Ausbildung EiB-LT trotz Abi und in meinem Alter?

Alles über Eisenbahn, was woanders nicht passt.
Obilix84
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Beitrag von Obilix84 »

Hallo ihr Lieben!

Also wie bei den meisten der Lokführer war und ist bei mir dieser Beruf Traum und Berufung zugleich. Bereits als kleines Mädchen hing ich an der Modellbahn statt mit Puppen zu spielen, der Papa fuhr mit mir spätabends an den Bahndamm zum "ICE gucken" (damals fuhr der nur zwei mal am Tag, früh morgens und am späten Abend), ich sparte mein Taschengeld, um mir eine Fahrt von Hamm nach Bielefeld zu leisten und und und. 1998 kam dann das lang ersehnte Praktikum bei der Bahn. Alles super, alles topp, DAS wars, das war genau das, was ich wollte. Auf der Hauptschule dann die mittlerer Reife gemacht und die Bewerbung abgeschickt. "Leider können wir Ihnen in unserem Unternehmen keinen Ausbildungsplatz anbieten." ZONK!!! Was? Warum? Nein, das geht doch nicht. Ich hab doch keine Alternative. Angerufen und gefragt, aber man gäbe keine Auskünfte warum und weshalb. Traum geplatzt. Kein Gespräch, kein Test, kein Nix :( . Also irgendeine Ausbildung gemacht. Die auch mit gutem Erfolg abgeschlossen. Ich war immer noch traurig und enttäuscht, aber es hat eben nicht sollen sein. Nach der Ausbildung gearbeitet und auf dem zweiten Bildungsweg mein Abitur nachgeholt. Auch abgeschlossen. Weiter gearbeitet und angefangen zu studieren. Jura :blink: . Nach dem Motto, das Abi sollte ja nicht umsonst gewesen sein. Tja, jetzt bin ich 26, hab ein Abi und 7 Semester Studium. Vor zwei Jahren lernte ich einen Mitarbeiter der Bahn kennen, ehemaliger Lokführer, einer der glücklichen Beamten. Mit dem hab ich mich stundenlang unterhalten. Er meinte, ich solle mal eine Bewerbung schreiben und er würde das mal ansehen lassen. Denn eigentlich wäre so jemand ja genau der Azubi, den die Bahn wollte und bräuchte. Gesagt getan.
Durch wie viele Hände diese Bewerbung lief, kann ich nicht sagen. Es waren jedenfalls eine Menge. Schlusstenor: Mit dem Studium, auch wenns nicht abgeschlossen ist, bin ich überqualifiziert für den Lokführer. Es hätte in der Vergangenheit zu viele Leute mit hohem Bildungsabschluss gegeben, die letztlich nicht mit dem Beruf/der Ausbildung klargekommen wären, weil sie unterfordert waren.
Tja, und heute sitzt hier das junge Mädchen von damals. Mit dem gleichen Berufswunsch. Ob mit 6, 16 oder 26 und hadert mit sich selbst. Wenn nicht jetzt, wann dann? Versucht mans nochmal? Oder trauert man dem ewig hinterher und denkt sich bei jeder Zugfahrt, wie es hätte sein können, wenn man selbst jetzt in diesem Moment da vorne sitzt.
Entscheidung: Ich werde es nochmal versuchen. Diesmal streiche ich das Studium aus dem Lebenslauf.
Aber trotzdem die Frage, habe ich selbst mit Abitur überhaupt eine Chance? Dazu noch eine abgeschlossene Ausbildung? Und in meinem Alter? Ich meine, ich bin 10 Jahre älter als der Durchschnittsazubi. Und nein, diesen 7 Monate Lehrgang möchte ich nur ungern machen (wenn es den überhaupt noch gibt), mit einer Verkürzung auf 2,5 oder 2 Jahre könnte ich leben. Sicherlich habe ich durch meinen bisherigen Werdegang Qualitäten erlangt, die ein frischer Schulabgänger nicht hat bzw nicht haben kann. Ich weiß wie es ist, Azubi zu sein. Ich weiß, wie das Berufsleben läuft. Ich stehe mit beiden Beinen fest am Boden. Ich gehe mit einer ganz anderen Disziplin an die Sache heran.
Aber interessiert das auch die Bahn?

Tut mir leid, falls ich jetzt ein wenig viel geschrieben hab, aber vielleicht gibt es ja doch den ein oder anderen, der mir ein bischen Mut macht, ggf auch Tatsachen vor den Kopf knallt. Fakt ist, wäre ich damals genommen worden, hätte es das, was mir heute als Überqualifikation zum Nachteil gereicht, nie gegeben. Das waren ja alles nur Lückenfüller, streng genommen.

Ganz liebe Grüße
Obilix
Bayernlover
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Beitrag von Bayernlover »

Also Abitur ist gar kein Problem, viele Tfs haben das, und auch wenn man im allgemeinen Volkschargon immer nur hört dass Bahnfahren eh nur Hebel nach vorn und nach hinten werfen ist, ist die Ausbildung nach dem was man hier so liest kein Spaziergang. Wie jemand mit 7 Semestern Jura überqualifiziert sein kann ist mir ein Rätsel, denn mit 7 Semestern ist man erstmal für gar nix qualifiziert. Oder bist Du jetzt schon fertig?

Wie gesagt, wenn sich jemand ernsthaft Deine Situation anschaut und merkt, dass Du topmotiviert bist und auch dass Du Dir über die Arbeitszeiten und die relativ miese Bezahlung klar bist (und es dann trotzdem noch unbedingt willst), wird man Dich mit Handkuss empfangen denke ich. Wünschen sich Arbeitgeber nicht Mitarbeiter die sich voll mit ihrer Arbeit identifizieren?

Jeder sollte das tun was ihn glücklich macht, und wenn das bei Dir die Eisenbahn ist, so wird das klappen, da bin ich mir sicher!
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
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Beitrag von Obilix84 »

@bayernlover: Vielen Dank schonmal für deine Antwort. Und du hast recht, mit 7 Sem Jura bin ich nix. stud.jur darf ich mich schimpfen :D und hier und da kommt das Übliche: Ey du studierst doch Jura. Ich hab hier ein Problem mit meinem Vermieter/Arbeitgeber/[...Zivilklagegegner nach Gusto...]. Was kann ich da machen?
Es scheint aber trotzdem so zu sein, dass ich als "höheres Wesen" betrachtet werde. Wobei ich nicht abstreiten kann und will, dass sich so manche meiner Kommilitonen schon seit dem ersten Semester so verhalten. Aus mir definitiv unerfindlichen Gründen :ph34r:
Och und was das Geld betrifft: Die Ergebnisse des jur. Staatsexamens sind übel. 30% fallen durch, 60% bestehen knapp (also der größte Teil) und 10% haben dann ein Prädikat. Und ohne Prädikat kann man sich das große Geld als auch den Staatsdienst abschminken.
Andererseits, Geld allein macht nicht glücklich. Der Spruch ist abgewatscht, hat aber doch nen wahren Kern. Freude am Beruf ist ein großes Stück Lebensqualität und die lässt sich eben nicht immer in Geld bemessen.
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Beitrag von 143 »

hm, wäre denn ein technisches Studium nichts für dich? Könnte mir vorstellen daß man als Bahningenieur relativ einfach an den "Eisenbahnführerschein" kommt und auch hin und wieder Gelegenheit zum Fahren hat...
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Mal kurze Zwischenfrage - wo wohnst Du denn/würde es für Dich in Frage kommen dafür umzuziehen?

Ich könnte mir aber vorstellen dass eine vollständige EiB-Ausbildung schwer wird angesichts dessen dass Du schon eine abgeschlossene Berufsausbildung hast - aber da können andere mehr dazu schreiben.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
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Beitrag von Obilix84 »

@143: Ing-Studium hab ich drüber nachgedacht, ja. Aber ganz ehrlich? Ich war zwar im Mathe-LK, das wiederum aber auch eher nicht mit den besten Noten. Ich würde mir ein so extrem mathematiklastiges Studium nicht zutrauen. Dazu kommt, wie ich gemerkt hab, das studieren an sich auch nicht unbedingt mein Ding ist. Noch ein Grund mehr, dass man jetzt irgendwo nach Alternativen sucht und sich wieder den schon fast begrabenen Traum auf den Schirm holt B)

Davon ab, der wo meinte, dass ich mit dem Studium überqualifiziert wäre, wollte mir ja auch ein duales Studium bei der Bahn schmackhaft machen. Weil ich da dann eben den Anforderungen jedenfalls mehr oder weniger entspreche. Nur...es ist ja eben nicht das Studium, es ist nicht einfach nur DB Mitarbeiter zu sein und es ist auch nicht einfach nur den "Führerschein" zu machen und dann und wann vielleicht mal ne Lok 50m durch die Pampa zu fahren.

Es ist der Beruf des Lokführers, des EiB-LT, DAS ist es. Dieser Beruf und kein anderer. Es ist dieses auf den Bock steigen und wissen, das hier ist mein Platz. Es ist im Dezember durch bewaldetes Gebiet fahren mit Schnee auf den Bäumen und nicht enden wollenden glitzernden Gleisen. Es ist die Technik und ich. Es ist...dieses Gefühl, wenn sich Tonnen von Stahl sanft in Bewegung setzen, sich durch mich in Bewegung setzen... Das ist es.
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Beitrag von Obilix84 »

@Boris Merath: Ich wohne in Köln. Hier hab ich auch alle großen Ausbildungszentren, ob Köln, Hagen, Dortmund in erreichbarer Nähe. Umziehen käme dann aufs Umfeld an. Sagen wir so, die Ausbildungsvergütung ist nicht wahnsinnig hoch, is mir klar. Von daher wäre zum Beispiel in München selbst ein Wohnklo beinahe unbezahlbar.
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Beitrag von 143 »

naja studieren ist ja nicht gleich studieren. Ing. ist z.b. was ganz anderes als Jura oder Bwl, das Ing-Studium ist halt auf Verständnis ausgelegt und nicht auf Auswendiglernen.
Was Mathe angeht: Verdammt schwer aber machbar, kommt auch auf die Hochschule an. FH z.b. einfacher als TU.

Solltest halt bedenken daß du den beruf für den Du dich entscheidest ein leben lang machen mußt. Spaß solte bei der Berufswahl nicht im Vordergrund stehen, den der Spaß wird irgendwann zum Alltag und ist nix besonderes mehr. Als Ing hast du natürlich die Möglichkeit Dich besser zu entfalten (find ich zumindest) und ist wohl auch abwechlungsreicher.

Aber alles in allem mußt das natürlich selbst entscheiden...
Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Boris Merath @ 19 May 2011, 12:14 hat geschrieben: Ich könnte mir aber vorstellen dass eine vollständige EiB-Ausbildung schwer wird angesichts dessen dass Du schon eine abgeschlossene Berufsausbildung hast - aber da können andere mehr dazu schreiben.
In unserem Jahr waren von der S-Bahn aus drei, die über 25 waren, einer mit Abitur, bei Regio ein Verkürzen, gelernter Elektriker, es gab auch schon EIBs über 30, von daher kann ich nur zur Ausbildung raten, auch gerne verkürzen, nur die mit 7 oder 9 Monaten, da würde ich die Finger von lassen.
Electrification
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Beitrag von Electrification »

Ich rate dir dazu die EiB-Ausbildung zu machen. Damals in meinem Jahrgang waren mehrere mit Abitur/Fachabitur und die sind auch alle der Eisenbahn (nicht alle bei der DB) treu geblieben.
Im Personalbüro sitzen auch Leute die von der Basis draußen keine Ahnung haben und sowieso gibts da einige die generell eine Betriebseisenbahnerabneigung haben, die versuchen natürlich das schlecht zu machen. Das hat man bei mir auch versucht, aber keine Chance und vor allem sah man dann dass es gar nicht so war.
Dort gibt es Leute die denken oftmals so wie der 08/15-Bürger, weil sie meinen da steckt nichts dahinter, kann ja jeder, ist ja leicht.
Es ist eine anspruchsvolle Ausbildung und vor allem hast du bei der EiB-Ausbildung die Chance den Bahnbetrieb in seiner Gesamtheit kennen zu lernen.
Mit deiner Vorbildung steht doch einer Lehrzeitverkürzung auf 2 Jahre nichts im Weg. Ich habe damals auch verkürzt, was nicht verkehrt war.

Lebe deinen Traum und erfüll dir deinen Herzenswunsch.
Mir sind sogar Akademiker bekannt die ihren Beruf hingeschmissen haben und jetzt glückliche Lokführer sind. Wer lieber einen Beruf ausübt der ihm Spaß macht als nur dem Geld oder Ruhm hinterherzuhechten, der sollte sich seinen Traumberuf erfüllen.
Was nützt es dir wenn du bei der Bahn studierst und dann in irgendwelchen Büros versauerst, wenn du genau das nicht willst.

Wünsche dir auf jeden Fall viel Glück und alles Gute.
Obilix84
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Beitrag von Obilix84 »

Ihr Lieben, ich danke euch schonmal sehr.
Streng genommen gehts aber gar nicht darum, ob ich die Ausbildung machen will oder nicht. Das Wollen meinerseits ist da weniger das Problem. Im Gegenteil. Die Frage ist eher, wie hoch sind meine Chancen, dieses Mal genommen zu werden. Das ist eben das, was mir Kopfzerbrechen bereitet. Hmpf :ph34r:
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Beitrag von GSIISp64b »

Wenn du eh keine wirkliche Alternative hast: Was hindert dich daran, es einfach zu versuchen?
Dauerhaft abwesend, und ich komme nicht mehr wieder.
Guido
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Beitrag von Guido »

Nunja, allgemein gesehen sind die Chancen so hoch wie die Flexibilität die man an den Tag legt. Wenn man sich bundesweit bewirbt, und keine Priorität auf den Unternehmesbereich setzt dann bekommt man warscheinlich auch irgendwo die Chance sich mal persönlich vorzustellen.

Wie wärs denn mit der S-Bahn München? :D :P (der eine mag jetzt glauben ich scherze, der andere mag glauben ich meine es ernst ... soll jeder für sich selbst entscheiden)


Es wurde zwar schon davon abgeraten, aber dennoch werfe ich mal die 7 Monatsausbildung in den Raum. Die gibt es immer wieder mal, und wenn man sich da wirklich 3000% reinhängt dann schafft man die auch. Man darf halt nur nicht krank, schwanger oder was auch immer werden. Hauptbemängelung dieser Kurzausbildung ist ja immer der angeblich nicht so hohe Wissensstand der Leute, aber da liegt es an jedem selbst was man lernt und vorallem wie - wie schon gesagt, wenn man was wirklich will und sich 3000% reinhängt dann geht auch das. Ich kenne Leute welche die Kurzausbildung haben und sich wirklich top auskennen und fähige Kräfte sind und ich kenne Leute die haben 3 Jahre EIB gelernt und könnten locker nochmal 2 dranhängen - das liegt wie schon erwähnt immer an jeden selbst. Klar, die Fakten daß die Durchfallqoute bei der Kurzausbildung höher ist (auch wenn das gerne schöngerededt wird) sind kaum widerlegbar, aber auch eher nicht verwunderlich, bei der Masse an Stoff muß man das wirklich wollen und lernen, auch am Wochenende und nach Feierabend, einfach mal eben zufliegen tut der Stoff einem nicht. In der EIB-Ausbildung ist schlicht für den selben Stoff deutlich mehr Zeit und man wiederholt vieles viel öfter.


Lange Rede kurzer Sinn: einfach immer wieder bewerben, bundesweit, dann klappts auch irgendwann.
Gruß, Guido

Tf bei der S-Bahn München
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Electrification
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Beitrag von Electrification »

Guido mag zwar recht haben, dennoch würde ich hier die EiB-Ausbildung bevorzugen und wie gesagt, man kann sie auf 2 Jahre runterkürzen.
Der Unterschied ist eben auch dass man den gesamten Eisenbahnbetrieb durchläuft und auch mal die Arbeit des Fahrdienstleiters mitbekommt, was vielen dann eben fehlt und dieses gegenseitige Verständnis ist einfach wichtig (gibt ja auch Kurzausbildungen zum Fdl und da fehlt auch das Verständnis).
Systemfehler
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Beitrag von Systemfehler »

Ich hab zwar den EiB F gelernt, aber in der L/T-Parallelklasse der Berufsschule war auch ein etwas älterer Kollege, mit Abitur und abgebrochenem Studium... der dürfte damals so alt gewesen sein wie du jetzt.
Guido
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Beitrag von Guido »

Electrification @ 19 May 2011, 17:22 hat geschrieben: Der Unterschied ist eben auch dass man den gesamten Eisenbahnbetrieb durchläuft und auch mal die Arbeit des Fahrdienstleiters mitbekommt,
Das kommt aber ganz auf den Ausbildungsbetrieb an ob der sowas auch macht. Es gibt auch Betriebe die verzichten auf die 2 Wochen FDL und setzen lieber auf "Service am Kunden", das bringt dann in der Verständnisfrage Tf <-> Fdl auch nicht viel ...

Verkürzung sind btw 2 1/2 Jahre (oder gibts da schon wieder was neues?)
Gruß, Guido

Tf bei der S-Bahn München
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Beitrag von Obilix84 »

Also soweit ich das verstanden habe, bezieht sich die Verkürzung auf 2,5 Jahre grundsätzlich auf jeden Azubi (also auch den mit Hauptschulabschluss) sofern er überdurchschnittliche Leistungen vor allem in der Schule erbringt. Letzten Endes wird dann die Abschlussprüfung vorgezogen.
Die Verkürzung um ein Jahr gilt bei entsprechender Vorbildung, also entweder Schulabschluss oder bei bestimmten Berufsausbildungen und wird schon von Anfang an im Vetrag festgelegt.

Ich leg dafür nicht die Hand ins Feuer, aber ersteres ist eine übliche Vorgehensweise in so ziemlich jeder Ausbildung und bei dem zweiten bin ich mir ziemlich sicher, das sogar auf der Seite der Deutschen Bahn gelesen zu haben.

Aber ich weiß zum Beispiel nicht, inwieweit sich die Inhalte der Ausbildung oder sagen wir die Abteilungen individell von Azubi zu Azubi unterscheiden. So dass man, wenn es zur Wahl stünde, bei mir eher sagt, Stellwerk ist wichtiger als der "Service am Kunden" weil ich seit Jahren im Einzelhandel arbeite. Insofern eben nicht das erste Mal mit Kunden und Service in Berührung käme.
Sagen wir mal als ganz banales Beispiel: Erklär mir das Computersystem, Hafas oder was auch immer, und ich setz mich jetzt sofort an den Servicepoint oder an den Fahrkartenschalter.
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Beitrag von Systemfehler »

Meine Gruppe und ich, wir waren sogenannte "Abi-EiBs", sprich wir hatten als Voraussetzung zur Einstellung alle Abitur, und haben von vornherein die 2jährige Fdl-Ausbildung gemacht. Genaugenommen waren es nicht mal ganz zwei Jahre, von September 2006 bis Mai 2008.
Die Tf-Klasse, mit der wir im letzten Berufsschuljahr zusammen waren, haben ihre Ausbildung von Sep 05 bis Mai 08 gemacht.

Es gibt also durchaus die Möglichkeit, eine Ausbildung komplett auf 2 Jahre zu verkürzen. Wir waren aber eine ganze Gruppe. Ob das bei einer einzelnen Person oder von mir aus auch 2-3 in der Gruppe auch so ohne Weiteres hinhaut weiß ich nicht...

Achja, in unserer Klasse damals war auch ein Fdl-Azubi von der HzL, der natürlich die normale 3jährige Ausbildung machen sollte. Den habens dann im ersten Berufsschuljahr sogar in die Tf-Klasse gesteckt. Letztenendes hat er dann auch noch den Tf mitgemacht, und wird/wurde bei der HzL quasi als eierlegende Wollmilchsau eingesetzt.
Während viele seiner Tf-Klassenkameraden noch nichtmal ansatzweise auf eine Lok durften, durfte/musste er bei der HzL schon Zugvorbereiter, Auf- und Abrüster, Rangierer und was weiß ich alles machen! :blink:
Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Systemfehler @ 20 May 2011, 06:43 hat geschrieben: Die Tf-Klasse, mit der wir im letzten Berufsschuljahr zusammen waren, haben ihre Ausbildung von Sep 05 bis Mai 08 gemacht.
In München am Elisabethplatz? An sowas kann ich mich nicht erinnern, dann würden wir uns ja kennen.
Electrification
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Beitrag von Electrification »

Systemfehler @ 20 May 2011, 06:43 hat geschrieben: Es gibt also durchaus die Möglichkeit, eine Ausbildung komplett auf 2 Jahre zu verkürzen. Wir waren aber eine ganze Gruppe. Ob das bei einer einzelnen Person oder von mir aus auch 2-3 in der Gruppe auch so ohne Weiteres hinhaut weiß ich nicht...
Ich kenne das nur aus der Anfangszeit der EiB-Ausbildung, da wurden dann die Leute aus mehreren Regionen zusammengezogen die auf 2 Jahre verkürzen und gesondert ausgebildet. Die 2 1/2-Jahre-Verkürzer wurden ja weiter mit den 3-Jahres-Azubis ausgebildet.
Von daher ist es durchaus möglich die 2 Jahre zu machen, allerdings dann eben nur an wenigen Standorten bundesweit, da muss man auch flexibel sein. Mir wurde es zwar angeboten, aber da ich eh unter 21 war, waren mir die 2 1/2 Jahre lieber und bequemer.

Ist man als EiB T/L heute denn nur noch zwei Wochen beim Fdl und/oder macht Kundenservice? Ich kenne das noch anders, da hatte man auch die Seite des Fdl kennen gelernt und war immer wieder mal eine gewisse Zeit auf dem Stellwerk oder auch als Zub in den Zügen unterwegs, meistens in der Ferienzeit.
Das volle Programm also: Fdl, Rangieren (Rb, Lrf etc.), Zub, Tf
Ich denke heute ist alles zu GB-fixiert und dadurch ist dieses allumfassende leider nicht mehr in der Intensität drin oder?
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Beitrag von Systemfehler »

Martin H. @ 20 May 2011, 10:19 hat geschrieben:In München am Elisabethplatz? An sowas kann ich mich nicht erinnern, dann würden wir uns ja kennen.
Nein, die Abi-EiBs wurden an wenigen Standorten in Deutschland zusammengezogen.
Die Münchner Gruppe hatte zusammen mit der Frankfurter Gruppe das Vergnügen, jedes Mal zur Berufsschule und zu den Seminaren die Karlsruher Gruppe in KA besuchen zu dürfen. Die Berufsschule war in Ettlingen, 10km südlich von Karlsruhe.

Fdl wurden in München ja lange Zeit gar nimmer ausgebildet. Erst seit 2008 glaub ich wieder...


Electrification @ 20 May 2011, 13:58 hat geschrieben:Ist man als EiB T/L heute denn nur noch zwei Wochen beim Fdl und/oder macht Kundenservice? Ich kenne das noch anders, da hatte man auch die Seite des Fdl kennen gelernt und war immer wieder mal eine gewisse Zeit auf dem Stellwerk oder auch als Zub in den Zügen unterwegs, meistens in der Ferienzeit.
Das volle Programm also: Fdl, Rangieren (Rb, Lrf etc.), Zub, Tf
Ich denke heute ist alles zu GB-fixiert und dadurch ist dieses allumfassende leider nicht mehr in der Intensität drin oder?
Als ich selber noch Fdl-Azubi war und neu aufs Stellwerk gekommen bin, da war grad ein Tf-Azubi da, für zwei Wochen.
In meinem zweiten Lehrjahr und als ich dann selber Fdl war, war auch jeweils ein Tf-Azubi für zwei Wochen da... das war aber 2006-2008, wie es jetzt aussieht weiß ich nicht.

Je nachdem, wie sich der Fdl und der Azubi anstellen, kann das für den Azubi sehr interessant sein und er kann und darf viel machen, oder er sitzt nur in der Ecke und sitzt seine zwei Wochen ab.
Die Fdl-Azubis hingegen dürfen mal sage und schreibe EINEN Tag im Rudel vorne auf der Lok mitfahren. Das war spannend, ein Tf, ein extra Begleiter weil der Tf ja nicht gestört werden darf, und 4 Azubis vorne aufm 401... Klasse!
LRFin
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Beitrag von LRFin »

Hallo,

ich will Dir jetzt einfach mal Mut machen. Ich bin jetzt im zweiten Ausbidungejahr EiB L/T bei DB Schenker Rail Süd/Ost. Meine Bewerbung hab ich mit 29 abgeschickt und angefangen mit 30. Ich habe auch eine abgeschlossene 1. Berufsausbildung und 10 Jahre im Befuf gearbeitet. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass in meinen Augen die Ausbildung nicht so einfach ist und das sehe nicht nur ich so. Allerdings lerne ich auch Lokrangierführer (unbedingt Geschäftsbereich beachten). Schick einfach nochmal eine Bewerbung ab. Bei Fragen helfe ich dir gern. Viel Glück !!!

:)
Obilix84
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Beitrag von Obilix84 »

Hey LRFin!

Danke fürs Mut machen. Dir erstmal herzlichen Glückwunsch, dass es geklappt hat. Also was den Geschäftsbereich angeht, werde ich mich für den Fernverkehr bewerben. Ich hatte hier im Forum irgendwo gelesen, dass die eigentlich gar nicht mehr ausbilden. Aber da Fv in der Stellenanzeige eine der Optionen war, neben Schenker und Regio, nehme ich doch an, dass die noch/wieder ausbilden. Weiß da jemand genaueres? Warum die das wieder eingeführt haben? Zu wenig Interessenten aus den anderen GBs? :huh:
Aber eine Frage hab ich auf jeden Fall: Hast du dein Alter bereits im Anschreiben erwähnt oder einfach gedacht, och das sehen die ja im Lebenslauf? Ich hadere da im Moment noch n bischen mit.

LG
Obilix

Ps.: Kann man aus deinem Nick das Geschlecht ableiten? :D
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Teef
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Beitrag von Teef »

Ohne Ahnung von der Ausbildung EiB-LT zu haben, möchte ich mich als Jurist in die Diskussion einschalten. Ich kann mich dem Grundtenor des Threads nur anschließen und dir raten, das zu machen, auf das du Lust hast. Mit dem 7. Semester sollte die Examensvorbereitung bereits langsam beginnen. Wie du schon sagtest ist Jura ein absolut brutal hartes Notenfach. Ohne Identifizierung mit dem Studium wird es in der Regel so sein, dass man nicht genug für das Examen investiert und die 9 Punkte aufwärts unerreicht bleiben. Bedenken solltest du auch, dass nach der Ersten Juristischen Prüfung auch noch das zweijährige Referendariat und das Zweite Staatsexamen auf dich warten wird.
Obilix84
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Beitrag von Obilix84 »

@teef: Genau so ist es. Wobei ich sagen muss, ich bin gerade erst ins Hauptstudium und hab mit dem SP angefangen. Ich hab halt auch viel gebummelt und bin im Prinzip von Rückmeldung zu Rückmeldung. Da liegt ja auch so ein Stück weit der Hase im Pfeffer. Durch das viele Arbeiten nebenbei merkt man dann auch immer wieder, wie sehr das praktische und handwerkliche fehlt. Oder jedenfalls mir fehlt. Ich will also nicht erst dann die Notbremse ziehen, wenn ich hunderte von Euros fürs Rep hingelegt hab und dann durchs Examen falle.
LRFin
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Beitrag von LRFin »

Hallo Obilix84,

ja ich bin weiblich das macht die Ausbildung nicht unbedingt leichter. Aber meine Jungs sind nett zu mir und die Männer verhalten sich auch ok.
Das Gerücht, dass die Sparte Fernverkehr wieder ausbildet ist uns auch zu Ohren gekommen, mach Dich doch mal unter Deiner Bewerbungsadresse (bei der Du Dich das 1.mal beworben hast , die geben Dir bestimmt auch, wenn nötig eine Kontaktadresse) kundig. Mein Alter habe ich indirkt angegeben - in meinem Bewerbungsanschreiben ("abgeschlossene Ausbildung mit 10 Jahren Berufserfahrung"). Auf jeden Fall solltest Du mit offenen Karten spielen und auf Deine Erfahrung bauen. Nur Mut !!!
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Beitrag von Electrification »

LRFin @ 22 May 2011, 17:59 hat geschrieben: Hallo Obilix84,

ja ich bin weiblich das macht die Ausbildung nicht unbedingt leichter. Aber meine Jungs sind nett zu mir und die Männer verhalten sich auch ok.
Also bei mir waren 1/3 der Azubis Frauen im Jahrgang, hat auch super geklappt. :)

Selbst wenn der Fernverkehr doch keine EiB ausbildet, dann kann man das bei Schenker oder Regio machen und dann zum Fernverkehr wechseln.
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Kaiser
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Beitrag von Systemfehler »

Ja, und wird dann die ersten paar Jahre nur als Bereitsteller verheizt... aber immerhin hat man dann schon mal die E-Grundausbildung und die ICE-Flotte (zumindest teilweise)
Obilix84
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Beitrag von Obilix84 »

Ich müsste hier doch nochmal ein paar Fragen zu meiner Bewerbung stellen :huh:

Ich hab jetzt das grobe Muster meines Anschreibens fertig, aber ich ecke gerade an Kleinigkeiten an. Aaaalso:

1. Auch wenns jetzt komisch klingt: Eisenbahner im Betriebsdienst - (Fachrichtung) Lokführer und Transport ist mir die geläufige Berufsbezeichnung. Die Bahn nutzt aber mittlerweile die "Kurzform" Eisenbahner Lokführer und Transport. Klingt zwar blöd, aber wenn ich mich schon auf deren Anzeige beziehe, hab ich die Form jetzt auch im Betreff so genannt. Mein (zugegebenermaßen) banales Problem: Darf ich dann trotzdem im Text selbst das Kürzel EiB-L/T verwenden? Ich frage, weil ich nicht an Kleinigkeiten scheitern will :ph34r:

2. Darf/Soll ich die Bewerbung von damals einbringen? Ich dachte an sowas wie "nach einer leider gescheiterten Bewerbung im Jahr 2000 bla blub und das man dann eben nen anderen Weg eingeschlagen hat". Denn ansonsten müsste ich mich zu Recht fragen lassen, wenns doch immer schon der Traumberuf war, warum hat die sich denn dann nie beworben? Also einerseits ist es ja gewissermaßen eine Unterstreichung des Interesses, andererseits kann dann aber vielleicht auch schon wieder gesagt werden, es hat sicherlich nen Grund in ihrer Person gegeben oder so.

3. Man soll ja nichts behaupten, was man nicht nachweisen kann. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich anno 1998 keinen Praktikumsnachweis bekommen habe oder ob der in einem der hunderten von Umzügen in den letzten 13 Jahren verloren gegangen ist. Die Praktikumsmappe hab ich noch, mit den Fotos aus den Führerständen, aus den Stellwerken, da sind bahninterne Ausbildungs- und Arbeitsunterlagen drin. Aber die kann ich ja schlecht mitschicken. Auf mehr oder weniger einfachem Weg an sowas ranzukommen ist auch kaum möglich, da der Mitarbeiter, der mein Praktikum damals geleitet hat mittlerweile in Pension ist :blink: Sei ihm gegönnt...

So, und was mach ich nu?
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zweiflamme
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Beitrag von zweiflamme »

Hallo alle!

Hochinteressanter Beitrag, sehr ermutigend! Ich habe einen ähnlichen Lebenslauf wie die Threadstarterin, Abi, (abgebrochenes) Studium, Selbständigkeit die aber keinen rechten Spaß mehr macht und wenig lukrativ geworden ist... Einige Anbieter setzen ja nun eine abgeschlossene Berufsausbildung voraus, andere nicht. Hat jemand eine Liste bzw. vielleicht einen Verweis auf eine entsprechende Seite mit Fort- oder Weiterbildungsmöglichkeiten? Bisher habe ich nur zwei Anbieter gefunden die in meiner mittelbaren(!) Umgebung sind. Aus familiären Gründen kann ich leider nicht beliebig umziehen. Freue mich auf eine Antwort auf diesen aufgewärmten Thread,

beste Grüße
Dennis
Antworten