@ Electrification
Ich will nicht in den Verdacht geraten, das ich Lohndumping gutheiße. Aber der Staat ist
verpflichtet Leistungen so preiswert wie möglich einzukaufen. Was meinst Du, was der Bund der Steuerzahler aufschreit, wenn für irgendeine Leistung eine Million zu viel gezahlt wird. Und preiswert heißt nicht, das es das billigste Angebot sein muss.
Darum sind Ausschreibungen so wichtig, denn die Million fehlt dem Staat an anderer Stelle. Und was hilft es einem Arbeitnehmer, wenn von seinem (üppigen) Gehalt 90 Prozent durch Steuern und Sozialabgaben wieder an den Staat zurückfließen, die der Staat vorher seinem Arbeitgeber im Zusammenhang mit dem Auftrag überwiesen hat?
Ich bin nicht davon überzeugt, das öffentliche Verkehrsbetriebe die gleiche Leistung zum gleichen Preis bieten können. In Betrieben mit öffentlicher Beteiligung herrscht noch immer ein „Versorgungsprinzip“ vor, das aber nicht originäre Aufgabe eines Betriebes sein darf, schon gar nicht, wenn sich der Betrieb auf Förderung aus öffentlichen Mitteln stützt. Anders sähe es aus, wenn der Betrieb aus seinem
Gewinn den Mitarbeitern freiwillige Sozialleistungen gewährt (wie es weiland die Fa. Krupp machte).
Anders ausgedrückt, das Verkehrsunternehmen A, das in öffentlichem Besitz ist, macht pro Jahr eine Million Euro Verluste, die von Steuerzahler getragen werden müssen. Zudem zahlt es keine Steuern. Dafür beschäftigt es aber eine Reihe von Mitarbeitern, die es eigentlich gar nicht braucht und die Bilanz belasten. Das ist sozial vorbildlich, ohne Frage. Ob es aber volkswirtschaftlich sinnvoll ist, ist die andere Frage.
Denn das Verkehrsunternehmen B macht in der gleichen Zeit eine Million Euro Gewinn (die aus öffentlichen Fördergeldern stammen). Es zahlt auf diesen Gewinn Steuern. Möglicherweise wird es auch einen Teil des überflüssigen Personals vom Unternehmen A benötigen und ihnen eine Perspektive geben. Wenn sich so ein Gewinn verstetigt, wird es auch gewillt sein, für seine Mitarbeiter Sozialprogramme aufzulegen.
Grundsätzlich aber gilt, kein Betrieb ist ein Sozialamt. Arbeitnehmer sollen entsprechend ihrer Arbeitsleistung bezahlt werden, aber dafür sind die Sozialpartner verantwortlich, nicht der Staat!
Es tut dem Einzelnen vielleicht weh, wenn er seinen Job verliert, aber dafür ist der Staat mit seinen Sozialkassen verantwortlich.
Das hat aber herzlich wenig mit der Bahnreform zu tun. Auch wenn ich es zum tausendsten mal sage, die Schweiz hat das auch ohne den Pseudowettbewerb.
Auch öffentliche Bahnen könnten das alles schaffen, nur mit dem Unterschied dass 100% der staatlichen Gelder auch im Land bleiben würden.
Die alte Leier von Claus Weselsky? Die bösen ausländischen Konzerne? Und was ist mit den Gewinnen der DB – Arriva? Bleiben die auch in England, Dänemark oder sonst wo?
Die Schweiz wird in Zukunft auch Ausschreibungen vornehmen, mal schauen, was daraus wird.
Das Netz hätte niemals in die Verantwortung der DB AG gegeben werden sollen. Ob die Betriebssparte der DB AG dauerhaft im Besitz der Bundesrepublik sein muss, sehe ich nicht. Aber ein Verkauf ist auch kein „muss“.
Rohrbacher @ , hat geschrieben:Oder was meinst du, was sich z.B. hinter einem 74-jährigen Schulbusfahrer auf einem 20 Jahre alten Bus verbirgt, so wie hier?
Vermutlich jemand, der nicht aufhören kann, denn mit 74 Jahren ist man schon lange in Rente. Bis vor kurzem gab es in Hamburg einen Taxifahrer, der mit 91 noch am Steuer saß. Es gibt eben Menschen, denen im Alter nichts besseres einfällt, als das Leben so weiter zu führen, wie vorher, mit Arbeit, weil es das Leben ausfüllt. Jedenfalls besser, als ein (mir bekannter) Zollbeamter, der nach seiner Pensionierung nur noch vor dem TV saß, verblödete und ein Pflegefall wurde. Und von der Sonne geblendet werden kann auch ein 21-Jähriger!
Boris @ , hat geschrieben:Mal davon abgesehen: Wenn Unternehmen in Staatshänden so schlimm sind - warum gewinnt die DB dann so viele Ausschreibungen? Und worin soll der enorme Vorteil liegen, der eintritt, wenn der Eigentümer jetzt auf einmal privat ist?
1. die DB AG ist privat, der Bund als Eigentümer kümmert sich nicht weiter darum
2. sie hat gelernt, das sie mit ihren Preisen herunter gehen muss
Das war vorher anders und die DB AG hat dort, wo sie keine Mitbewerber hatte, Mondpreise verlangt. Das haben aber die Nutzer nicht mitbekommen.
Volkswirtschaft ist Sache des Staates, nicht eines Betriebes, wem immer er auch gehört. Ein Betrieb darf keinen Verlust "erwirtschaften", weil es volkswirtschaftlich richtig ist. Darum auch z.B. die Regionalisierungsmittel.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.