Autobahn @ 5 Jan 2012, 16:57 hat geschrieben:Ein mäßiger Busverkehr ist keine ÖPNV-Anbindung? Und wie ich schon vorher erwähnt habe, es gibt Menschen, die auf eine Bahnverbindung im 10-Minuten-Takt keinen Wert legen

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Mäßig heißt drei, vier Fahrten am Tag.
Und wer diese Menschen, die sich ein Eigenheim "auf dem Land" und ein Auto leisten können, in Hochhaussilos mit möglicherweise ungeliebten Mitbewohnern zwingen will, macht sich in meinen Augen "verdächtig", einen Neidkomplex zu haben.
Tut jetzt hier rein gar nichts zur Sache.
Du wohnst ja auch auf dem Land (O.K., im Elternhaus) und nicht in München. Du fährst auch (sehr gerne) mal mit dem Auto.
Etwa 5000 km im Jahr.
Und ich kann mir nicht vorstellen, das Du mit dem Bus zum nächsten Supermarkt oder in einen Nachbarort fährst.
Ich kann mit keinem Bus fahren, der nicht existiert.
Auch dann nicht, wenn der Bus im 10-Minuten-Takt fahren würde. Du bist zwar ein Eisenbahnfreund, aber kein Verächter des MIV!
Es geht genauso wenig um's Verachten wie um Neid.
Wenn Du auf eine 6-streifigen Autobahn einen A 8 ausfahren kannst, bist Du genau so glücklich, als wenn Du mit dem MüNüx ein paar mal hin und her gefahren bist.
Interessante These. Wie viele Fahrstreifen eine Autobahn hat, ist mir egal. Im Gegenteil, alle meine "Geschwindigkeitsrekorde" bin ich auf vierspurigen Autobahnen mit wenig Verkehr gefahren, z.B. A81 Süd. Da kann man auch wenn man ganz normal fährt, bei 160 km/h den Tempomat reinwerfen und ganz gemütlich fahren. Auf der A9, die teilweise acht Fahrspuren hat, kannst du sowas maximal nachts um drei machen.
Der Witz ist, Autofahren macht nur da Spaß bzw. ist nur da entspannt möglich, wo wenig andere Autofahrer sind. Aber selbst bei uns im Dorf mit 5500 Einwohnern, kann's gegen 18 Uhr passieren, dass du fast 10 Minuten in der
Ausfahrt von der Tanke stehst und vor lauter Verkehr ortseinwärts und zahlreicher sich vor der Einmündung zur Kreisstraße stauender Autos ortsauswärts nicht vom Hof wegkommst. Und nochmal, wir sind hier auf'm Dorf, 50 km weit von München und über 20 km von Ingolstadt weg, keine Bundesstraße, alles nur lokaler Verkehr. Da sind solche Verkehrsverhältnisse einfach nur noch pervers.
Es geht mir nicht um's Abschaffen von Autos, aber die Dosis macht nunmal das Gift. Auf'm Dorf kann die gesunde Dosis höher sein als in der Großstadt, aber wenn eben solche Zustände auftreten, sollte man was machen. Und damit meine ich nicht die Straßen ausbauen! Besonderer Dorn im Auge sind mir, die ganzen Eltern, die teilweise den ganzen Tag unterwegs sind, wenn sie mit'm Einkaufen fertig sind, ihre Kinder zu den Freunden 20 km (die Schulsprengel sind groß) weiter zu fahren, leer zurück und abends leer wieder hin und Kind abholen. Dazwischen das andere Kind 10 km (Kreisstadt) zum Klavierunterricht, leer zurück und später wieder leer hin und das Kind wieder abholen. Das macht mal eben 120 km an einem Nachmittag, wenn man vormittags schon in der Kreisstadt zum Einkaufen war, hat Mamas Zweitwagen (Papa braucht ja das andere Auto selber) am Ende so eines Tages 140 km mehr auf der Uhr.
Das könnte man mit einem entsprechenden Busverkehr auf alle Fälle reduzieren. Ganz nebenbei kann Mama dann auch was anderes machen als nur rumzufahren und Taxi zu spielen.
Grad bei uns im Landkreis geht's ja fast nicht besser mit der gut bedienten Bahnstrecke, die mitten durch führt (nur zwei Gemeinden sind weiter als etwa 15 mögliche Busminuten vom nächsten Bahnhof weg) und sogar ideale Knoten möglich macht: In Reichertshausen trifft sich die RB immer zur vollen Stunde, in Pfaffenhofen treffen sich die RE (in den Stunden mit Stundentakt) jeweils etwa zur Minute 30, in Rohrbach ergibt der Regiofahrplan ziemlich genau einen Takt 30 in beide Richtungen (in den Stunden mit RE-Stundentakt), da sollte man mit den Bussen (im Grunde bäuchte man eh nur eine einzige Linie!) wenigstens immer 'nen Zug treffen, wenn man sich nicht ganz dämlich anstellt. Aber nö... stattdessen stehen in einer Gemeinde mit 5500 Einwohner tagsüber rund 500 Autos von Bahnpendlern am Bahnhof und viele Mamas fahren solche Touren wie die erwähnten 140 km und dann geht's in der Dorfstraße schnell mal zu wie am mittleren Ring in München! <_<
Außerdem: Trotz Neubaugebieten, die meisten Leute, die hier wohnen, sind immer noch von hier und nicht aus der Stadt weggezogen. Im Gegenteil, ein großer Teil der Leute, die beispielsweise in meinem (mittlerweile fast 30 Jahre alten Neubaugebiet) wohnen, kamen von noch viel kaffigeren Orten in der Umgebung oder von weiter weg hier her. Bei mir ist das im Grunde auch so, die Zeit in der Vorstadt als Kind, war auch nur eine Episode. In meinem Stammbaum gibt's bis in 17. Jahrhundert eigentlich nur gebürtiges Landvolk...

Der einzige, gravierende Unterschied ist, dass die Leute viel stärker in den Städten arbeiten, weil auf'm Dorf jetzt eben auch Mikrobiologen, Ingenieure, etc. wohnen und nicht nur Bauern. Davon gibt's noch ein paar, die aber heute viel größere Flächen mit weniger Leuten und ein paar Maschinen bewirtschaften können. Die anderen Leute haben/brauchen andere Jobs und die gibt's in den Städten.
Die Stadt Altdorf bei Nürnberg hat in der Innenstadt die Asphaltflächen raus gerissen und durch Granit Pflastersteine ersetzt, inclusive Wasserspiele usw. Sieht sehr schön aus.
Gibt's in vielen Kleinstädten, auch in Pfaffenhofen, welches 2011 zur
lebenswerteste Kleinstadt der Welt gekürt wurde. Der
Hauptplatz ist echt hübsch geworden, das Parken wurde eingeschränkt und die Innenstadt zur Tempo 20-Zone. Viele umfahren jetzt die Innenstadt, trotzdem geht's vom Verkehr her teilweise zu "wie am Stachus"... Gründe siehe oben.