otto von Bismarck

Daher hat die Bahn dem Gemeinwohl und nicht privaten Profitinteressen zu dienen, begreifen Sie es doch endlich mal!
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9526
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

@ ubahnfahrn

Da stellt sich wieder die Frage: „Was war zuerst da? Die Henne oder das Ei?“

Natürlich hat man Autobahnen gebaut. Weil die Leute wie wild die Autos gekauft haben, brauchte man Straßen. Warum haben die Leute sich Autos gekauft? Weil sie eins haben wollten. Da dies schon Mitte der 1920er Jahre zu erkennen war, hat man die Autobahnen bereits damals geplant.

Durch den Krieg wurde der Autobahnbau unterbrochen und im Westen ab Mitte der 1950er Jahre fortgesetzt. In der DDR wurde dies aus ideologischen Gründen unterlassen, aber selbst dort waren die Menschen verrückt nach Autos und quälten sich über schlecht ausgebaute Fernstraßen.

Während in der DDR jede auch noch so unbeutende Nebenstrecke bei der Bahn weiter befahren wurde, hatte die steigende Motorisierung im Westen dazu geführt, dass viele Nebenstrecken leider stillgelegt wurden.

Es ist also beileibe nicht so, dass erst der Straßenbau und die Einstellung von öffentlichem Verkehr die Menschen dazu bewogen hat, sich ein Auto zu kaufen.

Heute stehen wir vor dem Problem, dass durch eine gewachsene Bevölkerungszahl auch die Zahl der Kraftfahrzeuge gestiegen ist und durch fehlende Eisenbahinfrastruktur viele Menschen gar keine Alternative haben, als mit dem Auto zu fahren (Den Lieferverkehr klammere ich hier mal aus, da ist eine andere Baustelle).

Es stellt sich auch die Frage, wie der öffentliche Verkehr dimensioniert sein müsste, um jeden Bürger zu seinem Ziel bringen zu können. Unter der theoretischen Annahme, es wäre niemals ein Kraftfahrzeug erfunden worden, hätte der Staat naturgemäß in eine Infrastruktur für öffentliche schienengebunde Verkehrsmittel investieren müssen. Diese müsste dann aber ebenso engmaschig sein, wie das heutige Straßennetz (ohne Wohnstraßen). Überlege mal, überall, wo heute Busse fahren, müssten Gleise für ein Trambahn liegen (ich meine nicht solche Städte, wo die Tram abgeschafft wurde, sondern alle Strecken, wo heute Busse fahren). Für einen Tram-/Eisenbahnfreund sicher das gelobte Land, für einen Politiker, der dafür die finanziellen Mittel bereitstellen muss, aber ein Alptraum. Es wäre vielleicht finanzierbar, wenn die Fahrgäste den gleichen (kalkulatorischen) Fahrpreis für eine Einzelfahrt zu zahlen bereit wären, was sie ihr Auto für die gleiche Strecke kostet. Nehmen wir einfach nur mal einen Mittelwert von 0,50 € pro Kilometer.

@ chris232

Ich möchte Dich darauf aufmerksam machen, dass Herr Ramsauer nicht der Eisenbahnminister, sondern der Minister für Verkehr, Bau und Stadentwicklung ist. Zum Verkehrsbereich gehören aber auch der Straßen- und Flugverkehr. Ein Minister ist immer auf die Zuarbeit seiner Referenten angewiesen. Aber selbst wenn er sich durch diese Zuarbeit eine Meinung gebildet und einen Lösungsvorschlag erarbeitet hat, heißt das noch lange nicht, dass er auch sofort umgesetzt werden kann. In den meisten Fällen ist erst eine Entscheidung des gesamten Kabinetts erforderlich und darüber hinaus auch noch eine Mehrheitsentscheidung durch das Parlament. Wenn dabei in irgendeiner Weise auch noch die Finanzen berührt werden, hat das Finanzministerium eigentlich das letze Wort. Im schlimmsten Fall muss auch noch der Bundesrat zustimmen, wenn Interessen der Länder berührt werden.

P.S.: Was hast Du konkret an dem Artikel in der SZ auszusetzen?
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Bayernlover
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13814
Registriert: 02 Aug 2009, 16:49
Wohnort: Dresden (4, 6, 10, 12, 65, 85)

Beitrag von Bayernlover »

Autobahn @ 17 Jan 2011, 19:28 hat geschrieben: Da stellt sich wieder die Frage: „Was war zuerst da? Die Henne oder das Ei?“
Warum? Seit wann geht es darum?
Natürlich hat man Autobahnen gebaut. Weil die Leute wie wild die Autos gekauft haben, brauchte man Straßen. Warum haben die Leute sich Autos gekauft? Weil sie eins haben wollten.

Nein, weil das Auto plötzlich als Massenprodukt hergestellt werden konnte und damit für den kleinen Mann erschwinglich war. Daraufhin hat man die Autos auf den Markt geworfen und die Leute haben sie gekauft. Ganz logischer Zusammenhang zwischen Angebot und Nachfrage.

Im Übrigen hat Hitler den Autobahnbau aus kriegstaktischen Gründen vorangetrieben, so konnte er nämlich seine Panzer und andere militärische Fahrzeuge schneller von der einen Seite zur anderen karren - das war der Grund, und nicht der gute Wille.
Durch den Krieg wurde der Autobahnbau unterbrochen und im Westen ab Mitte der 1950er Jahre fortgesetzt. In der DDR wurde dies aus ideologischen Gründen unterlassen, aber selbst dort waren die Menschen verrückt nach Autos und quälten sich über schlecht ausgebaute Fernstraßen.
In der DDR hatte man aufgrund des grandiosen Wirtschaftssystems einfach keine Kohle für Autobahnen - zumindest nicht für das, was wir unter Autobahn verstehen. Wenn man Geld gehabt hätte, wäre man in der DDR der gleichen Linie wie im Westen gefolgt, aber das hatte man nicht. Und verrückt waren die Leute nicht, nur war der ÖPNV auch nicht besser ausgebaut, bis auf ein paar Ausnahmen.
Während in der DDR jede auch noch so unbeutende Nebenstrecke bei der Bahn weiter befahren wurde, hatte die steigende Motorisierung im Westen dazu geführt, dass viele Nebenstrecken leider stillgelegt wurden.
Ja, das war politisch so gewollt und in diese Richtung gelenkt. Heutzutage kann man wunderbar das Erbe dieser Art von Politik bestaunen, siehe Städte wie Ludwigshafen oder auch Stadtautobahnen bei Dir um die Ecke - hässlich wie die Sau, aber man musste ja damals autogerecht sein. Das soll jetzt kein Öko-Gejammer sein, auch ich fahre gern mit dem Auto, wenn es was nutzt, aber bei entsprechender Politik wäre der Wunsch nach dem Auto gar nicht vorhanden, zumindest weniger stark.
Es ist also beileibe nicht so, dass erst der Straßenbau und die Einstellung von öffentlichem Verkehr die Menschen dazu bewogen hat, sich ein Auto zu kaufen.

Oh doch, genau so war es, siehe oben.
Heute stehen wir vor dem Problem, dass durch eine gewachsene Bevölkerungszahl auch die Zahl der Kraftfahrzeuge gestiegen ist und durch fehlende Eisenbahinfrastruktur viele Menschen gar keine Alternative haben, als mit dem Auto zu fahren

Es ist aber auch bei der vorhandenen Infrastruktur noch eine Menge Luft nach oben.
Es stellt sich auch die Frage, wie der öffentliche Verkehr dimensioniert sein müsste, um jeden Bürger zu seinem Ziel bringen zu können. Unter der theoretischen Annahme, es wäre niemals ein Kraftfahrzeug erfunden worden, hätte der Staat naturgemäß in eine Infrastruktur für öffentliche schienengebunde Verkehrsmittel investieren müssen. Diese müsste dann aber ebenso engmaschig sein, wie das heutige Straßennetz

Wo ist das Problem? Ganz so engmaschig müsste es nicht sein, aber ähnlich dicht. Was glaubst Du, wie die Leute dem ÖPNV die Türen einrennen würden?
Überlege mal, überall, wo heute Busse fahren, müssten Gleise für ein Trambahn liegen (ich meine nicht solche Städte, wo die Tram abgeschafft wurde, sondern alle Strecken, wo heute Busse fahren). Für einen Tram-/Eisenbahnfreund sicher das gelobte Land, für einen Politiker, der dafür die finanziellen Mittel bereitstellen muss, aber ein Alptraum.

Ach, und Straßen gibt es umsonst? :lol:
Gerade letzte Woche hatten wir im Studium, dass 80 Milliarden Euro im Jahr für das Auto ausgegeben wird (von der öffentlichen Seite her), aber nur 40 Milliarden Euro eingenommen werden, um mal die Mär vom ach so kostendeckenden Automobil ein bisschen einzudämmen.
Es wäre vielleicht finanzierbar, wenn die Fahrgäste den gleichen (kalkulatorischen) Fahrpreis für eine Einzelfahrt zu zahlen bereit wären, was sie ihr Auto für die gleiche Strecke kostet. Nehmen wir einfach nur mal einen Mittelwert von 0,50 € pro Kilometer.

Das wäre viel billiger, was glaubst Du wie billig Trambahnen und Busse wären, wenn man sie plötzlich in Serien von mehreren 1000 Fahrzeugen ordern würde?
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
firefly
Kaiser
Beiträge: 1667
Registriert: 02 Feb 2008, 13:02
Wohnort: UWEH
Kontaktdaten:

Beitrag von firefly »

Bayernlover @ 18 Jan 2011, 23:16 hat geschrieben: Im Übrigen hat Hitler den Autobahnbau aus kriegstaktischen Gründen vorangetrieben, so konnte er nämlich seine Panzer und andere militärische Fahrzeuge schneller von der einen Seite zur anderen karren - das war der Grund, und nicht der gute Wille.
Welchen kriegstaktischen Vorteil soll es gehabt haben, jeden einzelnen Panzer von Front zu Front fahren zu lassen, wenn die deutsche Kriegsmaschienerie unter Treibstoffmangel litt? Und was nützen die paar tausend Kilometer Autobahn im Reich, wenn die Front tausende Kilometer davon entfernt verlief.

Truppen wurden im 2. Weltkrieg mit der Eisenbahn transportiert. Die liess sich mit heimische Steinkohle befeuern und war auch insgesamt ökonomischer. Der Autobahnbau war reine Arbeitsbeschaffungs-Massnahme und für den Krieg eher ein Klotz am Bein.
Bayernlover
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13814
Registriert: 02 Aug 2009, 16:49
Wohnort: Dresden (4, 6, 10, 12, 65, 85)

Beitrag von Bayernlover »

Ah, da hast Recht und ich bin wohl einem weit verbreiteten Irrtum auf den Leim gegangen B)
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
Daniel Schuhmann
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3883
Registriert: 08 Apr 2005, 16:40
Kontaktdaten:

Beitrag von Daniel Schuhmann »

firefly @ 19 Jan 2011, 01:27 hat geschrieben: Welchen kriegstaktischen Vorteil soll es gehabt haben, jeden einzelnen Panzer von Front zu Front fahren zu lassen, wenn die deutsche Kriegsmaschienerie unter Treibstoffmangel litt?
Hätte man das mit dem Treibstoffmangel vorher gewusst, hätte man alternative Antriebe entwickelt.
Benutzeravatar
ubahnfahrn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 5377
Registriert: 18 Sep 2005, 12:47
Wohnort: MMB

Beitrag von ubahnfahrn »

Wenn es der Bundesverkehrs...minister wirklich ernst meinen würde mit einem radikalen Umbau der Bahn, dann müßte er als erstes eine vom DB-Konzern absolut unabhängige Infrastrukturgesellschaft schaffen, die zuständig ist für Gleise und Bahnhöfe.
[img]http://img856.imageshack.us/img856/8064 ... eu2011.png[/img]

Grüße vom Holledauer Tor
bayerhascherl
König
Beiträge: 817
Registriert: 29 Okt 2009, 10:07

Beitrag von bayerhascherl »

Würden noch die Standards der Reichsbahn gelten hätten wir alle diese Probleme nicht. Da gab es weder Ultraschalluntersuchungen von Rädern noch prophylaktische Langsamfahrstellen in diesem Umfang (diese bedeuten ja nicht dass tatsächlich ein Unglück geschehen würde wenn man diese mit Normalgeschwindigkeit befährt, es besteht ja "nur" ein theoretisches größeres Risiko).

Schon allein daher taugen historische Vergleiche nicht

Darüber hinaus ist der Fernbusverkehr taktisch für ein privatwirtschaftlich kalkulierendes Verkehrsunternehmen sinnvoll, dort zahlt die Infrastruktur nämlich die Allgemeinheit während bei der Eisenbahn der Marktführer DB die Wegekosten selbst zu den laufenden Transportkosten hinzu erwirtschaften muss. Das ist ein sehr großer Kostenunterschied. Und bei CO2 ist je nach Relation ein vollbesetzter Reisebus sogar ökologischer als ein Zug - auch bei elektrifizierten Strecken, der Großteil unseres Stromes kommt nämlich aus "dreckigen" Kohlekraftwerken. Das ist unideologisch gesehen also schon ok..

Was allerdings nicht "ok" war und was mich schon als ich das zuerst gehört habe sehr aufgeregt hat ist dass die neuen Velaro für den AUSLANDSeinsatz gekauft wurden wo doch schon lange klar war dass im Inland akuter Wagenmangel herrscht. Dass dies nun korrigiert wird halte ich für die wichtigste und einzige echte Neuigkeit. Alles andere verbuche ich erstmal unter wohlfeilen politischen Bekundungen um die Öffentlichkeit zu beschwichtigen...aber wenn Ende 2011 die 15 neuen Velaro Garnituren im Fernverkehr die ICE Flotte verstärken dann ist das schon mal eine erste handfeste Verbesserung.
Benutzeravatar
ubahnfahrn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 5377
Registriert: 18 Sep 2005, 12:47
Wohnort: MMB

Beitrag von ubahnfahrn »

bayerhascherl @ 19 Jan 2011, 11:43 hat geschrieben: Darüber hinaus ist der Fernbusverkehr taktisch für ein privatwirtschaftlich kalkulierendes Verkehrsunternehmen sinnvoll, dort zahlt die Infrastruktur nämlich die Allgemeinheit während bei der Eisenbahn der Marktführer DB die Wegekosten selbst zu den laufenden Transportkosten hinzu erwirtschaften muss. Das ist ein sehr großer Kostenunterschied. Und bei CO2 ist je nach Relation ein vollbesetzter Reisebus sogar ökologischer als ein Zug - auch bei elektrifizierten Strecken, der Großteil unseres Stromes kommt nämlich aus "dreckigen" Kohlekraftwerken. Das ist unideologisch gesehen also schon ok..
Ja dann:

1. Auch Trassengebühren für den Bus - die Bahn zahlt nämlich Trassengebühren und Energiesteuer.
2. Ein vollbesetzter Bus im Vergleich zum vollbesetzten Zug auch ?
3. In Bayern kommt der Strom aus bahneigenen Wasserkraftwerken.
[img]http://img856.imageshack.us/img856/8064 ... eu2011.png[/img]

Grüße vom Holledauer Tor
Benutzeravatar
Iarn
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 24620
Registriert: 20 Jul 2007, 13:22

Beitrag von Iarn »

ubahnfahrn @ 19 Jan 2011, 12:27 hat geschrieben: 2. Ein vollbesetzter Bus im Vergleich zum vollbesetzten Zug auch ?
Beide Werte sind kaum vergleichbar. Während Straßenfahrzeuge eine sehr hohe Komponente des Verbrauchs pro km haben, kostet bei der Bahn Beschleunigung und Steigung Energie.

Ein paar Zahlen:
Ein ICE2 Zug der auf Ebener Strecke bei 230 km/h von einem Stromausfall ereilt wird, rollt noch 32 km weiter bevor seine Geschwindigkeit auf 120km /h abgefallen ist.
Ein Auto verliert über 125% durch Reibung (Luft und Straße) mehr Energie als ein Zug zu bremsen in der Lage ist (beide Beispiele aus dem Artikel Energieeffizienz im Schienenverkehr - Teil 1: Besonderheiten der Energieerzeugung und physikalische Grundlagen, Elektropraktiker Januar 2011, S.48-51)
Autonome Volksfront für die Wiedererrichtung der klassischen 22er Tram in München
Nicht zu verwechseln mit der Populären Front
Bayernlover
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13814
Registriert: 02 Aug 2009, 16:49
Wohnort: Dresden (4, 6, 10, 12, 65, 85)

Beitrag von Bayernlover »

Iarn @ 19 Jan 2011, 13:28 hat geschrieben: Ein ICE2 Zug der auf Ebener Strecke bei 230 km/h von einem Stromausfall ereilt wird, rollt noch 32 km weiter bevor seine Geschwindigkeit auf 120km /h abgefallen ist.
Und wie viele km bräuchte er theoretisch, bis er komplett steht? Ist der Luftwiderstand mit einberechnet? Wenn nicht, kann ich es ja auch theoretisch selbst ausrechnen...
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
Benutzeravatar
JNK
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4527
Registriert: 13 Mär 2008, 20:13
Wohnort: Wuppertal

Beitrag von JNK »

Daniel Schuhmann @ 19 Jan 2011, 09:59 hat geschrieben: Hätte man das mit dem Treibstoffmangel vorher gewusst, hätte man alternative Antriebe entwickelt.
Hat man. (Wenn auch keine alternativen Antriebe, sondern alternativer Treibstoff). Kostet halt nur.
http://de.wikipedia.org/wiki/Leunawerke

Nachtrag: Damit es nicht nur off-Topic ist:
Verkehrspolitik "Die Bahn ist gescheitert"

Der Bund hat seit Jahren keine Strategie in der Verkehrspolitik, sagt Christian Böttger. Im Interview erklärt der Verkehrsexperte, warum die Bahn zerschlagen werden sollte.
http://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/...-grube?page=all
Benutzeravatar
Iarn
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 24620
Registriert: 20 Jul 2007, 13:22

Beitrag von Iarn »

Bayernlover @ 19 Jan 2011, 14:38 hat geschrieben: Und wie viele km bräuchte er theoretisch, bis er komplett steht? Ist der Luftwiderstand mit einberechnet? Wenn nicht, kann ich es ja auch theoretisch selbst ausrechnen...
Das war ein realer Fall also mit allen Widerständen. Da Passagiere im Zug saßen hat man den "Test" nicht zu Ende geführt.
Autonome Volksfront für die Wiedererrichtung der klassischen 22er Tram in München
Nicht zu verwechseln mit der Populären Front
Bayernlover
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13814
Registriert: 02 Aug 2009, 16:49
Wohnort: Dresden (4, 6, 10, 12, 65, 85)

Beitrag von Bayernlover »

Iarn @ 19 Jan 2011, 15:22 hat geschrieben: Das war ein realer Fall also mit allen Widerständen. Da Passagiere im Zug saßen hat man den "Test" nicht zu Ende geführt.
Achso, trotzdem kann man ja Näherungswerte ausrechnen ;)
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
Benutzeravatar
Iarn
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 24620
Registriert: 20 Jul 2007, 13:22

Beitrag von Iarn »

Bayernlover @ 19 Jan 2011, 15:24 hat geschrieben: Achso, trotzdem kann man ja Näherungswerte ausrechnen ;)
Die werden aber dann sehr theoretisch, da bei kleinen Geschwindigkeiten Dinge wie Wind, Unebenheiten und kleine Steigungen mehr ins Gewicht fallen als bei großen.
Sagen wir es mal so: Du kannst fest damit rechnen, dass die Gesamtausrollstrecke zwischen 40 und 48km wäre. (Ingenieursmäßige Abschätzung: Bei 120 Km/h ist ca 25 % der ursprünglichen kinetischen Energie noch vorhanden, Gewinn durch geringeren Luftwiderstand ist größer als die gesamte Verschlechterung bei geringeren Geschwindigkeiten (40km) aber nicht größer als 100% (48km))
Autonome Volksfront für die Wiedererrichtung der klassischen 22er Tram in München
Nicht zu verwechseln mit der Populären Front
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9526
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

Bayernlover @ 18 Jan 2011, 23:16 hat geschrieben:Nein, weil das Auto plötzlich als Massenprodukt hergestellt werden konnte und damit für den kleinen Mann erschwinglich war. Daraufhin hat man die Autos auf den Markt geworfen und die Leute haben sie gekauft. Ganz logischer Zusammenhang zwischen Angebot und Nachfrage.
Sei mir nicht böse, ich bin Jahrgang 1951 und habe die "Massenmotorisierung" im Westen hautnah miterlebt. Auch hier gab es Lieferzeiten, weil die Autos gar nicht so schnell gebaut werden konnten, wie sie nachgefragt wurden. Wenn es nicht ein Eisenbahnforum wäre, würde ich Dir die kuriosesten Fahrzeuge der damaligen Zeit vorstellen.

Ein Beispiel erlaube ich mir aber. Dagen ist die Rennpappe noch ein Luxusartikel. Es war eher so, dass die Nachfrage stärker war, als das Angebot. Darauf haben die Hersteller reagiert und die Produktion hochgefahren.

Im übrigen liegt die Wiege des deutschen Automobilbaus (abgesehen von Gottlieb Daimler und Carl Benz) in Sachsen.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Benutzeravatar
3247
Routinier
Beiträge: 431
Registriert: 20 Aug 2003, 03:26
Wohnort: München

Beitrag von 3247 »

ubahnfahrn @ 19 Jan 2011, 12:27 hat geschrieben:3. In Bayern kommt der Strom aus bahneigenen Wasserkraftwerken.
Das ist aber eine Milchmädchenrechnung. Würde die Bahn den Strom nicht selbst verbrauchen, könnte er ins allgemeine Stromnetz eingespeist werden.
Benutzeravatar
ubahnfahrn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 5377
Registriert: 18 Sep 2005, 12:47
Wohnort: MMB

Beitrag von ubahnfahrn »

3247 @ 19 Jan 2011, 21:30 hat geschrieben: ..., könnte er ins allgemeine Stromnetz eingespeist werden.
Da kommt der Strom in Bayern aus Atomkraftwerken :D
[img]http://img856.imageshack.us/img856/8064 ... eu2011.png[/img]

Grüße vom Holledauer Tor
Antworten