Da der Polizist natürlich mitten in einer Schießerei statt Deckung zu suchen sofort bei einer Notbremsung ums Eck stürmt, hat er auch genau gesehen dass da bei 100 km/h jemand rausgesprungen ist, insbesondere weil er gleichzeitig natürlich auch noch die Geschwindigkeit mit seiner GPS-Uhr gemessen hat?
Selbst wenn dem so gewesen wäre, es hätte ihen jede Menge Zeit zur Flucht ermöglicht.
Die Flucht des Täters ist in dem Fall gemeinsam mit dem kampfuntauglich machen (ganz egal ob jetzt durch schwere Verletzungen oder Tod) das beste was passieren kann. Finden wird man den schon noch. Schlimmer wäre eine Geiselnahme. Aber das können zwei Polizisten, davon einer verletzt, nicht verhindern. Das einzige was die in dieser Situation machen können ist zu versuchen den Zug zu sichern.
Das Zugprsonal MUSS das mitbekommen haben, dass sie ausgestiegen sind.
Wie? Steckst Du bei jeder Schießerei sofort den Kopf aus dem nächsten Fenster?
Zudem dürfen Eisenbahner auch in extremsituationen die Sicherheitsvorschrifen nicht ignorieren.
In welcher Vorschrift wir der Fall "Schießerei im Zug mit folgender Notbremsung" abgehandelt? Dieser Fall dürfte in keiner Eisenbahn-Vorschrift vorgesehen sein, damit gibt es auch keine Vorschrift nach der man handeln kann. Den Anweisungen der Polizei zu folgen dürfte in dem Fall (sofern nicht die Gefahr eines Zusammenstoßes besteht) das sinnvollste sein, die sind nämlich für den Fall (im Gegensatz zu Eisenbahnern) ausgebildet.
Es war "nur" eine Beinverletzung. Es bestand keine Lebensgefahr, im Gegensatz zu den Personen draussen. Die hätten sich im Gleisbereich aufhalten können und trotzdem wurde der Zugbetrieb nicht eingestellt.
Das wussten die anderen Polizisten, die dem Täter nachgelaufen sind, genau woher? Selbst wenn medizinisch ausgebildetes Personal im Zug war, ist das sicher nicht den Polizisten mitten in der Schießerei nachgelaufen, und die Polizisten haben, wenn sie nicht genau wissen, ob der Täter noch im Zug ist, auch besseres zu tun als nach hinten zu laufen und nachzufragen.
Bitte nicht übersehen, dass auf der freien Strecke auch kein Rettungshubschrauber zum Einsatz hätte kommen können, bevor der Zug nicht durch die Polizei gesichert ist. Und auch wenn auch die Polizei per Heli anreisen kann, hilft das wohl nicht wirklich weiter, da da zum einen die Resourcen begrenzt sind, zum anderen die Polizisten ungeschützt den Zug hätten stürmen müssen, während die Täter aus einem Zugfenster heraus hätten schießen können und volle Deckung gehabt hätten. Umgekehrt hätten die Polizisten wohl nicht den Zug unter Beschuss nehmen können, weil hier die Gefahr, unbeteiligte zu treffen, zu groß gewesen wäre. In einem Bahnhof dürfte die Erstürmung des Zuges wesentlich leichter gewesen sein, außerdem dürften hier wesentlich mehr Polizisten zur Verfügung gestanden haben.
218 466-1 @ 24 Mar 2014, 13:34 hat geschrieben:Und was ist mit den Leuten, die alleine im Wald zurückgelassen wurden, unter denen sich u.U. die bewaffneten Täter befunden haben konnten?
Da stellt sich auch erstmal die Frage, ob das überhaupt bekannt war, dass Fahrgäste ausgestiegen sind, oder erst in Kempten festgestellt wurde. Ich habe auch noch keine Angabe gesehen, ob die Suche nach möglicherweise ausgestiegenen Fahrgästen wirklich nicht sofort gestartet wurde.
Und selbst wenn es bekannt war, muss die Leitstelle bei so einer Meldung abwägen, wo die Einsatzkräfte besonders gebraucht werden. Es ist ja nicht so, dass in Kempten tausende top ausgebildete Polizisten nur drauf warten, dass irgendwas passiert - die Resourcen sind begrenzt, und wenn die Meldungen so waren, dass davon ausgegangen wurde, dass der Täter im Zug ist, dann müssen andere Sachen u.U. warten, bis Verstärkung von weiter her eingetroffen ist.
Und warum die Strecke nicht sofort abgesucht wurde - nun, möglicherweise hat die Polizeileitstelle bei der Meldung "in Kempten kommt gleich ein Zug an, wo wild um sich geschossen wird" auch anderes zu tun als erstmal eine Lagebesprechung abzuhalten und 20 Minuten zu diskutieren was zu tun ist? Die dürften erstmal mehr als ausgelastet damit sein, alles was "Polizei", "Rettungsdienst" und "Notarzt" auf dem Rücken stehen hat zum Bahnhof zu ordern. Und die Sicherung der Fahrgäste geht, insbesondere wenn nicht klar ist ob der Täter im Zug ist, eindeutig vor.
Wer weiß, ob die Leitstelle überhaupt wusste, dass der Zug angehalten hat - die beteiligten Polizisten (einer davon verletzt) haben sicherlich nicht 10 Minuten gemütlich berichtet - schließlich mussten die zu zweit versuchen den Zug zu sichern, auch gegen mögliche Geiselnahmen.
Schön, dass Du auf Deinem gemütlichen Schreibtischstuhl mit einem Glas Bier auf dem Tisch nach Durchsicht aller Zeitungsartikel genau weißt, wie man hätte reagieren müssen - die Beteiligten, insbesondere die im Zug, sitzen nicht gemütlich da, und haben erst recht nicht alle Informationen. Hinterher weiß man sowieso alles besser, das ist keine Kunst.
Das Eingreifen ja, die Weiterfahrt NEIN! Der ZuB hat nicht hinter den Zug geschaut bzw. nicht nachschauen lassen und damit einen Fehler begangen. Hoffentlich muss er dafür seinen Hut nehmen.
Du wärst mitten in einer Schießerei natürlich genau in der Schusslinie rumspaziert um das zu überprüfen? Ja ne, ist klar.
Die Entscheidungen ergeben schon alle Sinn, wenn man ein bisschen nachdenkt und versucht, sich in die Lage der handelnden Personen hineinzuversetzen. Natürlich ist das, was ich geschrieben habe, genauso Spekulation, ob die Unklarheiten wirklich so waren wie ich geschrieben habe - keine Ahnung. Möglich wäre es sicherlich.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.
Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876