so dann will ich mal auf nüchternen Magen meine Quellen raussuschen und das Ganze einhacken, wonach andreas begehrt...
Mit dem wachsenden Individualverkehr ab den 50er Jahren wurde die Leistungsfähigkeit des Trambahnnetzes diskutiert. So wurde von der Ersetzung der "altmodischen Straßenbahn durch moderne Omnibusse" über die Herausnahme aus der Innenstadt bis hin zur Schaffung eines Metronetzes nach Londoner bzw. Pariser Vorbild (Resterschließung durch Omnibusse) so ziemlich alles erörtert.
Im Jahre wurde der sog. "Jensen-Plan" verabschiedet, der im Gesamt-Verkehrsentwicklungsplanes ein Schnellstraßenbahnnetz vorsah, das im Innenstadtbereich unter der Erde verlaufen sollte und bis ca. 1990 vollendet sein sollte.
1: Moosach - Stiglmaierplatz - Hauptbahnhof - Goethestraße - Sendlinger-Tor-Platz - Fraunhoferstraße - Giesing - Großsiedlung Perlach (das heutige Neuperlach)
2: Amalienburgstraße - Rotkreuzplatz - Stiglmaierplatz - Hauptbahnhof - Goethestraße - Sendlinger-Tor-Platz - Fraunhoferstraße - Giesing - Naupliastraße (Neuharlaching)
3: Siedlung Neuherberge - Münchener Freiheit - Marienplatz - Sendlinger Berg - Gondrellplatz - Kleinhadern
5: Trudering - Gnadenwaldplatz - Kreillerstraße - Max-Weber-Platz - Stachus - Ausstellungspark - Westend - Agnes-Bernauer-Straße - Willibaldplatz
6: Garching - Münchener Freiheit - Marienplatz - Sendlinger Berg - Harras - Klinikum Großhadern
7: Anhalter Platz - Nordbad - Stiglmaierplatz - Hauptbahnhof - Goethestraße - Sendlinger-Tor-Platz - Fraunhoferstraße - Giesing - Naupliastraße - Grünwald
8: Großsiedlung Schleißheim - Hasenbergl - Harthof - Kurfürstenplatz - Stachus - Sendlinger-Tor-Platz - Isartalbahnhof - Großmarkthalle - Thalkirchen - Fürstenried
9: Siedlung Oberföhring - Effnerplatz - Max-Weber-Platz - Stachus - Ausstellungspark - Westend - Agnes-Bernauer-Straße - Pasing
12: Effnerplatz - Max-Weber-PLatz - Ostfriedhof - Wettersteinplatz - Sanatorium
17: Nordbad - Stiglmaierplatz - Hauptbahnhof - Goethestraße - Sendlinger-Tor-Platz - Fraunhoferstraße - Giesing - Perlacher Friedhof
19: Vogelweideplatz - Max-Weber-Platz - Ostfriedhof - Wettersteinplatz
21: Ramersdorf - Rosenheimer Platz - Max-Weber-Platz - Effnerplatz
22: Nikolaiplatz - Nordbad - Leonrodplatz - Rotkreuzplatz - Westend - Heimeranstraße - Harras - Plinganserstraße - Wolfratshauser Straße (Höhe Pater-Rupert-Mayer-Straße)
Fettgedrucktes sind Tunnelstrecken
Allerdings waren diese Pläne sehr schnell überholt, da die Verkehrssteigerung zu dieser Zeit immens war. Bereits am 24. Januar 1964 beschloß der Stadrat, die Linie 6 zu einer richtigen U-Bahn umzugestalten. Bereits ein Jahr später (1. Februar 1965) wurde am projektierten Banhof "Schenkendorfstraße" (Nordfriedhof) der erste Spatenstisch gesetzt.
Am 16.06.1965 wurde ein U-Bahnnetz beschlossen, das sich zunächst ein wenig an den Tunnelstraßenbahn-Plänen richtete und daher auch vier Stammlinien vorsah:
U 1: Moosach - Stiglmaierplatz - Hauptbahnhof - Goeheplatz - Fraunhoferstraße - Giesing - Perlach (-Waldperlach)
U 2: Obermenzing - Rotkreuzplatz - Stiglmaierplatz - Hauptbahnhof - Goeheplatz - Fraunhoferstraße - Giesing - Nauplaistraße - Sanatoriumsplatz - Grßhesseleohe - Grünwald
U 3: Neuherberg - Ingolstädter Straße - Schenkendorfstraße - Münchner Freiheit - Odeonsplatz - Marienplatz - Sendlinger-Tor-Platz - Goetheplatz - Sendlinger Berg - Untersendling - Langbehnstraße - Blumenau (auf Höhe der Waldwiesenstraße)
U 6: Garching - Freimann - Schenkendorfstraße - Münchner Freiheit - Odeonsplatz - Marienplatz - Sendlinger-Tor-Platz - Goetheplatz - Sendlinger Berg - Harras - Klinikum Großhadern*
U 8: Hasenbergl - Schleißheimer Straße - Nordbad - Barer Straße - Stachus - Sendlinger-Tor-Platz - Isartalbahnhof - Thalkirchen - Boschetsrieder Straße - Fürstenried
U 5: Laim - Westend - Hauptbahnhof - Stachus - Odeonsplatz - Max-Weber-Platz - Kreillerstraße - Trudering
U 9: Pasing (auf Höhe Bodensee / Aubinger Straße) - Laim - Westend - Hauptbahnhof - Stachus - Odeonsplatz - Max-Weber-Platz - Parkstadt Bogenhausen - Oberföhring (auf Höhe des Fritz-Meyer-Wegs)
* die einzige U-Bahn-Linie, die auch wirklich so gebaut wurde, wie sie ursprünglich geplant war
Doch bereits ein Jahr wurden die Pläne mit der Vergabe der XX. Olympischen Spiele nach München über den Haufen geworfen. Es wurde der Bau einer Abzweigstrecke von der Münchener Freiheit ins Olympische Dorf beschlossen, weil das schneller zu realisieren war als eine Verbidnung vom Hauptbahnhof (U 1). Außerdem hatte diese Verbindung den Vorteil, daß sie Anschluß an den im Bau befindlichen Betriebshof in Freimann hatte.
Am7. Oktober 1970 verabschiedete man sich vom Modell mit vier Stammstrecken und reduzierte das Netz auf vernünftigere drei Hauptäste:
U 1: Moosach - Nymphenburg - Rotkreuzplatz - Hauptbahnhof - Sendlinger Tor - Kolumbusplatz - Giesing - Innsbrucker Ring - Neuperlach
U 8: Neuherberg - Scheidplatz - Hauptbahnhof - Sendlinger Tor - Kolumbusplatz - Mangfallplatz- Krankenhaus Harlaching - Großhesseloher BRücke (- Grünwald)
U 3: Hasenbergl - Olympiazentrum - Scheidplatz - Münchener Freiheit - Odeonsplatz - Marienplatz - Sendlinger Tor - Implerstraße - Thalkirchen - Fürstenried West
U 6: (Garching -) Kieferngarten - Münchener Freiheit - Odeonsplatz - Marienplatz - Sendlinger Tor - Implerstraße - Harras - Klinikum Großhadern
U 5: Blumenau - Fürstenrieder Straße - Agnes-Bernauer Straße - Heimeranplatz - Hauptbahnhof - Maximilianstraße - Max-Weber-Platz - Innsbrucker Ring - Neuperlach
U 9: Blumenau - Fürstenrieder Straße - Agnes-Bernauer Straße - Heimeranplatz - Hauptbahnhof - Maximilianstraße - Max-Weber-Platz - Parkstadt Bogenhausen - Oberföhring - Johanneskirchen
Der Vollständigkeit halber noch einmal das beschlossene Netz von 1978:
U 1: ( Moosach bzw. OEZ -) Westfriedhof - Haupbahnhof - Kolumbusplatz - Innsbrucker Ring - Neuperlach Süd
U 3: (Moosach -) Olympiazentrum - Münchener Freiheit - Marienplatz - Implerstraße - Fürstenried West
U 5: (Pasing -) Laimer Platz - Hauptbahnhof Max-Weber-Platz - Innsbrucker Ring - Neuperlach Süd
U 6: (Garching -) Kieferngarten - Münchener Freiheit - Marienplatz - Implerstraße - Harras - Holzapfelkreuth - Klinikum Großhadern
U 8: Feldmoching - Scheidplatz - Hauptbahnhof - Kolumbusplatz - Mangfallplatz - Großhesseloher Brücke
U 9: (Blumenau -) Laimer Platz - Hauptbahnhof - Max-Weber-Platz - Arabellapark - Englschalking
Im Laufe der 90er Jahre verabschiedete man sich von Verlängerungen in die Blumenau und zur Großhesseloher Brücke. Mit der Verlegung des Messegeländes auf das ehemalige Flughafengelände nach Riem wich man auch vom Ansinnen, pro Stammstrecke nur zwei Linien, ab und baute am Innsbrucker Ring eine dritte Stichstrecke über Trudering zur neuen Messestadt. Ähnliches könnte auch auf dem Nodrast der U 1 / 2 passieren, wenn auf Höhe Am Hart oder Harthof ein Abzweig zur Allianz-Arena gebaut wird.
Quellen:
- Michael Schattenhofer: 100 Jahre Münchener Straßenbahn 1876 - 1976 - Vom Groschenwagen zur Untergrundbahn, München 1976
- U-Bahn-Referat: U-Bahn für München - U-Bahn-Linie 8/1, München 1980
Wer sich für die Entwicklung des Münchner Nahverkehrs interessiert, dem sei das Buch von Michael Schattenhofer empfohlen, was es nur noch antiquarisch erhältlich ist und wohl nicht für unter 50 Euro zu haben ist. Aber es ist das Münchner Standardwerk.
Gruß vom
Rathgeber
