Großstadtnahverkehr

Alles über Stadtverkehr, was woanders nicht passt, wie z.B. Verkehrsverbünde
Flogg
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Beitrag von Flogg »

http://www.br.de/fernsehen/das-erste/sendu...verkehr100.html

Da fragt man sich doch, warum jahre- oder jahrzehntelang (z.B. Stamm 2 München) immer nur geredet, geredet und nochmals geredet wird (gut, die Politiker wechseln sich in deren Reden ab), aber gleichzeitig nix, aber garnix, passiert. Wenn man nach Spanien oder in andere potentielle "Krisenländer" der EU schaut, dann geht dort viel mehr voran, als im "reichen" Deutschland. War unlängst in Spanien, dort gibts freie Autobahnen, neben gleichlaufenden Landstraßen, die noch dazu neu sind, aber bei uns reicht die Kohle nicht oder wir reden lieber drüber. Nichtmal für eine ausreichende Instandhaltung funktionstüchtiger uralt-U-Bahnen, die einen stabilen Takt fahren könnten, reichts offenbar :) .

Nichts gegen andere Länder. Die bewältigen das "Problem" Stadtverkehr offenbar besser oder sehen es als ein wirklich relevantes an, bei dem man auch mal handeln muss.
ropix
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Beitrag von ropix »

Naja, die Pleite Spaniens kommt ja nicht von ungefähr :D
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Flogg
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Beitrag von Flogg »

Trotzdem haben sie ein besseres/neueres Verkehrssystem als wir. Wer es gezahlt hat, weiss man nicht :D . Da stimmt doch was nicht, oder? Maut gibts übrigens so gut wie gar nicht, genau wie Staus - selbst bei Madrid...
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Beitrag von ropix »

Flogg @ 6 May 2014, 19:21 hat geschrieben:Trotzdem haben sie ein besseres/neueres Verkehrssystem als wir.
Das nur keinem mehr was nützt weil das einzige was man in dem Land braucht sind Schiffe zum Ausreisen
Wer es gezahlt hat, weiss man nicht  :D . Da stimmt doch was nicht, oder? Maut gibts übrigens so gut wie gar nicht, genau wie Staus - selbst bei Madrid...
Ja, da stimmt was nicht. Im Ergebnis würd ich da lieber in Deutschland hausen mit ein paar Schlaglöchern im Teer :D
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Cloakmaster
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Beitrag von Cloakmaster »

Selbst gemachte Leiden. Plant man einen Verkehrsweg "auf Zuwachs", dann wird von Gedlverschwendung und GRössenwahn geredet, oder gar gerichtlich dazu gezwugnen, umzuplanen, und kleiner "bedarfsgerechter" zu bauen. Und wenn dann ein paar Jahre vergangen sind, und die kleinere Lösung sich als zu klein erwiesen hat, dann ist das Lamento eben gross. Man stelle sich vor, man hätte in den späten 60ern die Stammstrecke durchgängig und von Anfang an mit vier Gleisen, und acht Bahnsteigkanten geplant, was hätte man sich dafür anhören dürfen? Und was gäbe man heute für eine derart ausgerüstete Stammstrecke?
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Beitrag von Flogg »

Ja, da stimmt was nicht. Im Ergebnis würd ich da lieber in Deutschland hausen mit ein paar Schlaglöchern im Teer biggrin.gif
Es ist nicht nur der Teer, der auch ausgebaut/gepflegt gehört. Wenn man im Berufsverkehr in der U-, S-, Trammbahn unterwegs ist, dann sind es überfüllte, teils uralte & störungsanfällige Züge sowie Stationen, die oft wenig gepflegt sind. Schaut man in andere Länder/Städte, auch außerhalb Europas, dann sind wir in D schon teils arg hinterher. Natürlich reden und ärgern wir uns täglich darüber (siehe Empörungsberichte in allen Zeitungen), und sehen das als Problem, nur eine nachhaltige Lösung gab es in den letzten Jahren - egal wo - nie.
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Beitrag von TramBahnFreak »

Flogg @ 6 May 2014, 19:21 hat geschrieben: Wer es gezahlt hat, weiss man nicht :D .
Doch. :ph34r:
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Beitrag von ropix »

Trotzdem kann man Spanien halt als Vergleich nicht herziehen, weil die als Preis für ihre Infrastruktur ihr Volk geopfert haben.

Und ohne Volk macht Infrastruktur halt auch keinen Sinn mehr.
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Beitrag von TravellerMunich »

ropix @ 6 May 2014, 19:09 hat geschrieben: Naja, die Pleite Spaniens kommt ja nicht von ungefähr :D
Die Pleite Spaniens kam vom Bankensektor und der Immobilienblase.
Die Staatsverschuldung war vor der Krise minimal - irgendwo bei 30% oder so.
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Beitrag von viafierretica »

TravellerMunich @ 6 May 2014, 20:08 hat geschrieben: Die Pleite Spaniens kam vom Bankensektor und der Immobilienblase.
Die Staatsverschuldung war vor der Krise minimal - irgendwo bei 30% oder so.
dennoch haben die Spanier etwas zu größenwahnsinnig investiert: ein 10-gleisiger unterirdischer U-Bahnhof in Palma de Mallorca, wo alle 20 Min. ein Zug abfährt, eine U9/10 in Barcelona mit doppelstöckigen Tunnel auf 45 km Länge, der auf kompletter Länge das gleiche Profil incl. Bahnhof aufweist, zweigleisige schnurgerade HGV-Strecken neben zweigleisigen Bestandsstrecken nahezu ohne Verkehr (Madrid - Valencia).

Aber im Prinzip gebe ich recht, Madrid hat ein perfektes S-Bahn-Netz (mit 2. Stammstrecke!), das Land gute Neubaustrecken und viel neue Infrastruktur, aber leider oft am Bedarf vorbei (z.B. neue Bahnhöfe weit außerhalb der Stadt wie Segovia, Tarragona (heisst auch bezeichnenderweise Camp der Tarragona), Leon) und stark überdimensioniert sowie unproduktiv. So ganz nebenbei hat man z.B. in Valencia einen kompletten Hbf neu gebaut (Joaquín Sorolla) - aber nur als Provisorium...

Ein Mittelmass aus Spanien und D wäre das richtige.

Aber das eigentliche Problem war die irrsinnige Immobilienblase aus englischen und amerikanischen Heuschreckenunternehmen, die geplatzt ist, nicht die Infrastruktur (die aber sehr massiv von der EU gefördert wurde - Preis spielte da keine Rolle).
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Beitrag von Entenfang »

Flogg @ 6 May 2014, 19:00 hat geschrieben: War unlängst in Spanien, dort gibts freie Autobahnen, neben gleichlaufenden Landstraßen, die noch dazu neu sind
Dann hat man in Spanien Geld verschwendet- viel Geld. Aber das hat wahrscheinlich eh die EU gezahlt, also hat man halt gebaut.

Nachdem Professor Ahrens in der Quelle auch zitiert wird: Er hat mal gesagt, dass jeder Quadratmeter Straße 1,50-1,80€ pro Jahr an Instandhaltung kostet. Das riecht mir sehr nach einem Problem, wenn man zu viele Straßen neu baut, anstatt ins Bestandnetz zu investieren. Und diesen Fehler haben wir schon viel zu lange gemacht. Das ist absolut nicht zur Nachahmung empfohlen. Und dass es in der HVZ Stau gibt, ist völlig normal. Kein Verkehrsweg sollte darauf ausgelegt werden, die Spitzenlast zu bewältigen, denn das wäre eine Überkapazität zu allen anderen Zeiten. Es fordert ja auch keiner, dass in der HVZ nur die Sitzplätze in der U-Bahn belegt sein sollen.
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Da gebe ich die Recht. In Deutschland würde etwas mehr Mut bei der Verkehrsplanung sicher nicht schaden.
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Beitrag von 146225 »

Es ist ja nicht so als ob man in Deutschland keine Möglichkeiten hätte. Als durchaus nicht ärmliches Land könnten wir uns auch moderne und angemessene Infrastruktur leisten plus ein SPNV-Angebot, dass hehre Klimaschutzziele deutlich leichter erreichbar machen würde. Wohlgemerkt: Ohne steigende Verschuldung und ohne andere wichtige Sektoren dabei zu vernachlässigen. Es ist allein die Art und Weise, wie der deutsche Staat Einnahmen generiert und woraus, wie er sie verwaltet und dann wieder einsetzt, die eine große Ineffektivität darstellt.
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Beitrag von viafierretica »

146225 @ 7 May 2014, 22:09 hat geschrieben: Es ist ja nicht so als ob man in Deutschland keine Möglichkeiten hätte. Als durchaus nicht ärmliches Land könnten wir uns auch moderne und angemessene Infrastruktur leisten plus ein SPNV-Angebot, dass hehre Klimaschutzziele deutlich leichter erreichbar machen würde. Wohlgemerkt: Ohne steigende Verschuldung und ohne andere wichtige Sektoren dabei zu vernachlässigen. Es ist allein die Art und Weise, wie der deutsche Staat Einnahmen generiert und woraus, wie er sie verwaltet und dann wieder einsetzt, die eine große Ineffektivität darstellt.
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Beitrag von 146225 »

Ich bemerke in diesem Thread allerdings einen diesem Forum eigenen Grundsatzfehler: In München wird nix bzw. viel zu wenig getan. Anderswo in den Großstädten der Republik sind die Verhältnisse weiß Gott auch nicht immer rosig, aber es wird landauf landab wenigstens ab und zu (ein bißchen) investiert.
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Beitrag von Entenfang »

146225 @ 7 May 2014, 22:25 hat geschrieben: Ich bemerke in diesem Thread allerdings einen diesem Forum eigenen Grundsatzfehler: In München wird nix bzw. viel zu wenig getan. Anderswo in den Großstädten der Republik sind die Verhältnisse weiß Gott auch nicht immer rosig, aber es wird landauf landab wenigstens ab und zu (ein bißchen) investiert.
Seit wann hat Hamburg (und viele andere) eine Tram? Wie lange baut Berlin schon an der U5(5) und kämpft mit den Problemen bei der S-Bahn? Seit wann ist die S-Bahn Stuttgart super pünktlich? Wie lange wird im Rhein-Ruhr-Raum schon über die Stilllegung von Stadt- und Straßenbahnen nachgedacht? Nein, das ist kein münchenspezifisches Problem.
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Beitrag von Flogg »

In München wird nix bzw. viel zu wenig getan.
Laut dem Bericht haperts in Köln, immerhin einer ab und an Millionenstadt, offenbar auch. Selbst Berliner Kollegen, die es gewagt haben, nach München zu emigrieren, jammern über das eigene, also Berliner U Bahn System und finden das Münchner in punkto Geschwindigkeit besser. Kritik gibts (zu Recht) am Nachtverkehr, wo in München fast nix Zugartiges unterwegs ist.
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Beitrag von 146225 »

Entenfang @ 7 May 2014, 22:40 hat geschrieben: Seit wann hat Hamburg (und viele andere) eine Tram? Wie lange baut Berlin schon an der U5(5) und kämpft mit den Problemen bei der S-Bahn? Seit wann ist die S-Bahn Stuttgart super pünktlich? Wie lange wird im Rhein-Ruhr-Raum schon über die Stilllegung von Stadt- und Straßenbahnen nachgedacht? Nein, das ist kein münchenspezifisches Problem.
Hamburg ist ein Sonderfall wegen des Wahn vom besten Bussystem und so - aber: Stuttgart hatte mal eine pünktliche S-Bahn, soviel ist richtig. Es stimmt aber auch ( :ph34r: ), dass deren Netz in den letzten Jahren gewachsen ist und das es noch weiter wachsen wird. Außerdem: Die SSB ist in Stuttgart mal gar nicht so untätig. Augsburg baut. Karlsruhe baut. Mannheim baut. Düsseldorf baut. Essen baut (nur die Nachbarn in Mülheim sind bescheuert). Mainz baut. In Leipzig soll zuletzt irgendwas größeres eröffnet worden sein. Und ich habe bestimmt noch Baustellen vergessen.

Es ist also nicht so, das gar nix passieren würde. Dass es noch lange nicht genug ist, ist allerdings auch richtig. Gebt mir mehr...
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Beitrag von 143 »

146225 @ 7 May 2014, 22:09 hat geschrieben: Es ist ja nicht so als ob man in Deutschland keine Möglichkeiten hätte. Als durchaus nicht ärmliches Land könnten wir uns auch moderne und angemessene Infrastruktur leisten plus ein SPNV-Angebot, dass hehre Klimaschutzziele deutlich leichter erreichbar machen würde. Wohlgemerkt: Ohne steigende Verschuldung und ohne andere wichtige Sektoren dabei zu vernachlässigen. Es ist allein die Art und Weise, wie der deutsche Staat Einnahmen generiert und woraus, wie er sie verwaltet und dann wieder einsetzt, die eine große Ineffektivität darstellt.
Dem ist nichts zuzufügen.

Übrigens: In der Schweiz kriegt man das alles problemlos hin.
In BRD kümmert man sich halt nur um die wichtigen Themen: Steuergerechtigkeit, Multikulti, Wahlgeschenke an Rentner auf Kosten der Jugend, Kampf gegen Rechts und Homophobie , Gender-Mainstreaming, Asylausweitung, europäische "Integration" , erneuerbare ; Energien, Gleichberechtigung, etc p.p.
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Beitrag von viafierretica »

143 @ 8 May 2014, 08:02 hat geschrieben: Dem ist nichts zuzufügen.

Übrigens: In der Schweiz kriegt man das alles problemlos hin.
In BRD kümmert man sich halt nur um die wichtigen Themen:  Steuergerechtigkeit, Multikulti, Wahlgeschenke an Rentner auf Kosten der Jugend, Kampf gegen Rechts und Homophobie , Gender-Mainstreaming, Asylausweitung, europäische "Integration" , erneuerbare ; Energien,  Gleichberechtigung, etc p.p.
Übrigens passt hierzu die Meldung aus einem Nachbarforum zur Planfeststellung zur Fehmarnbeltverbindung: in Dänemark gab es 42 Einwendungen, in Deutschland 9.000.... Die UVP umfasst in Dänemark 2.000 Seiten, in Deutschland 11.000. Dabei ist der dänische Abschnitt länger und kritischer...

Die Aussage zu dem, wofür man in Deutschland kämpft, finde ich ziemlich grenzwertig und möchte ich nicht kommentieren. Ob bei diesen Themen die Schweiz so vorbildlich ist, gehört nicht in dieses Forum.
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Beitrag von andreas »

viafierretica @ 7 May 2014, 22:20 hat geschrieben: ES geht nicht um das Geld. Das wäre ohne Ende vorhanden.
Nur keiner hat den Mut, etwas zu bauen, und bei jeder Kleinigkeit kommt sofort eine Bürgerinitiative daher, die es besser weiss und ganz was anders will und eine, die grundsätzlich alles verhindern will.
nein, das Problem in Deutschland ist dieses komische Gemeindefinanzierungsgesetz mit seinen hahnebüchenden Kosten - Nutzen Faktor. Da wird jedes Projekt solange rumgepfuscht, bis es sich zwar volkswirtschaftlich rechnet, es aber ansonsten jeglichen Sinn verloren hat. Hätte es dieses System schon in den 60ern gegeben, es wäre wahrscheinlich kein Meter U-Bahn gebaut worden in München oder Nürnberg.

Am schlimmsten ist das ja bei Stamm 2 in München, wo man ein Projekt, für das dieses blöde Gesetz gar nie gedacht war einfach in das Schema gepresst hat und das Projekt fast in die Sinnlosigkeit verstümmelt hat.

Es kann mir keiner erzählen, daß die Linie 12 in Madrid einen positiven KNF bekommen hätte nach den deutschen Gesetzen....
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rautatie
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Beitrag von rautatie »

viafierretica @ 8 May 2014, 08:13 hat geschrieben: Die Aussage zu dem, wofür man in Deutschland kämpft,  finde ich ziemlich grenzwertig und möchte ich nicht kommentieren. Ob bei diesen Themen die Schweiz so vorbildlich ist, gehört nicht in dieses Forum.
Zustimmung, sowas habe ich mir auch gedacht, als ich das gelesen habe. Ich persönlich bin ehrlich gesagt froh, dass die genannten Punkte in Deutschland auf der Agenda stehen und man sich dafür einsetzt.

Zur Eisenbahninfrastruktur in Spanien würde ich aus persönlicher Erfahrung sagen, dass sie zumindest zum Teil mehr aus Schein als Sein bestehen: zum Beispiel tolle Bahnhöfe mit wenig Zugverkehr im Fernverkehr. Von einem so dichten Regionalzugnetz wie in Mitteleuropa kann man in Spanien nur träumen. Eigentlich gibt es gar kein flächendeckendes Regionalzugnetz - meistens gibt es nur S-Bahn-ähnliche Züge in einigen Ballungszentren, aber nichts darüber hinaus. Viele kleinere Städte sind nur mit dem Bus erreichbar, und auch der Busverkehr ist teilweise etwas lückenhaft.

Ich erinnere mich noch an Jerez de la Frontera (eine Stadt mit immerhin über 200000 Einwohnern). Der Flughafen von Jerez war mit öffentlichen Bussen nur sporadisch zu erreichen, und überdies war der Busverkehr überhaupt nicht auf den Flugplan abgestimmt. Obwohl sowieso nur eine Handvoll Flüge am Tag nach Jerez fliegen, passte sich der Busfahrplan nicht an. Jedenfalls hätte ich nach der Landung (aus Madrid kommend) an einem Werktagsnachmittag mindestens 2 Stunden auf einen Bus in die Stadt warten müssen. Der vorherige Bus war gerade abgefahren.

Der Bahnhof der Stadt Jerez liegt an nur einer Bahnlinie, nämlich der nach Cádiz. Soweit ich mich erinnere ist die Stadt immerhin an die S-Bahn-Züge aus Cádiz angeschlossen, sodass man für eine Fahrt dorthin der lästigen Reservierungspflicht entgeht. Allerdings hat man eben nur zwei Richtungen, die man per Bahn erreichen kann: Cádiz und Sevilla. Sevilla ist dabei nur per Fernverkehr zu erreichen, obwohl es aus deutscher Sicht durchaus in mittlerer Nahverkehrsentfernung von etwa 90 km liegen würde.
Für alle anderen Städte in der Umgebung braucht man den Bus.

Bei den Busbahnhöfen habe ich häufig beobachtet, dass man zwar schicke neue Busbahnhöfe baut, die aber recht bald Verfallserscheinungen zeigen. Digitale Anzeigen fallen aus und werden nicht repariert, es treten Baumängel auf, nach nur wenigen Jahren wirken die Dinger oft schon etwas schäbig. Generell wirken größere Busbahnhöfe oft etwas unübersichtlich, und es fehlt oft eine übersichtliche Anzeige, wann wo welcher Bus in welche Richtung abfährt. Als Info dient spätestens nach dem Ausfall der digitalen Anzeige meistens nur eine Sammlung von Fahrplanzetteln, die aber von jeder Busgesellschaft separat aufgehängt werden.

Einen Vorteil sehe ich allerdings darin, dass auch kleine Busbahnhöfe mit Personal besetzt sind und überdies eine meist gut besuchte Cafeteria haben, wo man vor der Abfahrt einen leckeren Cafe con leche trinken kann...
Wo ist das Problem?
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Beitrag von Flogg »

in Dänemark gab es 42 Einwendungen, in Deutschland 9.000.... Die UVP umfasst in Dänemark 2.000 Seiten, in Deutschland 11.000. Dabei ist der dänische Abschnitt länger und kritischer...
Das ist ein großes Problem bei uns. Es ist verständlich, dass sich Leute, die von einem großen Verkehrsprojekt negativ betroffen sind, aufregen. Trotzdem sollte man ein allgemeines Interesse der Gesellschaft über ein privates Interesse stellen. Im Besonderen dann, wenn es sich um einen drohenden Verkehrskollaps in einer Großstadt handelt. Hier müsste der Gesetzgeber auch mal härter durchgreifen dürfen finde ich. Wenn man an oder in einer Großstadt lebt/leben will, dann muss man meiner Meinung nach auch mit einer Weiterentwicklung der Infrastruktur rechnen und das akzeptieren. Man profitiert letztlich ja auch von den Verbesserungen. Darüber hinaus erhalten direkt Betroffene (Grundstückseigentümer etc.) ordentliche Entschädigungszahlungen. Klar, ideelle Werte kann man nicht entschädigen...

Hier noch ein Bericht von heute, der zum Thema passt (gut, Bild, aber ok...)
http://www.bild.de/regional/muenchen/stau/...67886.bild.html
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Beitrag von Galaxy »

Flogg @ 8 May 2014, 11:48 hat geschrieben: Trotzdem sollte man ein allgemeines Interesse der Gesellschaft über ein privates Interesse stellen.
Das ganze so ubiquitär zu formulieren ist gefährlich. Damit wurde viel Schindluder getrieben.
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Beitrag von Flogg »

Galaxy @ 8 May 2014, 13:20 hat geschrieben: Das ganze so ubiquitär zu formulieren ist gefährlich. Damit wurde viel Schindluder getrieben.
Was ist daran gefährlich? Es geht nicht darum, z.B. Österreich zu überfallen sondern darum, notwendige Infrastrukturmaßnahmen durchzusetzen :rolleyes:. 1945 ist fast 70 Jahre her, falls du das meinst.
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Beitrag von Galaxy »

Flogg @ 8 May 2014, 13:36 hat geschrieben: Was ist daran gefährlich? Es geht nicht darum, z.B. Österreich zu überfallen sondern darum, notwendige Infrastrukturmaßnahmen durchzusetzen :rolleyes:. 1945 ist fast 70 Jahre her, falls du das meinst.
Du musst nicht zurück nach 1945 blicken. Anno 2014 werden in China mit deiner Argumentation ganze Dörfer abgerissen. Man muss aber nicht nach China blicken. Projekte die der Rhein-Ruhr Express würden schon an chinesische Verhältnisse grenzen. Dafür musst Du eine verdammt gute Argumentation haben. Einfach zu sagen "Allgemeinwohl geht vor" ist zu billig.
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Beitrag von Flogg »

Galaxy @ 8 May 2014, 14:12 hat geschrieben: Dafür musst Du eine verdammt gute Argumentation haben. Einfach zu sagen "Allgemeinwohl geht vor"  ist zu billig.
Eigenheimbewohnern, denen man ein Stück vom Garten kürzen will um ein neues Gleis zu bauen wird man kaum ein "verdammt gutes Argument" geben können, damit sie dieses Stück Garten für ein neues Gleis freiwillig opfern. Letztlich würde dies aber der Allgemeinheit nutzen, im Falle einer S-Bahn Linie (z.B. S1 Freising) Tausenden. Vielleicht stimmen manche zu, die selbst von Störungen genervt sind und einen Nutzen im Ausbau sehen. Das werden sicher unter 1% sein.

Chinesische Verhältnisse will sicher keiner und hier wurde in den letzten Jahren ein (zu) krasses Gegenteil aufgebaut. U.A. darum geht auch nichts mehr voran. Gerade die, die sich über Probleme bei z.B. der Bahn oder über Staus etc. aufregen sind zu keinerlei Kompromissen bereit, gerade wenn es um Einschränkungen wie Lärm, Verkehr usw. im eigenen "Lebensumfeld" geht. Auf dem Land muss man sowas nicht fürchten, aber eine Stadt muss sich nunmal der Entwicklung anpassen, und dazu gehört die Erweiterung der Verkehrswege, ob man will oder nicht.
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Galaxy
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Beitrag von Galaxy »

Der Punkt ist Eigentum ist ein Grundrecht. Zügiger mit dem Auto oder Tram durch die Stadt zu kommen nicht.
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Beitrag von Flogg »

Galaxy @ 8 May 2014, 14:40 hat geschrieben: Der Punkt ist Eigentum ist ein Grundrecht. Zügiger mit dem Auto oder Tram durch die Stadt zu kommen nicht.
...und da viele so denken, wirds ohne Gesetzänderung auf vielen Strecken, egal wo in Deutschland, keine Verbesserungen geben.
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Beitrag von firefly »

Flogg @ 6 May 2014, 19:00 hat geschrieben:Nichts gegen andere Länder. Die bewältigen das "Problem" Stadtverkehr offenbar besser oder sehen es als ein wirklich relevantes an, bei dem man auch mal handeln muss.
"Die anderen Länder" machen es bei genauer Betrachtung mal exakt gar nichts besser. Überkapazitäten nach einem wilden Bauboom in Spanien stehen Kapazitätsmangel in London oder New York nach Jahrzehnten der Unterinvestition gegenüber.
Dagegen hat man in München bis zum Jahr 2010 kontinuierlich das U-Bahn-Netz ausgeweitet. In Köln, Düsseldorf und Berlin werden auch jetzt noch Strecken im Stadtzentrum errichtet, von Streckenverlängerungen am Stadtrand mal ganz zu schweigen.
Investitionen in die städtischen ÖV-Infrastrukturen sind in Deutschland insgesamt sicherlich nicht ideal. Aber mir scheint, als wären wir doch sehr viel näher dran am Optimum als die allermeisten Länder dieser Erde.
Entenfang @ 7 May 2014, 22:40 hat geschrieben:Wie lange baut Berlin schon an der U5(5) und kämpft mit den Problemen bei der S-Bahn?
Richtig gebaut wird an dem Abschnitt Alex' - Brand'Tor erst seit zwei Jahren. Die Bauarbeiten schreiten weitgehend reibungslos voran, so dass derzeit kein Anlass besteht, den anvisierten Eröffnungstermin in Frage zu stellen. Alle anderen Abschnitte der U5 sind ohnehin schon in Betrieb.
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Beitrag von Cloakmaster »

Flogg @ 8 May 2014, 15:00 hat geschrieben: ...und da viele so denken, wirds ohne Gesetzänderung auf vielen Strecken, egal wo in Deutschland, keine Verbesserungen geben.
was heisst da "Denken"? So sind die Gesetze nunmal. Und das ist auch ganz gut so.

Man sollte nur einen weiteren Grundastz, der tief verankert ist in unserem Rechtssysten ist: Eigentum verpflichtet.
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