[M] U-Bahn-Planungen im Lauf der Zeit

Strecken, Fahrzeuge und Technik von U-Bahnen
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Rathgeber
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Beitrag von Rathgeber »

Hallo,

so dann will ich mal auf nüchternen Magen meine Quellen raussuschen und das Ganze einhacken, wonach andreas begehrt...

Mit dem wachsenden Individualverkehr ab den 50er Jahren wurde die Leistungsfähigkeit des Trambahnnetzes diskutiert. So wurde von der Ersetzung der "altmodischen Straßenbahn durch moderne Omnibusse" über die Herausnahme aus der Innenstadt bis hin zur Schaffung eines Metronetzes nach Londoner bzw. Pariser Vorbild (Resterschließung durch Omnibusse) so ziemlich alles erörtert.

Im Jahre wurde der sog. "Jensen-Plan" verabschiedet, der im Gesamt-Verkehrsentwicklungsplanes ein Schnellstraßenbahnnetz vorsah, das im Innenstadtbereich unter der Erde verlaufen sollte und bis ca. 1990 vollendet sein sollte.

1: Moosach - Stiglmaierplatz - Hauptbahnhof - Goethestraße - Sendlinger-Tor-Platz - Fraunhoferstraße - Giesing - Großsiedlung Perlach (das heutige Neuperlach)

2: Amalienburgstraße - Rotkreuzplatz - Stiglmaierplatz - Hauptbahnhof - Goethestraße - Sendlinger-Tor-Platz - Fraunhoferstraße - Giesing - Naupliastraße (Neuharlaching)

3: Siedlung Neuherberge - Münchener Freiheit - Marienplatz - Sendlinger Berg - Gondrellplatz - Kleinhadern

5: Trudering - Gnadenwaldplatz - Kreillerstraße - Max-Weber-Platz - Stachus - Ausstellungspark - Westend - Agnes-Bernauer-Straße - Willibaldplatz

6: Garching - Münchener Freiheit - Marienplatz - Sendlinger Berg - Harras - Klinikum Großhadern

7: Anhalter Platz - Nordbad - Stiglmaierplatz - Hauptbahnhof - Goethestraße - Sendlinger-Tor-Platz - Fraunhoferstraße - Giesing - Naupliastraße - Grünwald

8: Großsiedlung Schleißheim - Hasenbergl - Harthof - Kurfürstenplatz - Stachus - Sendlinger-Tor-Platz - Isartalbahnhof - Großmarkthalle - Thalkirchen - Fürstenried

9: Siedlung Oberföhring - Effnerplatz - Max-Weber-Platz - Stachus - Ausstellungspark - Westend - Agnes-Bernauer-Straße - Pasing

12: Effnerplatz - Max-Weber-PLatz - Ostfriedhof - Wettersteinplatz - Sanatorium

17: Nordbad - Stiglmaierplatz - Hauptbahnhof - Goethestraße - Sendlinger-Tor-Platz - Fraunhoferstraße - Giesing - Perlacher Friedhof

19: Vogelweideplatz - Max-Weber-Platz - Ostfriedhof - Wettersteinplatz

21: Ramersdorf - Rosenheimer Platz - Max-Weber-Platz - Effnerplatz

22: Nikolaiplatz - Nordbad - Leonrodplatz - Rotkreuzplatz - Westend - Heimeranstraße - Harras - Plinganserstraße - Wolfratshauser Straße (Höhe Pater-Rupert-Mayer-Straße)

Fettgedrucktes sind Tunnelstrecken


Allerdings waren diese Pläne sehr schnell überholt, da die Verkehrssteigerung zu dieser Zeit immens war. Bereits am 24. Januar 1964 beschloß der Stadrat, die Linie 6 zu einer richtigen U-Bahn umzugestalten. Bereits ein Jahr später (1. Februar 1965) wurde am projektierten Banhof "Schenkendorfstraße" (Nordfriedhof) der erste Spatenstisch gesetzt.
Am 16.06.1965 wurde ein U-Bahnnetz beschlossen, das sich zunächst ein wenig an den Tunnelstraßenbahn-Plänen richtete und daher auch vier Stammlinien vorsah:

U 1: Moosach - Stiglmaierplatz - Hauptbahnhof - Goeheplatz - Fraunhoferstraße - Giesing - Perlach (-Waldperlach)

U 2: Obermenzing - Rotkreuzplatz - Stiglmaierplatz - Hauptbahnhof - Goeheplatz - Fraunhoferstraße - Giesing - Nauplaistraße - Sanatoriumsplatz - Grßhesseleohe - Grünwald

U 3: Neuherberg - Ingolstädter Straße - Schenkendorfstraße - Münchner Freiheit - Odeonsplatz - Marienplatz - Sendlinger-Tor-Platz - Goetheplatz - Sendlinger Berg - Untersendling - Langbehnstraße - Blumenau (auf Höhe der Waldwiesenstraße)

U 6: Garching - Freimann - Schenkendorfstraße - Münchner Freiheit - Odeonsplatz - Marienplatz - Sendlinger-Tor-Platz - Goetheplatz - Sendlinger Berg - Harras - Klinikum Großhadern*

U 8: Hasenbergl - Schleißheimer Straße - Nordbad - Barer Straße - Stachus - Sendlinger-Tor-Platz - Isartalbahnhof - Thalkirchen - Boschetsrieder Straße - Fürstenried

U 5: Laim - Westend - Hauptbahnhof - Stachus - Odeonsplatz - Max-Weber-Platz - Kreillerstraße - Trudering

U 9: Pasing (auf Höhe Bodensee / Aubinger Straße) - Laim - Westend - Hauptbahnhof - Stachus - Odeonsplatz - Max-Weber-Platz - Parkstadt Bogenhausen - Oberföhring (auf Höhe des Fritz-Meyer-Wegs)

* die einzige U-Bahn-Linie, die auch wirklich so gebaut wurde, wie sie ursprünglich geplant war


Doch bereits ein Jahr wurden die Pläne mit der Vergabe der XX. Olympischen Spiele nach München über den Haufen geworfen. Es wurde der Bau einer Abzweigstrecke von der Münchener Freiheit ins Olympische Dorf beschlossen, weil das schneller zu realisieren war als eine Verbidnung vom Hauptbahnhof (U 1). Außerdem hatte diese Verbindung den Vorteil, daß sie Anschluß an den im Bau befindlichen Betriebshof in Freimann hatte.

Am7. Oktober 1970 verabschiedete man sich vom Modell mit vier Stammstrecken und reduzierte das Netz auf vernünftigere drei Hauptäste:

U 1: Moosach - Nymphenburg - Rotkreuzplatz - Hauptbahnhof - Sendlinger Tor - Kolumbusplatz - Giesing - Innsbrucker Ring - Neuperlach

U 8: Neuherberg - Scheidplatz - Hauptbahnhof - Sendlinger Tor - Kolumbusplatz - Mangfallplatz- Krankenhaus Harlaching - Großhesseloher BRücke (- Grünwald)

U 3: Hasenbergl - Olympiazentrum - Scheidplatz - Münchener Freiheit - Odeonsplatz - Marienplatz - Sendlinger Tor - Implerstraße - Thalkirchen - Fürstenried West

U 6: (Garching -) Kieferngarten - Münchener Freiheit - Odeonsplatz - Marienplatz - Sendlinger Tor - Implerstraße - Harras - Klinikum Großhadern

U 5: Blumenau - Fürstenrieder Straße - Agnes-Bernauer Straße - Heimeranplatz - Hauptbahnhof - Maximilianstraße - Max-Weber-Platz - Innsbrucker Ring - Neuperlach

U 9: Blumenau - Fürstenrieder Straße - Agnes-Bernauer Straße - Heimeranplatz - Hauptbahnhof - Maximilianstraße - Max-Weber-Platz - Parkstadt Bogenhausen - Oberföhring - Johanneskirchen


Der Vollständigkeit halber noch einmal das beschlossene Netz von 1978:

U 1: ( Moosach bzw. OEZ -) Westfriedhof - Haupbahnhof - Kolumbusplatz - Innsbrucker Ring - Neuperlach Süd

U 3: (Moosach -) Olympiazentrum - Münchener Freiheit - Marienplatz - Implerstraße - Fürstenried West

U 5: (Pasing -) Laimer Platz - Hauptbahnhof Max-Weber-Platz - Innsbrucker Ring - Neuperlach Süd

U 6: (Garching -) Kieferngarten - Münchener Freiheit - Marienplatz - Implerstraße - Harras - Holzapfelkreuth - Klinikum Großhadern

U 8: Feldmoching - Scheidplatz - Hauptbahnhof - Kolumbusplatz - Mangfallplatz - Großhesseloher Brücke

U 9: (Blumenau -) Laimer Platz - Hauptbahnhof - Max-Weber-Platz - Arabellapark - Englschalking


Im Laufe der 90er Jahre verabschiedete man sich von Verlängerungen in die Blumenau und zur Großhesseloher Brücke. Mit der Verlegung des Messegeländes auf das ehemalige Flughafengelände nach Riem wich man auch vom Ansinnen, pro Stammstrecke nur zwei Linien, ab und baute am Innsbrucker Ring eine dritte Stichstrecke über Trudering zur neuen Messestadt. Ähnliches könnte auch auf dem Nodrast der U 1 / 2 passieren, wenn auf Höhe Am Hart oder Harthof ein Abzweig zur Allianz-Arena gebaut wird.

Quellen:
  • Michael Schattenhofer: 100 Jahre Münchener Straßenbahn 1876 - 1976 - Vom Groschenwagen zur Untergrundbahn, München 1976
  • U-Bahn-Referat: U-Bahn für München - U-Bahn-Linie 8/1, München 1980


Wer sich für die Entwicklung des Münchner Nahverkehrs interessiert, dem sei das Buch von Michael Schattenhofer empfohlen, was es nur noch antiquarisch erhältlich ist und wohl nicht für unter 50 Euro zu haben ist. Aber es ist das Münchner Standardwerk.

Gruß vom
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andreas
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Beitrag von andreas »

danke :)
Tecko
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Beitrag von Tecko »

Absolut tolle Auflistung! Läßt kaum Fragen offfen!
andreas
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Beitrag von andreas »

warum wurde eigentlich der bahnhof poccistraße nicht gleich mitgeplant und mitgebaut? (denn der nachträglich eingebaute, in der kurve liegende bahnhof ist wohl ein prototyp für einen u-bahnhof, der unbehagen bei den (weiblichen) fahrgäeste auslöst)
der abstand goetheplatz - implerstraße ist ja riesig gewesen.
Rathgeber
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Beitrag von Rathgeber »

Das könnte am am Bau des Kreiverwaltungsreferates liegen. Das ist meines Wissens erst nach 1971 entstanden. Einen anderen, plausiblen Grund kann ich nicht erkennen.

Gruß vom
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FloSch
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Beitrag von FloSch »

andreas @ 1 Dec 2004, 23:04 hat geschrieben: warum wurde eigentlich der bahnhof poccistraße nicht gleich mitgeplant und mitgebaut? (denn der nachträglich eingebaute, in der kurve liegende bahnhof ist wohl ein prototyp für einen u-bahnhof, der unbehagen bei den (weiblichen) fahrgäeste auslöst)
der abstand goetheplatz - implerstraße ist ja riesig gewesen.
Auf die selbe Frage antwortete mir einmal ein Vertreter des Baureferats, dass die Zeit nicht ausgereicht hätte bis zu den Olympischen Spielen, um den Bahnhof mitzubauen, da - wie Rathgeber schon schrieb - das KVR erst etwas später dort geplant wurde und die Planung dort deswegen etwas später anlief.
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andreas
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Beitrag von andreas »

FloSch @ 2 Dec 2004, 12:46 hat geschrieben:
andreas @ 1 Dec 2004, 23:04 hat geschrieben: warum wurde eigentlich der bahnhof poccistraße nicht gleich mitgeplant und mitgebaut? (denn der nachträglich eingebaute, in der kurve liegende bahnhof ist wohl ein prototyp für einen u-bahnhof, der unbehagen bei den (weiblichen) fahrgäeste auslöst)
der abstand goetheplatz - implerstraße ist ja riesig gewesen.
Auf die selbe Frage antwortete mir einmal ein Vertreter des Baureferats, dass die Zeit nicht ausgereicht hätte bis zu den Olympischen Spielen, um den Bahnhof mitzubauen, da - wie Rathgeber schon schrieb - das KVR erst etwas später dort geplant wurde und die Planung dort deswegen etwas später anlief.
find ich eine etwas seltsame erklärung - der abschnitt goetheplatz - harras wurde ja ohnehin erst 75 eröffnet....
Thomas
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Beitrag von Thomas »

Die Planungen sahen bis 1965 vor eine U-Bahn bis nach Grünwald zu bauen. Seit 1910 fährt die Trambahn Linie 25 schon dort hin. Wollte man die Trambahn nach Grünwald mit der Eröffnung der U-Bahn einstellen? In den Sechziger-Jahren war Grünwald noch nicht sehr bevölkerungsreich, heute leben ja nur knapp über 10 000 Menschen in Grünwald. Wenn schon heute das Aus der Trambahn Linie 25 droht und der Takt der 15/25 auf 6-6-7 Minuten schon reduziert wird, waren das doch damals schon ziemlich unrealistische Planungen.

Wäre aber interesant gewesen: "U2 nach Grünwald - Bitte zurückbleiben" :P

Ich wunder mich wie Grünwald sich mit einer U-Bahn verändert hätte.
VT 609

Beitrag von VT 609 »

Thomas @ 3 Dec 2004, 19:49 hat geschrieben: Wollte man die Trambahn nach Grünwald mit der Eröffnung der U-Bahn einstellen?
Hallo Thomas,

es war einmal geplant, das Trambahnnetz bis Ende der 80er oder Anfang der 90er Jahre komplett stillzulegen und soviele Tramlinien wie möglich durch U-Bahnen zu ersetzen (den Rest durch Busse). Gottseidank wurde das so nicht umgesetzt.

Ja, es war geplant, die U-Bahn vom Mangfallplatz weiter über Krankenhaus Harlaching nach Grünwald zu führen und damit die Tram 25 überflüssig zu machen. Wenn ich mir Grünwald heute anschaue, muß ich sagen, daß eine U-Bahn völlig überdimensioniert wäre. Die U-Bahn nach Grünwald ist auch längst vom Tisch; schließlich hat man Ende der 80er Jahre erkannt, daß die Trambahn doch nicht unverzichtbar ist. Die U 1 zum Mangfallplatz ist der letzte Rest dieser Planung.

Zwei Tram-Kill-Projekte waren jedoch bereits soweit fortgeschritten und im Bau, daß sie noch zu Ende geführt wurden. Dazu gehören meines Erachtens:

- Die U 2 nach Feldmoching; damit wurden die Tramlinien zum Harthof (Teilstück der Linie 12) bzw. zum Hasenbergl (komplette Linie 13) gekillt. Das war eine stadtbahnmäßig ausgebaute Trambahnstrecke ohne Kreuzungen mit Straßen. Entsprechend schnell konnte die Trambahn dort auch fahren.

- Die U 3 nach Fürstenried West; sie bereitete der weitgehend parallel laufenden Trambahnstrecke den Garaus, die z.T. ebenfalls Stadtbahncharakter hatte und sogar einen Tunnel zur Unterquerung der Boschetsrieder Straße und der Drygalski-Allee besaß.

Gruß, VT 609
andreas
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Beitrag von andreas »

VT 609 @ 3 Dec 2004, 21:46 hat geschrieben: Hallo Thomas,

es war einmal geplant, das Trambahnnetz bis Ende der 80er oder Anfang der 90er Jahre komplett stillzulegen und soviele Tramlinien wie möglich durch U-Bahnen zu ersetzen (den Rest durch Busse). Gottseidank wurde das so nicht umgesetzt.

Ja, es war geplant, die U-Bahn vom Mangfallplatz weiter über Krankenhaus Harlaching nach Grünwald zu führen und damit die Tram 25 überflüssig zu machen. Wenn ich mir Grünwald heute anschaue, muß ich sagen, daß eine U-Bahn völlig überdimensioniert wäre. Die U-Bahn nach Grünwald ist auch längst vom Tisch; schließlich hat man Ende der 80er Jahre erkannt, daß die Trambahn doch nicht unverzichtbar ist. Die U 1 zum Mangfallplatz ist der letzte Rest dieser Planung.

Zwei Tram-Kill-Projekte waren jedoch bereits soweit fortgeschritten und im Bau, daß sie noch zu Ende geführt wurden. Dazu gehören meines Erachtens:

- Die U 2 nach Feldmoching; damit wurden die Tramlinien zum Harthof (Teilstück der Linie 12) bzw. zum Hasenbergl (komplette Linie 13) gekillt. Das war eine stadtbahnmäßig ausgebaute Trambahnstrecke ohne Kreuzungen mit Straßen. Entsprechend schnell konnte die Trambahn dort auch fahren.

- Die U 3 nach Fürstenried West; sie bereitete der weitgehend parallel laufenden Trambahnstrecke den Garaus, die z.T. ebenfalls Stadtbahncharakter hatte und sogar einen Tunnel zur Unterquerung der Boschetsrieder Straße und der Drygalski-Allee besaß.

Gruß, VT 609
allerdings muß man so knallhart sagen, daß in münchen die u-bahnentscheidung die bessere war in kombination mit dem erhalt der trambahn. so konnten die stark befahrenen äste durch die u-bahn ersetzt werden und trotzdem in der innenstadt eine beförderungsqualität erhalten bleiben, die man z.b. in hannover vergeblich sucht.
und wenn man das chaos bei der u-bahn in frankfurt mit den einstiegshöhen, bahnsteigshöhen und bahnsteigsumbauten sieht, dann ist man froh, daß münchen gleich ein klares konzept verfolgt hat.

die strecken nach fürstenried west und zum hasenbergl waren zwar toll, aber die u-bahn ist nunmal deutlich besser und auch weniger störanfällig, denn auch die schnellstraßenbahnen hatten kreuzungen mit dem individualverkehr (und die stuttgarter werden sicher wissen, wie oft es kracht zwischen auto und stadtbahn).
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Beitrag von Rathgeber »

Wäre alles so vonstattengegangen, wie es sich Kiesl, Layritz und Co. Ende der 70er / Anfang der Jahre vorgestellt haben, wäre mit der Eröffnung der U-Bahn ins Hasenbergl die Trambahn eingestellt worden. Das Ganze wäre jetzt rund 10 Jahre her...
andreas @ 3 Dec 2004, 21:54 hat geschrieben:allerdings muß man so knallhart sagen, daß in münchen die u-bahnentscheidung die bessere war in kombination mit dem erhalt der trambahn. so konnten die stark befahrenen äste durch die u-bahn ersetzt werden und trotzdem in der innenstadt eine beförderungsqualität erhalten bleiben, die man  z.b. in hannover vergeblich sucht.
Für den Großteil des U-Bahnnetzes stimmt es, aber ebenso knallhart muß man sagen, daß manche U-Bahnstrecken vollkommen unnötig waren und sind. Stellvertretend seien hier die Messe-U-Bahn (ich höre schon die Stimmen, daß die sich irgendwann rechnen wird...) und die U1-Süd genannt (hier war ursprünglich eine Trambahn geplant. Die Gleise in der Fromundstraße lagen schon...), die die U-Bahn heute teurer machen, als es sein müßte.
andreas @ 3 Dec 2004, 21:54 hat geschrieben:die strecken nach fürstenried west und zum hasenbergl waren zwar toll, aber die u-bahn ist nunmal deutlich besser und auch weniger störanfällig, denn auch die schnellstraßenbahnen hatten kreuzungen mit dem individualverkehr (und die stuttgarter werden sicher wissen, wie oft es kracht zwischen auto und stadtbahn).
Wenn es politisch gewollt worden wäre, hätte es Mittel und Wege gegeben, diese Strecken unter Nutzung der vorhandenen Infrastruktur aufzumotzen.

Gruß vom
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Beitrag von MVG-Wauwi »

Zur U1-Süd eine Frage:

Wie hat man denn bei dieser offensichtlich fehlplatzierten Linie überhaupt die Förderfähigkeit erlangt? Etwa nur mit der Option, diese Linie als "Grünwalder U-Bahn" weiterzuführen? Das wäre jedoch ziemlich unglaubwürdig, denn bereits beim Bau der Linie hat man doch schon gewusst, dass diese Linie nie mehr über den Mangfallplatz hinausfahren wird. Durch einen Vertreter des U-Bahn-Referats sollen anlässlich des Richtfests am Wettersteinplatz sogar die Worte gefallen sein, "man wisse selbst nicht so recht, wofür man diesen Appendix baue".
Gruß vom Wauwi
andreas
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Beitrag von andreas »

MVG-Wauwi @ 6 Dec 2004, 16:06 hat geschrieben: Zur U1-Süd eine Frage:

Wie hat man denn bei dieser offensichtlich fehlplatzierten Linie überhaupt die Förderfähigkeit erlangt? Etwa nur mit der Option, diese Linie als "Grünwalder U-Bahn" weiterzuführen? Das wäre jedoch ziemlich unglaubwürdig, denn bereits beim Bau der Linie hat man doch schon gewusst, dass diese Linie nie mehr über den Mangfallplatz hinausfahren wird. Durch einen Vertreter des U-Bahn-Referats sollen anlässlich des Richtfests am Wettersteinplatz sogar die Worte gefallen sein, "man wisse selbst nicht so recht, wofür man diesen Appendix baue".
gute frage, wenn man sich wenigstens baulich die option einer führung richtung neuperlach offen gehalten hätte....

anderseits fährt halt diese u-bahn in eine der reichsten gegenden münchens, vielleicht hat das ja eine rolle gespielt....
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Beitrag von Cloakmaster »

Wobei ich eine Verlaengerung zum Harlachinger Krankenhaus oder zum S-Bahn Halt Menterschwaige durchaus noch vorstellen koennte. Da gabs doch mal die Grundsatz-Entscheidung, alle U-Bahnen an einem S-Bahnhalt enden zu lassen.

Also U1 Fasanerie-Menterschwaige
U2 Feldmoching-Feldkirchen
U3 Moosach-Planegg
U4 Lochham(?????) - Englschalking
U5 Pasing-Neuperlach
U6 Hallbergmoos-Planegg

Vielleicht ist es ganz gut, dass an diesem Grundastz nicht vehement festgehalten wurde...
ChristianMUC

Beitrag von ChristianMUC »

Wobei ich eine Verlaengerung zum Harlachinger Krankenhaus oder zum S-Bahn Halt Menterschwaige durchaus noch vorstellen koennte. Da gabs doch mal die Grundsatz-Entscheidung, alle U-Bahnen an einem S-Bahnhalt enden zu lassen.

Also U1 Fasanerie-Menterschwaige
U2 Feldmoching-Feldkirchen
U3 Moosach-Planegg
U4 Lochham(?????) - Englschalking
U5 Pasing-Neuperlach
U6 Hallbergmoos-Planegg

Vielleicht ist es ganz gut, dass an diesem Grundastz nicht vehement festgehalten wurde...
Dass will ich meinen! Sonst .... (restlicher Text aufgrund von Neigungen zum Größenwahn zensiert)
Rathgeber
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Beitrag von Rathgeber »

MVG-Wauwi @ 6 Dec 2004, 16:06 hat geschrieben: Zur U1-Süd eine Frage:

Wie hat man denn bei dieser offensichtlich fehlplatzierten Linie überhaupt die Förderfähigkeit erlangt?
Es ist im Vorfeld eine Kosten-Nutzen-Analyse aufgestellt worden. Die scheint (warum auch immer) positiv für die U-Bahn ausgefalen zu sein. Andererseits muß man zumindest sagen, daß das Fahrgastaufkommen zwischen Wettersteinplatz und Mangfallplatz zumindest trambahnwürdig war. Der 51er, der vor der U-Bahn dort fuhr, fuhr in der HVZ zum Schluß alle 6 Minuten /tagsüber alle 7,5 Minuten).

Und von der Verlängerung nach Großhesselohe / Grünwald hat man sich erst sehr spät verabschiedet.

Gruß vom
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Beitrag von viafierretica »

Als die Nutzen-Kosten-Untersuchung für die U1 erstellt wurde, waren U-Bahnen noch heilig und es war kein Problem, mit masslos überzogenen Annahmen reinzugehen (z.B. viel zu viele unterstellte Einwohner). Relikt hiervon ist auch noch die U4 nach Englschalking. Heute würde man mit solchen Annahmen nicht mehr weit kommen. Es war auch mal ein 5-Minuten-Takt unterstellt, der erst rausflog, als man eine U-Bahnlinie für die Messeerschliessung benötigte - da war die U1 ja schon in Bau.......
Es wurde ja auch schon gefordert, die U1 Richtung Unterhaching zu planen und daher den U-Bahnhof Mangfalplatz umzuplanen - daraufhin wurde "jetzt erst recht" die teure Sackgasse mit einer besonders langen Abstellanlage errichtet, die de facto am Beginn des nächsten Bahnhofs endet....
Die Verknüpfung mit der S-Bahn an der Menterschwaige ist wohl eher von theoretischer Bedeutung: der S-Bahnhof existiert noch gar nicht, und der jetzige 60-Minuten-Takt mit weitgehend leeren Kurzzügen schreit auch nicht gerade nach Entlastung. Und für eine stündliche BOB ins Oberland wäre die U-Bahnverlängerung auch etwas zu viel des guten....Südlich des S-Bahnhofs ist kilometerweit nur Wald, und dahinter stösst schon die S2, äh, S5, wieder rein. Und auf der anderen Isarseite kommt man ja auch nur wieder rückwärts dahin, wo die U-Bahn herkommt, zumal in Solln ja auch nicht gerade der Bär tobt, die Siemens-City ist ja dank Kronawitter auch erst mal gestorben....
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