Bahnstreiks 2014/2015

Alles über Eisenbahn, was woanders nicht passt.
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ET 423
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Beitrag von ET 423 »

218 466-1 @ 18 Oct 2014, 23:43 hat geschrieben: Ich warte auf den ersten Artikel, der die GDL als "Terrormiliz" bezeichnet. :ph34r:
War sie auch schonmal - 2007 hieß es "terroristische Vereinigung". :rolleyes: Ja ich weiß, ich zitiere zu oft die Geschehnisse um 2007, aber das, was damals passierte, war nicht immer schön.
Ich schaue weg, weil mir hier Einiges nicht paßt.
andreas
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Beitrag von andreas »

Hmm, Weselsky hat Angst vor der eigenen Courage? 7 Tage Streikpause, das Gesetz zur Tarifeinheit wird näher rücken und ich bin mir ziemlich sicher, daß von der Bahn kein neues Angebot mehr kommen wird.
Was hat man jetzt gewonnen außer den enormen Imageverlust?
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spock5407
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Beitrag von spock5407 »

@andreas: Man gibt sich und der DB Zeit, damit man evtl. doch in Verhandlungen kommt. Ich geh mal davon aus, das im Hintergrund pragmatische Leute durchaus miteinand Reden.
andreas
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Beitrag von andreas »

spock5407 @ 19 Oct 2014, 10:56 hat geschrieben: @andreas: Man gibt sich und der DB Zeit, damit man evtl. doch in Verhandlungen kommt. Ich geh mal davon aus, das im Hintergrund pragmatische Leute durchaus miteinand Reden.
ich seh das nicht passieren
JLanthyer
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Beitrag von JLanthyer »

Bei der Suche nach dem "Streikverbot" bin ich auf den undatierten und besonders interessanten Artikel gestoßen.

In diesem Artikel ging es darum, daß die Experten die Einschränkung des Streikrechts fordern. *KLICK*

Auch wenn der Gesetzesentwurf zwei Jahre alt ist, erschient mir dieser Entwurf recht sinnvoll. Es geht um die Bevölkerung (thematisch zum EF), die auf den öffentlichen Nahverker angewiesen ist und damit trotz Arbeitskampfmaßnahmen weiterkommen können sollen. Es kann einfach nicht sein, daß die Gewerkschaften (besonders die GDL) der betroffenen Bevölkerung ihre "Bewegungsfreiheit" (nein - ich meine nicht die Bewegungsfreiheit innerhalb geschlossener Ortschaft und eigenen vier Wänden) erheblich einschränken.

Was mir am Gesetzesentwurf von 2012 gefällt ist:
§ 3 Ankündigungspflicht

(1) Eine Arbeitskampfmaßnahme ist nur zulässig, wenn die Arbeitskampfpartei ihre Arbeitskampfmaßnahme vier Tage vor ihrem geplanten Beginn gegenüber der anderen Arbeitskampfpartei ankündigt. Dabei müssen der Ort, der Beginn und die Dauer der Arbeitskampfmaßnahme mitgeteilt werden.

(2) Die zum Arbeitskampf aufrufende Arbeitskampfpartei ist verpflichtet, die Öffentlichkeit in geeigneter Weise über den Arbeitskampf, insbesondere über die in Absatz 1 Satz 2 genannten Umstände, zu informieren.
Der Link zum Gesetzesentwurf ist unten im Artikel anklickbar.

-----

Der Bericht vom Hamburger Abendblatt ist interessant.

Der Aussage der im Artikel erwähnten Dame zum Streikverbot der Daseinsvorsorge (sprich: öffentlicher Nahverkehr (egal, ob Straße oder Schiene)) kann man nur voll und ganz unterstreichen.
JeDi
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Beitrag von JeDi »

JLanthyer @ 19 Oct 2014, 12:35 hat geschrieben: Der Aussage der im Artikel erwähnten Dame zum Streikverbot der Daseinsvorsorge (sprich: öffentlicher Nahverkehr (egal, ob Straße oder Schiene)) kann man nur voll und ganz unterstreichen.
Soll man die Leute halt wieder verbeamten und gut ist? Das ist doch dermaßen verlogen - der Staat zieht sich aus der Daseinsvorsorge zurück und lässt sie (angeblich kostengünstiger) von privaten erbringen. Mit den Nachteilen davon will man aber auch nicht leben.
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Beitrag von Jogi »

JLanthyer @ 19 Oct 2014, 12:35 hat geschrieben:Der Aussage der im Artikel erwähnten Dame zum Streikverbot der Daseinsvorsorge (sprich: öffentlicher Nahverkehr (egal, ob Straße oder Schiene)) kann man nur voll und ganz unterstreichen.
Dann unterstreiche ich die Aussage mal, die die Fahrgästin (die "vorher aus der Zeitung" erfahren hat, dass am vergangenen Mittwoch gestreikt wurde und sich somit früher auf den Weg zu ihren Enkeln gemacht hat) aus dem "Abendblatt"-Artikel gemacht.
Sie ärgert sich über den Streik der Lokführer. "Ich kann deren Forderungen durchaus nachvollziehen, aber im öffentlichen Verkehr sollte das Streiken verboten sein", sagt sie.
Was ist das denn für eine Nullaussage? Forderungen ja, aber durchsetzen wollen nein. Den Kram unterstreicht man nicht, den druckt man mangels Substanz gar nicht in einer Zeitung ab. Muss man sich nicht wundern, dass die heutzutage keiner mehr liest...

Entweder man hat eine privatrechtlich organisierte Bahn, dann haben die Angestellten das Recht zu streiken. Oder man verstaatlicht den ganzen Zauber wieder; aber das will auch keiner, weil zu teuer, zu unflexibel, zu verquarzt, zu neunzehnhundertachtzig. Mit irgendeinem Nachteil muss der Fahrgast leben.
JeDi
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Beitrag von JeDi »

Jogi @ 19 Oct 2014, 13:21 hat geschrieben: Den Kram unterstreicht man nicht, den druckt man mangels Substanz gar nicht in einer Zeitung ab.
Man nicht, die Springerhetzpresse schon.
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Beitrag von Jogi »

JeDi @ 19 Oct 2014, 13:22 hat geschrieben:Man nicht, die Springerhetzpresse schon.
Wobei das "Abendblatt" seit Mai nicht mehr Springer-Heiligtum (war ja mit eines der Gründungssäulen des Hauses), sondern Teil der Funke-Mediengruppe ist. Nicht dass das besser wäre bei dem, was die sonst noch so auf den Printmarkt rauswerfen (Stichwort topfvollgold.de)...
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Beitrag von 146225 »

andreas @ 19 Oct 2014, 09:39 hat geschrieben: [...] das Gesetz zur Tarifeinheit wird näher rücken [...]
Und hoffentlich erstmal durch das Bundesverfassungsgericht ausgebremst werden - heute die Einheitsgewerkschaft, morgen die Einheitspartei? :angry: :angry:
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Zp9
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Beitrag von Zp9 »

Auch wenn natürlich niemand die BILD lesen will aber jeder bescheid weis was drin steht bleibt folgender Artikel : http://m.bild.de/geld/wirtschaft/bahnstrei...bildMobile.html

Die Stelle um die es mir geht kann jeder selbst finden ;-))

Mal sehen ob die GDL des Rechnens mächtig war und alles sauber ist / war oder eben nicht.
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Beitrag von Zp9 »

JLanthyer
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Beitrag von JLanthyer »

146225 @ 19 Oct 2014, 17:22 hat geschrieben:Und hoffentlich erstmal durch das Bundesverfassungsgericht ausgebremst werden - heute die Einheitsgewerkschaft, morgen die Einheitspartei?  :angry:  :angry:
Hast Du dich damals im "Einsteigen-nur-mit-Fahrkarten"-Thema über den von mir erwähnten SNCF-Tarif, weil der SBB-Tarif den Jugendlichen zu teuer sei, auch nicht beschwert, daß das eine unnötige verkomplizierende Einschränkung sei und tunlichst aus dem Tarif getilgt werden müsse, nur weil die SNCF die individuelle Bedürfnisse der Fahrgäste, was die Fahrtkosten betrifft, berücksichtigt?

Und was spricht gegen die vereinfachung von Tarifverträgen, damit die Disponenten es bei der Dienstplangestaltung, einfacher haben? *KLICK* (s. "Warum will die DB konkurrierende Tarifverträge vermeiden?")

Aber so, wie sich die GDL unter der Leitung von Herrn Weselski aufführt, ist das nicht verwunderlich, wenn es dafür Stimmen und Hoffnung gibt, daß das Machteinschränkende Gesetz, das hoffentlich vom Bundesverfassungsgericht abgesegnet werden kann, kommt.

An alle gerichtet möchte ich als betroffener Fahrgast, das wirklich auf die S-Bahn angewiesen ist, darauf hoffen, daß das Grundrecht auf Streik eingeschränkt werden kann. Ich habe als betroffener Mensch kaum Möglichkeit, anderweitig schnell von A nach B zu kommen. Die auf den öffentlichen Personennahverkehr (egal, ob Straße, oder Schiene) angewiesenen Personen haben grundsätzlich ein Recht auf Mobilität und die Streiker (also aktuell die GDL) verwehren den Leuten die Möglichkeit auf Mobilität.

Herr Weselsky ist für mich als Vorstandsvorsitzender der GDL nicht länger tragbar aufgrund seines kindischen Verhaltens mit seinen "Ohne wenn und aber"-Forderungen. Die Bahn hatte vergangenen Freitag ein Angebot vorgelegt, das nicht schlecht aussieht (ich persönlich weiß leider nicht, wieviel die Lokführer derzeit verdienen). 5% in 2,5 Jahren aufgeteilt in 3 Schritten:
  • 2,1% zum 01.12.2014
  • 1,5% zum 01.07.2015
  • 1,4% zum 01.07.2016
  • zusätzlich Einmalzahlung in der Höhe von 325 € vom 01.07.2014 bis 30.11.2014
Was in drei Schritten zu sehen ist, entspricht das einer jährlichen Inflationsrate von ca. 2%. Die Einmalzahlung zur Berechnung der Gesamterhöhung lasse ich mal aus, da ich die Verdienste der Tf nicht kenne.

Wenn die GdL das Streikrecht wahrnehmen will, dann bitte nur Frachtverkehr! Aber laßt die betroffene Fahrgäste in Ruhe damit, sie haben Mobilitätsrechte!

----

Laut Handelsblatt stellen die Experten das "Tarifeinheits-Gesetz" in Frage und schlagen stattdessen eine Anpassung des Streikrechts vor und verwies im Link auf den nächsten Artikel.
ET 423
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Beitrag von ET 423 »

JLanthyer @ 19 Oct 2014, 18:18 hat geschrieben:An alle gerichtet möchte ich als betroffener Fahrgast, das wirklich auf die S-Bahn angewiesen ist, darauf hoffen, daß das Grundrecht auf Streik eingeschränkt werden kann. Ich habe als betroffener Mensch kaum Möglichkeit, anderweitig schnell von A nach B zu kommen. Die auf den öffentlichen Personennahverkehr (egal, ob Straße, oder Schiene) angewiesenen Personen haben grundsätzlich ein Recht auf Mobilität und die Streiker (also aktuell die GDL) verwehren den Leuten die Möglichkeit auf Mobilität.
So eine beschränkte Sichtweise erschreckt mich sehr. :o Aber ok, fangen wir an, die Grundrechte (!!!) zu beschränken. Was darfs denn als Nächstes sein? Beschränkung des Demonstrationsrechts, Wahlrecht, Grundrecht zu wählen, welche Arbeit man ergreift? Wie blöd kann/muß man eigentlich sein, sich sowas zu wünschen?!?!?! Tschuldige mal, aber bei so viel Borniertheit fällt mir nichts anderes mehr ein. Wenn dich die Streiks so sehr stören, dann empfehle ich ein Auswandern nach China oder noch besser Nordkorea!
Im Übrigen: Es gibt kein (Grund-)Recht auf Mobilität!

Manche haben aus dem 3. Reich und der DDR echt nichts gelernt... *kopfschüttel*
Ich schaue weg, weil mir hier Einiges nicht paßt.
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Beitrag von 146225 »

JLanthyer @ 19 Oct 2014, 18:18 hat geschrieben: Hast Du dich damals im "Einsteigen-nur-mit-Fahrkarten"-Thema über den von mir erwähnten SNCF-Tarif, weil der SBB-Tarif den Jugendlichen zu teuer sei, auch nicht beschwert, daß das eine unnötige verkomplizierende Einschränkung sei und tunlichst aus dem Tarif getilgt werden müsse, nur weil die SNCF die individuelle Bedürfnisse der Fahrgäste, was die Fahrtkosten betrifft, berücksichtigt?
Zwischen Bahntarifen und Grundrechten ist noch ein leichter Unterschied!
Aber so, wie sich die GDL unter der Leitung von Herrn Weselski aufführt, ist das nicht verwunderlich, wenn es dafür Stimmen und Hoffnung gibt, daß das Machteinschränkende Gesetz, das hoffentlich vom Bundesverfassungsgericht abgesegnet werden kann, kommt.
Und welches Grundrecht darf man Dir noch einschränken oder abschaffen, sag an?
An alle gerichtet möchte ich als betroffener Fahrgast, das wirklich auf die S-Bahn angewiesen ist, darauf hoffen, daß das Grundrecht auf Streik eingeschränkt werden kann. Ich habe als betroffener Mensch kaum Möglichkeit, anderweitig schnell von A nach B zu kommen. Die auf den öffentlichen Personennahverkehr (egal, ob Straße, oder Schiene) angewiesenen Personen haben grundsätzlich ein Recht auf Mobilität und die Streiker (also aktuell die GDL) verwehren den Leuten die Möglichkeit auf Mobilität.
Mindestens ebenso sehr haben aber auch die Mitarbeitenden bei der Eisenbahn (und, nota bene: Überall anders auch!) ein Anrecht auf eine ordentliche Bezahlung und Arbeitszeitgestaltung - oder ist das mal wieder egal, weil es einen selber nicht betrifft? Scheint ja ein verbreitetes Elend speziell in dieser Ecke des Landkreises BB zu sein: Was man selbst nicht braucht, haben andere auch nicht zu brauchen. Streik ist nicht schön, das ist wahr - und auch ich war und werde wieder betroffen sein. Ich werde jedoch niemanden aus persönlichen Motiven raus um seine Grundrechte bringen wollen.
Wenn die GdL das Streikrecht wahrnehmen will, dann bitte nur Frachtverkehr! Aber laßt die betroffene Fahrgäste in Ruhe damit, sie haben Mobilitätsrechte!
Und das steht - im Gegensatz zum Streik - genau wo gesetzlich niedergeschrieben, Deine "Mobilitätsrechte" ?
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Beitrag von JeDi »

JLanthyer @ 19 Oct 2014, 18:18 hat geschrieben:An alle gerichtet möchte ich als betroffener Fahrgast, das wirklich auf die S-Bahn angewiesen ist, darauf hoffen, daß das Grundrecht auf Streik eingeschränkt werden kann.
Wenn das so ist, hoffe ich, dass dein Recht auf körperliche Unversehrtheit genau so eingeschränkt wird.

Edit: Ups, falsche Textstelle erwischt
andreas
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Beitrag von andreas »

Grundsätzlich ist der Streikrecht wichtig und richtig.
Ich finds halt nur blöde, wenn man streikt um die Machtspielchen des Gewerkschaftsbosses zu unterstützen und nicht, um für sich bessere Konditionen zu bekommen.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Tja - wurden die 75% erreicht, oder nicht? Die Frage ist anhand der öffentlich verfügbaren Daten nicht eindeutig zu klären.

Aus der Presseerklärung der GDL:
91 Prozent der mehr als 16.000 befragten GDL-Mitglieder votierten in der Urabstimmung bei der Deutschen Bahn (DB) für Streik

[..]

Die Solidaritätserklärung der über 4000 Beamten, welche weder streiken, noch an der Urabstimmung teilnehmen durften, wurde gesondert ermittelt. 97 Prozent unterstützten dabei solidarisch die Tarifpolitik der GDL.
Also haben 81 Prozent der mehr als 20.000 angeschriebenen GDL-Mitglieder (Tarifkräfte und Beamte) die Stimmzettel zurückgesandt.
Die Bildzeitung geht nicht darauf ein, wie der zitierte Arbeitsrechtler zu dem Ergebnis 74% kommt.

Der Fokus jedenfalls schreibt:
"Angeblich nahmen nur 81 Prozent der stimmberechtigten Mitglieder teil" - und das ist falsch. Die Zahl 81 Prozent gibt die Zahl der Mitglieder an, die abgestimmt haben, nicht die Zahl der stimmberechtigten Mitglieder - die GDL hat nämlich nicht nur die die stimmberechtigten Mitglieder befragt, sondern auch die nicht stimmberechtigten Beamten - die aber nicht in das Gesamtergebnis eingeflossen sind.

91%(Anteil der befragten stimmberechtigten Mitglieder, die mit ja gestimmt haben)*81%(Beteiligung an der Abstimmung, Summe aus stimmberechtigten Mitgliedern und Beamten)=73,7%

Daher gehe ich davon aus, dass so die 74% des Experten der Bildzeitung entstehen. Das wäre dann aber nur eines: Falsch.

Das ganze fängt damit an, dass laut Pressemitteilung der GDL die 91% der Anteil der befragten stimmberechtigten Mitglieder ist, nicht der Anteil der stimmberechtigten Mitglieder, die den Stimmzettel zurückgeschickt haben.

Dann wird die Zahl der befragten stimmberechtigten Mitglieder multipliziert mit der Beteiligung unter allen Mitgliedern - was so natürlich nicht gemacht werden darf. Man kann jedenfalls davon ausgehen, dass die Beteiligung bei dem Beamten, deren Rückmeldungen nur informativ sind, geringer war, als die Beteiligung bei den stimmberechtigten Mitgliedern.

20% der GDL-Mitglieder sind Beamte - angenommen, wir haben eine geringe Zahl Rückmeldungen der Beamten (deren Votum wie gesagt ohnehin keine Auswirkung hat), und eine sehr hohe Zahl Rückmeldungen bei den stimmberechtigten Mitgliedern, und nahezu allen stimmberechtigten Mitglieder haben mit Ja gestimmt, ist die Zahl von 91% durchaus erreichbar.

Unter der Voraussetzung, dass dem Experten der Bildzeitung auch nur die veröffentlichten Zahlen vorlagen, gibt es also keinen Anhaltspunkt dafür, dass die GDL gemogelt hat. Allerdings ist die Reaktion der GDL auch eher ungünstig - statt nur zu sagen "passt alles" sollten sie lieber alle Zahlen offenlegen, so dass transparent nachvollzogen werden kann, wie die Situation ist. Um wirklich eine Aussage treffen zu können, sind die Informationen der Pressemitteilung nicht wirklich ausreichend.

Damit ist natürlich nicht widerlegt, dass die GDL geschummelt haben könnte - dazu müsste schon die Auszählung durch eine unabhängige Instanz wiederholt werden. Die Art, wie die Bild-Zeitung darauf zu kommen scheint (wobei der Rechenweg leider nicht offengelegt ist - daher ist das ganze natürlich auch eine gewisse Spekulation), halte ich dennoch für sehr fragwürdig.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von Boris Merath »

andreas @ 19 Oct 2014, 19:24 hat geschrieben: Ich finds halt nur blöde, wenn man streikt um die Machtspielchen des Gewerkschaftsbosses zu unterstützen und nicht, um für sich bessere Konditionen zu bekommen.
Die "Machtspielchen" sind die Voraussetzung dafür, um bessere Konditionen zu bekommen.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von JeDi »

Boris Merath @ 19 Oct 2014, 19:46 hat geschrieben: Die "Machtspielchen" sind die Voraussetzung dafür, um bessere Konditionen zu bekommen.
...oder alles zu verlieren.
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Galaxy
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Beitrag von Galaxy »

[quote="JLanthyer @ 19 Oct 2014, 18:18"][/quote]


Ein Problem in Deutschland ist das man oft meint das Berufe wie Lokführer, Pflegekräfte, Krankenschwestern und Ärzte ihre eigenen Ambitionen zurückstecken sollten, da ihre Tätigkeit für die Gesellschaft unabdingbar ist. Was jedoch falsch ist. Lokführer schulden der Gesellschaft gar nichts.
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Beitrag von spock5407 »

JeDi @ 19 Oct 2014, 19:51 hat geschrieben: ...oder alles zu verlieren.
Is halt wie Poker manchmal, da sind manchmal nur Raise oder Fold sinnvoll. Und dann kommt ein Splitpot daher. :lol:
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Beitrag von andreas »

Boris Merath @ 19 Oct 2014, 19:46 hat geschrieben: Die "Machtspielchen" sind die Voraussetzung dafür, um bessere Konditionen zu bekommen.
dadrüber kann man streiten.
Was hilft es einem Lokführer, wenn der Restaurantmitarbeiter auch von der GDL vertreten wird? Oder der Disponent in der Leiststelle?

Ihr glaubt doch nicht, daß es dann noch einen GDL Lokführer Tarifvertrag gibt, einen GDL Zugbegleiter Tarifvertrag oder einen GDL Disponententarifvertrag?
Es gibt dann einen GDL Tarifvertrag und der wird sich dann so orientieren, daß er für alle passen muß.

Und das wird dann ein Kompromiss sein....
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Beitrag von Galaxy »

[quote="Boris Merath @ 19 Oct 2014, 19:45"][/quote]


Ich halte es für sehr wahrscheinlich das die 75% zwar erreicht wurde, die 91% aber in der Tat all beinhaltet die an der Abstimmung teilgenommen haben.
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Beitrag von 146225 »

andreas @ 19 Oct 2014, 20:42 hat geschrieben: Was hilft es einem Lokführer, wenn der Restaurantmitarbeiter auch von der GDL vertreten wird? Oder der Disponent in der Leiststelle?
Andersrum passt das schon eher - wenn man die Frage stellt, warum diese Berufsgruppen sich gerne von der GdL vertreten sehen möchten? Vielleicht, weil diese in der Vergagnenheit für ihre Mitglieder mehr erreicht hat als andere?
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Beitrag von Boris Merath »

Galaxy @ 19 Oct 2014, 20:44 hat geschrieben: Ich halte es für sehr wahrscheinlich das die 75% zwar erreicht wurde, die 91% aber in der Tat all beinhaltet die an der Abstimmung teilgenommen haben.
Das ist Kaffeesatzleserei. In der Pressemitteilung steht es jedenfalls anders, ob diese aber auch stimmt, können wir nicht nachprüfen.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von Galaxy »

Boris Merath @ 19 Oct 2014, 22:10 hat geschrieben:Das ist Kaffeesatzleserei. In der Pressemitteilung steht es jedenfalls anders, ob diese aber auch stimmt, können wir nicht nachprüfen.
Ja, da hast Du recht. Aber wegen der Tatsache das die GDL hier relative gemäßigt reagiert hat, kommt meine Kaffeesatzleserei zu den Ergebnis das die ihre eigenen Zahlen noch mal gründlich studieren.
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Beitrag von 218 466-1 »

JLanthyer @ 19 Oct 2014, 18:18 hat geschrieben:An alle gerichtet möchte ich als betroffener Fahrgast, das wirklich auf die S-Bahn angewiesen ist, darauf hoffen, daß das Grundrecht auf Streik eingeschränkt werden kann. Ich habe als betroffener Mensch kaum Möglichkeit, anderweitig schnell von A nach B zu kommen. Die auf den öffentlichen Personennahverkehr (egal, ob Straße, oder Schiene) angewiesenen Personen haben grundsätzlich ein Recht auf Mobilität und die Streiker (also aktuell die GDL) verwehren den Leuten die Möglichkeit auf Mobilität.
Ja und im Gegenzug wird das Grundrecht auf S-Bahn Benutzung eigeführt oder wie?
Wenn du nicht in der Lage bist, dir eine Alternative zu suchen, (die es in Städten mit S-Bahn garantiert gibt), dann bleib einfach zu Hause. Tu tust ja gerade so, als würde die GDL deine Haustüre verbarrikadieren und dich einsperren.
Herr Weselsky ist für mich als Vorstandsvorsitzender der GDL nicht länger tragbar aufgrund seines kindischen Verhaltens mit seinen "Ohne wenn und aber"-Forderungen. Die Bahn hatte vergangenen Freitag ein Angebot vorgelegt, das
... an Dreistigkeit nicht zu überbieten war und daher zu Recht abgelehnt wurde.
Nicht Herr Weselsky ist für die Streiks verantwortlich, sondern der Personalvorstand der DB Herr Weber! Dieser weigert sich ein verhandelbares Angebot ohne Vorbedingungen zu machen, obwohl er genau wusste, dass die GDL sich darauf nicht einlassen würde.
Ein Verfassunswiedriges Gerstz zur Tarifeinheit oder zu Einschränkungen des Streikrechts, darf und wird es nicht geben.
Wenn die GdL das Streikrecht wahrnehmen will, dann bitte nur Frachtverkehr! Aber laßt die betroffene Fahrgäste in Ruhe damit, sie haben Mobilitätsrechte!
Zeige mir doch mal das Gesetz, in dem die Benutzung der Bahn als Grundrecht aufgeführt ist.
Ich will hier nur mal einen Vergleich zu Problemen, die es gerade in Syrien und in Westafrika gibt aufstellen. Dort gibt es echte Probleme. Die Leute kämpfen ums überleben. Hier aber legen manche so ein Verhalten an den Tag, WEIL DER ZUG NICHT FÄHRT! Ich finde das unterste Schublade. Jeder - wirklich jeder kommt einige Tage ohne fahrende Züge aus. Es gibt kein Grundrecht drauf, dass die S-Bahn fährt.
Und ich hoffe wirklich, dass genau deine S-Bahn beim nächtsen Streik komplett ausfallen wird.

Sorry aber das musste jetzt einfach mal raus.
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Beitrag von NJ Transit »

218 466-1 @ 19 Oct 2014, 23:18 hat geschrieben: Wenn du nicht in der Lage bist, dir eine Alternative zu suchen, (die es in Städten mit S-Bahn garantiert gibt), dann bleib einfach zu Hause.
Grundsätzlich ja, allerdings grade bei der S-Bahn Stuttgart (und nein, die S-Bahn fährt nicht nur in der Stadt, sondern auch außerhalb!) mit gar keinem Betrieb nein.
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SWMdrölf. Jetzt noch nächer, noch hältiger, noch fitter. Bist auch du Glasfaser und P-Wagen?
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Beitrag von JeDi »

NJ Transit @ 19 Oct 2014, 23:22 hat geschrieben: Grundsätzlich ja, allerdings grade bei der S-Bahn Stuttgart (und nein, die S-Bahn fährt nicht nur in der Stadt, sondern auch außerhalb!) mit gar keinem Betrieb nein.
Im (vermutlich) konkreten Fall gibts schon eine Variante mit Bus über Weissach und Leonberg bis Stuttgart.
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