Wie werden Bahnhofsuhren heute synchronisiert ...

Rund um die Technik der Bahn
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hmmueller
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Beitrag von hmmueller »

... und warum laufen dennoch nicht wenige so "offensichtlich nicht synchron"?
In Grafing Bahnhof haben wir z.B. zwei Uhren, die laufen seit Monaten um eine Minute versetzt.
In Grafing Stadt stand gestern eine (die sonst zuverlässig war) um ca. 7:30 auf 6:58, mit laufendem Sekundenzeiger.

Meine eigentliche Frage ist aber die "allumfassende": Wie geht den heutzutage eigentlich die Technik?

* Wie geht genau die Funk-Sync? mellertime schrieb in Frage zu Bahnhofsuhren:
Das System ist sternförmig aufgebaut. Eine Uhr bekommt das Zeitsignal an der die anderen Uhren des Bahnhofs angeschlossen sind.
* Gibt es noch Hauptuhren->Minutenimpuls (mit alternierender Polarität)->Nebenuhren?
-- läuft das innerhalb des Bahnhofs noch so?
-- (ist z.B. Grafing Stadt ein "Bahnhof" in diesem Sinne? oder hängt diese Uhr an einer Hauptuhr in Grafing Bahnhof oder sonstwo?)

... sind ein wenig chaotische Fragen - vielleicht kann jemand was dazu erklären.

(Am Internet habe ich zur aktuellen Technik bei - etwas kurzer - Suche nichts gefunden ... Interessant, aber eben "von früher" sind z.B. die Infos unter DB Uhrensystem ...)
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Die Organe der Bahnerhaltung sind ermächtigt, den Arbeitern zur Aneiferung angemessene Quantitäten von Brot, Wein oder Branntwein unentgeltlich zu verabfolgen. Nr. XXVII - Vorschriften für das Verhalten bei Schneefällen, K. k. Österreichische Staatsbahnen, Gültig vom 1. Oktober 1906; Artikel 14(5)
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

hmmueller @ 25 Jun 2011, 12:05 hat geschrieben: * Gibt es noch Hauptuhren->Minutenimpuls (mit alternierender Polarität)->Nebenuhren?
Ja, gibt es.
-- läuft das innerhalb des Bahnhofs noch so?
-- (ist z.B. Grafing Stadt ein "Bahnhof" in diesem Sinne? oder hängt diese Uhr an einer Hauptuhr in Grafing Bahnhof oder sonstwo?)
Das kann man so pauschal meines Wissens nach nicht sagen. Früher hatte man ja eine Art Fernnetz für die Zeitverteilung, das Zeitsignal kam aus Berlin, und würde über das Fernmeldenetz der Bahn über ganz Deutschland verteilt. Das ganze war sternförmig angelegt, die Hauptuhren einer unteren Ebene wurden auf die übergeordnete Hauptuhr synchronisiert.

Bei der Umstellung auf Funkuhren hat man zuerst nur das Fernnetz auf Funkuhren umgestellt, und die Hauptuhren 1:1 durch Funkhauptuhren ersetzt. Über Umsetzer lässt sich so ein Uhrensignal über viele Kilometer verteilen. So werden (oder wurden?) ganze S-Bahn-Außenäste von einer einzigen Funkthauptuhr versorgt, die Verteilung läuft da über die alte Verkabelung. Vor Ort in den jeweiligen Bahnhöfen hat man dann sogenannte ÜNEs, Überwachungs- und Nachstelleinrichtungen, die die ein kleines Überwachungsuhrwerk sowie die Möglichkeit, manuell Minutenimpulse abzugeben, hat.

Diese Technik müsste auch heute noch an vielen Orten im Einsatz sein, nach und nach werden aber die ÜNEs durch eigene neue Funkhauptuhren ersetzt, die nur den jeweiligen Bahnhof versorgen - wie verbreitet das ist kann ich aber nicht genau sagen. Ob man inzwischen Bahnhofsuhren aufstellt, die den DCF77-Empfänger direkt eingebaut haben und gar kein Zeitsignal mehr brauchen habe ich aber keine Ahnung.
In Grafing Bahnhof haben wir z.B. zwei Uhren, die laufen seit Monaten um eine Minute versetzt.
Das klingt aber eher wie ein mechanisches Problem - dank wechselnder Polarität dürfte um eine Minute versetzt so einfach ja nicht gehen. Was für eine Uhr ist es denn, eine neue oder ne alte?
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
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hmmueller
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Beitrag von hmmueller »

Ich hab nun schnell die zwei Uhren einmal über 10 Minuten oder so fotografiert.
Zwei, drei Fotos (grad fotografieren ist über'n Zaun nicht meine Stärke ...) - die rechte Uhr ist wohl die "Schuldige": Die Minute springt zugleich mit der anderen, aber der Sekundenzeiger steht "irgendwo herum" - 0...30 Sekunden Differenz zur anderen:

Bild
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- die ganze "Fotostrecke" liegt hier ... (Nebenbemerkung: Grafing ist schon ein schrecklicher Bahnhof - da will man nur ein paar Uhren knipsen, und dann fahren da in knapp 10 Minuten 6 Züge und 3 Rangierfahrten herum. Nicht zum Aushalten).

http://www.haraldmmueller.de/uhren/SAM_0988.JPG
http://www.haraldmmueller.de/uhren/SAM_0989.JPG
http://www.haraldmmueller.de/uhren/SAM_0990.JPG
http://www.haraldmmueller.de/uhren/SAM_0991.JPG
http://www.haraldmmueller.de/uhren/SAM_0992.JPG
http://www.haraldmmueller.de/uhren/SAM_0993.JPG
http://www.haraldmmueller.de/uhren/SAM_0994.JPG
http://www.haraldmmueller.de/uhren/SAM_0995.JPG
http://www.haraldmmueller.de/uhren/SAM_0996.JPG
http://www.haraldmmueller.de/uhren/SAM_0997.JPG
http://www.haraldmmueller.de/uhren/SAM_0998.JPG
http://www.haraldmmueller.de/uhren/SAM_0999.JPG
http://www.haraldmmueller.de/uhren/SAM_1000.JPG
http://www.haraldmmueller.de/uhren/SAM_1001.JPG
http://www.haraldmmueller.de/uhren/SAM_1002.JPG
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http://www.haraldmmueller.de/uhren/SAM_1010.JPG
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http://www.haraldmmueller.de/uhren/SAM_1013.JPG
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http://www.haraldmmueller.de/uhren/SAM_1019.JPG
http://www.haraldmmueller.de/uhren/SAM_1020.JPG
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http://www.haraldmmueller.de/uhren/SAM_1029.JPG
http://www.haraldmmueller.de/uhren/SAM_1030.JPG
http://www.haraldmmueller.de/uhren/SAM_1031.JPG
http://www.haraldmmueller.de/uhren/SAM_1032.JPG
http://www.haraldmmueller.de/uhren/SAM_1033.JPG
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Didy
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Beitrag von Didy »

hmmueller @ 25 Jun 2011, 17:18 hat geschrieben:Die Minute springt zugleich mit der anderen, aber der Sekundenzeiger steht "irgendwo herum" - 0...30 Sekunden Differenz zur anderen:
DAS ist leicht zu erklären.

Bei diesen Uhren handelt es sich um Minutensprunguhren. Von einer Zentraluhr wird immer ein Minutensprung übertragen - dafür braucht die Uhr auch keine weiteren Stromanschluß, nur die Uhrenleitung.
Der Sekundenzeiger hingegen ist autark und läuft von örtlicher Energieversorgung - damit er synchron bleibt dauert ein Umlauf eines Sekundenzeigers auch weniger als eine Minute: Er bleibt bei der vollen Minute stehen und wird durch den Minutensprung neu gestartet.
Wenn jetzt der Antrieb für den Sekundenzeiger defekt ist oder die Stromversorgung dafür fehlt, dann läuft einfach der Sekundenzeiger nicht mehr, der Minutenzeiger läuft aber ganz normal synchron zur Mutteruhr weiter.
Siehe auch bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Schweizer_Bahnhofsuhr

Neuer Bahnsteiguhren scheinen aber z.T. schon autarke DCF77-Uhren zu sein. Ich hab bei einer schonmal beobachtet, dass die Zeiger (zu unpassender Uhrzeit) auf 12:00 stand, einige Tage später lief es wieder, weitere Tage später wieder 12:00, dann lief es wieder. So ein "Zeiger bei Ausfall mal auf 12:00 stellen" deutet sehr auf DCF77 hin, eine Minutensprunguhr ist das sicher nicht.
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hmmueller
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Beitrag von hmmueller »

Didy @ 25 Jun 2011, 17:14 hat geschrieben:
hmmueller @ 25 Jun 2011, 17:18 hat geschrieben: Die Minute springt zugleich mit der anderen, aber der Sekundenzeiger steht "irgendwo herum" - 0...30 Sekunden Differenz zur anderen:
DAS ist leicht zu erklären.
... sorry, falsche Wortwahl meinerseits: Die Sekundenzeiger stehen nicht, sondern bewegen sich "irgendwo herum": Wenn man die Fotos ansieht, sieht man, dass sie manchmal mehr oder weniger synchron laufen, manchmal auch 10 oder 30 (oder mehr?) Sekunden auseinander sind. Trotzdem schaut's so aus, also ob sie "ziemlich richtig schnell laufen". Eher komisch, oder?
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yeg009a

Beitrag von yeg009a »

Vielleicht hättest Du statt Fotos, besser Videos, falls verfügbar, aufgenommen, das führt zu besseren Verständis Deiner Beschreibung, warum sich beide Bahnhofsuhren unterschiedlich verhalten. :)
Didy
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Beitrag von Didy »

hmmueller @ 25 Jun 2011, 18:31 hat geschrieben:
... sorry, falsche Wortwahl meinerseits: Die Sekundenzeiger stehen nicht, sondern bewegen sich "irgendwo herum": Wenn man die Fotos ansieht, sieht man, dass sie manchmal mehr oder weniger synchron laufen, manchmal auch 10 oder 30 (oder mehr?) Sekunden auseinander sind. Trotzdem schaut's so aus, also ob sie "ziemlich richtig schnell laufen". Eher komisch, oder?
Dann könnt ich mir immer noch vorstellen, dass einfach irgendwas am Sekundenzeiger-Antrieb kaputt ist. Was ist denn mit den Minutenzeigern, zeigen die das selbe und springen die synchron?
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Beitrag von ropix »

Die zeigen wohl eine Minute Unterschied. Wobei es natürlich auch sein könnte dass es den einen Zeiger einfach mechanisch um eine Minute verbogen hat? (oder dsa Uhrwerk ne Minute verrutscht ist?)
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hmmueller
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Beitrag von hmmueller »

... wird grad ein spannendes Thema :) Das mit den Sekundenzeigern hab ich erst bei den letzten Fotos gemerkt, aber mit einem 16-jährigen Wartenden im Auto wollt ich nicht noch ein Demonstrationsvideo drehen - und ist mir ehrlich gesagt auch gar nicht eingefallen, mit dieser ...nun-ja-Kamera ... JEtzt muss ich zu unserem Sonnwendfest, aber vielleicht find ich morgen Zeit, hier präziser zu dokumentieren, wie Uhren in Grafing falsch gehen können ;)
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Michi Greger
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Beitrag von Michi Greger »

Boris Merath @ 25 Jun 2011, 14:17 hat geschrieben: Ob man inzwischen Bahnhofsuhren aufstellt, die den DCF77-Empfänger direkt eingebaut haben und gar kein Zeitsignal mehr brauchen habe ich aber keine Ahnung.
Ja, viele in den letzten ca. 8 Jahren neu aufgestellte Uhren haben irgendwo das kleine Kästchen mit der DCF-Antenne. Ich meine mich zu erinnern, dass das u.a. im "Großraum Rosenheim", also in Großkaro usw. und im Inntal, Rosenheim - Brannenburg, Standard ist.

Gruß Michi
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