Jeder freie Winkel ist mit Aufklebern oder Graffiti verschönert.
Zwischen Erotikclubs, Casinos, Bars und Waschmaschinen verkaufenden Arabern sieht es teilweise aus wie auf einer Müllkippe.
Überall weisen vollgekritzelte und zugeklebte Schilder auf ein Waffenverbot und ein Glasflaschenverbot in den Nächten am Wochenende hin.
Der S-Bahnzugang an der Reeperbahn …
… passt irgendwie zu dem heruntergekommenen Zustand der Umgebung. Wie in allen U-Bahnzügen und Zugangsbauwerken herrscht auch hier Alkoholverbot.
So könnte der S-Bahnhof nach einer durchfeierten Nacht aussehen.
Mit der S-Bahn geht es weiter nach Altona. Meine S31 mit Alsterblick zurück zum Hbf ist leider gerade abgefahren und ich muss mich langsam beeilen, um meinen ICE nicht zu verpassen. Die nächste S-Bahn Richtung Hbf ist gerade an einem anderen Bahnsteig eingefahren. Leider hat in Hamburg offensichtlich noch keiner von „Rechts Stehen, links gehen“ gehört und die Rolltreppe ist ziemlich dicht. Im letzten Moment springe ich noch in den Zug. Ich gerate in eine Fahrkartenkontrolle, mein D-Pass wird anstandslos akzeptiert.
Der ICE verkehrt zur Abwechslung in geänderter Wagenreihung, noch in Sassnitz hatte ich mir eine Reservierung geholt. Angesichts der Massen an wartenden Fahrgästen die richtige Entscheidung. Da nur noch Abteil Mitte verfügbar war, bin ich bereits von einer hohen Auslastung des Zuges ausgegangen. Ich spekuliere, wo mein Wagen etwa zum Stehen kommen wird und treffe perfekt. Wegen eines technischen Defekts können die Reservierungen leider nicht angezeigt werden, was besonders bitter für den Mann ist, der es sich in meinem Abteil bereits bequem gemacht hat und neben seinem Laptop einen Zettel mit teilweise durchgestrichenen Zahlen liegen hat. Alle 6 Plätze sind reserviert und er dürfte wohl seinen Spaß haben, noch einen freien Sitzplatz zu finden. Die Fahrt nach Karlsruhe werde ich mit 2 Mädels und einem Junge, gerade fertig mit dem Abi, und einem Paar mittleren Alters bestreiten. Im Abteil ist es ziemlich stickig und die Frau bemerkt: „Aha, da braucht die Bundesbahn aber nicht mehr zu heizen.“ Leider haben wir alle ziemlich viel Gepäck. Mein Koffer ist bereits sicher auf der Ablage verstaut, der Junge will seinen Koffer zunächst quer zur Ablage verstauen, um oben mehr Platz zu haben. Dabei steht der Koffer jedoch fast zur Hälfte über und ich wäre jede Wette eingegangen, dass er bei der nächsten Bremsung heruntergefallen wäre. Ich will schon protestieren, aber die junge Frau, die ihn in diesem Fall auf den Kopf bekommen hätte, ist sich der Gefahr bewusst und lässt das nicht zu. Also wird der Koffer doch längs in der Ablage verstaut. Dadurch bleibt aber für die wertvolle Geige der mittelalten Frau nicht mehr genügend Platz, und sie will auf keinen Fall, dass die womöglich herunterfällt. Also bleibt sie auf dem Tisch liegen. Die Gepäckablagen sind alle voll, aber besonders die jungen Leute haben sehr viele Gepäckstücke. Also bleibt eins zwischen ihnen und eins nimmt die eine auf den Schoß. Bei 100% Füllung finde ich das Abteil ziemlich beengt, zumal man im FV durchaus mal mit viel Gepäck rechnen muss. Die 3 analysieren zunächst, welche Gepäckstücke sie möglicherweise hätten einsparen können und ob 2 statt 3 T-Shirts auch gereicht hätten. Der Junge meint, nächstes Jahr würden sie dann hoffentlich mit dem Auto fahren, eines der Mädels erklärt aber, dass sie sich dann während des Studiums kein Auto leisten kann und sie sich für 1 Jahr keines anschaffen will.
Für den größten Teil der Fahrt geht jeder seiner eigenen Beschäftigung nach. Aus den +2 in Hamburg sind in Hannover +4 geworden, die wir auch auf der weiteren Strecke behalten. In den Mittelgebirgen wechseln sich Sonne und pechschwarze Wolken ab und mehrmals kann ich zwischen den Tunnels Regenbogen über der Landschaft leuchten sehen. Zwischen [acronym title="AH: Hamburg Hbf <Bf>"]AH[/acronym] und [acronym title="RK: Karlsruhe Hbf <Bf>"]RK[/acronym] halten wir nur 5x. Endlich mal ein ICE, der diesen Namen auch verdient.
Immer wieder geht es etwas zäh voran und nicht weit entfernt von Karlsruhe halten wir in der pechschwarzen Nacht an. Der Regen läuft in großen Sturzbächen an den Scheiben hinab. „Verehrte Fahrgäste, wegen einer Bahnübergangsstörung ist unser Zug außerplanmäßig zum Halten gekommen.“ „Wahrscheinlich ist jetzt einer vor den Zug gesprungen und wir stehen jetzt 3 Stunden hier“, meint der Junge. Ich kläre ihn auf, dass es sich dann um einen PU handelt. Eigentlich ist die BÜ-Störung eine meiner liebsten Störungen, denn die ist meistens zeitlich sehr überschaubar. Nach etwa 10 Minuten geht es dann weiter. Ich habe 29 Minuten zum Umsteigen, die jungen Leute 45. Also kein Grund zur Panik. Die beiden Mittelalten werden langsam nervös. Sie müssen zu einer stündlich verkehrenden Stadtbahn. Nach einigem Hin und Her entscheiden sie sich dann, es doch zu versuchen und wir lassen sie durch, damit sie vor dem großen Andrang an der Tür sind. Mit +17 erreichen wir RK und die S32 wird mich weiter nach Rastatt bringen. Die 4 Minuten Wendezeit finde ich sehr knapp kalkuliert, die S-Bahn kommt mit +2 an. 3 Minuten nach der Abfahrtszeit leuchtet das Signal immer noch Rot wie eh und je, nach einem kurzen Telefonat des Tf springt es aber recht schnell um und wir fahren ab. Rote, gelbe und grüne Lichter beleuchten den Weg durch die Dunkelheit und mit +2 endet meine Fahrt in Rastatt.