Didy @ 4 Jan 2016, 16:09 hat geschrieben: Was nicht gut ist, wo die Politik gegensteuern müsste - aber immer noch besser, als gar keine Arbeitsplätze, weil wir nix exportieren und alle Produkte importieren.
Ob man Weltmeister sein muss, weiß ich nicht. Aber wenn man Rohstoffe und Konsumgüter (Unterhaltungselektronik, Bekleidung) fast nur importiert, muss man irgend was anderes exportieren, sonst geht das nicht lange gut.
Mit Verlaub, aber das ist Unfug. Erstens stört sich keiner daran, wenn die Außenhandelsbilanz ausgeglichen ist, ganz im Gegenteil, aber diesen Zustand haben wir ja nicht. Du musst verstehen, dass es genauso problematisch ist, wenn man exzessiv mehr exportiert, als man importiert, wie es umgekehrt problematisch ist, exzessiv mehr zu importieren, als man exportiert. Du verwechselst bei deiner Grundannahme, die du mit den meisten Mitbürgern teilst, dass man quasi umso besser dasteht, je mehr man exportiert, Betriebswirtschaft mit Volkswirtschaft. Das sind zwei sehr verschieden Ebenen, vieles funktioniert in der Makroökonomie komplett anders als in der Mikroökonomie. Der Grundgedanke deiner These ist ja letztlich, dass es sowas wie vom Himmel gefallenen Wohlstandsmanna gibt und je mehr man durch Veredelung von Rohstoffen aus der restlichen Welt erlöst, desto mehr davon kann man im eigenen Land binden und daraus entsteht dann Wohlstand im eigenen Land. So funktioniert das aber nicht. Hätten wir die ganzen Hartz-Reformen nicht gehabt, wozu ja auch Mini- und Midijobs, die Freigabe von Werkverträgen und Zeitverträgen und vieles andere gehörten und eben nicht nur die Einführung von ALG II, dann hätten wir keine Dumpingkreisläufe in vielen Branchen gehabt, die bezahlte Lohnsumme wäre gezwungenermaßen höher und somit die Kaufkraft der Leute. Ja, das würde die Wettbewerbsfähigkeit senken, also wäre der Export geringer. Umgekehrt wäre der Import dank unserer höhen Inlandskaufkraft höher, somit wäre die Außenhandelsbilanz näher am Optimum des Ausgleichs. Mit dem "Paradox", welches man als solches ansehen mag, wenn man die Weltwirtschaft als eine einzige große Haushaltskasse begreift, in der alles streng buchhalterisch mit Plus und Minus verbucht wird (was sie nicht ist, vgl. Geldwertfiktion und Zentralbanken, aber das führt an dieser Stelle zu weit), dass du einen höheren Lebensstandard hättest: mehr Importe heißt mehr Arbeitskraft von Anderen, die man also nicht selbst aufbringen muss um materielle Güter X zu besitzen und zu nutzen, bei gleichzeitig höherer Kaufkraft dank der "weniger wettbewerbsfähigen" Löhne. Somit hat der einzelne, normale Beschäftigte für weniger Arbeit den selben Lebensstandard wie derzeit bzw. für die selbe Arbeit wie derzeit einen höheren Lebensstandard.
In das andere Extrem kann man es treiben wenn man eine Weltleitwährung hat, wie die Amerikaner, dann lässt man sich den eigenen Konsum einfach von der restlichen Welt finanzieren ("beggar thy neighbor" Politik genannt, seit vielen Jahrzehnten erfolgreiche Basis des amerikanischen Wohlstands), v. a. von Ländern wie Deutschland und China, die irgendwie der Illusion erliegen, dass die Weltwirtschaft wie ein einfacher Marktplatz funktionieren würde und derjenige den höchsten Wohlstand und den meisten Erfolg hat, der nur am tüchtigsten ackert und von seinem "Marktstand" aus die meisten Waren an alle anderen verkauft (und umgekehrt Angst davor hat, zuviel von anderen zu kaufen und gleichzeitig zu teuer zu sein, wenn dann ja niemand mehr was von ihm kauft, dann "geht ihm ja das Geld irgendwann aus" - wenn es so einfach wäre, dann wären die USA schon x-mal Pleite gewesen, tatsächlich waren sie nach jeder Finanzkrise wenige Jahre später noch wohlhabender als zuvor; die Zeche hat man nämlich die restliche Welt zahlen lassen, Abwertung genannt, siehe Nullzinspolitik der Federal Reserve und "quantitative easing", sprich die Zentralbanker haben einfach im PC auf einen Knopf gedrückt, virtuell hunderte Milliarden US Dollar erschaffen und damit das US Defizit getilgt, indem sie US Staatsanleihen gekauft haben - ja, das funktioniert ohne Hyperinflation als Resultat wenn du die Weltleitwährung hast!).
"Schwäbische Hausfrau" bitte aus dem Kopf schlagen.