SBB verkaufen ihren Schrott (an die DB AG)

Alles rund um die Eisenbahnen außerhalb von Deutschland
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Andre_HD
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Beitrag von Andre_HD »

Ja, bei der Schlagzeile staunt man erstmal, so schreibt aber unten verlinkte Zeitung wortwörtlich. Die SBB verkaufen alte Wagen und der Käufer ist nicht eine Bahn eines Entwicklungslandes, sondern die DB AG!!!
Die SBB drehen der Deutschen Bahn (DB) 15 Rostlauben an. Gut, die 15 Eisenbahnwagen des Typs Eurofirma aus den 70er-Jahren werden vorher noch im SBB-Industriewerk Olten entrostet, wie SBB-Sprecher Christian Ginsig gegenüber der Zeitung "Der Sonntag" sagt. Aber Tatsache ist: Nicht ein Entwicklungsland, sondern unsere Nachbarn haben die Kleinflotte Anfang Monat gekauft.
Quelle (ganz nach unten scrollen)

Für eine Zeitung ist die Wortwahl ziemlich deftig!
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josuav
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Beitrag von josuav »

In anderen Forem nwurde schon darüber gesprochen, die Wagen sind nicht Schrott, gerade bei den Engpässen jetzt kann man die gut gebrauchen.

Unklar ist mir, wann man die einsetzen kann, ich habe was von 2012 gelesen, aber so lange wird das doch kaum dauern, oder?
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Na, warum nicht? Das ist durchaus üblich dass ausrangierte Wagen von einer anderen Bahn übernommen werden, um einen kurzfristigen und zeitlich begrenzten Engpass zu überstehen. So hat Deutschland z.B. vor einiger Zeit mal Wagen an die ÖBB verkauft, oder die MVG U-Bahnen an die VAG.

Preislich liegen die Wagen zwar sicherlich deutlich über dem Schrottwert, aber so wahnsinnig teuer dürfte der Kauf jetzt dann auch wieder nicht sein.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Andre_HD
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Beitrag von Andre_HD »

Mich wundert halt, daß man von Schrott und Rostlauben spricht. Ich habe die schweizer Wagen eigentlich auch anders in Erinnerung. Aber vielleicht ist die Zeitung etwas negativ gegenüber der DB AG oder Deutschland eingestellt. Wenn die Wagen noch gut sind, dann immer her damit, aber April 2012 ist noch weit hin. Was machen die damit?

Nachtrag:
Haben wir denn wirklich nichts mehr, was man noch einsetzen könnte? Gab es nicht mal einen größeren 1. Klasse Wagenüberschuß? Alles schon verschrottet? Keine alten Abteilwagen mehr übrig? Auch alles weg? Was ist aus den DR IC-Wagen vom Typ Bomz geworden? Alle bei DB Nachtzug verplant?
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Andre_HD @ 18 Jan 2011, 16:16 hat geschrieben: Mich wundert halt, daß man von Schrott und Rostlauben spricht.
Vermutlich weil man einen Autor beschäftigt der nicht in der Lage ist sachliche Texte zu verfassen, und alles was älter als 20 Jahre ist automatisch als Rostlaube bezeichnet.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Andre_HD @ 18 Jan 2011, 15:48 hat geschrieben: Für eine Zeitung ist die Wortwahl ziemlich deftig!
Zwei Rechtschreibfehler bzw. ein Fehler auf Grund Unkenntnis/schlechter Recherche.

Die Wagen sind baugleich mit unseren Bvmz, also nicht schrottiger als unsere, nur eben in SBB- Lack und Innenausstattung, das soll u.a. beim "entrosten" angeglichen werden.
...oder die MVG U-Bahnen an die VAG.
Oder Timișoara an die MVG :ph34r:

Edit:
So hat Deutschland z.B. vor einiger Zeit mal Wagen an die ÖBB verkauft


Meinst Du die weißen und weiß/grauen Bimze die oft noch um und in München standen?
Die waren nur vermietet, bis die Railjets laufen und mittlerweile wieder zurückgegeben.
und das ganze noch darstellen, als wäre dadurch der bestand des werks pasing bis in alle ewigkeit gesichert...
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Münchner Kindl
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Beitrag von Münchner Kindl »

Oder Timișoara an die MVG
Wer wann an die MVG?
-
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Martin H. @ 18 Jan 2011, 16:19 hat geschrieben: Meinst Du die weißen und weiß/grauen Bimze die oft noch um und in München standen?
Die waren nur vermietet, bis die Railjets laufen und mittlerweile wieder zurückgegeben.

Gut, kann auch sein. Ich hatte im Kopf dass auch welche verkauft waren - aber das ist nicht unbedingt mein Spezialgebiet :-)
und das ganze noch darstellen, als wäre dadurch der bestand des werks pasing bis in alle ewigkeit gesichert...
Naja, irgendwann braucht man in München ein weiteres Triebwagenwerk - das dürfte ja auf Pasing hinauslaufen...
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Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Die Baugrube sollte schon längst das neue Lager beherbergen, so dass man die Gleise 8 und 9 ost für die Triebwagen herrichten kann. Dort wurden erst 2006 die Gleise raus gerissen um das Lager dort unter zu bringen.
Die Halle gleich südlich des Geländes die Jahrelang leer stand war ja nicht gut genug. Immerhin wird jetzt seit einem halben Jahr das Fundament saniert welches teilweise schon am Einstürzen war. Anschließend muss die Decke angehoben werden, obwohl das Dach noch nicht alt ist, in einem Zug mit Umbauten wegen Brandschutzvorgaben.

Wenn die mittlerweile gewachsene Waschanlage bei der Friedenheimer Brücke fertig ist, werden dort schon mal u.a. die Züge nach Pasing sowie 440 und 425/426 gewaschen, so dass Steinhausen in dem Punkt entlastet wird.

Gut, kann sein, dass auch welche verkauft wurden, aber rund 60 Stück wurden nur vermietet mit Rundumservice, wegen jedem Furz kamen die zu uns und durften wegen Grafittigefahr nur innerhalb des Werksgeländes abgestellt werden.
Die Weichenwärter haben vielleicht geflucht, sind doch die meisten Weichen nicht isoliert und sie mussten dauernd fragen wo man denn nun sei, weil Alles zugestellt war...

Nun aber wieder zur SBB.
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Beitrag von lsp »

Boris Merath @ 18 Jan 2011, 16:26 hat geschrieben:
Martin H. @ 18 Jan 2011, 16:19 hat geschrieben: Meinst Du die weißen und weiß/grauen Bimze die oft noch um und in München standen?
Die waren nur vermietet, bis die Railjets laufen und mittlerweile wieder zurückgegeben.

Gut, kann auch sein. Ich hatte im Kopf dass auch welche verkauft waren - aber das ist nicht unbedingt mein Spezialgebiet :-)
Ja, die Wagen für die rollende Landstraße müssten ehemalige Wagen von der DB sein oder?
Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Keine Ahnung, die Wagen von denen zumindest ich rede wurden erst Ende 2008, 2009 dafür verwendet.
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Beitrag von O 530 L »

Andre_HD @ 18 Jan 2011, 16:16 hat geschrieben: Nachtrag:
Haben wir denn wirklich nichts mehr, was man noch einsetzen könnte? Gab es nicht mal einen größeren 1. Klasse Wagenüberschuß? Alles schon verschrottet? Keine alten Abteilwagen mehr übrig? Auch alles weg? Was ist aus den DR IC-Wagen vom Typ Bomz geworden? Alle bei DB Nachtzug verplant?
Steht alles in Hamm und gammelt vor sich hin. Sogar die an die ÖBB und NS vermieteten Bimz. Man müsste denen halt ne neue HU spendieren, aber wasch desch koscht :rolleyes:
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Beitrag von Oliver-BergamLaim »

Was kostet denn eine HU für einen 26,4m-Wagen im Durchschnitt?
Mir ist klar dass das stark schwanken kann, je nach Reparaturnotwendigkeiten am jeweiligen Wagen, aber ist das eher eine Größenordnung von 200 TEUR oder von 800 TEUR?
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Beitrag von firefly »

Andre_HD @ 18 Jan 2011, 15:48 hat geschrieben: Ja, bei der Schlagzeile staunt man erstmal, so schreibt aber unten verlinkte Zeitung wortwörtlich. Die SBB verkaufen alte Wagen und der Käufer ist nicht eine Bahn eines Entwicklungslandes, sondern die DB AG!!!
Deutschland ist Entwicklungsland, wegen der DBAG. Im Bahnwesen wenigstens. Hier hinken wir der Weltspitze weit hinterher. Ober glaubt ihr ernsthaft, dass ein entwickeltes Land, grosse Teile seines Bahnnetzes dahin gammeln lässt?
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Beitrag von Andre_HD »

O 530 L @ 18 Jan 2011, 17:16 hat geschrieben:
Andre_HD @ 18 Jan 2011, 16:16 hat geschrieben: Nachtrag:
Haben wir denn wirklich nichts mehr, was man noch einsetzen könnte? Gab es nicht mal einen größeren 1. Klasse Wagenüberschuß? Alles schon verschrottet? Keine alten Abteilwagen mehr übrig? Auch alles weg? Was ist aus den DR IC-Wagen vom Typ Bomz geworden? Alle bei DB Nachtzug verplant?
Steht alles in Hamm und gammelt vor sich hin. Sogar die an die ÖBB und NS vermieteten Bimz. Man müsste denen halt ne neue HU spendieren, aber wasch desch koscht :rolleyes:
Aha, und der Kauf der alten SBB Wagen kommt billiger? Da stimmt doch etwas nicht! :blink:
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Beitrag von TramBahnFreak »

Andre_HD @ 18 Jan 2011, 18:27 hat geschrieben:
O 530 L @ 18 Jan 2011, 17:16 hat geschrieben:
Andre_HD @ 18 Jan 2011, 16:16 hat geschrieben: Nachtrag:
Haben wir denn wirklich nichts mehr, was man noch einsetzen könnte? Gab es nicht mal einen größeren 1. Klasse Wagenüberschuß? Alles schon verschrottet? Keine alten Abteilwagen mehr übrig? Auch alles weg? Was ist aus den DR IC-Wagen vom Typ Bomz geworden? Alle bei DB Nachtzug verplant?
Steht alles in Hamm und gammelt vor sich hin. Sogar die an die ÖBB und NS vermieteten Bimz. Man müsste denen halt ne neue HU spendieren, aber wasch desch koscht :rolleyes:
Aha, und der Kauf der alten SBB Wagen kommt billiger? Da stimmt doch etwas nicht! :blink:
Jedenfalls müssen die net grundgereinigt werden, da sie im Liniendienst in der schweiz vermutlich nicht gammel(te)n ;)
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Andre_HD
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Beitrag von Andre_HD »

Okay, das leuchtet durchaus ein.
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Beitrag von 146225 »

Um mal ein bißchen Sachlichkeit einziehen zu lassen: Die fraglichen SBB-Am sind Eurofima Typ A9 (oder UIC Typ Z1), also jene Bauart, welche die damalige Bundesbahn paralell als Avmz 207 beschafft hat und die zwischenzeitlich nach diversen Umbauten als Avmz 108 unterwegs ist. Also handelt es sich um platzmäßig recht großzügig aufgebaute Abteilwagen mit je 54 Sitzplätzen (9 Abteile a 6 Plätze).

Warum benötigen die SBB die Wagenserie nicht mehr ? Mit nur 20 Wagen ist es eher eine Splittergattung und war die letzte Abteilwagen-Bauart im Fuhrpark. Innerschweizerisch wurden die Wagen schon lange vom EW IV bzw. den Dosto verdrängt, im europäischen Fernverkehr reichen für die wenigen lokbespannten EC mit Schweizer Wagengestellung die EC-Apm aus. Die bauartähnlichen Liegewagen Bc 11 haben die SBB auch schon abgegeben, damit stellt sich dann immer auch die Kostenfrage für die weitere Erhaltung. Eine Frage, die die DB mit 100 ähnlichen Avmz im Bestand leichter beantworten kann (Ersatzteile & Co.)

Warum ist es für DB Fernverkehr besser, diese Wagen ex SBB zu nehmen als eigene "Stillstände" aufzuarbeiten ? Mal abgesehen davon, daß der Fernverkehr seine Werkstätten wegen der "Achsen des Bösen" gerade mit anderen Dingen bis über die Dachkante hinaus ausgelastet hat, sind die SBB-Wagen mit Baujahr 1977/1979 jünger als der durchschnittliche DB-Bimz ("West") und bereits mit Klimaanlage und Schwenkschiebetüren ausgerüstet. Heißt also, wollte die DB eigene Bimz aufarbeiten, müssten das sinnvollerweise wegen des Alters nur 259er ("Ost" - Bimz aus langen Halberstädtern) sein, die dann aber immer noch keine Klima und nur Drehfalttüren haben.

Also ich freu' mich durchaus drauf, vielleicht mal im IC/EC mit so einem ex-SBB-Wagen unterwegs zu sein...
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Andre_HD
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Beitrag von Andre_HD »

Hallo 146225,

eine sehr schöne sachliche Zusammenfassung. Jetzt wundert mich nur noch das Datum April 2012, welches hoffentlich April 2011 bedeuten soll, denn wenn die Wagen an sich noch gut erhalten sind und ja auch bereits Zulassung für Deutschland haben dürften, steht eine schnellen Inbetriebnahme sicherlich nichts im Wege, oder?
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Beitrag von 146225 »

Wer den Pressebericht kurz und auf den Punkt will, schaut in die NZZ.
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bayerhascherl
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Beitrag von bayerhascherl »

Andre_HD @ 18 Jan 2011, 16:16 hat geschrieben: Mich wundert halt, daß man von Schrott und Rostlauben spricht. Ich habe die schweizer Wagen eigentlich auch anders in Erinnerung. Aber vielleicht ist die Zeitung etwas negativ gegenüber der DB AG oder Deutschland eingestellt. Wenn die Wagen noch gut sind, dann immer her damit, aber April 2012 ist noch weit hin. Was machen die damit?

Nachtrag:
Haben wir denn wirklich nichts mehr, was man noch einsetzen könnte? Gab es nicht mal einen größeren 1. Klasse Wagenüberschuß? Alles schon verschrottet? Keine alten Abteilwagen mehr übrig? Auch alles weg? Was ist aus den DR IC-Wagen vom Typ Bomz geworden? Alle bei DB Nachtzug verplant?
Letzteres vermute ich. Wissen ja gerade die nördlicheren Teutonen nicht aber in der Schweiz werden Deutsche mit echter Feindseligkeit beäugt (also nicht nur ironisches Geschäker wie zwischen Holländern und Westdeutschen, sondern echte Boßhaftigkeit von Seiten der Schweizer). Es gibt auch in ansonsten seriösen schweizer Medien regelmäßig lächerliche Klischees über Deutsche zu bewundern, Reportagen von Boulevardqualität darüber wie sehr sich doch Deutsche und Schweizer unterscheiden würden und bei allem stets der Unterton "was sind wir doch reich, toll, schlau und überlegen in der Schweiz". Gerne bestärkt von Deutschen, die ja generell ziemlich weltoffen sind und mit Neugier und Wohlwollen auf sämtliche Nachbarländer blicken.

Fakt ist dass das schweizer Bahnsystem vor sehr vergleichbaren Problemen steht, freilich fehlt dort das Wirtschaften auf Verschleiß wie bei uns - wo seit der "Wende" die ganze Investivkraft auf die neuen Länder konzentriert werden musste ohne dass der Bund substantiell mehr Mittel zur Verfügung gestellt hat bzw. stellen konnte (daher konnte das Geld ja nur in der Fläche in Westdeutschland abgezogen werden - was man die ersten Jahre natürlich nicht gemerkt hat). Die Schweizer haben aber wie ALLE Bahnen in Europa viel zu wenig in Strecken und Kapazitäten investiert und ihnen fehlen jegliche Reserven - lediglich, aus beschriebenem Zusammenhang, ist die Instandhaltung deutlich besser gewesen.

Die strukturelle Benachteiligung der Schiene gegenüber der Straße ist aber in ganz Europa seit den 1970ern immer mehr vertieft worden.

Ärgerlich ist natürlich dass die Bahn jahrelang gutes altes Wagenmaterial der Bundesbahn verschrottet hat um vergleichsweise geringe Bereithaltungskosten zu sparen und jetzt aus dem Ausland alles zusammenkaufen und leihen muss (nicht nur aus der Schweiz) was sie finden kann. Und sich dann demütigende Berichterstattung gefallen lassen muss. Ich sehe es aber positiv, die Politik scheint nun langsam wirklich aufzuwachen. Selbst die neoliberalen Parteien rücken inzwischen von einem Komplettbörsengang der Bahn ab. Entsprechend wird der Rationalisierungsdruck abnehmen, sofern diese Pläne wirklich abgesagt werden, den Bahnvorstand dürfte es auch eher freuen wieder mehr Geld ausgeben zu dürfen anstatt immer nur im Auftrag der Politik zu streichen.
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Beitrag von 146225 »

bayerhascherl @ 19 Jan 2011, 11:51 hat geschrieben: Fakt ist dass das schweizer Bahnsystem vor sehr vergleichbaren Problemen steht, freilich fehlt dort das Wirtschaften auf Verschleiß wie bei uns [...]
Die Schweizer haben aber wie ALLE Bahnen in Europa viel zu wenig in Strecken und Kapazitäten investiert und ihnen fehlen jegliche Reserven

In der Schweiz kommen die Fahrzeugengpässe und die engen Materialreserven vorallem deshalb, weil dort verglichen mit Stand vor 20 Jahren eben auch deutlich mehr Züge verkehren. Etwas, das wir in Deutschland nur punktuell feststellen können.
Ärgerlich ist natürlich dass die Bahn jahrelang gutes altes Wagenmaterial der Bundesbahn verschrottet hat [...]
Ja, das träumt der geneigte Freak gerne in diesen Tagen, aber nochmals: Die Am/Bm bzw. Aimz/Bimz waren schon zum Ende der Bundesbahn nicht mehr taufrisch, und das ist jetzt 17 Jahre her. Das heißt also, man hätte eine größere Flotte von reichlich > 40 Jahre alten Fernverkehrswagen am Hals, ohne Klima, nicht unbedingt erstrebenswert. Die "langen Halberstädter" (Bomz) der Reichsbahn hatten als einzigen Vorteil, erst in den 1980er Jahren erbaut worden zu sein.

Nein: Ärgerlich ist, das niemals eine neue größere Serie Reisezugwagen abseits der Dosto gebaut wurde.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

146225 @ 19 Jan 2011, 18:29 hat geschrieben: In der Schweiz kommen die Fahrzeugengpässe und die engen Materialreserven vorallem deshalb, weil dort verglichen mit Stand vor 20 Jahren eben auch deutlich mehr Züge verkehren. Etwas, das wir in Deutschland nur punktuell feststellen können.
Dann wohnst Du in einem anderen Deutschland als ich.
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Beitrag von viafierretica »

146225 @ 19 Jan 2011, 18:29 hat geschrieben:
bayerhascherl @ 19 Jan 2011, 11:51 hat geschrieben: Fakt ist dass das schweizer Bahnsystem vor sehr vergleichbaren Problemen steht, freilich fehlt dort das Wirtschaften auf Verschleiß wie bei uns [...]
Die Schweizer haben aber wie ALLE Bahnen in Europa viel zu wenig in Strecken und Kapazitäten investiert und ihnen fehlen jegliche Reserven

In der Schweiz kommen die Fahrzeugengpässe und die engen Materialreserven vorallem deshalb, weil dort verglichen mit Stand vor 20 Jahren eben auch deutlich mehr Züge verkehren. Etwas, das wir in Deutschland nur punktuell feststellen können.



Ja, das träumt der geneigte Freak gerne in diesen Tagen, aber nochmals: Die Am/Bm bzw. Aimz/Bimz waren schon zum Ende der Bundesbahn nicht mehr taufrisch, und das ist jetzt 17 Jahre her. Das heißt also, man hätte eine größere Flotte von reichlich > 40 Jahre alten Fernverkehrswagen am Hals, ohne Klima, nicht unbedingt erstrebenswert. Die "langen Halberstädter" (Bomz) der Reichsbahn hatten als einzigen Vorteil, erst in den 1980er Jahren erbaut worden zu sein.

Nein: Ärgerlich ist, das niemals eine neue größere Serie Reisezugwagen abseits der Dosto gebaut wurde.
Ja, es fahren in der Schweiz wesentlich mehr Züge als vor 20 Jahren. Aber man hat parallel dazu auch den Fahrzeugpark erweitert. Immerhin reicht er aus, um zusätzlich auf Jahre die Linie Stuttgart - Zürich komplett mit SBB-Ersatzzügen zu fahren, der DB Wagen auszuleihen und auch im Inland zahlreiche Reservezüge vorhalten zu können, z.b. auch für die störanfällige Railjets und für zu spät ankommende ICEs und Cisalpini aus Deutschland und Italien. Sobald ein ICE zu spät in Basel auftaucht, fährt ein Ersatzzug weiter. Ausser Frankreich bekommt ja derzeit gar kein Nachbarland einen halbwegs zuverlässigen Bahnbetrieb hin.
Die halbe Flotte der SBB ist letztlich damit beschäftigt, die Fehler der Nachbarbahnen auszugleichen.
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Beitrag von alphorn »

Boris Merath @ 19 Jan 2011, 18:34 hat geschrieben:Dann wohnst Du in einem anderen Deutschland als ich.
In Deutschland tut sich wenig beim Personenverkehr. Von 2000 bis 2009 schrumpfte der Fernverkehr um 4.0% (Personenkilometer), im selben Zeitraum wuchs der Nahverkehr um immerhin 18.4%. Zusammen macht das ein Wachstum von 7.7% oder 71 pkm pro Einwohner. Quelle

In der Schweiz hingegen wuchs die Schienentransportleistung im gleichen Zeitraum um 47.2% oder 764 pkm pro Einwohner. Quelle
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Beitrag von alphorn »

bayerhascherl @ 19 Jan 2011, 11:51 hat geschrieben:Letzteres vermute ich. Wissen ja gerade die nördlicheren Teutonen nicht aber in der Schweiz werden Deutsche mit echter Feindseligkeit beäugt (also nicht nur ironisches Geschäker wie zwischen Holländern und Westdeutschen, sondern echte Boßhaftigkeit von Seiten der Schweizer).
Unsinn. Deutsche sind längst die grösste Einwanderergruppe und sind gut integriert; die genannte Schlagzeile war vollkommen untypisch und natürlich total daneben. Fremdenfreindlichkeit bekommen wennschon die Ex-Jugoslawen zu spüren.
bayerhascherl @ 19 Jan 2011, 11:51 hat geschrieben:Die Schweizer haben aber wie ALLE Bahnen in Europa viel zu wenig in Strecken und Kapazitäten investiert und ihnen fehlen jegliche Reserven - lediglich, aus beschriebenem Zusammenhang, ist die Instandhaltung deutlich besser gewesen.
Kannst Du diese These belegen? Worin äussern sich mangelnde Reserven? Die 15-Minuten-Pünktlichkeit im FV ist bei 98.5% (DB hat 70%), wozu würden weitere Reserven dienen?
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Beitrag von bayerhascherl »

Und nach Bayern wandern noch viel mehr Deutsche ein, trotzdem bilden wir uns darauf nichts weiter ein. Im Übrigen haben sich die Personenverkehre regional höchst unterschiedlich entwickelt; während beispielsweise alle Welt auf das berliner S-Bahn Chaos blickt verkehrt die stuttgarter S-Bahn, auch unbeeindruckt von S21 Debatten, zuverlässig und im normalen Rahmen pünktlich. "Deutschland" ist eben kein homogener Raum, auch nicht im Bahnbereich.

Die Schweizer können das Angebot auf der Schiene nicht mehr nennenswert ausweiten weil schlicht die vorhandenen Strecken, die Schienen, Gleise, wie auch immer Sie das bezeichnen wollen, ausgelastet sind. Da geht nicht mehr d'rauf ohne sich auf das selbe Spiel wie die DB in den 90ern einzulassen (weil das Geld in Ostdeutschland gebraucht wurde hat man das Bestandsnetz auf Verschleiß gefahren, Reserven abgebaut und Durchgangslinien durch Umsteigebeziehungen ersetzt; sobald auch nur eine Kleinigkeit schiefgeht setzen sich dadurch Störungen im Fernverkehr durch das ganze Netz fort) oder Unsummen in den Ausbau zu stecken. Im Volumen von dutzenden "Gotthard-Tunnel".

Und ähnliche Bilder gibt es bei jeder westeuropäischen Eisenbahn, freilich haben nur die Deutschen die historisch bedingten Sonderlasten aus Teilung und Wiedervereinigung die die Situation deutlich verschärft haben. Es sollte ein warnendes Beispiel für andere sein endlich mehr in die Schiene zu investieren. Gerade und speziell Güter gehören einfach auf die Schiene, für Schwertransporte ist die Bahn das prädestinierte Transportmittel. Stattdessen werden die Fernstraßen Europas mit rollenden Lagerhäusern der Just In Time Logistik verstopft und von den riesigen Gewichten die Asphaltdecken und Brücken kaputtgefahren. Ein ökologisches und wirtschaftliches Desaster.
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Beitrag von Bayernlover »

bayerhascherl @ 22 Jan 2011, 15:36 hat geschrieben: verkehrt die stuttgarter S-Bahn, auch unbeeindruckt von S21 Debatten, zuverlässig und im normalen Rahmen pünktlich.
Wieder. Man hatte ja irgendwie Probleme mit den Signalen, sodass nicht alle Züge in den Tunnel einfahren konnten.
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
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Beitrag von Rohrbacher »

Die Schweizer können das Angebot auf der Schiene nicht mehr nennenswert ausweiten weil schlicht die vorhandenen Strecken, die Schienen, Gleise, wie auch immer Sie das bezeichnen wollen, ausgelastet sind.
Und deswegen bauen sie vorhandene Strecken aus und bauen auch immer wieder neue:
http://de.wikipedia.org/wiki/Schweizer_Eis...senbahnprojekte

Den ersten Satz sollen sich deutsche Planer mal zu Gemüte führen: "Eisenbahnprojekte in der Schweiz betreffen normalerweise nicht eine einzelne Strecke, sondern sind aufeinander abgestimmte örtlich verteilte Massnahmen, welchen ein vorher festgelegter Fahrplan zugrunde liegt."
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Beitrag von Autobahn »

Rohrbacher @ 22 Jan 2011, 18:05 hat geschrieben:Den ersten Satz sollen sich deutsche Planer mal zu Gemüte führen: "Eisenbahnprojekte in der Schweiz betreffen normalerweise nicht eine einzelne Strecke, sondern sind aufeinander abgestimmte örtlich verteilte Massnahmen, welchen ein vorher festgelegter Fahrplan zugrunde liegt."
Den Deutschlandfahrplan möchte ich mal sehen :lol: Die Schweiz hat gerade mal 11,52% der Fläche Deutschlands und nach Deiner Aussage ist in der Schweiz ein großer Teil als Hochgebirge unbewohnbar (was sogar stimmt, aber dennoch gibt es dort Eisenbahnverkehr). Also eine völlig andere Planungsgrundlage.

Das nächste Problem dürfte sein, dass wir ein anderes politisches System in Bezug auf Volksabstimmungen haben. Ich bin mir nicht sicher, aber ich befürchte, dass im Falle einer Volksabstimmung über die Belange der Bahn die Deutschen da etwas anders ticken, als das eigensinnige Bergvolk.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
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