TravellerMunich @ 9 Nov 2013, 12:33 hat geschrieben:Früher hat man noch Infrastruktur gebaut, heute schenkt man das Geld lieber den Banke. Schande!
Und dann erdreisten sich Forenteilnehmer auch noch, sich über die Generation erhaben zu fühlen, die wenigstens investiert hat. Heute ist man nur noch gegen alles, darf halt alles nichts kosten - außer der eigene Pkw.
Nun ja. Man darf nicht übersehen, daß (auch dank GVFG) ziemlich viel Geld verbuddelt wurde – gerade in NRW. Das Geld hätte man tatsächlich innerhalb des ÖPNV sinnvoller investieren können. Gerade in diesen Städten sieht man, wie folgenreich die Politik der autogerechten Stadt bis heute ist.
Man muss sich nur Städte wie Essen, Bochum und Mülheim anschauen. Man hat in diesen Städten jeweils zwei Stadtbahnsysteme mit unterschiedlichen Spurweiten und Bahnsteighöhen, was den Unterhalt nicht eben günstig macht. (Das oben genannte Duisburg kommt mit dem von Rheinbahn- und DVG-Fahrzeugen genutzten Tunnel noch relativ glimpflich davon.) So ist es nicht verwunderlich, daß man sich in Mülheim mit dem teuren Erbe der Vorgänger nicht rumschlagen will, auch wenn eine Einstellung der Straßenbahn natürlich verkehrspolitischer Unsinn ist.
Daß dieses Denken bis heute anhält, sieht man in Düsseldorf, wo unwahrscheinlich viel Geld in den Wehrhahntunnel vergraben wird, um eine funktionierende Infrastruktur an der Oberfläche obsolet machen zu können.
Ich war kürzlich in Dortmund, wo an der inzwischen tristen Kampstraße ein zum
Café umgebauter GT8 wie ein Mahnmal der Tunnelinvestitionen wirkt. Eine Notwendigkeit, zwei Tunnel mit zwei nicht wirklich kompatiblen Systemen (Hoch- und Niederflur) zu unterhalten, erkenne ich nicht. Als ich an einem Sonntag durch Gelsenkirchen fuhr, erblickte ich auf einem Abschnitt von fünf Kilometern vielleicht drei Leute an zehn Haltestellen. Kein Wunder bei einem 30-Minuten-Takt...
Wirklich gut umgesetzt wurde die Umstellung von Straßenbahn auf Stadtbahn in meinen Augen nur in Stuttgart (auch wenn ich kein Freund von Hochbahnsteigen im Straßenbild bin). Interessanterweise einer der wenigen Städte hierzulande, in die heute noch in den Ausbau des Schienennetzes investiert wird. Da hat der kürzlich verstorbene konservative Rommel nicht viel falsch gemacht.