
Beim Durchgehen der Fahrplantabellen war ich nun ganz erschrocken, dass auf fast allen Tram- und Bus-Strecken das Taktangebot zur HVZ und meist auch in der NVZ vor 15 Jahren deutlich besser war als es heute ist.
Natürlich muß man berücksichtigen, dass heute vielerorts die U-Bahn fährt und damals natürlich die Leute, die heute mit der U-Bahn fahren, vielerorts mit Bussen in sehr dichtem Takt weggeschafft werden mußten. Aber auch die Strecken, die noch heute nicht in der Nähe einer U-Bahn verlaufen bzw. nach wie vor als Zubringer zur selbigen fungieren, haben heute im Vergleich zu vor 15 Jahren ein miserables Fahrplanangebot.
Es wird ja heute auf einem Großteil der Bus-Strecken pauschal im 10-Minuten-Takt gefahren. Das sah vor 1987 noch ganz anders aus, hier ein paar Beispiele aus der HVZ früh an Schultagen
Bus 94 (heute 195), Vogesenstraße -> Michaelibad: 1987 alle 6 und 7 Min, heute alle 10 Min.
Bus 41 (heute 51/151), Waldfriedhof -> Laim Bf: 1987 alle 3 und 4 Min, heute zusammen alle 5 Min
Bus 41 (heute 51), Romanplatz -> Moosach Bf.: 1987 alle 7 und 8 Min, heute alle 10 Min
Bus 44 (heute 144), Ampfingstraße -> Effnerplatz: 1987 alle 6 Min, heute alle 10 Min
Bus 53 (heute 154), Nordbad -> Universität: 1987 alle 4 Min, heute alle 10 Min
Bus 54 (heute auch 54), Ostbahnhof -> Münchner Freiheit: 1987 alle 5 Min, heute alle 10 Min
Tram 18 und Bus 51 (heute nur Tram 18), Herkomerplatz -> Max-Weber-Platz: 1987 zusammen alle 4 Min, heute alle 10 Min
Tram 26 und Bus 69 (heute Bus 54), Lorettoplatz -> Kornwegerstr: 1987 zusammen ca. alle 4-5 Min, heute alle 10 Min
Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen, und zwar, weil faktisch jede 2. Linie davon betroffen ist. Nun meine Frage an die etwas älteren in diesem Forum, die diese massive Verschlechterung des Angebots über 15 Jahre hinweg mit eigenen Augen erleben durften: WIESO?
Klar, einige Linien wurden von Normal- auf Gelenkbusse umgestellt, das erklärt die eine oder andere Taktausdünnung, und dass manche Linien infolge neuer U-Bahnen Fahrgäste abgeben mußten, erklärt vielleicht auch noch die eine oder andere.
Aber der Großteil der Taktausdünnungen läßt sich für mich nur damit erklären, dass wahnsinnig viele Leute dem Stadtbus den Rücken gekehrt haben müssen, und zwar nicht zuletzt infolge der massiven Taktausdünnungen (also ein kleiner Teufelskreis: schlechterer Takt -> weniger Fahrgäste -> noch schlechterer Takt -> noch weniger Fahrgäste -> etc.).
Der wahrscheinlichste Grund ist für mich, dass heute einfach viel mehr Leute ein Auto haben als damals und, wenn sie keine U-Bahn vor der Haustür haben, das Auto benutzen, so dass der Stadtbus viel an Funktion verloren hat.
Ich möchte glatt die Behauptung aufstellen, dass man 1987 innerhalb Münchens deutlich besser vorangekommen ist mit dem ÖPNV als heute. Es gab zwar deutlich weniger U-Bahnen als heute, aber die Oberflächenverkehrsmittel waren damals noch deutlich attraktiver, weil sie öfter fuhren und dadurch auch Anschlüsse besser klappten.
Mir bringt es nichts, wenn ich heute mit der U-Bahn in 15 Minuten am anderen Ende der Stadt bin, aber dann 20 Minuten auf meinen Anschlußbus für die letzten 4 Stationen warten muß. Damit ist jeder Fahrzeitgewinn durch die U-Bahn doch dahin! Da muß man doch früher genauso schnell gewesen sein mit Bus und Tram, auf die mußte man doch so gut wie gar nicht warten bei den dichten Takten.
Ich hab mir mal einige der für mich typischen Verbindungen angeschaut und festgestellt, dass ich alleine infolge der kurzen Warte- und Umsteigezeiten 1987 stets schneller an mein Ziel gekommen wäre, und zwar ohne die seitdem eröffneten U-Bahn-Strecken.
Wie seht Ihr älteren das denn? Ist man anno 1987 besser durch München gekommen als heute? Zumindest, was Bus und Tram angeht? Und liegen die Fahrgastverluste beim Stadtbus v.a. daran, dass heute mehr Leute ein Auto haben?
Interessant auch, dass 1987 die U-Bahnen auch Freitag nachmittags alle 5 Minuten gefahren sind und der nachmottägliche 5'-Takt auf der U8 an Mo-Fr damals schon gegen 14.30h begonnen hat...