Warum haben E-Loks 2 Stromabnehmer?
Moin moin
Ich frage mich schon seit langem, warum die meisten Lokomotiven 2 Stromabnehmer haben. Wie z.B. die Baureihe 145 (Verwendet bei der Deutschen bahn für Güterverkehr/Regionalverkehr) oder auch die Baureihe 101 ((Verwendet bei der Deutschen bahn für Güterverkehr/Fernverkehr) Wikipedia
Habe mich schon durch viele Beiträge auch in anderen Foren gelesen, aber habe noch keine befriedigende Antwort finden können. Meistens wurde dort immer geschrieben, wann und warum man welchen der beiden Stromabnehmer verwendet. Z.B. zumeist den in Fahrtrichtung hinteren, da hier die Stromabname nicht durch evtl. Luftverwirbelungen an der Front der Lok behindert werden kann oder z.B. den Forderen Stromabnehmer, wenn der Wagen hinter der Lok empfindliche Fracht trägt, die einen möglichen Funkenflug nicht abbekommen soll.
Das macht auch alles Sinn. Aber der Kern meiner Frage wurde nie getroffen: Warum gibt es überhaupt 2 Stromabnehmer?
Dient das einfach nur der Redundanz (Ausfallsicherheit)?
Oder steckt mehr dahinter weil es z.B. eine technische Notwendigkeit ist?
Wäre schön, wenn mir jemand mal den Grund für das Verwenden von 2 Stromabnehmern erklären könnte.
Grüße
Ich frage mich schon seit langem, warum die meisten Lokomotiven 2 Stromabnehmer haben. Wie z.B. die Baureihe 145 (Verwendet bei der Deutschen bahn für Güterverkehr/Regionalverkehr) oder auch die Baureihe 101 ((Verwendet bei der Deutschen bahn für Güterverkehr/Fernverkehr) Wikipedia
Habe mich schon durch viele Beiträge auch in anderen Foren gelesen, aber habe noch keine befriedigende Antwort finden können. Meistens wurde dort immer geschrieben, wann und warum man welchen der beiden Stromabnehmer verwendet. Z.B. zumeist den in Fahrtrichtung hinteren, da hier die Stromabname nicht durch evtl. Luftverwirbelungen an der Front der Lok behindert werden kann oder z.B. den Forderen Stromabnehmer, wenn der Wagen hinter der Lok empfindliche Fracht trägt, die einen möglichen Funkenflug nicht abbekommen soll.
Das macht auch alles Sinn. Aber der Kern meiner Frage wurde nie getroffen: Warum gibt es überhaupt 2 Stromabnehmer?
Dient das einfach nur der Redundanz (Ausfallsicherheit)?
Oder steckt mehr dahinter weil es z.B. eine technische Notwendigkeit ist?
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Versuch einer Erklärung - das ist historisch gewachsen 
Ganz am Anfang hatten zumindest die größeren Loks zwei Stromabnehmer mit allerdings nur einer Schleifleiste die beide gleichzeitig an der Oberleitung angelegt wurden. Das ermöglichte eine sichere Stromaufnahme, neigen die Einfachwippen doch gern zum springen. Um die Oberleitung nicht allzusehr zu quälen hat man die beiden Abnehmer auch so weit wie möglich voneinander entfernt gebaut. Springen bedeutet dass der Stromabnehmer den Kontakt zur Oberleitung verliert, das führt einerseits zu bösem Stromaus und dann wieder an in der Lok, zum anderen kann ein Lichtbogen entstehen der an der Stelle ganz schön einheizt. Allerdings war damals die Oberleitung auch bei weitem noch nicht so ausgereift wie heute.
Irgendwann haben sich dann die Doppelwippenstromabnehmer durchgesetzt - die schmiegen sich einerseits besser an die Oberleitung und haben andererseits auch schon die doppelte Leitfähigkeit beim losfahren (also der Augenblick wo am meisten Strom benötigt wird)
Da auf den Altbauloks schlicht die Einfachabnehmer durch die Doppelten getauscht wurden konnte man ab jetzt zwischen den beiden Stromabnehmern wählen - da waren sie ja sowieso, aber zum Beispiel in Schutzstrecken hat es einen Vorteil wenn nur ein Bügel gehoben ist. Ganz zu schweigen von Trennern bei denen man mit zwei gehobenen Bügeln selbigen wunderbar überbrücken kann
Außerdem geht der Verschleiß zurück wenn man den Bügel nur noch zu 50% benötigt.
Vermutlich hat es sich auch als praktisch erwiesen einen Reservebügel mitzuführen, ansonsten lässt sich die weitere Verwendung von zwei Stromabnehmern eigentlich nur noch mit "das hamma schon immer so gemacht" erklären - gibt es doch auch schon Loks die, mangels Platz auf dem Dach z.B. nur einen Stromabnehmer mit sich führen, von Triebwagen ganz zu schweigen.
Beim Schnellverkehr kommt wohl noch dazu dass es sich mit weiter auseinander gelegenen Bügeln oberleitungsschonender fahren lässt als wenn die direkt nebeneinander stehen.
In anderen Ländern gibt (gab?) es schlicht die Vorschrift zwei Bügel auf dem Dach spazieren zu fahren, um im Fehlerfalle wenigstens von der Strecke zu kommen.

Ganz am Anfang hatten zumindest die größeren Loks zwei Stromabnehmer mit allerdings nur einer Schleifleiste die beide gleichzeitig an der Oberleitung angelegt wurden. Das ermöglichte eine sichere Stromaufnahme, neigen die Einfachwippen doch gern zum springen. Um die Oberleitung nicht allzusehr zu quälen hat man die beiden Abnehmer auch so weit wie möglich voneinander entfernt gebaut. Springen bedeutet dass der Stromabnehmer den Kontakt zur Oberleitung verliert, das führt einerseits zu bösem Stromaus und dann wieder an in der Lok, zum anderen kann ein Lichtbogen entstehen der an der Stelle ganz schön einheizt. Allerdings war damals die Oberleitung auch bei weitem noch nicht so ausgereift wie heute.
Irgendwann haben sich dann die Doppelwippenstromabnehmer durchgesetzt - die schmiegen sich einerseits besser an die Oberleitung und haben andererseits auch schon die doppelte Leitfähigkeit beim losfahren (also der Augenblick wo am meisten Strom benötigt wird)
Da auf den Altbauloks schlicht die Einfachabnehmer durch die Doppelten getauscht wurden konnte man ab jetzt zwischen den beiden Stromabnehmern wählen - da waren sie ja sowieso, aber zum Beispiel in Schutzstrecken hat es einen Vorteil wenn nur ein Bügel gehoben ist. Ganz zu schweigen von Trennern bei denen man mit zwei gehobenen Bügeln selbigen wunderbar überbrücken kann

Vermutlich hat es sich auch als praktisch erwiesen einen Reservebügel mitzuführen, ansonsten lässt sich die weitere Verwendung von zwei Stromabnehmern eigentlich nur noch mit "das hamma schon immer so gemacht" erklären - gibt es doch auch schon Loks die, mangels Platz auf dem Dach z.B. nur einen Stromabnehmer mit sich führen, von Triebwagen ganz zu schweigen.
Beim Schnellverkehr kommt wohl noch dazu dass es sich mit weiter auseinander gelegenen Bügeln oberleitungsschonender fahren lässt als wenn die direkt nebeneinander stehen.
In anderen Ländern gibt (gab?) es schlicht die Vorschrift zwei Bügel auf dem Dach spazieren zu fahren, um im Fehlerfalle wenigstens von der Strecke zu kommen.
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Ich versuchs mal so: Eigentlich hast du dir im Grunde die Antwort schon selbst gegeben. Hauptgrund für zwei Abnehmer ist mal die Redundanz. Theoretisch langt auch ein Stromabnehmer. Klar gibt es betriebliche Wunschkonfigurationen - vorderer bei empfindlicher Fracht, hinterer im Normalbetrieb, aber es gibt vorallem moderne Mehrsystemlokomotiven, die je Land nur einen Stromabnehmer haben. Z.B. gibt es bei der 186 und 189 Varianten, bei denen ein Wechselstrom-Stromabnehmer für Deutschland (breite Wippe) und einer für die Schweiz (schmalere Wippe) bestückt ist.
Bei der HLE 18 für Belgien sind auch zwei Stromabnehmer verbaut, einer jedoch nur für Wechselstrom, und einer nur für Gleichstrom.
Geht der Stromabnehmer kaputt, ist die Lok untauglich... Das ist das Risiko an solchen Dachausrüstungen! Aber vorstellbar wäre auch eine Sparlok mit nur einem Stromabnehmer auf dem Dach! (Gab´s auch schon früher) - E69 z.B. 181...
Bei der HLE 18 für Belgien sind auch zwei Stromabnehmer verbaut, einer jedoch nur für Wechselstrom, und einer nur für Gleichstrom.
Geht der Stromabnehmer kaputt, ist die Lok untauglich... Das ist das Risiko an solchen Dachausrüstungen! Aber vorstellbar wäre auch eine Sparlok mit nur einem Stromabnehmer auf dem Dach! (Gab´s auch schon früher) - E69 z.B. 181...
Lokomotiven sind ja ansich Universal Fahrzeuge. Auch wenn man eine BR146 eher selten vor einem Güterzug sieht oder eine 185 vor einem Regionalzug. Aber grundsätzlich ist dies möglich und da ist es erforderlich das der Stromabnehmer gewechselt werden kann. Auch wegen den schon gennanten Gründen mit größerem Abstand zu Gefahrgutwagen usw. Aber auch bei Doppeltraktion zweier Loks kann damit der Abstand vergrößert werden. Und zu guter letzt ist da noch die Sache mit dem Ersatzstromabnehmer falls der eine Defekt ist. Allerdings könnte man hier dann fragen warum Triebzüge wie der 425 nur einen haben.
In der Mitte der Lok ist der Transformator. Ich denke da bleibt einfach kein Platz für einen Stromabnehmer. Und historisch gesehen meine ich gehört zu haben das früher viele Loks mit beiden Stromabnehmern gefahren sind um einen möglichst Unterbrechungsfreie Stromzufuhr zu gewähren.
Ich hoffe das stimmt alles
In der Mitte der Lok ist der Transformator. Ich denke da bleibt einfach kein Platz für einen Stromabnehmer. Und historisch gesehen meine ich gehört zu haben das früher viele Loks mit beiden Stromabnehmern gefahren sind um einen möglichst Unterbrechungsfreie Stromzufuhr zu gewähren.
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Protest. Für Deutschland und Altbau gesprochen wird beim Anfahren der geringste Strom aus der Oberleitung gezogen, erst mit steigender Geschwindigkeit steigt der Oberstrom.ropix @ 21 Jun 2013, 10:39 hat geschrieben: Irgendwann haben sich dann die Doppelwippenstromabnehmer durchgesetzt - die schmiegen sich einerseits besser an die Oberleitung und haben andererseits auch schon die doppelte Leitfähigkeit beim losfahren (also der Augenblick wo am meisten Strom benötigt wird)
So ist es auch zu erklären dass eine 110 die gleiche Anfahrzugkraft erreichen kann wie eine 101. Nur hat eine 101 wesentlich mehr Leistung und kann sie dementsprechend länger halten. Das liegt nicht nur am Drehstrom. Und zum Rest wurde eigentlich alles gesagt.
Nein, das ist dadurch zu erklären, dass die Anfahrzugkraft keine Kenngröße des Antriebs ist, sondern eine des Abtriebs.Martin H. @ 21 Jun 2013, 16:53 hat geschrieben: So ist es auch zu erklären dass eine 110 die gleiche Anfahrzugkraft erreichen kann wie eine 101. Nur hat eine 101 wesentlich mehr Leistung und kann sie dementsprechend länger halten.
...aber auch, weil Drehstrommotoren bei gleicher Leistung kleiner sind und bessere Drehzahlen erreichen können.Das liegt nicht nur am Drehstrom.
Dauerhaft abwesend, und ich komme nicht mehr wieder.
z.B. die BLS hat schon früh nur einen Stromabnehmer verwendet. Das mit der Redundanz, wenn ein Stromabnehmer kaputt ist, hat nämlich einen kleinen Haken. In >90% der Fälle ist auch die Oberleitung kaputt - und dann ist's trotzdem nichts mit wegfahren. Das Problem der Trennstellen gibt es in D (dank des zentralen Netzes) auch so gut wie nicht -> daher verzichtet man immer mehr auf den zweiten. Zumindest bei Triebwagen.
Luchs.
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Lokomotiven mit nur einem Stromabnehmer aus der Zeit, als man schon zwei Schlefleisten verwendet hat, kenne ich eigentlich in größerer Verbreitung nur aus der Schweiz z.B. von der SBB Re 420 (Prototypen und erste Bauserie, ab 1964), der BLS Ae 4/4 (ab 1944) oder der Re 456 (ab 1987) diverser schweizer EVU. Jetzt mal abgesehen von Mehrsystemloks, wo oft nur ein Stromabnehmer pro Stromsystem zur Verfügung steht. Und ansonsten nur von kleinen, langsamfahrenden Lokomotiven, wie der E60 (ab 1927), E63 (ab 1935, 45/50 km/h) und E69 (ab 1905, 50 km/h), wo eh kein Platz wäre für einen zweiten Stromabnehmer. Allerdings hatten die E63 ab Werk einen Stromabnehmer mit zwei weit voneinander entfernten Schleifleisten, leider hab ich online nur ein Bild von einem Modell gefunden. Selbst Triebwagen wie der 420 hatten bis ca. 1990 meistens zwei Stromabnehmer, obwohl die immer moderne Stromabnehmer mit zwei Schleifleisten hatten und eigentlich kein Bedarf nach einem zweiten Stromabnehmer bestand.
Interessant ist noch die EP 3/6 von 1914, wo der zweite Stromabnehmer in der Lokmitte saß, weil an einem Lokende noch ein Dampfkessel für die Zugheizung eingebaut war. Das hat im Winterbetrieb bestimmt toll ausgesehen.
Winter ist allerdings ein gutes Stichwort: Wenn die Oberleitung extrem stark vereist ist, kann es passieren, dass man selbst mit zwei Schleifleisten mit nur einem Stromabnehmer am Fahrdraht keinen zuverlässigen Kontakt herbekommt. Da wird dann schon zur Sicherheit der zweite auch noch verwendet. Wenn aber unterwegs ein Stromabnehmer kaputt geht (und in der Regel die halbe Oberleitung runterholt), ist das eigentlich wurscht, da ist dann eh nix mehr mit Weiterfahren.

Die gezeigte EP 3/6 ist insofern eine Ausnahme, weil das damals noch keine Rolle spielte, die Schleifleisten waren auf den ersten E-Loks praktisch so breit wie die Lok und die noch lange nicht so ausgeklügelte Fahrleitung hing halt übertrieben gesagt irgendwo über dem Lokkasten. Heute ist die maximale Abweichung in Deutschland +/- 40 cm von der Gleismitte, in der Schweiz sogar nur +/- 20 cm. Hier sieht man vorne den Stromabnehmer für D und A an der Fahrleitung angelegt, hinten gesenkt der selbe Stromabnehmertyp, aber eben mit einem schmalen Schleifstück für die Schweiz. Damit haben wir hier übrigens de facto eine 103 mit nur einem Stromabnehmer.
Interessant ist noch die EP 3/6 von 1914, wo der zweite Stromabnehmer in der Lokmitte saß, weil an einem Lokende noch ein Dampfkessel für die Zugheizung eingebaut war. Das hat im Winterbetrieb bestimmt toll ausgesehen.

Winter ist allerdings ein gutes Stichwort: Wenn die Oberleitung extrem stark vereist ist, kann es passieren, dass man selbst mit zwei Schleifleisten mit nur einem Stromabnehmer am Fahrdraht keinen zuverlässigen Kontakt herbekommt. Da wird dann schon zur Sicherheit der zweite auch noch verwendet. Wenn aber unterwegs ein Stromabnehmer kaputt geht (und in der Regel die halbe Oberleitung runterholt), ist das eigentlich wurscht, da ist dann eh nix mehr mit Weiterfahren.
Doch schon, aber die Stromabnehmer machen dann am meisten Sinn, wenn deren Schleifleisten möglichst genau über der Drehachse der Drehgestelle ist und damit immer mittig über'm Gleis liegt. Die Schleifleiste(n) sind ziemlich exakt über der Drehgestellmitte: Lokskizze. Ansonsten würde die Schleifleiste ja in einem engen Gleisbogen rechts oder links aus dem Lichtraumprofil und theoretisch im schlimmsten Fall auch mal neben dem Fahrdraht in den Himmel ragen.marco @ 21 Jun 2013, 10:41 hat geschrieben:In der Mitte der Lok ist der Transformator. Ich denke da bleibt einfach kein Platz für einen Stromabnehmer.

Die gezeigte EP 3/6 ist insofern eine Ausnahme, weil das damals noch keine Rolle spielte, die Schleifleisten waren auf den ersten E-Loks praktisch so breit wie die Lok und die noch lange nicht so ausgeklügelte Fahrleitung hing halt übertrieben gesagt irgendwo über dem Lokkasten. Heute ist die maximale Abweichung in Deutschland +/- 40 cm von der Gleismitte, in der Schweiz sogar nur +/- 20 cm. Hier sieht man vorne den Stromabnehmer für D und A an der Fahrleitung angelegt, hinten gesenkt der selbe Stromabnehmertyp, aber eben mit einem schmalen Schleifstück für die Schweiz. Damit haben wir hier übrigens de facto eine 103 mit nur einem Stromabnehmer.

Wenn du mir jetzt noch erklärst warum ich bei einem Güterzug einen anderen Stromabnehmer brauch als bei einem Personenzug?marco @ 21 Jun 2013, 10:41 hat geschrieben: Auch wenn man eine BR146 eher selten vor einem Güterzug sieht oder eine 185 vor einem Regionalzug. Aber grundsätzlich ist dies möglich und da ist es erforderlich das der Stromabnehmer gewechselt werden kann.
Es gibt übrigens durchaus gelegentlich Fälle, wo man den zweiten Stromabnehmer gut brauchen kann. Die Schleifleisten sind ja, weil deren Tausch einfacher ist als der der Oberleitung, weicher als der Fahrdraht. Dadurch nutzen sich diese mit der Zeit ab und können kleine Ausbrüche bekommen oder im Extremfall irgendwann ganz brechen. Das geschieht in aller Regel nicht von heute auf morgen, kann aber durch bestimmte Probleme begünstigt werden. Und spätestens dann ist man über den zweiten Stromabnehmer dankbar. Oder wenn im Winter einer der beiden festgefroren ist (es kommt durchaus vor, dass der andere noch funktioniert). Oder wenn mal eine Luftleitung undicht wird. Ganz so selten ist's also nicht mal.
Im übrigen gibt's im Güterverkehr noch eine Verwendung dafür: Wenn ein Zug in ein Krangleis gefahren wird oder dort abgeholt. Da muss der Zug ein paar Meter vom Ende der Oberleitung entfernt stehen, sodass man hier bei der Lok zwangsläufig immer den vorderen Stromabnehmer braucht. Das ist auch der Grund warum viele Containerzüge auf den ersten Blick unnötigerweise den vorderen gehoben haben. Und der Grund, warum bei 186 und 189 der Schweizer Stromabnehmer nie direkt neben dem deutschen verbaut wird sondern am anderen Ende.
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
Otto von Bismarck
Daher hat die Bahn dem Gemeinwohl und nicht privaten Profitinteressen zu dienen, begreifen Sie es doch endlich mal!
Otto von Bismarck
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Der 420 hatte anfangs und auch noch sehr lange zwei, einer davon wurde allerdings (in den 90ern?) nach und nach entfernt.marco @ 21 Jun 2013, 10:41 hat geschrieben: Und zu guter letzt ist da noch die Sache mit dem Ersatzstromabnehmer falls der eine Defekt ist. Allerdings könnte man hier dann fragen warum Triebzüge wie der 425 nur einen haben.
Lag das schlicht und ergreifent daran dass die Münchner S damals mehr oder weniger auf dem Zahnfleisch gefahren ist oder hatte das auch einen technischen Hintergrund?
The definition of insanity is doing the same thing over and over and expecting different results.
Unkannter Verfasser - nicht A. Einstein
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Es war in der Tat in den 90ern und auch die meisten Frankfurter 420 wurden damals ihres zweiten Stromabnehmers beraubt. Angeblich wurden diese Stromabnehmer in den damals neu ausgelieferten 420 der beiden letzten Serien verbaut.EasyDor @ 23 Jun 2013, 12:29 hat geschrieben: Der 420 hatte anfangs und auch noch sehr lange zwei, einer davon wurde allerdings (in den 90ern?) nach und nach entfernt.
Lag das schlicht und ergreifent daran dass die Münchner S damals mehr oder weniger auf dem Zahnfleisch gefahren ist oder hatte das auch einen technischen Hintergrund?
Nicht ganz.geminy007 @ 21 Jun 2013, 10:40 hat geschrieben: Geht der Stromabnehmer kaputt, ist die Lok untauglich... Das ist das Risiko an solchen Dachausrüstungen! Aber vorstellbar wäre auch eine Sparlok mit nur einem Stromabnehmer auf dem Dach! (Gab´s auch schon früher) - E69 z.B. 181...
Zumindest die BRen 181 und 184 hatten je eine Schleifleiste als Ersatzteil an Bord.
Klar, daß die Montage vom Lokführer nicht unter angeschalteter Fahrleitung durchgeführt werden sollte, aber ein Weiterkommen war doch eher möglich, als ganz ohne.
Viele Grüße, Marc
[img]http://www.marcvoss.de/KBS950/Signatur.jpg[/img]
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In München Ost bei den Linien S1 und S2 und den Endbahnhöfen wurde anfangs beim Richtungswechsel der Bügel gewechselt.EasyDor @ 23 Jun 2013, 12:29 hat geschrieben: Der 420 hatte anfangs und auch noch sehr lange zwei, einer davon wurde allerdings (in den 90ern?) nach und nach entfernt.
Lag das schlicht und ergreifent daran dass die Münchner S damals mehr oder weniger auf dem Zahnfleisch gefahren ist oder hatte das auch einen technischen Hintergrund?
Irgendwann wurde zunehmende Oxidation an den - immer wieder gleichen - Stellen der Fahrleitung festgestellt. Daraufhin wurde dann das An-/ Abbügeln ebendort unterlassen.
Und in der Folge wird ein findiger Betriebswirtschaftler den kompletten Panto eingespart haben.
Neue 420er wurden ebenfalls nurmehr mit einem Bügel geliefert.
Meine Vermutung ist, daß beim Nahverrkehr das Rückholen eines Fahrzeugs einen geringeren Aufwand darstellt, als beim überregionalen.
Allerdings wird bei defektem Pano/ Schleifleistenbruch etc. oftmal die Fahrleitung in Mitleidenschaft gezogen, ein Weiterkommen ist dann ebenfalls problematisch, denn "ohne Strom nix los".
Viele Grüße, Marc
[img]http://www.marcvoss.de/KBS950/Signatur.jpg[/img]
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Ich würde mal behaupten, es gibt mehr Stromabnehmer-Probleme ohne Oberleitungsstörung, als mit. Man bekommt's halt nur nicht so leicht mit weil's in der Regel in kurzer Zeit erledigt ist. Dafür gibt's ja so Sachen wie Schleifleistenüberwachung, automatische Senkeinrichtung usw.
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
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So etwas hatte ich letzten Winter zwischen Grafing und Rosenheim bei der Schutzstrecke. Vorne und hinten eine Lok im richtigen Abstand, also Bügel ab. An der vorderen Lok geht er nicht mehr hoch, spontan eingefroren. In Aßling den anderen genommen und weiter ging es ohne Verspätung.
Diese Schutzstrecke ist zwar angeblich kaputt und immer durchgeschalten, erkennbar an den Trennmessern, aber nicht Nachts bei Schneegestöber und wenn man eh fast nie da hin kommt.
Oxidierungen? Das Problem besteht aber eigentlich überall dort, wo E-Loks wenden, nur dürften es bei der S-Bahn mehr Wenden sein.
Diese Schutzstrecke ist zwar angeblich kaputt und immer durchgeschalten, erkennbar an den Trennmessern, aber nicht Nachts bei Schneegestöber und wenn man eh fast nie da hin kommt.
Oxidierungen? Das Problem besteht aber eigentlich überall dort, wo E-Loks wenden, nur dürften es bei der S-Bahn mehr Wenden sein.
HalloElBarto @ 21 Jun 2013, 08:45 hat geschrieben: Dient das einfach nur der Redundanz (Ausfallsicherheit)?
Oder steckt mehr dahinter weil es z.B. eine technische Notwendigkeit ist?
Wäre schön, wenn mir jemand mal den Grund für das Verwenden von 2 Stromabnehmern erklären könnte.
Früher hatten die 2 Stromabnehmer einen technischen Grund:
Da am Anfang der Elektrifikation einfche Schleifstücke vorherrschten, mussten beide stromabnehmer gehoben werden ( bei den Ae 8/14 sogar 3 von 4!)
Mit den Doppelpaletten fiel dies dann weg.
Heute kann man sagen, dass der 2. Stromabnehmer grösstenteils nur noch als Reserve dient.
Eine Zeitlang hat die SBB auch ihre Loks nur noch mit einem Stromabnehmer ausgerüstet.
Re 4/4II
Zitat:
1. Serie
Die Lokomotiven der ersten Bauserie (11107–11155) weisen wie die Prototypen nur einen Stromabnehmer auf, sind allerdings um 10 cm länger als die Prototypen.
Man sagt sich, dass an der Landesausstellung 1964 ein RBe 4/4 mit einem Stromabnehmer unterwegs war, der mit sehr hohen Tieren beladen war, und der den einzigen Stromabnehmer beschädigte.
Lange Verzögerungen waren die Folge. Seither werden auch wieder 2 Stück montiert.
Heute haben 2 Stromabnehmer noch betriebliche Vorteile, weil, als Beispiel Schweiz, nicht in jedem Fall Mehrfachtraktion mit benachbarten Stromannehmern zulässig ist:
AB FDV
Ab Seite 100 sind die Einschränkungen aufgelistet.
Dies würde bedeuten, dass Tfz, gegeneinander ausgetauscht werden müssten, was betriebliche Nachteile mit sich bringt.
Gruss Guru
Gruss Guru

