Andre_HD @ 18 Jan 2011, 16:16 hat geschrieben: Mich wundert halt, daß man von Schrott und Rostlauben spricht. Ich habe die schweizer Wagen eigentlich auch anders in Erinnerung. Aber vielleicht ist die Zeitung etwas negativ gegenüber der DB AG oder Deutschland eingestellt. Wenn die Wagen noch gut sind, dann immer her damit, aber April 2012 ist noch weit hin. Was machen die damit?
Nachtrag:
Haben wir denn wirklich nichts mehr, was man noch einsetzen könnte? Gab es nicht mal einen größeren 1. Klasse Wagenüberschuß? Alles schon verschrottet? Keine alten Abteilwagen mehr übrig? Auch alles weg? Was ist aus den DR IC-Wagen vom Typ Bomz geworden? Alle bei DB Nachtzug verplant?
Letzteres vermute ich. Wissen ja gerade die nördlicheren Teutonen nicht aber in der Schweiz werden Deutsche mit echter Feindseligkeit beäugt (also nicht nur ironisches Geschäker wie zwischen Holländern und Westdeutschen, sondern echte Boßhaftigkeit von Seiten der Schweizer). Es gibt auch in ansonsten seriösen schweizer Medien regelmäßig lächerliche Klischees über Deutsche zu bewundern, Reportagen von Boulevardqualität darüber wie sehr sich doch Deutsche und Schweizer unterscheiden würden und bei allem stets der Unterton "was sind wir doch reich, toll, schlau und überlegen in der Schweiz". Gerne bestärkt von Deutschen, die ja generell ziemlich weltoffen sind und mit Neugier und Wohlwollen auf sämtliche Nachbarländer blicken.
Fakt ist dass das schweizer Bahnsystem vor sehr vergleichbaren Problemen steht, freilich fehlt dort das Wirtschaften auf Verschleiß wie bei uns - wo seit der "Wende" die ganze Investivkraft auf die neuen Länder konzentriert werden musste ohne dass der Bund substantiell mehr Mittel zur Verfügung gestellt hat bzw. stellen konnte (daher konnte das Geld ja nur in der Fläche in Westdeutschland abgezogen werden - was man die ersten Jahre natürlich nicht gemerkt hat). Die Schweizer haben aber wie ALLE Bahnen in Europa viel zu wenig in Strecken und Kapazitäten investiert und ihnen fehlen jegliche Reserven - lediglich, aus beschriebenem Zusammenhang, ist die Instandhaltung deutlich besser gewesen.
Die strukturelle Benachteiligung der Schiene gegenüber der Straße ist aber in ganz Europa seit den 1970ern immer mehr vertieft worden.
Ärgerlich ist natürlich dass die Bahn jahrelang gutes altes Wagenmaterial der Bundesbahn verschrottet hat um vergleichsweise geringe Bereithaltungskosten zu sparen und jetzt aus dem Ausland alles zusammenkaufen und leihen muss (nicht nur aus der Schweiz) was sie finden kann. Und sich dann demütigende Berichterstattung gefallen lassen muss. Ich sehe es aber positiv, die Politik scheint nun langsam wirklich aufzuwachen. Selbst die neoliberalen Parteien rücken inzwischen von einem Komplettbörsengang der Bahn ab. Entsprechend wird der Rationalisierungsdruck abnehmen, sofern diese Pläne wirklich abgesagt werden, den Bahnvorstand dürfte es auch eher freuen wieder mehr Geld ausgeben zu dürfen anstatt immer nur im Auftrag der Politik zu streichen.