[M] Fahrgastverband fordert Gleisfreimeldesystem

Alles über die Netze von S-Bahnen
Didy
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3695
Registriert: 26 Jul 2006, 10:11

Beitrag von Didy »

Zp T @ 7 Jan 2012, 20:03 hat geschrieben: Ich hab nicht geschrieben, dass jeder Säufer kriminell ist, sondern hab diejenigen Säufer gemeint, die für andere eine Gefahr darstellen, also diejenigen, die verbotenerweise auf Gleisanlagen laufen, sich schlägern, Notbremse ziehen, etc.
Okay. Alkoholsüchtige sind also krank. Aber wenn sie dadurch ne Gefährdung für andere darstellen, sind sie kriminell.

Nach der Logik müsste man auch kriminell sein, wenn man durch einen Schwächeanfall ins Gleis fällt, oder wenn man eine ansteckende Krankheit hat und (unabsichtlich) andere ansteckt.
Benutzeravatar
Zp T
König
Beiträge: 831
Registriert: 13 Jun 2011, 21:12
Wohnort: Augsburg

Beitrag von Zp T »

Didy @ 8 Jan 2012, 01:39 hat geschrieben: Okay. Alkoholsüchtige sind also krank. Aber wenn sie dadurch ne Gefährdung für andere darstellen, sind sie kriminell.

Nach der Logik müsste man auch kriminell sein, wenn man durch einen Schwächeanfall ins Gleis fällt, oder wenn man eine ansteckende Krankheit hat und (unabsichtlich) andere ansteckt.
Anscheinend wollen oder können einige hier den Sinn nicht verstehen! Die Rede war hier eindeutig nur von Saeufer, sonst von niemanden...
München, die teuerste Stadt, aber auch die schönste Stadt Deutschlands!!!
Rohrbacher
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14722
Registriert: 10 Apr 2006, 23:21
Wohnort: ja

Beitrag von Rohrbacher »

Anscheinend wollen oder können einige hier den Sinn nicht verstehen!
Weil keiner da ist.
Die Rede war hier eindeutig nur von Saeufer, sonst von niemanden...
Schon klar. Aber "Säufer" sind in aller Regel nunmal krank und leiden an Alkoholsucht. Die ist mehr oder weniger stark, aber los geht's medizinisch damit schon, wenn man ein Problem damit hat, sein "Feierabendbier" gegen ein Wasser, 'nen Saft oder 'ne Cola zu tauschen.

Außerdem würde ich behaupten, ist das eigentlich auch egal, so lange hier niemand eine Statistik auf'n Tisch legt, die aussagt, wie viele von den in den Gleisbereich geratenen Personen betrunken waren UND wo der Alkohol der Grund für das Geraten in den Gleisbereich war. Ansonsten ist ja nicht klar, was wir hier diskutieren, ein echtes Problem oder ne Stammtischparole ohne Grundlage.
Benutzeravatar
3247
Routinier
Beiträge: 431
Registriert: 20 Aug 2003, 03:26
Wohnort: München

Beitrag von 3247 »

Boris Merath @ 7 Jan 2012, 22:44 hat geschrieben: Andere Frage: Wie viele Menschenleben kann man retten, wenn man die hunderte von Millionen nicht in Gleisbettüberwachung, sondern in (momentan nicht bezahlte) teure medizinische Therapien anlegt?
…oder in Kfz-Schlüssel mit Alkoholdetektor.

Betrunkene, die ins Gleis fallen, sind ein viel geringeres Problem als Leute, die sich betrunken hinter das Steuer eines Kfz setzen.
andreas
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7163
Registriert: 25 Feb 2004, 15:02
Wohnort: 85777

Beitrag von andreas »

http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaf...,807839,00.html

für die, die das nicht lesen wollen, bzw. falls der link mal ins Leere geht:

Da gehts um, einen, der illegal Altöl in einem Gully entsorgen wollte, dabei seine Brieftasche verloren hat und beim Bergeversuch im Gully stecken geblieben ist.

Also brauchen wir jetzt eine elektronische Überwachung aller Gullydeckel, falls da einer meint, diese aufmachen zu müssen.....
Electrification
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3943
Registriert: 01 Mär 2009, 15:34

Beitrag von Electrification »

Autobahn @ 8 Jan 2012, 00:58 hat geschrieben: Rhythmus ist gut, Tango, Walzer und sonst noch was.

Tatsächlich ist aber Schichtarbeit, egal in welchem Tangoschritt sie erfolgt, gesundheitlich bedenklich. Das hängt mit der "inneren Uhr" zusammen, die bei den Menschen (aber auch allen anderen Lebewesen) nach dem Tageslicht gesteuert wird. Zwar kann das Schlafhormon Melatonin durch künstliche Beleuchtung gehindert werden, das ein Mensch einschläft, aber er kann dann auch bei natürlicher Beleuchtung (Sonnenlicht) nicht ausgeruht schlafen. Dazu kommen noch die Umweltgeräusche, die in der Nacht geringer sind, als am Tag.

De facto ist also alle Tätigkeit außerhalb des Sonnenstandes schädlich. Unsere Vorfahren hielten sich daran ;)
Dass der Wechselschichtdienst gewisse Zwänge hat, lässt sich nicht vermeiden, aber das was TramBahnFreak sicher meint ist durchaus nachzuvollziehen und auch machbar.
Es ist ja nicht so dass es humanare Rhythmen nie gab.

Es ist durchaus so dass in den letzten Jahren die Dienstpläne in vielen Betrieben des ÖPNV unmenschlicher wurden, weil keine Rücksicht auf die jew. Personen, deren Familie und deren Freizeit genommen wird, sondern Pläne rein betriebswirtschaftlich optimiert werden, so dass am meisten dabei rausspringt. Nur sinkt damit auch die Motivation und das wirkt sich an anderer Stelle wieder kostenmäßig aus (Krankheit, stärkerer Energieverbrauch etc.).
Viele Firmen reden zwar groß von Familienfreundlichkeit, aber gehandelt wird in diese Richtung nicht.

Eine humanare Schichtenplanung wäre durchaus drin, davon würden auch die Arbeitgeber profitieren, denn zufriedene Mitarbeiter bekommt man nicht wenn man sie auspresst. Tägliche Rythmenwechsel müssen nicht sein, das arbeitet die Leute nur auf. Wo ist das Problem blockweise vorzugehen, also ein paar Tage nur früh und danach nur Spät oder Tagesschichten. Immer geht das nicht, aber man sollte eben die Wechsel reduzieren.
Im Vergleich zur Zeit vor 15-20 Jahren ist die zur Verfügung stehende Freizeit (z. B. für Freunde und Familie) deutlich gesunken. Angesichts eines zunehmenden Wettbewerbs mit anderen Branchen um Arbeitskräfte sollte man da vielleicht mal umdenken.
Da gehts um, einen, der illegal Altöl in einem Gully entsorgen wollte, dabei seine Brieftasche verloren hat und beim Bergeversuch im Gully stecken geblieben ist.

Also brauchen wir jetzt eine elektronische Überwachung aller Gullydeckel, falls da einer meint, diese aufmachen zu müssen.....
Herr Nagel, retten Sie uns! Wir warten auf die Pressemitteilung. ;)
Rohrbacher
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14722
Registriert: 10 Apr 2006, 23:21
Wohnort: ja

Beitrag von Rohrbacher »

Oh wie ist dieses Forum albern geworden ...
andreas
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7163
Registriert: 25 Feb 2004, 15:02
Wohnort: 85777

Beitrag von andreas »

Rohrbacher @ 8 Jan 2012, 17:50 hat geschrieben: Oh wie ist dieses Forum albern geworden ...
naja, die Vertreter der fahrenden Zunft hier im Forum haben uns Laien doch ohnehin für überflüssig erklärt und damit auch das Forum, weil es gibt ja überall soviele Experten, die alles soviel besser wissen als die dummen Fahrgäste und Freaks, von daher ist ja jede Diskussion ohnehin überflüssig - denn die Experten werden alle Probleme schon lösen....

und wenn was in Frage stellt, dann ist das ja ein direkter Angriff auf ebensolche Fachleute, die sich das ja ausgedacht haben und auch viel mehr Ahnung haben alle alle Laien hier....
TravellerMunich
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2482
Registriert: 21 Jan 2009, 19:44
Wohnort: München

Beitrag von TravellerMunich »

Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung...
Electrification
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3943
Registriert: 01 Mär 2009, 15:34

Beitrag von Electrification »

Nichts ist schlimmer als Selbstmitleid.

@andreas
Du übertreibst aber schon ein bisschen. Was Betriebseisenbahner und andere Bahnverantwortliche nicht wollen sind Besserwisser die meinen sie hätten die Eisenbahn erfunden, aber (ich kann natürlich nur für mich sprechen) wertvolle Anregungen oder eine ausstehende Meinung sind immer willkommen.

Ansonsten geht das alles am Thema vorbei. Rohrbacher sollte mal definieren wen und was er genau meint. War mein Beitrag etwa albern?
TravellerMunich
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2482
Registriert: 21 Jan 2009, 19:44
Wohnort: München

Beitrag von TravellerMunich »

Herr Nagel, retten Sie dieses Forum vor der zunehmenden Albernheit und Verflachung! Wir warten schon auf Ihre rettende Presseerklärung! Bevor das gewohnt hohe Niveau dieses Forums von der ungesicherten Bahnsteinkante torkelt und von einem einfahrenden Schienenfahrzeug überrollt wird.

Wobei das Problem sich epidemieartig jetzt auch außerhalb der Tunnelstrecken ausbreitet...:
http://www.tz-online.de/aktuelles/muenchen...ta-1554792.html

Bei aller Tragik: Habe schon oft genug erlebt, wie blöd man angebafft wird, wenn man Leute auffordert, doch ein Stück von der Bahnsteigkante weg zu gehen. Oder nicht einfach über die Gleise zu laufen.

Inzwischen glauben einfach viele, alles ist erlaubt, Verbote dienen nur der Schikane und sowieso passiert schon nix...
Electrification
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3943
Registriert: 01 Mär 2009, 15:34

Beitrag von Electrification »

TravellerMunich @ 8 Jan 2012, 19:44 hat geschrieben: Bei aller Tragik: Habe schon oft genug erlebt, wie blöd man angebafft wird, wenn man Leute auffordert, doch ein Stück von der Bahnsteigkante weg zu gehen. Oder nicht einfach über die Gleise zu laufen.

Inzwischen glauben einfach viele, alles ist erlaubt, Verbote dienen nur der Schikane und sowieso passiert schon nix...
Das kannst du dir als Eisenbahner nicht mal erlauben was zu sagen, das interessiert keinen. Der Respekt ist längst verloren gegangen. Die Leute machen was sie wollen, dann müssen sie aber auch die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen.
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9526
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

@ Electrification

Das es in einer Industriegesellschaft Wechseldienst bzw. Nachtdienst geben muss, ist völlig klar. In der Industrie gibt es ein Drei-Schicht-System, wie auch bei der Polizei. Feuerwehren haben in der Regel einen 24-Stunden-Rhytmus, wobei in den Nachtstunden viele „Standby“ sein müssen und schlafen können.

Im Verkehrswesen sind die Anforderungen allerdings etwas anders. Da bringt ein Drei-Schicht-System überhaupt nicht, weil nachts weniger Züge fahren (müssen). Es mag sicher sein, das die Dienstpläne auf optimale Wirtschaftlichkeit getrimmt wurden, schließlich ist ein Arbeitgeber ja auch seinen Gesellschaftern verpflichtet. Das ist aber nicht nur im öffentlichen Verkehr so, sondern in allen Bereichen der Privatwirtschaft – und da war es immer so!

In früheren Jahren waren die öffentlichen Verkehrsbetriebe nicht dem Zwang ausgesetzt, betriebswirtschaftlich zu handeln, sondern konnten lustig drauflos wirtschaften. Wenn die Einnahmen nicht reichten, egal, die Stadt/der Staat wird schon das nötige Kleingeld bereit stellen. Das konnte natürlich auch „angenehmere“ Dienstpläne möglich machen.

Du musst wirklich mal in andere Branchen schauen. Ich glaube, Eisenbahner sind in der Vergangenheit zu sehr verwöhnt worden. Und nun stehen sie mit großen Augen vor der Realität der Arbeitswelt.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
MVVUser
Routinier
Beiträge: 372
Registriert: 22 Aug 2011, 18:36
Wohnort: München

Beitrag von MVVUser »

Wenn jemand auf den Gleisen spazieren geht, dann ist ihm auch nicht zu helfen. Dass das nicht gut geht, sollte wohl jeder wissen.

Aber was ist so schlimm daran, wenn man am Bahnsteig hinter dem Zug über die Gleise geht? Zum einen ist es schneller, als durch die versiffte Unterführung zu gehen und zum anderen kommt unmittelbar nach der S-Bahn kein nachfolgender Zug.
Electrification
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3943
Registriert: 01 Mär 2009, 15:34

Beitrag von Electrification »

@Autobahn
Das ist alles schön und gut, nur wird man hier einen Kompromiss eingehen müssen, ansonsten wird es noch schwieriger gute Leute zu bekommen. In der Industrie bekommt man nämlich auch ganz andere Summen und Zuschläge bezahlt. Allerdings wird dort, anders als du es behauptest (zumindest von den Betrieben wo ich es durch Freunde/Verwandte weiß) auch große Rücksicht auf die Belange der Mitarbeiter genommen. Sicher ist das dort auch nicht überall so, aber in sehr vielen Industriebetrieben.

Ich rede hier auch nicht von einem Dreischichtsystem, das geht nicht und natürlich muss man auch betriebswirtschaftlich denken, jedoch muss man einen Mittelweg finden, einen Kompromiss zwischen betriebswirtschaftlich sinnvoll und familienfreundlich.
Wer die letzten Jahre nicht miterlebt hat kann da schwer mitreden.

Das Eisenbahner verwöhnt sind halte ich für ein kleines Märchen. Das sind sie nicht und waren sie nicht. Sie haben immer schon unterdurchschnittlich im Vergleich zur Industrie verdient und die Arbeitsbedingungen waren schon immer schlechter.
Nur treibt man es immer mehr auf die Spitze und das geht dann einfach zu weit. Man muss Kompromisse finden, sonst wird es schwer auf Dauer genug Leute zu finden.
Ich habe die Vergleichsmöglichkeiten und verwöhnt ist man höchstens in anderen Branchen. Ohne den großen Einsatz vieler, wäre schon längst alles zusammengebrochen. Es gibt nur wenige Branchen wie die Eisenbahnbranche wo die Leute den Laden trotz riesigen Mangels so gut am Laufen halten. Die Leute setzen sich für ihre Firma ein, es wird ihnen nur nicht gedankt, das ist das schlimme.
Benutzeravatar
TramBahnFreak
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12634
Registriert: 02 Okt 2009, 16:28
Wohnort: Da drüben, gleich da hinter'm Wellblechzaun

Beitrag von TramBahnFreak »

@ Autobahn: Dann zeig mir mal bitte, die anderen Branchen, wo es ach so normal ist, an einem Tag von 16 bis 1 Uhr zu arbeiten, am nächsten tag dann wieder von 6-9 und nochmal von 15 bis 22 Uhr (rein fiktive Zahlen, unsere Betriebseisenbahner könnten da sicher realitätsnähere Beispiele bringen)!
Deise Entwicklung hin zu noch unmenschlicheren Arbeitszeiten für nochmal 3 ct mehr Gewinn ist meiner Ansicht nach gerade in der Verkehrs-Branche enorm. Evtl liegt das daran, dass eben die Privatisierung erst in den letzten 10-20 jahren vonstatten ging, der Druck, wirtschaftlich zu arbeiten, also eben auch erst in dieser Zeit entstand, während die Betriebe in anderen Branchen inzwischen eine wesentlich längere "Gewöhnungszeit" haben, und genauer wissen, was der Belegschaft zugemutet werden kann und was nicht. Außerdem wüsste ich keine Branche, in der so massenweise Personal fehlt (höchstens noch Lehrer, aber wenn man sieht, was sich da manchmal Referendar nennen darf -> ne danke!), bzw. einfach wieder abhaut, weils woanders eben doch besser ist (bestes Beispiel: Lokführermangel bei der HzL, da die Umschuler, welche in Zeiten der Wirtschaftskrise ihren früheren Job verloren haben und dann bei der HzL aufgrund deren ständig zu niedrigen Personalstand noch ne Stelle gefunden haben, inzwischen in ihren alten Branchen wieder eine Beschäftigung bekommen können, und diese mit offenen Armen empfangen; auch wenn man sich dabei vllt die Hände schmutziger macht, als beim Durch's-Land-Kutschieren eines RS1, so sind die Arbeitsbedingungen dort anscheinend wohl doch um ein vielfaches Besser).
Bayernlover
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13814
Registriert: 02 Aug 2009, 16:49
Wohnort: Dresden (4, 6, 10, 12, 65, 85)

Beitrag von Bayernlover »

Krankenschwester - beantwortet all Deine Fragen, leider. Und die gibts in der Form nicht erst seit 1994.
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
Electrification
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3943
Registriert: 01 Mär 2009, 15:34

Beitrag von Electrification »

TramBahnFreak @ 8 Jan 2012, 21:45 hat geschrieben: (bestes Beispiel: Lokführermangel bei der HzL, da die Umschuler, welche in Zeiten der Wirtschaftskrise ihren früheren Job verloren haben und dann bei der HzL aufgrund deren ständig zu niedrigen Personalstand noch ne Stelle gefunden haben, inzwischen in ihren alten Branchen wieder eine Beschäftigung bekommen können, und diese mit offenen Armen empfangen; auch wenn man sich dabei vllt die Hände schmutziger macht, als beim Durch's-Land-Kutschieren eines RS1, so sind die Arbeitsbedingungen dort anscheinend wohl doch um ein vielfaches Besser).
Also das ist ein Ammenmärchen dass die Firma verbreitet und es ist interessant dass es so stark verbreitet wird. Scheinbar wird jede PM ungeprüft geglaubt.
Nahezu alle die weg sind, sind zur DB. Das geht übrigens schon seit Jahren so, nur war es nie so extrem dass gleich der Betrieb zusammenbricht. Ich kann dir einige EVU nennen wo das auch so ist (wenn auch weniger heftig).
Ich habe meine Kontakte in viele EVU hinein und da bekommt man Hintergrundinfos dazu. Glaube niemals offiziellen PMs zu 100%, egal von welcher Seite.

Die Dienstplangestaltung hat nur tw. was mit wirtschaftlichem Druck zu tun. Die Firmen würden auch mit einer besseren Gestaltung gute Gewinne machen. Keiner kritisiert dass es wirtschaftlich sein muss, aber dass jeder Cent ausgereizt wird, dass keinerlei Kompromissbereitschaft herrscht und dass das Familienleben der Betroffenen den Firmen großteils sch...egal ist. Im Zweifel sind eben noch mehr Gewinn als sowieso dann wichtiger als zufriedene Mitarbeiter.
Electrification
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3943
Registriert: 01 Mär 2009, 15:34

Beitrag von Electrification »

Bayernlover @ 8 Jan 2012, 21:54 hat geschrieben: Krankenschwester - beantwortet all Deine Fragen, leider. Und die gibts in der Form nicht erst seit 1994.
Man sollte nicht immer die Branchen gegeneinander ausspielen. Alle die im Schicht- und Wechselschichtdienst arbeiten haben eine besondere Belastung.

Die Eisenbahn soll es Gerüchten zufolge auch schon länger als seit 1994 geben. ;)
Bayernlover
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13814
Registriert: 02 Aug 2009, 16:49
Wohnort: Dresden (4, 6, 10, 12, 65, 85)

Beitrag von Bayernlover »

Electrification @ 8 Jan 2012, 21:59 hat geschrieben: Man sollte nicht immer die Branchen gegeneinander ausspielen. Alle die im Schicht- und Wechselschichtdienst arbeiten haben eine besondere Belastung.
Ich spiele überhaupt niemanden aus. Ich habe nur die Frage(n) von TramBahnFreak beantwortet.
Die Eisenbahn soll es Gerüchten zufolge auch schon länger als seit 1994 geben.  ;)
Die Privatisierung mit wirtschaftlichem Druck aber erst seit 1994.
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
Electrification
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3943
Registriert: 01 Mär 2009, 15:34

Beitrag von Electrification »

Bayernlover @ 8 Jan 2012, 22:03 hat geschrieben: Die Privatisierung mit wirtschaftlichem Druck aber erst seit 1994.
Den Druck gibt es eigentlich aufs Personal schon seit der Wiedervereinigung, da es auf einen Schlag von einem Mangel (im Westen) zu einem riesigen Personalüberbestand kam.
Das ist aber den Gegebenheiten geschuldet und von daher unvermeidbar.

Der Druck in Richtung Dienstplangestaltung und anderer Dinge (Stichwort Minutenklauberei) kam erst in den letzten Jahren verstärkt auf, komischerweise mit den Großkonzernen die eigentlich wirtschaftlich stark genug sind für gute Bedingungen zu sorgen.
Es geht hier auch gar nicht um wirtschaftlichkeit, sondern darum möglichst viel rauszuholen. Es ist sehr wohl möglich Wirtschaftlichkeit mit Familienfreundlichkeit zu vereinbaren, nur ist das nicht gewollt.

Der Druck an sich hat überall, in allen Branchen zugenommen. Die einen geben sich jedoch Mühe zufriedene Mitarbeiter zu haben, was ja auch für den Firmenerfolg mitentscheidend ist, den anderen ist das vollkommen egal, hauptsache man kann den Gewinn maximieren.
Das gesunde Mittelmaß kommt leider immer mehr abhanden.
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9526
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

@ Electrification

Ich habe den Vergleich zu Behördenbahn gezogen, wenn ich „verwöhnt“ geschrieben habe. Und mit Behördenbahn meine ich auch die kommunalen Verkehrsunternehmen. Die Mitarbeiter waren praktisch unkündbar.

Darüber hinaus, in der Industrie produzieren die Arbeitnehmer etwas greifbares, etwas, was man verkaufen kann und damit einen Gewinn erwirtschaften kann. Und die Mitarbeiter sind ständig von Entlassungen bedroht, wenn es der Firma nicht so gut ging.

Im Verkehrsbereich (auch Taxi, LKW) ist man aber „lediglich“ Dienstleister. Dort sind die Margen zwischen Herstellungskosten und „Verkaufspreis“ niedriger, genauer im ÖPNV liegen sie sogar unter den Herstellungskosten. Die Differenz wird durch den Steuerzahler getragen.

Was meinst Du, welcher Aufschrei durch die Republik ginge, wenn VW oder Siemens ihre Produkte unter den Herstellungskosten verkaufen würden und den Steuerzahler um Hilfe bäten?

Zu den Dienstplänen der Eisenbahner, auch in der privaten Transportbranche (außerhalb der Eisenbahn) gibt es massenhaft ungünstige Schichtpläne. Und die Bezahlung ist auch nicht so üppig. Dienstbeginn am Sonntag um 18:00 Uhr, aber vorher Anreise von Hamburg nach London oder Paris, Dienstende um 8, 9 oder 10 Uhr in München (oder London, Paris, Mailand ect.). Ruhe bis 18, 19, oder 20 Uhr und Rücktour nach weiß ich nicht wo. Die letzte Schicht endete dann Samstags um 8, 9, oder 10 Uhr irgendwo in Europa. Und dann noch Rückfahrt zum Wohnort (je nach Entfernung mit Zug oder Flieger – Firma bezahlt allerdings). Manche kommen auch von weit entfernten Wohnorten und bleiben eine ganze Woche (Sonntags – Samstags) an einer Station und arbeiten nur Nachts. Wochenendruhe? Ja, von Samstag Vormittag bis Sonntag Nachmittag. Aber gut, die Leute fahren eine bestimmte Anzahl von Schichten, danach haben sie frei. (Das ist kein Fake, eine solche Firma kenne ich und die meisten Leute arbeiten gerne dort)

Das ist aber noch kein Vergleich zu Fernfahrern, die oftmals wochen- oder monatelang nicht zu ihrer Familie kommen.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Electrification
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3943
Registriert: 01 Mär 2009, 15:34

Beitrag von Electrification »

Der Verweis auf andere Branchen hilft hier doch nicht weiter.
Es ist nun mal so dass man die Dienstpläne familienfreundlicher gestalten könnte, ohne wirtschaftlichen Schaden. Es fehlt einfach der Wille, denn wie gesagt, da sind um es mal übertrieben zu formulieren 5 Cent wichtiger als zufriedene Mitarbeiter.
Doch die paar Euro die man spart, verliert man dann eben über mehr Krankheitstage, Folgekosten niedrigerer Motivation usw.
Ob da bessere Dienstpläne nicht die wirtschaftlichere Lösung für beide Seiten wären?

Ich finde wir sollten zum Thema zurückkehren, da man damit schon innerhalb der EVU gegen Wände rennt (denn weder die DB noch die private Konkurrenz interessieren sich für ihre Mitarbeiter und deren Zufriedenheit, das geht allen am sonstwo vorbei), nützt es eh nichts hier Luftdiskussionen zu führen.

Vergessen wir bei aller Diskussion Herrn Nagel nicht. ;)
TravellerMunich
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2482
Registriert: 21 Jan 2009, 19:44
Wohnort: München

Beitrag von TravellerMunich »

Es ist politisch gewollt, das beim Fahrpreis keine am Markt zu erzielenden Preise genommen werden.
In einer Stadt wie München ist der Betrieb des Nahverkehrs schon heute kostendeckend. Bei 10-20 Euro mehr pro Monatskarte wären auch die Investitionskosten drin.

Zudem bedient der Nahverkehr aus Zwecken der Daseinsvorsorge auch Strecken, die völlig unwirtschaftlich sind.

Wenn man nicht bereit ist, vernünftige Arbeitsbedingungen zu schaffen, wird es ziemlich schnell zu Personalengpässen kommen. So wie es schon einmal vor 20 Jahren war. Bzw. die Qualität des Personals wird den Fahrgast nicht mehr überzeugen.
Benutzeravatar
TramBahnFreak
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12634
Registriert: 02 Okt 2009, 16:28
Wohnort: Da drüben, gleich da hinter'm Wellblechzaun

Beitrag von TramBahnFreak »

Zum von Autobahn angesprochenen Thema "Fernfahrer" hätte ich noch das Buch "Geschlafen wird am Monatsende" von Jochen Diekmann, in dem er sehr interessant und kritisch über das Leben als LKW-Fahrer in Europa und die Arbeitsumstände in dieser Branche berichtet, zu empfehlen :)

Youtube-Video dazu
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9526
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

TravellerMunich @ 8 Jan 2012, 22:34 hat geschrieben:In einer Stadt wie München ist der Betrieb des Nahverkehrs schon heute kostendeckend. Bei 10-20 Euro mehr pro Monatskarte wären auch die Investitionskosten drin.
Hast Du dazu belastbare Zahlen? Ich meine nicht die Quersubventionierung durch die Stadtwerke!
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
DumbShitAward
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3612
Registriert: 11 Mai 2009, 10:46
Wohnort: München

Beitrag von DumbShitAward »

Ehrlich gesagt ist die Diskussion in der Sache lächerlich. Es ist klar, dass ein derartiges System entweder unbezahlbar oder technisch nicht möglich ist (oder beides ;)).

Grundsätzlich ist das ganze aber äußerst interessant. Wie ich finde haben wir es einmal mehr mit einem Fall zu tun in dem ein gewisses Risiko mit einer Über-Lösung beseitigt werden soll. Das mag ja gelingen, aber garantiert ist das freilich auch nicht und ich möchte ehrlich gesagt nicht daran denken was passiert wenn das System mal falsch-negativ arbeitet.

Ohne jetzt in libertäres Geschwätz verfallen zu wollen, aber wandeln uns immer mehr zu einer Gesellschaft der Risikominimierung statt der Risikovermeidung. Damit meine ich jetzt überhaupt nicht Extremsportler oder sonstige Leute die dem Tiger nachts mal ein Hodenpiercing verpassen wollen, denn das sind meist die Leute mit der größten Vernunft sondern die Tendenz das Symptom statt der Ursache zu bekämpfen. Ein vergleichsweise lächerlich wirkendes Beispiel sind Feuerzeuge: seit einigen Jahren sind in der EU nur noch (Einweg-)Feuerzeuge mit Kindersicherung erlaubt. Folge: man stellt sich anfangs an wie der letzte Depp. Der Witz: bringt überhaupt nichts. Eine Statistik aus den 80ern belegt zwar einen Unfallrückgang bei unter 4 Jahre alten Kindern weit über 80%, das gilt aber nur für das darauffolgende Jahr, danach sind die Unterschiede zur vor-Kindersicherungszeit nicht mehr signifikant. Anscheinend sind die lieben Kleinen ebenfalls lernfähig...

Die Frage wieso ein Zweijähriger ein Feuerzeug in die bappigen Guatlfinger bekommt stellt sich da keiner und noch viel weniger weshalb ein Vierjähriger nicht über die Tatsache aufgeklärt wird, dass Feuer die Tendenz hat die Bude abzufackeln.

Sarkastisch und überspitzt ausgedrückt: Blödheit ist nicht strafbar und wird sogar noch gefördert, freak accidents werden mit aller Macht aber weitgehend wirkungslos unterbunden
Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB

Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
TravellerMunich
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2482
Registriert: 21 Jan 2009, 19:44
Wohnort: München

Beitrag von TravellerMunich »

Autobahn @ 8 Jan 2012, 23:34 hat geschrieben:
TravellerMunich @ 8 Jan 2012, 22:34 hat geschrieben:In einer Stadt wie München ist der Betrieb des Nahverkehrs schon heute kostendeckend. Bei 10-20 Euro mehr pro Monatskarte wären auch die Investitionskosten drin.
Hast Du dazu belastbare Zahlen? Ich meine nicht die Quersubventionierung durch die Stadtwerke!
Die MVG hat verschiedentlich verkündet, dass der Betrieb selbst kostendeckend arbeitet.
Defizite bleiben nur beim Invest.

In 2008 hat König sich gegenüber der tz wie folgt geäußert:
"Und MVG-Chef Herbert König hat sein Unternehmen, das pauschal 50 Prozent der Einnahmen erhält, ziemlich unabhängig von Zuschüssen aus dem Querverbund der städtischen Betriebe gemacht: „Betriebskosten decken wir voll aus den Einnahmen, die Infrastruktur-Kosten zu 80 Prozent“, sagte er gestern."
http://www.tz-online.de/aktuelles/muenchen...urer-66123.html

Mit "50% der Einnahmen" sind die Einnahmen des MVV gemeint.
In den Jahren vor 2010 wurden in den Geschäftsberichten meist um die 50 Mio. Euro im Bereich Verkehr als Invest ausgewiesen.
2009 waren es 54 Mio. Nur in 2010 schnellte die Zahl auf 189 Mio. hoch:
http://www.swm.de/dms/swm/dokumente/untern...ericht-2010.pdf

Relevant für die damalige Aussage von Herrn König sind jedoch die Summen um 2008 herum, also rund 50 Mio. Euro.
20% nicht gedeckte Investitionskosten davon sind 10 Mio.

Die Einnahmen im Unternehmensbereich Verkehr in 2010 lagen bei 383 Mio. Euro, spürbar höher als noch in 2008.
Würde man die Fahrpreise um 20% anheben (also eine Monatskarte 3 Ringe um 10 Euro) dann wäre man bei 76 Mio. Mehreinnahmen.
Bei einer Steigerung des Monatskartenpreises um 15 Euro auf Hamburger Niveau hätte man sogar 102 Mio. Euro Mehreinnahmen. Das sollte auch alle Investkosten voll abdecken, ohne dass GFVG-Förderung und ähnliches fließen muss, zumal ja laut Königs Aussage bereits in 2008 ein schöner Batzen der Investitionskosten abgedeckt war.

Alternativ könnte man auch sämtlichen Busverkehr im Takt 20 streichen und die Fahrgäste in diesen Stadtteilen auf weitere Fußwege oder das Auto verweisen. Das dürfte die Kosten ebenfalls beträchtlich senken, so dass man keine Quersubvention mehr benötigt. Die Gesellschaft kann dies so entscheiden, wenn die heilige Kostendeckung so wichtig ist.
Benutzeravatar
Michi Greger
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4159
Registriert: 06 Sep 2002, 22:06
Wohnort: mehrfach

Beitrag von Michi Greger »

Electrification @ 8 Jan 2012, 22:32 hat geschrieben:Der Verweis auf andere Branchen hilft hier doch nicht weiter.
Doch, weil man dann immer sagen kann "Der verdient aber noch weniger!" und sich wieder weiter nach unten orientiert. Leider.
Die Krankenschwester ist schlechter bezahlt und arbeitet länger als der Lokführer, dann kommt der Arschabwischer im Altenheim, der Akkordschlachter vom Schlachthof und noch paar Stufen tiefer halt irgendwo die Putzer, die die Selbstmörder vom Zug kratzen müssen. Aber ist das wirklich die Richtung, die wir haben wollen?
Vergessen wir bei aller Diskussion Herrn Nagel nicht.  ;)
Der arbeitet keinen Schichtdienst...

Gruß Michi
Achtung! Entladezeit länger als 1 Minute!
Benutzeravatar
Zp T
König
Beiträge: 831
Registriert: 13 Jun 2011, 21:12
Wohnort: Augsburg

Beitrag von Zp T »

Michi Greger @ 9 Jan 2012, 01:41 hat geschrieben: ...dann kommt der Arschabwischer im Altenheim...
Eine Unverschämtheit von dir, ne Berufsgruppe so zu nennen! Die können auch nix für...

Ungeachtet davon, was hat der Schichtdienst mit dem obengenannten Thema zu tun? Ich denke, jeder weiß selber, wie er sich fit auf Arbeit fühlt... Hört mit dem Schmarrn auf, der und der hat nicht ausgeschlafen, hat keine Reaktionszeit mehr, weil die Schichten so lang wären und und und... Alles Geblappa von Leuten hier, die von Schichtdienst überhaupt keine Ahnung haben! Macht erstmal Nachtschicht, dann können wir weiterreden...
München, die teuerste Stadt, aber auch die schönste Stadt Deutschlands!!!
Antworten