Galaxy @ 15 Nov 2015, 08:04 hat geschrieben: Ein Tarifvertrag engt auch die Mitarbeiter ein. Es kann für beide Seiten ein Problem sein das Tarifverträge nicht flexible sind. Man kann nicht frei verhandeln. Es geht nicht nur um Lohn, sondern auch um andere Bestandteile des Arbeitsleben die man Regeln will. Natürlich bei 10.000+ Lokführern wird die DB keine Interesse haben mit allen individual Verträge auszuhandeln. Wenn man viele Mitarbeiter in einer Gruppe hat ist ein Tarifvertrag oft auch im Interesse des Arbeitgebers. Außerdem beim Beruf Lokführer kann man sicherlich schlecht aushandeln das man z.B. einen Tag die Woche Home Office macht.
Tarifverträge diktieren meistens ein Gleichheitsgebot. Das mögen viele als Vorteil sehen, gerade dieses kann aber auch unfair sein. Es kommt durchaus vor das Arbeiter z.B. in der Produktion Prozesse verbessern können, oder Fehler entdecken. Die zuständigen Führungskräfte wollen durchaus oft dieses Engagement belohnen, aber der Tarifvertrag bindet deren Hände. Mehr als eine Flasche Wein ist nicht drin. Es sind Firmen vor Gericht verurteilt worden die individuelle Arbeiter unter einem Tarifvertrag für besonderes Engagement finanziell belohnt haben.
Natürlich spielen individuelle Erfahrungen eine Rolle. Du bist aus irgendeinen Grund verbittert, und wahrscheinlich hast Du dafür gute Gründe, und siehst die Gewerkschaft mit ihren Tarifverträgen als Bollwerk. Ich würde aber behaupten das wenn der Arbeitgeber scheiße ist spielt es keine Rolle mehr ob man einen Tarifvertrag hat oder nicht, man sollte sich einen anderen Arbeitgeber suchen, wenn man dazu die Möglichkeit hat
Ein TV engt keine Mitarbeiter ein, denn das Gleichheitsprinzip ist wichtig!
Es gibt EVU ohne TV wo dann das Verhandlungsgeschick entscheidet was man bekommt, das ist unfair, denn da setzt sich der durch der sich am besten verkaufen kann und das ist nicht zwingend der beste Kandidat. Das geht nicht, da werden Leute die nicht gut verhandeln können einfach abgespeist.
Außerdem muss man die Leute vor sich selber schützen, denn viele beuten sich selbst aus, sieht man ja im SGV, die schauen nur aufs Geld, aber zahlen dafür einen hohen Preis und daher sind TV da, zum Schutz aller Arbeitnehmer und eben auch gegen Wettbewerbsverzerrung.
Was ihr hier für Gedanken habt mag zwar gut gedacht sein, ist aber ideologischer Unsinn, denn die Realität sieht eben anders aus und wenn man so mitkriegt wie es in vielen tariflich nicht gebundenen EVU zugeht, wird einem anders.
Bei der Eisenbahn zumindest ist das Gleichheitsprinzip gut und das beste was passieren kann, denn wie gesagt, davon profitieren alle.
Ich weiß nicht ob es Branchen gibt wo das vielleicht anders sein mag, da mische ich mich nicht ein, weil ich dazu kein Hintergrundwissen habe. Ich spreche hier rein für die Eisenbahn.
Flexible Eigenlösungen und Tarifvertrag sind außerdem kein Widerspruch. Was spricht denn dagegen wenn ein Mitarbeiter zusätzlich zum Tarifvertrag übertarifliche Leistungen für sich rausholt? Das widerlegt doch schon mal das Argument, denn Tarifverträge sind ja nur ein Mindestniveau, es wird kein Arbeitgeber daran gehindert jemanden mehr zu zahlen und das passiert auch. Wenn man jemanden unbedingt will dann gibt es auch übertarifliche Zahlungen. Da ist mir im SPNV auch ein Unternehmen bekannt dass das so gemacht hat um Leute zu bekommen oder abzuwerben.
Es stimmt nicht dass der TV das verhindern würde, man kann im Arbeitsvertrag regeln was man will, es darf nur nicht gegen den TV stehen, also z. B. schlechter sein. Wie gesagt, ich kenne Regelungen dass man z. B. Tariflohn + 500 Euro extra bekommt im Monat.
Man muss aber auch nicht draußen damit hausieren gehen und wo kein Kläger da kein Richter.
Wie gesagt, hier geht es rein um die Eisenbahnbranche, bei anderen Branchen mag es vielleicht auch andere Lösungen geben können.