Zugunglück bei Bad Aibling 09.02.2016

Alles über Eisenbahn, was woanders nicht passt.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

ropix @ 20 Feb 2016, 08:49 hat geschrieben: Einfache grafische Hilfsmittel wie ein Streckenspiegel vielleicht?  :rolleyes:
Der dann spätestens im Störungsfall aussteigt und auch nicht weiterhilft? Und mangels signaltechnischer Sicherheit sowieso nicht ausgewertet werden darf?
Mühldorfer @ 20 Feb 2016, 14:11 hat geschrieben: doch das könnte was bringen, es ist in der Luftfahrt üblich daß ALLE im Zuständigkeitsbereich von Abflug, Anflug, Boden, Vorfeld, Ramp, Radar usw. auf der jeweiligen Frequenz mithören, jeder Ruf mit Rufzeichen ergänzt wird, wichtige Informationen ( Landebahn, QNH .... ) und Freigaben werden zurückgelesen, damit jeder weis was andere in dem Zuständigkeitsbereich gerade machen.
Wir sind hier aber nicht in der Luftfahrt, wo sich jedes Fahrzeug frei im dreidimensionalen Raum bewegen und damit auch überall hin ausweichen kann, sondern bei der Bahn, wo u.a. ein ggf. sehr komplexer Gleisplan eine Rolle spielt. Hier müssten die Lokführer zur Interpretation der Meldungen detailliertes Wissen mitbringen - nicht nur über den (irgendwann mal ausgedachten) Fahrplan, sondern auch über die aktuelle Betriebslagen (Verspätungen, Sonderzüge, ausfallende Züge, ...) als auch über die Infrastruktur, um hier wirklich etwas beurteilen zu können.

Oder soll der Fahrdienstleiter jetzt jeden Tf, wenn er auf das Stellwerk zufährt, erstmal zutexten über in nächster Zeit geplante Sonderzüge etc?
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von ropix »

Galaxy @ 20 Feb 2016, 15:35 hat geschrieben:?

Meridian 79595, Stellwerk Bad Aibling hold at [Weiche/Signal etc].
ja, nicht praktikabel, sagte ich bereits.
Boris Merath @ 20 Feb 2016, 15:57 hat geschrieben:Der dann spätestens im Störungsfall aussteigt und auch nicht weiterhilft? Und mangels signaltechnischer Sicherheit sowieso nicht ausgewertet werden darf?
Irgendwie ist die Ist-Situation die Anlass zu dieser Diskussion ist aber noch unbefriedigender. :rolleyes:
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Beitrag von riedfritz »

Mühldorfer @ 20 Feb 2016, 14:11 hat geschrieben:

ALLE im Zuständigkeitsbereich von Abflug, Anflug, Boden, Vorfeld, Ramp, Radar usw. auf der jeweiligen Frequenz mithören,
Du schreibst aber selbst "auf der jeweiligen Frequenz mithören", d.h. es gibt für bestimmte Aufgaben bestimmte Frequenzen. Außerdem ist ein Flugfeld ein begrenzter Raum, der relativ leicht mit "Funk ohne Löcher" aufzubauen ist. Die Zahl von Tunneln, Unterführungen usw. hält sich in überschaubarem Rahmen.


Viele Grüße,

Fritz
[font=Arial]Meine Vorbildfotos unter [/font]Meine Eisenbahnfotos
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

ropix @ 20 Feb 2016, 17:21 hat geschrieben: ja, nicht praktikabel, sagte ich bereits.Irgendwie ist die Ist-Situation die Anlass zu dieser Diskussion ist aber noch unbefriedigender.  :rolleyes:
Daher ja mein Vorschlag elektronisches Zugmeldebuch, das auch im Störfall funktionieren würde, und den Vorteil hat, dass es im Regelfall eben nicht anzeigt, ob die Strecke frei ist (sondern nur im Alarmfall "Alarm" schreit), so dass man sich nicht dran gewöhnen kann ein unsicheres System auszuwerten. Bei einer Auswertung des Streckenspiegels dagegen könnte der Gewöhnungseffekt "auf dem Streckenspiegel ist doch alles frei, also spar ich mir die Räumungsprüfung" (unbewusst!) eintreten.
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Beitrag von ropix »

Ja, für die Zukunft wäre das ne feine Sache. Nur muss die halt erstmal jemand entwickeln. Streckenspiegel gibt's schon. Und da wo er im Einsatz ist ist der Gewöhnungseffekt ja hoffentlich auch nicht aufgetreten. Nur er würde ggf. als erster Blick schon helfen, so dass die Fehlerbehandlung gar nicht erst angefangen wird.
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Lazarus
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Beitrag von Lazarus »

Sorry, aber diese Handlungen grenzen schon fast an Vorsatz, sollten sie stimmen

Wenn man als FDL sogar zwei Signale ausser Kraft setzt, kann man das fast nicht anders nennen.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Lazarus @ 20 Feb 2016, 20:36 hat geschrieben: Sorry, aber diese Handlungen grenzen schon fast an Vorsatz, sollten sie stimmen

Wenn man als FDL sogar zwei Signale ausser Kraft setzt, kann man das fast nicht anders nennen.
Dann sehen wir uns mal an was da steht:
Demnach habe er zunächst versucht, die Strecke freizuschalten, sei jedoch vom System ausgebremst worden, weshalb er seine Aktion wiederholte.
Was heißt freizuschalten? Eine normale Ausfahrt zu stellen? Blockhilfsauflösung? Achszählgrundstellung? So taugt die Aussage nichts.

Ich nehme an es ist das normale Stellen der Ausfahrt gemeint - in dem Zusammenhang würde auch das "weshalb er seine Aktion wiederholte" Sinn ergeben - nach Anweisung ist, wenn das Signal nicht auf Fahrt geht, die Bedienhandlung zu viederholen.
Bei dieser Interpretation hätte er bis hier her grundsätzlich (bis auf die Tatsache, dass er nicht zwei Fahrstraßen auf die selbe Strecke stellen darf) alles richtig gemacht.

Und zwei mal Ersatzsignal - das ist nichts neues, sondern seit Tagen bekannt. Auch wenn sich das für den Laien vielleicht anders anhört, aber wenn der Fahrdienstleiter bei dem ersten Signal einen Fehler gemacht hat, kann man davon ausgehen, dass er den identischen Fehler auch beim zweiten Signal machen wird. Die Voraussetzungen für das Ablassen eines Zuges auf die Strecke hat er ja (in seinen Augen) bereits geprüft.

Und nun noch ein persönlichen Kommentar:
Dass du hier regelmäßig allen möglichen Blödsinn in diesem Forum schreibst ist ja nichts neues. Aber anderen Leuten - ohne auch nur den Hauch einer Ahnung von der Materie zu haben - hier vorsätzliche Tötung vorzuwerfen - das ist schon der absolute Hammer. Da kann ich nur sagen: Schäm Dich.
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Beitrag von ropix »

Lazarus @ 20 Feb 2016, 20:36 hat geschrieben: Sorry, aber diese Handlungen grenzen schon fast an Vorsatz, sollten sie stimmen

Wenn man als FDL sogar zwei Signale ausser Kraft setzt, kann man das fast nicht anders nennen.
Nein, das ist totaler Quatsch. Er hat zwei Signale und eine Störung, also muss er um diese Störung umgehen zu können beide Signale bedienen, das ist doch logisch. Ansonsten würde der Zug halt vor dem roten Blocksignal stehen und auf Godot warten.

Und nein, die Handlung grenzt nicht an Vorsatz, hat der Staatsanwalt doch eineindeutig gesagt. (Ich habs nimmer so genau im Kopf, aber war es nichtmal keine grobe Fahrlässigkeit?)

Auch ansonsten ist der Artikel übrigens für die Tonne.
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218 466-1
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Beitrag von 218 466-1 »

Warum konnte der FdL ie Strecke nicht "freischalten"? Klar, weil die ganze Zeit Ausfahrt in der Gegenrichtung in Kolbermoor stand.
Der Zug 06 sei ja weder bei Rot, noch mit Zs1 gefahren. Bleibt nur Hp1.

Zweimal Zs1 für Zug 05 ist auch klar, N1 und 313.

Vorsatz ist das nicht. Nur Dummheit, weil er sich offenbar überhaupt nicht mehr um den Bf Kolbermoor gekümmert hat ... bis er dort Einfahrt stellen wollte und den abgefahrenen Zug der Gegenrichtung aufgrund der fehlenden Rotausleuchtung im Bf bemerkt hat. Zu dem Zeitpunkt hat es aber wohl schon gekracht, sodass die Funklochtheorie m.E. auch nichts mehr geändert hätte.

Der von mir kürzlich geschilderte Ablauf scheint weitgehend zuzutreffen.
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Meridianfahrer4712
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Beitrag von Meridianfahrer4712 »

moin,

ich fahre die Strecke BA-KM fast täglich.


Wenn Interesse und Bedarf besteht, kann ich versuchen die lokale Situation etwas genauer zu beschreiben.

Ein Bekannter arbeitet auch bei der DB hier in dieser Region. Interna und Gerüchte sind natürlich
tabu - einige technische und organisatorische Fragen könnte er möglicherweise beantworten.


Ist für euch nur der Unfallhergang relevant oder betrachtet ihr auch die Situation um Transdev/Meridian,
die Zugstrecke, der diversen involvierten Mitarbeiter, politische und finanzielle Erwägungen, etc?
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

218 466-1 @ 20 Feb 2016, 21:17 hat geschrieben: Der von mir kürzlich geschilderte Ablauf scheint weitgehend zuzutreffen.
Wie schon geschrieben - bis auf die bereits bekannten Fakten - teils fehlerhaft, teils Spekulation ohne jede Basis. Die genaue Begründung bitte ich weiter oben nachzulesen.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Lazarus
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Beitrag von Lazarus »

218 466-1 @ 20 Feb 2016, 20:17 hat geschrieben: Nur Dummheit, weil er sich offenbar überhaupt nicht mehr um den Bf Kolbermoor gekümmert hat ... bis er dort Einfahrt stellen wollte und den abgefahrenen Zug der Gegenrichtung aufgrund der fehlenden Rotausleuchtung im Bf bemerkt hat. Zu dem Zeitpunkt hat es aber wohl schon gekracht, sodass die Funklochtheorie m.E. auch nichts mehr geändert hätte.
Wenn es so gewesen ist, was machen dann aber die Notrufe an die Tf noch für einen Sinn?
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218 466-1
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Beitrag von 218 466-1 »

Boris Merath @ 20 Feb 2016, 22:06 hat geschrieben:Wie schon geschrieben - bis auf die bereits bekannten Fakten - teils fehlerhaft, teils Spekulation ohne jede Basis. Die genaue Begründung bitte ich weiter oben nachzulesen.
Was der FdL vor dem Drücken der ErsGT genau gemacht oder nicht gemacht hat, ist nicht bekannt (gegeben worden).

Fest steht nur, dass er keine der zwei richtigen Möglichkeiten gewählt hat, die da wären:
A) Die Ausfahrt für Zug 06 stehen lassen und die Kreuzung dann aber nach Bad Aibling verlegen und Zug 05 warten zu lassen, bis Zug 06 dort angekommen wäre. Einfahrt in Bad Aibling für Zug 06 stellen als einzige weitere Handlung.
B) Das wollte er eigentlich wenn er aufgepasst hätte: Den Tf von Zug 06 anfunken, dass die Ausfahrt in Kolbermoor zurückgenommen wird, die HaGt drücken, Fahrstraße auflösen und in Bad Aibling für Zug 05 ganz normal Ausfahrt zu stellen.
Lazarus @ 20 Feb 2016, 22:12 hat geschrieben:Wenn es so gewesen ist, was machen dann aber die Notrufe an die Tf noch für einen Sinn?
Der Knall war wohl laut, aber nicht so laut, dass er bis in das Stw in Bad Aibling zu hören war.
In der Hoffnung, dass es noch nicht zu spät gewesen wäre, war der Versuch dennoch richtig. Die Tf haben das wohl nicht mehr gehört, aber das lag wohl nicht (mehr) an einem möglichen Funkloch...
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Beitrag von eskannnureinengeben »

Der Ablauf des Ganzen ist mir weitgehend klar, nach wie vor würde mich aber interessieren was den Fdl derart gestresst hat oder abgelenkt hat um einen derart eklatanten Fehler zu machen. Ich kann mir nicht vorstellen dass ein Mitarbeiter mit nahezu 20 Jahren Diensterfahrung einen solchen Fehler einfach so macht, wäre er grundsätzlich ein Typ der sich nicht um Vorschriften schert hätte er sich in dem Job nie und nimmer so lange gehalten.
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Beitrag von Fichtenmoped »

eskannnureinengeben @ 20 Feb 2016, 22:47 hat geschrieben: Der Ablauf des Ganzen ist mir weitgehend klar, nach wie vor würde mich aber interessieren was den Fdl derart gestresst hat oder abgelenkt hat um einen derart eklatanten Fehler zu machen. Ich kann mir nicht vorstellen dass ein Mitarbeiter mit nahezu 20 Jahren Diensterfahrung einen solchen Fehler einfach so macht, wäre er grundsätzlich ein Typ der sich nicht um Vorschriften schert hätte er sich in dem Job nie und nimmer so lange gehalten.
Och, Ursachen kann es viele geben...
- Übermüdung
- Routine
- Ablenkung durch dienstliche Telefonate
- Ablenkung durch andere Sachen (sein "Büro" ist ja am Bahnsteig -ich will nicht wissen, wie viele Leute den FdL mit irgendwelchen Anfragen "Löchern")
- durch Krankheit nicht ganz bei der Sache
- Stress durch verschiedene Faktoren
- klassischer "Black Out" (man weiß nicht, was man in den letzten 5 Minuten gemacht hat)

Vor allem, wenn mehrere Sachen zusammen kommen kann man den Überblick verlieren.
Aufgrund von Rostschäden besteht Signaturersatzverkehr!

Wir bitten um Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten.
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Beitrag von Lazarus »

Fichtenmoped @ 20 Feb 2016, 22:07 hat geschrieben: Och, Ursachen kann es viele geben...
- Übermüdung
- Routine
- Ablenkung durch dienstliche Telefonate
- Ablenkung durch andere Sachen (sein "Büro" ist ja am Bahnsteig -ich will nicht wissen, wie viele Leute den FdL mit irgendwelchen Anfragen "Löchern")
- durch Krankheit nicht ganz bei der Sache
- Stress durch verschiedene Faktoren
- klassischer "Black Out" (man weiß nicht, was man in den letzten 5 Minuten gemacht hat)

Vor allem, wenn mehrere Sachen zusammen kommen kann man den Überblick verlieren.
Ganz egal, was dazu geführt hat. Bleibt nur zu hoffen, das er von der Justiz seine gerechte Strafe erhält. Schliesslich hat er den Tod von 11 Menschen zu verantworten, die dadurch ums Leben gekommen sind. Er kann sein Leben fortsetzen, die Opfer können das nicht.
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Beitrag von eskannnureinengeben »

Da erscheinen mir die letzten 3 Gründe noch am plausibelsten. Wenn du den Job schon so lange machst bist du normalerweise abgeklärt genug sich durch die ersten drei Dinge nicht mehr rausbringen zu lassen, sonst wärst du gar nicht erst so lange dabei geblieben.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Lazarus @ 20 Feb 2016, 23:11 hat geschrieben: Ganz egal, was dazu geführt hat. Bleibt nur zu hoffen, das er von der Justiz seine gerechte Strafe erhält. Schliesslich hat er den Tod von 11 Menschen zu verantworten, die dadurch ums Leben gekommen sind. Er kann sein Leben fortsetzen, die Opfer können das nicht.
Hast Du bei Dir in der Arbeit noch nie einen Fehler gemacht?

Und was genau hilft es den Opfern, wenn man jetzt jemand einknastet?
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von Lazarus »

Boris Merath @ 20 Feb 2016, 22:15 hat geschrieben: Hast Du bei Dir in der Arbeit noch nie einen Fehler gemacht?

Und was genau hilft es den Opfern, wenn man jetzt jemand einknastet?
Ich denke mal, jeder macht mal einen Fehler. Ansonsten hilft es den Opfern durchaus, wenn die sehen, er kann nicht einfach weiterleben, als wenn nichts passiert ist.
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Beitrag von ropix »

Nachdems noch keine Bild-Schlagzeile gab "Dieser Überlebende wünscht den Fahrdienst in den Knast" scheint auch noch keiner auf die Idee gekommen zu sein (inklusive Journaille).

Aber nach der bisherigen Rechtsprechung würde es mich wahnsinnig verwundern wenn man hier eine Haftstrafe ohne Bewährung verhängt. Selbst Warngau, wo der Fehler deutlich eklatanter gewesen sein dürfte ging für alle Beteiligten auf Bewährung aus.
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Lazarus
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Beitrag von Lazarus »

ropix @ 20 Feb 2016, 22:25 hat geschrieben: Aber nach der bisherigen Rechtsprechung würde es mich wahnsinnig verwundern wenn man hier eine Haftstrafe ohne Bewährung verhängt. Selbst Warngau, wo der Fehler deutlich eklatanter gewesen sein dürfte ging für alle Beteiligten auf Bewährung aus.
na klar, am Besten lassen wir auch gleich noch als FDL weiterarbeiten. Ist ja nichts passiert.......

Wobei zutrauen würde ich das der DB durchaus.
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Beitrag von JLanthyer »

Früher oder später wird das noch kommen, ropix. Auch Überlebende, die vom Unfall verletzt wurden, würden sich solche Strafen für den Fdl wünschen.
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Beitrag von eskannnureinengeben »

Ich würde das auch etwas differenzierter sehen. Das Leben des Kollegen wird nie mehr dasselbe sein, er hat 11 Leben auf dem Gewissen. Wahrscheinlich muss er seinen Wohnort wechseln. Was an zivilrechtlichen Forderungen auf ihn zukommt möchte ich mir nicht mal vorstellen. Er wird nie wieder seinen Beruf ausüben. Also von seinem Leben bleibt nicht mehr viel übrig. Und er hat einen Fehler gemacht weil er ein Mensch ist. Keine Absicht dahinter, davon gehe ich aus. Das ganze in einem Job der für Fehler äußerst anfällig ist und bei dem der Grad der Verantwortung und die Bezahlung in keiner Relation stehen und der oftmals durch Begleitumstände noch unnötig erschwert wird. Also wäre ich sehr dafür wenn die Justiz hier milde vorgeht, gestraft ist der Kollege durch den Rest genug. Und kein Opfer wird wieder lebendig wenn man ihn die volle Härte spüren lässt.
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Lazarus
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Beitrag von Lazarus »

eskannnureinengeben @ 20 Feb 2016, 22:35 hat geschrieben: Ich würde das auch etwas differenzierter sehen. Das Leben des Kollegen wird nie mehr dasselbe sein, er hat 11 Leben auf dem Gewissen. Wahrscheinlich muss er seinen Wohnort wechseln. Was an zivilrechtlichen Forderungen auf ihn zukommt möchte ich mir nicht mal vorstellen. Er wird nie wieder seinen Beruf ausüben. Also von seinem Leben bleibt nicht mehr viel übrig. Und er hat einen Fehler gemacht weil er ein Mensch ist. Keine Absicht dahinter, davon gehe ich aus. Das ganze in einem Job der für Fehler äußerst anfällig ist und bei dem der Grad der Verantwortung und die Bezahlung in keiner Relation stehen und der oftmals durch Begleitumstände noch unnötig erschwert wird. Also wäre ich sehr dafür wenn die Justiz hier milde vorgeht, gestraft ist der Kollege durch den Rest genug. Und kein Opfer wird wieder lebendig wenn man ihn die volle Härte spüren lässt.
Ich meine, damit man ihn in finanzieller Sicht in Haftung nehmen kann, muss man ihm schon zumindest grobe Fahrlässigkeit vorhalten können. Ansonsten trifft es seinen Arbeitgeber, also in dem Fall DB Netze und deren Versicherung.
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Beitrag von andreas »

Lazarus @ 20 Feb 2016, 23:19 hat geschrieben:
Boris Merath @ 20 Feb 2016, 22:15 hat geschrieben: Hast Du bei Dir in der Arbeit noch nie einen Fehler gemacht?

Und was genau hilft es den Opfern, wenn man jetzt jemand einknastet?
Ich denke mal, jeder macht mal einen Fehler. Ansonsten hilft es den Opfern durchaus, wenn die sehen, er kann nicht einfach weiterleben, als wenn nichts passiert ist.
du meinst, der kann jetzt weiterleben als wenn nix passiert wäre? (egal ob er in den Knast kommt oder nicht?) Ich denke, nicht jeder ist so ein Eisklotz wie du.....
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Beitrag von eskannnureinengeben »

Ich kannmir zwar nicht vorstellen was die Angehörigen fühlen, könnte es mir aber auch nicht vorstellen wenn ich betroffen wäre dass ich irgendeine Befriedigung daraus ziehen könnte wenn sie den Mann einsperren.
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Beitrag von 218 466-1 »

Im schlimmsten Fall, könnte es so kommen, wie für den Fluglotsen, der die Kollosion von zwei Flugzeugen bei Überlingen verursacht hat.
Hoffen wir mal, dass diesmal kein unfernünftiger unter den Angehörigen ist.
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Beitrag von ropix »

Nein, mittlerweile greift der Herr Putin eher selber zum Panzer.
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218 466-1
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Beitrag von 218 466-1 »

ropix @ 21 Feb 2016, 00:27 hat geschrieben: Nein, mittlerweile greift der Herr Putin eher selber zum Panzer.
Hoffentlich sind dann keine Russen unter den Opfern. :ph34r:
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Also jetzt platzt mir mal der Kragen, ich habe jetzt tagelang nur gelesen und mich raus gehalten, aber dieser Lazarus ist doch nicht ganz normal, irgendwo setzt da das Hirn aus bei dem!
Solche weltfremden und rachgetränkten Äußerungen sind einfach nur krank, das machen Menschen die aus Stein sind und kein Gewissen haben.
Man kann verstehen wenn direkte Angehörige in der ersten Reaktion bedenkliches äußern, aber L. ist ein herzloser Mensch.

Nebenbei noch die Verschwörungstheorien und der Hass auf DB Netz. Was hat dir die Welt angetan?

So und nein, die Äußerung tut mir nicht mal leid, mich regt so etwas auf, auch wenn es harte Worte sind!

Der Fdl kann einem leid tun, der ist wohl wahrlich am Boden zerstört. Nur ein kranker Unmensch glaubt dass der jetzt fröhlich durch die Welt geht. Solche Situationen wünscht man keinem und wer ohne Fehler ist, der werfe den ersten Stein, viel Spaß L.
Ich bezweifle dass der Fdl seinen Dienst je wieder ausüben kann und wird, aber er wird sicher wieder innerhalb des DB-Konzerns arbeiten wenn er dazu wieder in der Lage ist, auch wenn L. das nicht passt.

So schrecklich das alles ist, Menschen machen Fehler, es gibt keinen Menschen der unfehlbar ist und auch solche Dinge sind nie zu 100% auszuschließen. Wer weiß was war, man kann in die Menschen nicht reinschauen. Jeder hatte selbst sicher schon genug Situationen wo man sich selbst dabei erwischt hat wie Dinge passieren die eigentlich nicht sein können, aber in der Situation war das so und man war selbst überrascht. Da spielen viele Faktoren rein, wie Beziehungsprobleme, Angeschlagenheit, Müdigkeit wegen Überarbeitung, unerklärbarer Blackout usw.
Jeder mit menschlicher Regung (ich klammere einen mal aus) wird das verstehen.

Wer den Fdl, der gestraft genug ist, ins Gefängnis wünscht hat nicht alle Latten am Zaun.
Ich zweifle in diesem Fall auch an einer Gefängnisstrafe, denn da muss man unsere Justiz mal wirklich loben, sie entscheiden eben nicht nach Wünschen des Bild-Stammtisch-Mobs.
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