So ein Unsinn. Sicher ist die Infrastruktur auf'm Land teilweise teurer, andererseits spart man auch wieder an anderen Stellen einiges ein.
Dafür musst du sündhaft teure Wasser- und Abwasserleitungen bauen, an denen nur ein paar Hundert Haushalte hängen. Dazu kommen Strassen, Telekommunikation und Stromversorgung. Die Strassen müssen auch nach tagelangem Schneefall befahrbar bleiben. Und so weiter.
Das stimmt nicht. Die Erschließungskosten zahlen die Grundstückseigentümer fast komplett alleine, der gesetzliche Pflichtanteil der Kommune liegt bei 10%, selten dass die freiwillig mehr zahlen. Kauf' ein Grundstück irgendwo und du zahlst ein paar Zehntausend Euro Erschließungskosten mit. Oder hab' du ein Grundstück, das dummerweise Bauland wird und du wirst quasi zwangserschlossen, obwohl du gar nicht bauen willst, dann zahlst du auch. Grundsteuer zahlt man dann auch noch jedes Jahr.
Beim Thema Telekommunikation ist es ja so, dass die Netzbetreiber halt bis auf ihre Versorgungspflicht (was teilweise auch von den Grundstückseigentümern bezahlt wird) nur da investieren, wo es sich für sie lohnt. Bestell' du mal irgendwo außerhalb der Hauptorte z.B. im Landkreis Freising oder Pfaffenhofen DSL, da lacht der Verkäufer nur. Wir haben aus irgendeinem Grund Glück und haben schon seit über 10 Jahren DSL, aber schon ein paar Straßen weiter kann's sein, dass es schlicht und einfach keine Breitbandversorgung gibt.
Und die Geschichte Kläranlage und Wasserversorgung: Auch das zahlt der Anwohner/Grundstückseigentümer. Deswegen wollen ja viele Kleinorte oder Höfe gar nicht ans Wasser- und Kanalnetz angeschlossen werden, dafür müssten die ja einen Haufen Geld zahlen ... Die erste Folge vom "Bullen von Tölz" behandelt das Thema übrigens, da wurde einer aus'm Wasserwirtschaftsamt umgebracht, war Mitte der 90er wohl hochaktuell.
Ansonsten wären große Flächenlandkreise ohne große Gewerbesteuereinnahmen ja vollkommen pleite, wenn die auch noch so hohe Infrastrukturausgaben hätten. :rolleyes:
Gerade bei den Straßen muss man bedenken, dass die Unterhaltskosten von Landstraßen aufgrund ihrer Länge deutlich höher sind als bei innerstädtischen Straßen.
Das sind jetzt Äpfel und Birnen. Zum einen sind Landstraßen überall so lang wie sie eben sein müssen, man kann die Orte ja nicht verschieben. Zum anderen kann man Landstraßen nicht mit innerörtlichen Straßen vergleichen. Also ich würde schwer behaupten, dass eine zweispurige Hauptstraße in einem kleinen Ort billiger ist als sagen wir der mittlere Ring in München, der zudem öfter erneuert werden muss, das Verkehrsaufkommen ist ja durchaus "etwas" höher ... Oder um mit der Fahrschule eine Ampel zu finden, muss man teilweise schon arg weit fahren. In der Großstadt wiederum muss man recht weit fahren bis man mal eine Straße ohne Ampeln findet.
Beim Thema Winterdienst ist das so: Unsere Gemeinde hat soweit ich weiß genau zwei Fahrzeuge, einen Kleintransporter mit Pritsche für den kommunalen Kleinkram und einen Unimog, der im Winter den Winterdienst fährt, in manchen Orten oder wenn's ganz schlimm kommt, werden ggf. Bauern oder Bauunternehmer mit entsprechenden Fahrzeugen engagiert. Gehwege müssen die Anwohner räumen. Auch ist der Winterdienst recht billig, weil man den Schnee nicht aus einer engen Stadt mit Lkw rausfahren muss und es kaum Auswirkungen hat, wenn eine Straße mal nicht komplett geräumt ist. Meine Straße beispielsweise war diesen Winter zwei Wochen lang nicht geräumt. Die paar Autos kommen aber trotzdem gut durch. Und im Schwarzwald beispielsweise haben wir Straßen, die gar keinen Winterdienst haben, die sind dann ggf. im Winter einfach zeitweise gesperrt.
Und naja, was passiert wenn man auf dem Land die Wartung der Stromleitungen vernachlässigt hat man vor einigen Jahren im Münsterland gesehen...
Das waren Fernleitungen, soweit ich weiß ...