bahnfahrender Schwabe @ 1 Nov 2013, 14:45 hat geschrieben: Für mich ist S21 eine Katastrophe, weil für mich die Stuttgarter Bahnanlagen großartig sind, markant die Stadt mit prägen und ihr Verschwinden für mich gleichbedeutend wäre zu einem gleichzeitigen Verschwinden anderer Wahrzeichen wie dem Fernsehturm, dem Neuen Schloß und/oder der Stiftskirche. (...)
Aber was mich wirklich umtreibt: in den offiziellen Stellungnahmen und auch in vielen Zeitungskommentaren, Blogs und Foren finden sich zwar jede Menge Kommentare, dass der Gleisteppich in Stuttgart das größte Übel des Stadtbildes darstellt, aber es gibt kaum jemanden, der das Tunnelgebirge als an sich erhaltenswert ansieht. Oder, noch viel unverständlicher, die Panoramabahn.
Was ist da los? Nicht nur ich habe früher gerne eine Modellbahnanlage ins Wohnzimmer gestellt und den Anblick der Gleisanlagen und der fahrenden Züge genossen. Ich tus auch heute noch gern (Kinder übrigens auch!), komm mir da aber vor wie ein Relikt. Wie kommt es, dass es heute keine Stimme von Gewicht gibt, die sich für Bahnanlagen als Wert an sich einsetzt? (...)
Leider wird heute alles auf das Minimum zurückgebaut um Geld zu sparen. In Stuttgart sind die Gleise und Weichen vergleichsweise größzüging angelegt worden, sodass Züge aus und in alle Richtungen gleichzeitig ein/ausfahren können.
Bei vielen "modernen" Bahnhöfen muss oft ein Zug warten, weil es für mehrere Gleise nur einen Weg in mehrere Richtungen gibt d.h. alle Züge benutzen eine oder mehrere Weiche(n) gemeinsam.
Bahnsteige werden nur noch für die Mindestnutzlänge gebaut. Die Loks stehen oft bereits außerhalb des Bahnsteigs. Verstärkerwagen bei hohem Fahrgastaufkommen kann man nicht meht beistellen, bzw. will man auch gar nicht, weil sie vom Land nicht bestellt wurden. Außerplanmäßige Halte von längeren Zügen sind auch nicht möglich.
Ich finde aber, dass Sparmaßnahmen nicht auf Kosten der Flexibilität gehen sollten.
S21 wird ein Paradebeispiel für Bahnanlagen auf Basis des absoluten Minimims sein. Bei Ausnahmesituationen (Verspätungen über 60 Minuten einzelner Züge, z.B. durch Notarzteinsatz oder Unwetter, was in Stresstest denke ich, nicht berücksichtigt wurde), wird sich zwangsläufig ein Stau auf den Zulaufstrecken bilden. Verspätungen färben auf andere Züge gnadenlos ab.
Ich bin grundsätzlich für S21, schon alleine deshalb, weil ich im Zug immer im ersten Wagen sitzen will und beim Durchgangsbahnhof in Stuttgart nicht mehr das Zugende wechseln muss um wieder vorne zu sitzen und keine zwei Fahrkarten bis und ab Stuttgart mehr kaufen muss, weil am anderen Ende die 1. Klasse ist. (Ja, man muss ein bisserl verrückt sein um freiwillig in Stuttgart immer "umzusteigen", obwohl man im selben Zug weiter fährt.

)
In München gibt es dieses Problem nicht, da fast alle Züge dort ohnehin beginnen bzw. enden.
Aber S21 sollte für einen flexieblen Bahnbetrieb gebaut werden, damit auf beiden Seiten, wenn nötig auch drei Züge nebeneinander abfahren können, während zwei einfahrende Züge nebeneinander entgegen kommen.
Mit mehreren Möglichkeiten mit Weichen die Gleise wechseln zu können und mit Überwerfungsbauwerken, sollten die Züge unabhannig voneinander fahren können sodass es praktisch keine gehenseitigen Fahrstraßenausschlüsse gibt.
Daher sollte S21 m.M. wesentlich Umfangreicher und großzügiger gebaut werden, auch wenn es dann nochmal ein paar Mrd. mehr kosten würde.
Dass sich das teilweise unterirdisch abspielt und vom Berg nicht mehr uneingeschränkt beobachtet werden kann ist für mich unerheblich. Der primäre Grund für die "Tieferlegung" ist nicht das Stadtbild zu verschönern, sondern der mangelnde Platz für einen ebenerdigen Durchgangsbahnhof durch Bebaung.
Da kann man auf Fuzzys, Freaks und Bahnfans keine Rücksicht nehmen.
Ebenso bei den eingesetzten Fahrzeugen. Die 146, 185 und 245 sehen nahezu identisch aus. Mir gefällt ein einheitlicher Fuhrpark sogar. Fuzzys lieben bunte Farben und Fahrzeugvielfalt, aber ich finde, es geht nichts über vier 101er nebeneinander.
(ok fünf 101er nebeneinander) 