[L]angsame Fahrzeitverlängerung in Stuttgart [führt] dazu, daß die S-Bahn ihrem Namen nicht mehr gerecht werden kann.
Öhm, ja... Im Vergleich zum 2001er-Fahrplan haben sich folgende Abfahrzeiten an den Startbahnhöfen geändert:
S1 heute Plochingen ab .08 statt 2001 um .07 (~-1); Herrenberg unverändert
S2 Schorndorf ab .18 statt .20 (~ +2); Filderstadt unverändert
S3 Backnang ab .11 statt .12 (~ +1); Flughafen unverändert
S4 Marbach ab .25 statt .24 (~ -1); Schwabstr. bei allen hier endenden Linien unverändert
S5 Bietigheim unverändert
S6 s.u.
Zusammengefasst also: S1 und S4 sind "echte S-Bahnen", während der Rest... - ja, wohl "unwahre" S-Bahnen sind. Und wie wir alle wissen, leidet die S2 auf dem Nordostast unter massivem Fahrgastschwund, da die Fahrzeit mit nun 39 Minuten zur Stadtmitte dermaßen unattraktiv langsam ist bzw. gar um knapp 5 Prozent erhöht wurde, während die Marbacher nun die 420er buchstäblich erstürmen, kommen sie doch dank des zweigleisigen Ausbaus nun noch schneller in die Innenstadt...
(Edit) Dass eine allein auf die Fahrzeit bezogenen Definition einer "echten", "schnellen" S-Bahn in der Praxis eher nicht hilfreich ist, zeigt auch
diese Veröffentlichung des LRA Böblingen (PDF): Vor der Ausweitung des S60-Vorlaufbetriebs auf das Wochenende benutzen ca. 3.100 Personen pro Tag die S60. Für gerade mal fünf Kilometer Strecke an sich kein schlechter Wert. Der "Witz" daran ist, dass die Züge acht Minuten für ihre Minipendelei brauchen, entsprechend ca. 38 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit, denn momentan fahren die (S)-Züge dort maximal 50 km/h. Den Fahrgast scheint die "unwahre" S-Bahn aber nicht zu stören. (Edit Ende)
yeg009a @ 19 Mar 2012, 07:02 hat geschrieben:Damals brauchte die S-Bahn von Stuttgart nach Leonberg ohne Weilimdorf 21 Minuten für 21 km Strecke, mit Weilimdorf (verständlicherweise) 23 Minuten und heute 25 Minuten - was hat das mit "schnell" zu tun? Genau so wie die Fahrzeitverlängerung von Leonberg nach Weil der Stadt von 10 auf 11 Minuten und bis heute auf 12 Minuten (letzteres wg. Aufenthalt in Renningen).
Du beklagst dich, was nun die aktuellen Fahrzeiten mit "schnell" zu tun hätten. Am besten erklärst du mal bitte, was sie jetzt sind.
Du führst - mehr oder weniger explizit - drei Punkte für Fahrzeitverlängerungen auf. Beim ersten (zusätzlicher Hp Weilimdorf) schimmert durch, dass du ihm zumindest nicht negativ gegenüberstehst. Aber was ist die Alternative zur Fahrzeitverlängerung? Oder sollen wir, was man auch rauslesen kann, auf zusätzliche Hp verzichten? Würde man dann noch Höfingen und Neuwirtshaus rausnehmen, würde man nur 18 Minuten ab Leonberg nach Stuttgart brauchen...
Der zweite (Verlängerung von 21 auf 23 Minuten) hängt mit dem dritten zusammen, denn die vorverlegte Kreuzung in Malmsheim statt Weil der Stadt erfordert aufgrund der Eingleisigkeit der letzten drei Kilometer eine frühere Ankunft in Malmsheim. Will man die dadurch entstehende längere Fahrzeit nicht in Renningen abbummeln, bietet sich an, dies als Pufferzeit auf die Schwarzwaldbahn zu verteilen. Das wurde gemacht.
Speziell für "S-Bahn-Stuttgart-Unerfahrene" etwas ausführlicher geschrieben:
Vor 2004 war der letzte Abschnitt der S6 zwischen den Bahnhöfen Renningen und Weil der Stadt eingleisig; dazwischen lag und liegt der Hp Malmsheim.
Zum Fahrplan 2004 wurde in Richtung Stuttgart mit dem zweigleisigen Ausbau Malmsheim-Renningen die Fahrzeit für die Gesamtstrecke um 4 Minuten verlängert (ab .04 statt .08); in Gegenrichtung um 3 Minuten. In dieser Fahrzeitverlängerung sind ca. 2 bzw. 1 Minuten Zeit bereits eingeplant, die zum geplanten Flügeln in Renningen mit der S60 gebraucht werden.
Vor dem Ausbau war die Fahrzeit Weil der Stadt-Stuttgart u.z Knopf auf Kante genäht und hatte kaum Pufferzeiten, in beiden Richtungen bedeutete verspätete Abfahrt am Startbahnhof gut wie immer eine verspätete Ankunft am Zielbahnhof. Was in der NVZ noch nicht juckte, wurde in der HVZ zum Problem: Planmäßig kreuzten sich beim 15-Minutentakt die Züge in Weil der Stadt (an .52, ab .53). Ein Blick auf die Zeiten genügt um festzustellen, dass eine pünktliche Ankunft notwendig war für eine pünktliche Abfahrt des Gegenzuges. Diesen Zwangspunkt hat man mit dem zweigleisigen Ausbau entschärft, dabei wurde die Kreuzung von Weil der Stadt nach Malmsheim verlegt, was de facto bedeutet, dass (außer er schleppt eine hohe Eingangsverspätung mit) ein Zug pünktlich seine Fahrt nach Stuttgart antreten kann. Für das Kuppeln an die S60 eine nicht uninteressante, um nicht zu sagen eine
notwendige Voraussetzung.
Zusammengefasst: Vor dem Ausbau hatte die S6 enge Fahrzeiten und einen unsinnigen Zwangspunkt, durch den Verspätungen sich schnell im ganzen Netz ausbreiteten, denn damals wie heute folgt die S3 unmittelbar der S6 auf der Stuttgarter Stammstrecke. Dieser Zwangspunkt ist entschärft worden, hatte aber aufgrund der betonierten Fahrzeiten in der Stammstrecke (leider zwangsweise) zur Folge, dass sich auf der Gesamtstrecke die Fahrzeit um 4 Minuten verlängerte.
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Und zum dem Gesei... - ähh, ich meine zu einem der Klassiker diskutierter Umstände in deutschen Eisenbahnforen, was denn nun eine S-Bahn ausmacht und was nicht: Warum fällt da so gut immer, wie von
Cloakmaster dankenswerterweise eingebracht, die Bedeutung für den Fahrgast unter den Tisch, wenn er sofort ein weißes S auf grünem Grund sieht und er dann weiß, dass ihn ein ganzheitliches Angebot, primär verstanden als Verbund mit samt einem (= 1) Ticket nutzbar, erwartet. Für den fahren nämlich die Züge; durch den ist gewährleistet, dass auch weiterhin Züge fahren, egal ob "nach BOStrab, EBO oder LMAA".
Jogi